Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Sinnvolle(re) Kontrollen

21. April 2012 · 15 Kommentare

Nachdem ich in meinem letzten Artikel ja ziemlich deutlich über den Ort der (angekündigten) Fahrradkontrolle gemeckert hatte und -samt Vorschlag für vernünftige Kontrollen- auch so im Artikel in der „Welt“ zitiert wurde, führte die Kölner Polizei gestern wesentlich sinnvollere Kontrollen durch:

Auf meinem Weg in die Innenstadt sah ich eine „Fahrradstaffel“ der Polizei auf der Südseite der Mülheimer Brücke, später -auf meinem Rückweg- wurden auf der Nordseite Geisterfahrer angehalten und kontrolliert. Richtig so! Ich befahre diese Brücke fast täglich, teilweise mehrmals und habe in diesem Weblog schon oft genug darauf hingewiesen, daß fahren gegen die Fahrtrichtung dort lebensgefährlich ist – entsprechende Unfälle sind dort in den letzten Jahren passiert.

Ich hatte eine Verabredung in der Innenstadt, am Ebertplatz, war etwas früher da und wollte mir noch einen Kaffee holen. Ich „rollerte“ (wie vor 2 Tagen) über den ziemlich breiten Gehweg (der dort leider tatsächlich viele Menschen zum darauf Radfahren einlädt) in die Neusser Straße. Genau an der Ecke trat mir ein Polizist in den Weg und rief „Halt!“. Der kam so richtig hinter der Ecke hervor, ich erschrak tatsächlich ein wenig. Er hatte mich sicherlich schon gehört (meine Rennradlaufräder sind akkustisch eindeutig zu vernehmen) und klärte mich nun auf, daß ich nicht über den Gehweg fahren dürfe. Ich erwiderte, daß ich nicht fahre, sondern „rollere“ und somit als Fußgänger gelte, das Ganze zudem mit mäßiger Schrittgeschwindigkeit und einer Hand an der Bremse. Außerdem: mit den Cleats an den Rennradschuhen ist es wesentlich unsicherer zu laufen (da knickt man leicht um), als eben zu rollern. Der Polizist war sehr freundlich, akzeptierte meine Argumentation auch sofort und erkannte wohl die Verantwortlichkeit meiner Fortbewegung. Ich lobte, daß ich diese Kontrolle durchaus gutheiße und sein verschmitztes Lächeln deutete mir an, daß er sich freute von einem Bürger solch eine Akzeptanz zu erfahren. Er entschuldigte sich dann, hatte wohl einen Sünder gesehen und sprang hektisch aus meinem Blickwinkel. Hinter mir hörte ich noch eine Frau lachen und dann sah ich die filmreife Flucht einer dieser Ramsauerschen Kampfradlers: ein glatzköpfiger Opa gab alles, um auf seinem Fahrrad vor dem Polizisten zu flüchten! Ich glaube, in einem James Bond Film hätte das nicht besser ausgesehen!

Kampfradler knallhart verfolgt!

 

Ich passierte die Kontrollstelle noch einmal auf dem Rückweg und traf dann meine Verabredung vor dem Kino am Ebertplatz. Mit einem TV-Team eines großen deutschen Privatfernsehsenders wollte ich einen Beitrag über die Probleme von Radfahrern drehen. Wir hatten uns vorgenommen, am viel zu schmalen Rad- und Schutzstreifen am Hansaring aufzuzeigen, wie knapp die Überholabstände von und die Abstände zu parkenden KFZ dort sind, wenn man den Schutzstreifen befährt. Ich hatte eine kleine Kamera auf dem behelmten Kopf, zudem eine (auf mich gerichtet) am Lenker und ein Kameramann mit einer großen Fernsehkamera begleitete mich, dazu noch ein Mann mit einem Mikrofon, auf dem der Name des TV-Senders zu lesen war.

Um zum Hansaring zu kommen, mussten wir nochmal die Stelle passieren, an der die Kontrolle stattfand. Dort stand nun noch ein weiterer Polizist und dieser hielt mich auch prompt an, ich würde auf dem Gehweg fahren. Die Diskussion ging also erneut los, diesmal allerdings im Beisein einer Fernsehkamera – der Kameramann hielt selbstverständlich direkt drauf. Ich erklärte dem Polizisten wieder, daß ich mitnichten „fahre“ und daß er ja seinen Kollegen fragen könne (stand 3 Meter neben uns), das akzeptierte er aber nicht. Meine berechtigte Frage war nun, warum meine Handlung jetzt eine Ordnungswidrigkeit ist, wenn sie das vor ein paar Minuten nicht war. Da kann ja irgendetwas nicht stimmen. Die Anwesenheit der TV-Kamera machte den Mann nun wohl doch etwas unsicher und er fragte, was wir denn filmen würden, was der Kameramann ihm auch erläuterte. Wir hätten die Situation „bewußt provoziert“, um entsprechende Aufnahmen zu haben, warf er uns vor. Das war nun wirklich nicht fair! Wir mussten diese Kreuzung einfach passieren, um zum Drehort zu gelangen, uns da Provokation anhängen zu wollen … ich bin ein paar Minuten vorher nicht verwarnt worden, für eine Provokation vor laufender Kamera, wäre ich dann wohl tatsächlich besser wirklich da lang gefahren, oder?

Er fragte schließlich seinen Kollegen, der sagte daß das alles ok so ist. Hab also doch keine Ordnungswidrigkeit begangen. Aber irgendetwas mußte er doch finden! Nun wurde es wieder einmal unschön: „Ist die Kamera aus?“ fragte der Polizist und deutete auf die TV-Kamera. Nachdem der Kameramann dies bejahte, meinte er sofort „Ich werde jetzt ihr Fahrrad kontrollieren, das ist nicht verkehrssicher!“ Aha! Da hatte er also was gefunden, denn wenn man päpstlicher als der Papst ist oder jemandem eins reinwürgen will, dann findet man an jedem Rennrad in Deutschland irgendetwas auszusetzen. Aber das kenne ich ja schon!Wo ist ihre Beleuchtung?“ fragte er. Ich sagte ihm, daß ich meine (übrigens perfekte) Beleuchtung am 20. April um 13:00 Uhr mittags tatsächlich nicht mitführe. Mein Fehler. Ich sagte ihm aber auch, daß das eine Sauerei ist, daß er extra fragt, ob die Kamera aus, bevor er den bad cop spielt. Nach den anderen beiden Kameras hat er übrigens nicht gefragt …. Er klärte mich auf, daß man bei einem „Rennrad unter 7kg“ keine feste Beleuchtung braucht, aber Batterielampen mitführen muss. Ach, das wäre wirklich schön, wenn mein Rennrad unter 7 kg wiegen würde!!! Die kennt sich aus, die Kölner Polizei! Aber immerhin: ne Klingel hab ich auch nicht dran und die Bereifung ohne seitliche Reflektion ist auch nicht ok. Rückstrahler am Heck und Reflektoren an den Pedalen (das ist am Rennrad quasi unmöglich) hat er vergessen, aber ich wollte nicht den Klugscheisser machen ….

Nach meinem freundlichen aber bestimmten Protest beließ er es übrigens bei einer mündlichen Verwarnung, ich mußte also nichts zahlen. Er gab dann tatsächlich auch noch ein paar Statements in die Kamera ab und erklärte auch, warum auch mein Rollern „gefährlich“ ist. Es geht schließlich auch um meine Sicherheit, denn wenn jemand plötzlich aus einem Geschäft heraustritt und mich nicht sieht, dann rennt er mich u.U. um! Rollernd kann ich nicht so schnell anhalten wie schiebend (stimmt in meinem Fall überhaupt nicht) und selbst wenn ich durch einen Helm geschützt bin, könnte ich mich trotzdem noch verletzen. Ich bin der festen Überzeugung, daß wenn jemand meine in Schrittgeschwindigkeit bewegten zarten 88 kg umrennt, ich schon einen zirkusreifen Stunt hinlegen muß, um so zu fallen, daß mein Kopf auch nur annähernd von oben in Mitleidenschaft gezogen wird. Naja, die Helm-Doktrin der Kölner Polizei ist ja hinlänglich bekannt.

Abschließend äußerte ich mich, daß ich die Fahrradkontrollen ja generell gutheißen würde, aber andererseits auch Verständnis für die Gehwegradler hab, die diesen Gehweg befahren, denn der ist dort 4-5 Meter breit und an anderen Stellen, wo Gehwege viel schmaler sind, MÜSSEN sie diese benutzen, weil es schlichtweg von der Verwaltung angeordnet worden ist. Man erzieht sich seine Verkehrsrambos, da helfen auch diese Kontrollen nicht viel. Leider.

Ich fragte den Polizisten noch, warum sie nicht mal die Überholabstände der Kfz am Hansaring kontrollieren würden, wenn es denn auch um meine Sicherheit gehen würde. „Das ist nicht unser Revier„, antwortete er. Auf meine Anmerkung, daß das nur knapp 200 Meter entfernt ist, erklärte er mir, daß „die Grenze genau hier ist„. Aha. Von der angekündigten Ahndung von Fehlverhalten motorisierter Fahrzeugführer habe ich in der Frühjahrsoffensive der Kölner Polizei somit immernoch nichts mitbekommen. Aber kann ja noch kommen.

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→ 15 KommentareTags: Polizei · Verkehrsrüpel

Fahrradkontrollen – Farce

19. April 2012 · 26 Kommentare

Ich weiß auch nicht, worüber ich hier berichten soll„, sagte der Reporter der „Welt Kompakt“ zu mir.

Aber von Anfang an: Die Kölner Polizei macht dieser Tage ernst mit der Fahrradsicherheit und nimmt den Kampf gegen die Krampfadler auf! Den Pressetext zur gestrigen Fahrradkontrolle muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: In Köln ist es schließlich im letzten Jahr „zu mehr als 1700 Verkehrsunfällen mit zum Teil schwer verletzten Radfahrerinnen und Radfahrern gekommen“ und „dieser traurigen Entwicklung gilt es konsequent entgegen zu treten, um unser Ziel, menschliches Leid zu verhindern und die Zahl der Verunglückten zu reduzieren, weiter zu verfolgen.“, so wird Herr Simon, der Leiter der Verkehrsinspektion zitiert. Deswegen wird also „die ordnungsgemäße Benutzung der Fahrradwege und das Beachten von roten Ampeln“ im „Fokus der Kontrolle“ stehen.  Aber (aufgemerkt!) außerdem: „Konsequent wird die Polizei aber auch für freie Fahrradwege sorgen und das Fehlverhalten motorisierter Fahrzeugführer ahnden.“

Die Polizei Köln hat sich für diese Aufgabe eine der gefährlichsten Stellen für Radfahrer, ja den Verkehr in Köln generell, ausgesucht, die es überhaupt gibt: Die Alteburger Straße, Ecke Alteburger Wall. Da laut Pressemitteilung alle „Medienvertreterinnen und -vertreter herzlich eingeladen“ waren und ich das zeitlich vor dem Job noch gerade so schaffte, machte ich mit dem Rennrad einen Abstecher dorthin.

Gefährliche Kreuzung - Alteburger Straße

 

Ich befuhr die Alteburger Straße (Tempo 30, keine „Radwege“, keine „Schutzstreifen“, kaum Verkehr) von den Ringen aus kommend und fragte mich während der Fahrt schon einmal, wie genau die „ordnungsgemäße Benutzung der Fahrradwege“ kontrolliert werden soll, wenn überhaupt gar keine vorhanden sind (und wenn welche vorhanden wären, diese keinen wirklichen Sinn machen würden, weil es schlicht keine Gefahr gibt, vor der man Radfahrer hier schützen müsste.) und wie man die nicht vorhandenen „Radwege“ wohl freihalten möchte. An der Kreuzung Alteburger Straße/Alteburger Wall sah ich dann ein paar Polizisten stehen, dachte mir allerdings, daß das unmöglich diese groß angekündigte Fahrradkontrolle sein könne und fuhr geradeaus weiter, in der Annahme, daß dort mehr Verkehr und die wirkliche Kontrolle wäre. Es war auch weit und breit keine Ampel in Sicht, die man bei rot (oder grün oder gelb) hätte überfahren und darauf hin hätte kontrolliert werden können.

Baustelle Alteburger Straße

 

Auf der linken Fahrbahnseite befindet sich hinter der Kreuzung eine Baustelle, es wurde eine Einbahnstraße errichtet, die man problemlos in die Gegenrichtung für den Radverkehr freigeben könnte. Nach ein paar Metern war mir klar, daß an der bereits passierten Kreuzung tatsächlich die eigentliche Kontrolle stattfand, ich hielt an, wendete und wollte zurück fahren. Als ich realisierte, daß ich nun ca. 30 Meter durch die Einbahnstraße mußte, klickte ich den rechten Fuß aus, stellte ihn auf den Boden und „rollerte“ in Schrittgeschwindigkeit durch die Einbahnstraße. Da ich nicht pedalierte, war ich meines Erachtens als Fußgänger unterwegs. Und übrigens: eine adäquate Umleitung für den Radverkehr gab es selbstverständlich nicht, ich hätte höchstens noch den Gehweg benutzen können.

Einbahnstraße Alteburger Straße

 

Da ich nichts sah, über das es sich zu berichten lohnte, außer ein paar Polizisten, die sich einen gemütlichen Nachmittag machten, wollte ich eigentlich links in den Alteburger Wall abbiegen und meine Fahrt zur Arbeit fortsetzen, als mir dieser junge Mann mit der gelben Warnweste etwas zurief. Zunächste verstand ich ihn nicht, gab ihm dies auch zu verstehen und rollte auf ihn zu. „‚Kommen sie mal bitte hier rüber‚ hab ich gesagt“ konnte ich dann vernehmen und er verlangte meinen Ausweis, den ich nicht dabei hatte (muß ich ja auch nicht). Mein „Warum?“ konterte er mit „Gucken sie mal auf das Schild da, was sagt ihnen das denn?“. Aha! Ein verkehrsdidaktisches Gespräch bahnte sich offensichtlich an, da hatte der junge Polizist also an diesem ereignisarmen Nachmittag dann doch noch einen erwischt. Er warf mir schließlich vor, ich wäre gegen die Einbahnstraße gefahren, was ich bestritt, da ich nicht pedalierte und somit nicht als Fahrradfahrer unterwegs war. Es wäre auch -ehrlich gesagt- ziemlich bescheuert, in Anwesenheit von einem knappen Dutzend Polizisten eine Ordnungswidrigkeit zu begehen und das als Mensch, der sich mit den Verkehrsregeln ganz ordentlich auskennt.

Der Polizist monierte, daß ich kein Dokument, mit dem ich mich ausweisen könne, bei mir trug mit den Worten „das ist schlecht“ und fragte nach meinem Namen. Als ich diesen nannte, schaltete sich ein Kollege mit den Worten „kann ich bestätigen“ ein, der zuvor auf der Verkehrsinsel seinen Dienst verrichtete und (vermutlich) dort nach „Fehlverhalten motorisierter Fahrzeugführer“ Ausschau hielt oder sich sonstwie die Zeit vertrieb. Ich bin bei den Verkehrspolizisten also mittlerweile bekannt. Gut so, denn ich denke, das sollte unter den Kollegen schon die Runde machen, daß es tatsächlich Menschen gibt, die sich (unter anderem) ernsthaft für ihre Arbeit interessieren. Der Mann bemerkte dann auch meine Helmkamera und sprach mich darauf an. Ich bejahte die Frage, ob ich irgendetwas aufnehmen würde – das war aber ob des rhythmisch blinkenden roten Lichtes an der Kamera auf meinem Kopf auch nicht zu übersehen. Er wandte sich dann ab, daß sein Kollege (in der Warnweste) das selbst klären müsse , das wäre ja „seine Maßnahme“. Nun ja, ich war ja als „Medienvertreter“ der Einladung in der Pressemitteilung gefolgt und das soll schonmal passieren, daß Medienmenschen etwas filmen.

Der Warnwestenmann nahm dann weiter meine Daten auf und verschwand mit den Worten „ich komm gleich wieder zu ihnen“. Er brauchte übrigens über 9 Minuten, um das zu kontrollieren, was auch immer er kontrollierte.

So stand ich also dort am Straßenrand und wartete und schaute mir diese hochgefährliche Kreuzung an. Es dauerte gerade mal 30 Sekunden, bis 2 Radfahrerinnen direkt vor den Augen von zwei Polizisten von der Fahrbahn auf den Gehweg bogen und die beiden ohne irgendeine Reaktion dabei zuschauten. Gehwegradeln ist eine der Hauptunfallursachen, was die eingangs erwähnten „1700 Verkehrsunfälle mit zum Teil schwer verletzten Radfahrerinnen und Radfahrern“ angeht, das hatte Herr Simon ja vor kurzem noch eindrucksvoll auf der Pressekonferenz von Velo2010 geschildert.

Gehwegradler & Polizist

 

Ich wies also die Polizisten auf die Gehwegradlerinnen hin und der Mann, der mich vorher schon erkannt hatte, kam zu mir rüber und es entwickelte sich ein recht interessantes Gespräch: er meinte, man müsse das im „Rahmen der Verhältnismäßigkeit“ sehen und „sie sehen ja auch, da vorne ist eine Einbahnstraße, was sollen die Verkehrsteilnehmer hier machen?“ Ich antwortete „das ist relativ einfach, die können da auf der Fahrbahn fahren“ und wies auf die erhöhte Gefahr beim Gehwegradeln hin. Das hat der gute Mann aber gar nicht verstanden, er erklärte mir, warum es gefährlich sei (der Autofahrer sähe mich nicht) wenn ich gegen die Einbahnstraße fahre (was ich ja nicht gemacht habe), aber auch „man muß auch menschlich sein“, was die Gehwegradler angeht. Der Gehweg dort ist tatsächlich sehr breit, ich würde ganz sicher nicht von einer „Gefahr“ sprechen – was das Gehwegradeln dort trotzdem nicht erlaubt, zumal dort so wenig Verkehr ist, daß es für absolut niemanden ein Problem sein sollte, auf der Fahrbahn zu fahren. Ich erwiderte zudem, daß die Menschen, die dort auf dem breiten Gehweg radeln ein paar hundert Meter weiter, wo es dann wirklich gefährlich ist, weiterhin auf dem Gehweg unterwegs sind – wie sollen sie das auch lernen, wenn selbst die Polizei bei einer angekündigten Fahrradkontrolle in diesem Fall nicht einschreitet. „Deswegen sprechen wir das ja auch an“ meinte der Mann, währenddessen bog die nächste Radlerin auf den Gehweg ein. Und „ich unterhalte mich ja auch grad mit ihnen, ich kann da ja jetzt nicht hin und herspringen“. Alles klar, ich hielt ihn also von der „Arbeit“ ab … das war selbstverständlich nicht meine Intention! Daß da noch ein weiterer Kollege stand wurde nicht weiter erörtert.

Kenn ich sie nicht aus der Zeitung“ sprach mich ein Mann an und stellte sich als Reporter der „Welt Kompakt“ vor. Er hatte den KStA-Artikel gelesen, mich erkannt und war offensichtlich froh, einen Interviewpartner zu haben. Ob er mich kurz nach meiner Meinung fragen dürfe? Selbstverständlich.

Ich erzählte dem Mann kurz, warum ich vor Ort bin und daß ich angehalten wurde und jetzt noch auf den Polizisten warte, der sich abspricht meine Daten kontrolliert. „Kann man sagen, daß sie das hier auch ein bisschen für überflüssig halten, diese Kontrolle“ fragte mich der Reporter, „weil es andere Orte gäbe, wo es sinnvoller wäre?“. „Das ist hier völliger Quatsch“ meinte ich dazu und nannte auch Stellen, an denen es wesentlich passender wäre (Mülheimer Brücke, Ringe oder so ziemlich jede andere Kreuzung in Köln). Ich erwähnte dem Reporter gegenüber auch mein vorheriges Gespräch mit dem Polizisten und daß die Gehwegradler gar nicht angehalten wurden. Der Polizist hatte aber mittlerweile die Straßenseite gewechselt und knöpfte sich nun tatsächlich vor unseren Augen einen Fahrradfahrer auf dem Gehweg vor. Ob er dies tat, weil ich mich jetzt mit einem „richtigen“ Journalisten unterhielt, kann ich nur mutmaßen.

Ich unterhielt mich mit dem Mann von der „Welt“ noch ein wenig über den Sinn oder Unsinn dieser ganzen Aktion und wir waren uns beide recht einig, was wir von dieser Kontrolle hielten. Dann kam -nach knapp 10 Minuten- der Mann in der Warnweste zurück, er hatte einen älteren Beamten in Uniform im Schlepptau. Ich hatte mich ein wenig gewundert, warum er solange gebraucht hat, um meine Identität festzustellen, zumal es sonst keine „Sünder“ weit und breit gab, die es zu überprüfen galt. „Herr Laufenberg, ich hab ihre Daten überprüft und sie sind ja bekannt bei den Kollegen“, sagte der Mann in der Warnweste und führte an „nun ist das so, daß man sich normalerweise ausweisen muß„, was ja nun mal gar nicht stimmt und ich dem Polizisten auch sagte. Er warf mir nochmal vor, daß ich gegen die Einbahnstraße gefahren wäre und dabei pedaliert hätte und bot mir ein Ordnungsgeld von 15.- Euro für diesen Verstoß an. Der ältere Polizist gab zu verstehen, daß er das auch gesehen hätte und somit stand es 2:1 und zwar zwei Polizisten gegen einen Bürger. Mag der Bürger auch rechtschaffen sein, was das zu bedeuten hat, kann sich wohl jeder vorstellen. Ich lehnte das Ordnungsgeld ab, hatte auch gar kein Geld dabei (bar oder EC-Karte wären gegangen), ich würde dann eine Anzeige und einen Anhörungsbogen bekommen. Gut.

An dieser Stelle wird die Geschichte in meinen Augen unschön, denn ich bin mir sicher, daß -in dem Moment, als ich die Einbahnstraße passierte- überhaupt nur der Mann in der Warnweste mich wahrnahm und die anderen Polizisten gar nicht in meine Richtung schauten. Daß der ältere Beamte also gesehen haben will, daß ich pedalierte mag ich nicht wirklich glauben und berücksichtigt man, daß der junge Polizist, der vielleicht noch in der Ausbildung ist und etwas lernen soll, knapp 10 Minuten brauchte, um meine  Personalien aufzunehmen und dann nicht alleine, sondern in Obhut zurückkam, so kann man relativ einfach eins und eins zusammenzählen. Was Hänschen lernt …

Nun, kurioserweise habe ich ja ein Video von alledem, denn meine Helmkamera lief die ganze Zeit. Da wies ich die Beamten auch nochmal drauf hin, daß ich meine Unschuld im Zweifel wohl belegen kann. „Ja, wenn sie das aufnehmen, wo sie mit den Füßen auf dem Boden sind“, meinte der ältere Beamte zu mir. Nein, ich habe selbstverständlich nicht meine Füße beim Nicht-Pedalieren gefilmt, sondern meinen Blick noch vorne gerichtet (die Perspektive der Kamera wird schließlich durch meine Blickrichtung definiert). Und da sieht man ganz deutlich, daß keiner der Polizisten auch nur annähernd in meine Richtung guckt. Übrigens in einer Auflösung von 1980×1080 Pixeln und somit wirklich schön deutlich.

Mein Fazit: Ich bin mal gespannt, ob mich die angekündigte Anzeige dann tatsächlich erreicht, von meiner Selbstanzeige habe ich bis jetztimmerhin noch nichts gehört. Man nehme es mir nicht übel, wenn ich das Verhalten der Polizisten, wo auf einmal der ältere gesehen haben will, wie ich pedaliert habe, als willkürlich und abgesprochen empfinde. Das von mir angefertigte Video ist gesichert und ich kann es bei Bedarf selbstverständlich zum Anhörungsbogen dazulegen.

Was die groß angekündigte Fahrradkontrolle angeht, kann man leider nur das Attribut „lächerlich“ vergeben und darin fühle ich mich in dem Eindruck, den der Profijournalist hatte, bestätigt. Dieser Ort ist der so ziemlich ungeeignetste, den man für eine solche Kontrolle auswählen kann, zumal dann prinzipiell gravierende Vergehen wie Gehwegraddeln noch nicht mal geahndet werden und wo kaum Kfz-Verkehr ist, kann man auch kaum dessen Fehlverhalten gegenüber Radfahrern feststellen. Da hätte man genauso gut auf den Verkehrsübungsplatz gehen können. Das alles macht letztlich nicht wirklich den Eindruck geeigneter Maßnahmen, um menschliches Leid zu verhindern und auch nicht, daß man den Radverkehr in irgendeinem Maße wirklich ernst nehmen würde.

[Nachtrag]: der Welt-Artikel ist nun auch Online. Da kann man lesen, daß an der anliegenden Kita noch fein Propaganda gemacht wurde. Ohne geht es anscheinend nicht.

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→ 26 KommentareTags: Polizei · Presse

Knapp kommuniziert

16. April 2012 · 17 Kommentare

Heute, am 16.4.2012  findet er statt, der „4. Kölner Radverkehrstreff“ und zwar um 18:00 Uhr im Polizeipräsidium in Köln-Kalk.

Ein Großereignis scheint das nicht zu sein, denn seitens der Veranstalter tut man so ziemlich alles, um den Termin so geheim wie möglich zu halten. Eingeladen wurde seitens des „Fahrradbeauftragten“ schlappe 3 Tage vorher, nämlich am 13.4.2012 per Newsletter. Immerhin: das ist das erste mal, daß ich -trotz mehrmaliger Anmeldeversuche- von dort tatsächlich einen Newsletter erhalten habe, während andere Kölner Radfahrer erzählen, daß sie auch diesen nicht erhielten, obwohl sie sich beispielsweise auf der Cycolonia in die entsprechende Liste eintrugen.

Wer den Newsfeeed der Kölner Polizei liest, war schneller informiert, immerhin einen ganzen Tag, denn dort wurde „bereits“ am 12.4.2012 feierlich eingeladen. Eine Information, geschweige denn Einladung auf der Internetseite des Kölner „Fahrradbeauftragten“? Fehlanzeige! Dort finden sich unter „Aktuelles und Aktionen“ Artikel über „Netzlücken im Radverkehrsnetz geschlossen“ und „Fahrradleichen entfernt“. Na dann! Ich hatte nach dem 1. „Radverkehrstreff“, der aus solchen Gründen komplett an mir vorbei gegangen war, Erich Koprowski, den damaligen adfc-Vorsitzenden, an der Ampel getroffen und gefragt, warum sowas nicht kommuniziert wird. Seine lapidare Antwort war „dann würden da ja vermutlich jede Menge Leute hinkommen, das scheint denen nicht recht zu sein“.

Ach so, das Thema des heutigen „Radverkehrstreff“ ist übrigens „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit„. Bezeichnend, nicht?

Ich hatte dieses Thema auf dem letzten Treff im November sogar vorgeschlagen. Nach einer ziemlich blamablen Kommunikationslücke vorher (Ich hatte bei der Moderatorin, Frau Bürgermeistrin Scho-Antwerpes, angefragt, ob ich oder einer der anderen Kölner Fahrradblogger zum Thema „Radwegebenutzungspflicht“ referieren dürfen und daraufhin noch nicht einmal eine Antwort bekommen, obwohl meine e-mail an die Organisatoren „weitergeleitet“ worden sei. Diese (Das Büro des „Fahrradbeauftragten“) behaupteten dann, bei Ihnen wäre diese Anfrage nicht angekommen. Trotz des energischen „das werde ich klären“ von Frau Scho-Antwerpes ist das bis heute selbstverständlich nicht geklärt …), sollte ich referieren (dürfen). Der nächste Treff sollte „im März“ stattfinden.

Vor ein paar Tagen bekam ich dann von Joachim Schalke (adfc-Vorsitzender und Polizist, wobei er beim Radverkehrstreff leider als Polizist teilnimmt und entsprechend schweigsam ist (sein muss?!))  eine facebook-Chatnachricht, ob ich bei diesem Radverkehrstreff referieren möchte. Ich wußte nicht, daß offizielle Einladungen per facebook-Nachricht ausgesprochen werden, hatte Joachim vorletzte Woche bei der Velo2010 PK getroffen und nochmal gefragt, ob das nun offiziell sei. Das war es, somit wußte ich also tatsächlich etwas früher von diesem Termin als die Weltöffentlichkeit. Unabhängig davon, daß ich für einen Vortrag, neben einer vernünftigen Einladung auch etwas Vorbereitungszeit wünsche, muß ich -wie der Rest der Welt- dann und wann auch mal arbeiten, so wie heute und kann da leider auch nichts dran drehen – mir ist es also leider unmöglich zu referieren.

Falls einer der Organisatoren meinen Vortrag heute Abend vermisst (was ich ganz sicher nicht glaube!) kann einfach dieser Artikel vorgelesen werden, der passt ganz vorzüglich zu dem, was ich zum Thema „Kommunikation“ zu sagen gehabt hätte – und das dauert vermutlich auch weniger als 10 Minuten.

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→ 17 KommentareTags: Allgemein · Fahrradbeauftragter · Kommunikation · Polizei · Presse

Eine Runde rund um Köln ….

10. April 2012 · 13 Kommentare

Der Kölner Stadtanzeiger, größte Kölner Tageszeitung, hat „Fahrrad fahren“ in dieser Woche zur „Themenwoche“. Es wird jeden Tag einen entsprechenden Artikel geben. Passend zum traditionellen und ältesten deutschen Radrennen „Rund um Köln“, das gestern -Ostermontag- zum 96. mal stattfand (oder besser gesagt: ziemlich ins Wasser, nämlich den Dauerregen fiel) fragte man mich, ob ich als „Experte“ und Vielradfahrer mit einer Redakteurin eine kleine Tour rund um die Kölner Innenstadt machen würde.

Aufmerksam auf mich geworden war der KStA durch dieses Weblog und auch besonders durch die Videos, die ich in letzter Zeit gepostet habe. „Frühlingszeit ist Rad-Rambo-Artikelzeit“ galt in den letzten Jahren immmer wieder in vielen Presseartikeln, auch (oder gerade?) im Stadtanzeiger. Mit der minimalen Hoffnung, daran vielleicht ein wenig Rütteln zu können, sagte ich der Tour und dem Artikel zu, ebenso, bewegte Bilder für das TV des Stadtanzeigers zu liefern.

Vorneweg: der Artikel, der die Serie dann heute tatsächlich eröffnete -und das in der gedruckten Ausgabe tatsächlich über eine komplette Doppelseite-, gefällt mir ausgesprochen gut. Die Redakteurin war sehr aufmerksam, hat die Essenz meiner Aussagen sehr gut wiedergegeben und vor allem auf die üblichen Schlüsselreizbegriffe (Helm! Rad-Rambos! Kennzeichenpflicht!) gänzlich verzichtet. So kann also ganz ordentlicher Journalismus aussehen.

Schön daran ist, daß ich das anfangs nicht wirklich erwartet hätte und besonders schön, daß mir diese Tour mit einer unbedarften und unparteiischen Frau in einigen Momenten ein wenig die Augen bezüglich einiger Dinge abseits meiner Sichtweisen göffnet hat. Darüber möchte ich heute kurz berichten.

Wir trafen uns an einem denkbar ungeeigneten Tag am Ebertplatz. Ungeeignet deshalb, weil es ja darum ging, zu zeigen, wie eng und gefährlich Kölner „Radwege“ sind – was nicht wirklich klappt, wenn es Gründonnerstag, also Ferien, das Wetter so lala und in der Stadt eigentlich überhaupt nichts los ist. An jedem anderen Tag hätte es wohl weitaus brenzligere Situationen und entsprechend eindeutigere Fotos und Videos gegeben als an diesem …

Die Redakteurin und der Fotograf rollten mit ihren Rädern über den Gehweg an, als wir uns trafen – aber immerhin hatten sie einen Helm auf, sie waren also sicher …. „das kostet 10.- Euro wenn sie die Polizei anhält“ konnte ich mir nicht verkneifen ;-). „Tragen Sie denn gar keinen Helm?“ fragte die Redakteurin relativ bald, was ich mit einem freundlichen „bringt mir auch nichts, wenn der Muldenkipper mich beim rechtsabbiegen übersieht und über meinen Kopf fährt“ konterte  ….während ich dem Fotografen zuschaute, wie er die abgesprungene, viel zu lange Kette seines Mountainbikes („sorry, ich komme nicht mehr so oft zum Fahrrad fahren“) über das Ritzel zu legen versuchte. „Das könnte wohl auch mal wieder ne Wartung vertragen“ behielt ich -freundlich- lieber für mich.

Na, das kann ja heiter werden„, dachte ich mir. Wurd’s aber nicht.

Die Journalistin war recht wißbegierig und hatte dabei keine Vorurteile, was ich für eine wesentliche Voraussetzung für die Ausübung dieses Berufes halte, aber vielen ihrer Kollegen scheinbar verloren gegangen ist. Wir wollten also zusammen eine Tour „rund um Köln“ fahren, dabei sollte sie den Weg, den ich ausgesucht hatte, vorfahren. Ob des Ferientages war das alles verhältnismäßig unspektakulär. Sie fuhr recht flott los, keine Spur also von „Torkelradlerin“. Es ging über den viel zu engen „Schutzstreifen“ am Hansaring, den sie viel zu weit rechts, nämlich im Schwenkbereich der Autotüren befuhr. Ich hatte schnell das Gefühl, daß sie sich während der Fahrt überhaupt keiner sonderlichen Gefährdung bewußt war und war natürlich heilfroh, daß sich keine Autotüren öffneten. Das wären zugegebenermaßen spektakuläre Bilder gewesen, auf die ich aber sehr gerne verzichtet habe …

Sie fahren zu weit rechts“ leuchtete ihr allerdings ein, als ich das im Gespräch erläuterte und bezeichnenderweise wurde sie exakt einmal äußerst knapp von einem PKW überholt, nämlich als sie rechts quasi in der Gosse fuhr und der Kraftfahrer sie vermutlich noch nicht einmal wirklich bemerkte. Sie machte mir aber gar nicht den Eindruck, als hätte sie das selbst so mitbekommen.

Wir befuhren die katastrophalen, weil nur gut 90cm breiten, schlecht gepflasterten benutzungspflichtigen „Radwege“ an den Ringen entlang. Hier muß man üblicherweise auch dem Laien nicht mehr viel erklären. Wir hatten uns vorher darauf geinigt, daß wir die Tour öfters unterbrechen, um uns zu unterhalten und damit ich die Problematik der passierten Stellen erläutern kann. Mit Engelszungen betete ich also die üblichen Flosklen herunter: alles das, was für uns fahrradaffine Menschen normal, aber für einen Großteil der Gesellschaft nicht verständlich ist: gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer, Benutzung von „Radwegen“ darf nur bei außerordentlicher Gefährdung angeordnet werden, auf der Fahrbahn fährt es sich am sichersten (mit Verweis auf die entsprechenden Statistiken), etc. Und das alles natürlich gerne mit den entsprechenden Paragraphen, Verordnungen und Urteilen unterlegt.

Sie sind aber schon ein Korinthenkacker, oder?“ meinte die Redakteurin irgendwann. Das war der Moment, wo ich unweigerlich lachen mußte! „Hm, Natürlich!„, sie hat Recht! Irgendwie entlarvend, sowas mal ohne Wertung von außen zu hören, denn sie sagte das wirklich ganz sachlich! Ja, ich bin ein Korinthenkacker, wenn ich genauer darüber nachdenke. Und noch genauer betrachtet: so schlimm ist das eigentlich gar nicht, denn das heißt ja auch, daß ich eine Sache gründlich angehe. So wie ein Finanzbeamter, ein Polizist, ein Städteplaner oder ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Schließlich geht es um Verkehr und damit um Menschenleben. Und da kann man nicht gründlich genug sein, oder?

Wir landeten schließlich an der Kreuzung Dürener Straße/Lindenthalgürtel. Hier wurde vor über zwei Jahren eine Frau von einem rechtsabbiegenden LKW tot gefahren. Ursächlich hierfür ist insbesondere die katastrophale Radverkehrsführung, bei der die Radfahrer aus dem Blickfeld der Kraftfahrer geführt werden, die geradeausfahrende Radfahrer dann -übrigens an dieser Stelle schon wieder in der Beschleunigung- sehr leicht übersehen. Wieviele derartige Unfälle derzeit passieren hatte ich vor kurzem schon berichtet. Aus der Gegenrichtung ist es nicht weniger unübersichtlich und die Radfahrer müssen dann noch zwei 90-Grad-Kurven nehmen – nur um geradeaus zu fahren. An der Verkehrsführung geändert hat sich in diesen zwei Jahren – nichts! Ein korinthenkackender Verkehrsplaner, der seine Arbeit gründlich tut, wäre hier also vielleicht nicht verkehrt! Man mag mir meinen Zynismus verzeihen, aber wenn Kraftfahrer, blind ihren Navigationsgeräten folgend, in den Rhein fahren, sucht man sofort händeringend mit großem Tamtam nach Lösungen.

Was haben sie eigentlich gegen den Fahrradbeauftragten?„, auch diese Frage stand plötzlich entlarvend im Raum und bevor ich antwortete „Eigentlich gar nichts.„, mußte ich wieder schmunzeln und vor allem: Nachdenken, was ich denn nun eigentlich gegen den habe. Natürlich ist der „Fahrradbeauftragte“, bzw. sein Büro immer wieder Zielscheibe, nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen. Das liegt aber in der Sache der Natur, denn der sollte sich ja kümmern, was er aber mitnichten auch nur annähernd ausreichend tut und er sollte mein Ansprechpartner sein, was zumindest Kommunikation und adäquate Antworten auf berechtigte Fragen impliziert, was nicht der Fall ist – von „Partnerschaft“ ganz zu schweigen. Gegen Herrn Möllers als Person habe ich aber rein gar nichts, ich bin sogar der festen Überzeugung, daß er ein durchaus engagierter Mensch ist, der einiges anders und wesentlich konstruktiver machen würde, wenn er denn nur könnte, bzw. dürfte. Das wollen aber die Menschen, die ihm vorgesetzt sind nicht so wirklich, wie ich vermute. Einzig: Herr Möllers könnte sich mal einen Ruck geben und mit den engagierten Menschen zusammenarbeiten, die versuchen, den Radverkehr und die Sicherheit auf Vordermann zu bringen, anstatt zu lästern, welcher Fahrradblogger denn der nervigste ist (und sich auch noch dabei zuhören zu lassen ;-)).

Sie sind doch ein Querulant!“ meinte die Redakteurin und wieder klang das gar nicht so negativ. Ja, für die bin ich ein Querulant. Für Menschen, die sich nicht interessieren, sind die anderen nervtötend und jemand, der vehement und mit lauter Stimme seine Rechte einfordert (und gleichzeitig seine Pflichten erfüllt!), der gilt als Querulant bei denen, die das nicht hören wollen, weil sie ignorant sind. Man kann diesen Ausdruck also tatsächlich irgendwie in ein freundliches Licht rücken, was die Redakteurin mit einem Lächeln tat.

Wir fuhren dann Richtung Rheinufer (übrigens über Luxemburger Straße, Neue Weyerstraße und Rothgerberbach, also teilweise 3-spurig und ganz ohne „Radweg“ und völlig sicher und ohne Komplikationen). „Da fahre ich aber jetzt nicht durch!“ meinte die Redakteurin in Anspielung auf meinen Artikel über den Rheinufertunnel. Ich beruhigte sie und erklärte, daß ich das nicht vorhatte und ich auch außerdem nicht propagiere, daß alle Radfahrer durch den Rheinufertunnel fahren sollen. Ich erklärte ihr aber, daß das völlig ungefährlich ist und (nicht nur) ich das schließlich auch jahrelang getan habe (als da übrigens noch Tempo 70 erlaubt war!) und gerne weiter tun würde, um zügig von A nach B zu kommen. „Radfahrerminderwertigkeitskomplex“ war das Wort, das es dann auch in den Artikel schaffte. Man fährt zu weit rechts und man sieht sich selbst nicht als Verkehr an oder als etwas, das „die Autos behindert“. Ja, selbst mir passiert das immernoch. Auch ich fahre oft genug viel zu weit rechts, weil mich ein vemeintlicher „Schutz“Streifen dazu zwingt und werde dann durch eng überholende KFZ gefährdet.

Fazit: für mich erfrischend, eine Tour mit jemandem zu fahren, der gleichzeitig unbedarft, aber wißbegierig und vielleicht sogar lernfähig ist. Ich habe mir über einige Momente im Gesprächs- und Tourverlauf noch länger Gedanken gemacht und auch darüber nachgedacht, ob ich nicht ein paar Sachen etwas zu eng sehe. Es ist niemals verkehrt, seine Vorstellungen und Vorgehensweisen einem Realitätscheck zu unterziehen.

Als Resultat ein Artikel, der nicht die üblichen Stammtisch-Klischees bedient,  nicht von Radl-Rambos spricht und auch keine Helm- oder Kennzeichenpflicht fordert, sondern sachlich zum Ausdruck bringt, was Fahrradfahrer sind: gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer inklusive aller Pflichten … und Rechte!

In diesem Sinne: vielen Dank, Frau Katzmarzik!

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Selbstanzeige wegen Ordnungswidrigkeit

2. April 2012 · 44 Kommentare

Ich habe ein schlechtes Gewissen. Letzte Woche habe ich -trotzdem ich ein rechtschaffener Bürger bin- eine Ordnungswidrigkeit begangen. Nach einigen fast schlaflosen Nächten habe ich mich nun entschieden, mich selbst anzuzeigen und soeben meine Tat mit folgendem Text bei der Polizei zur Anzeige gebracht:

Sehr geehrte Damen und Herren,

am Sonntag, den 25. März 2012 befuhr ich mit meinem Fahrrad linksrheinisch das Rheinufer in nördlicher Richtung von Köln-Rodenkirchen aus kommend in Richtung Köln-Mülheim (dort wohne ich), wie ich es seit Jahren regelmäßig tue. Üblicherweise nutze ich, um die Kölner Altstadt zu passieren, den sogenannten „Rheinufertunnel“. Dieser war jedoch mit einem Fahrbahnverbot für Radfahrer (VZ254) belegt, was in den letzten Jahren nicht der Fall war – ich konnte dort auch immer zügig und sicher fahren.

Da trotz des VZ254 keine geeignete Umleitungsstrecke angeboten wurde, wie es die VwV-StVO eigentlich erfordert, mußte ich das per VZ242 mit Zusatzschild 1022-10 „Radfahrer frei“ beschilderte Rheinufer zur Durchfahrt benutzen. Dort war es so eng und unübersichtlich, daß -trotz Schrittgeschwindigkeit- ich selbst, Fußgänger und auch andere Radfahrer gefährdet wurden, bzw. andere gefährdeten.

Leider hatte ich etwas vergessen, mußte noch einmal zurück und somit diese Passage ein zweites Mal passieren. Da mich Zuhause Besuch mit einem leckeren Stück Kuchen erwartete, ich mich deswegen nicht verspäten wollte und ich zudem den Nervenkitzel der Fahrt über das Rheinufer nicht ein weiteres mal auf mich nehmen wollte, fuhr ich durch den Tunnel, wie ich es die letzten Jahre ja auch tat – nun allerdings ordnungswidrig.

Den Beweis meiner Ordnungswidrigkeit sehen Sie hier im Bild, rechts die rechtmässige, links die ordnungswidrige Fahrt:

Ich habe also als Radfahrer ein Verkehrsverbot missachtet, aber niemanden behindert oder gefährdet. Mit einem Bußgeld i.H.v. 10.- Euro bin ich einverstanden.

Ich möchte Sie allerdings bitten, als Polizei eine Verkehrsschau durchzuführen, bzw zu initiieren und dies unter folgenden Aspekten:

Welche besonderen Umstände gebieten das Verbot für Radfahrer und welche Gefahrenlage besteht im Rheinufertunnel für Radfahrer, die das allgemeine Risiko der Teilnahme am Strassenverlehr erheblich übersteigt?

Welche zumutbare Umleitung für Radfahrer besteht an dieser Stelle und warum wird sie nicht ausgeschildert?

Wie rechtfertigt sich das Risiko, dem Fußgänger und Radfahrer durch die Benutzung des Rheinufers durch Radfahrer ausgesetzt werden (insbesondere unter Berücksichtigung von StVO und ERA2010 sowie weiteren wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen)?

Mit freundlichen Grüßen,

Marco Laufenberg

So, mein Gewissen ist also ein wenig erleichtert und ich werde um 10.- Euro ärmer sein. Dafür habe ich das Rheinufer sicher passieren können und niemanden gefährdet – das ist mir ehrlicher gesagt wesentlich wichtiger!

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Die gravierendsten Fehler sind angeordnet

27. März 2012 · 14 Kommentare

Die „Saison“ hat begonnen und das Frühjahr alle Veranwortlichen und Betroffenen -teilweise sicherlich überraschend- ereilt. Es wird „wieder“ Fahrrad gefahren. Und es stehen wieder diese Presse-Veranstaltungen an, nach denen man dann regelmäßig in den Zeitungen von „Rüpel-Radlern“, „selbst Schuld“ und „keiner trägt Helm!“ liest – weswegen ich letztes Jahr recht böse mit dem Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Köln, Herrn Simon, war.

Um mir mal ein Bild von solch einer Veranstaltung zu machen, wollte ich die Pressekonferenz „Velo 2010: Netzwerkpartner stellen diesjährige Projekte vor„, die unter dem Thema „Mehr Sicherheit im Radverkehr“ lief, besuchen. Ich rief sogar extra einen Tag vorher bei der Pressestelle der Polizei an, um mich zu akkreditieren. „Kein Problem, kommen Sie einfach vorbei“ sagte man mir. Schön.

Pünktlich um 12:15 Uhr traf ich also im Foyer des Polizeipräsidums ein, etwas später wurden alle Beteiligten in einen Raum in einem der oberen Stockwerke geleitet.

Es waren anwesend: Der neue Polizeipräsident Herr Albers, der Leiter Direktion Verkehr der Kölner Polizei, Herr Simon, Herr Harzendorf (Leiter Amt für Straßen und Verkehrstechnik), Herr Möllers („Fahrradbeauftragter“ der Stadt Köln), Dr. Bäumerich (Verkehrswacht), Sven Bersch (adfc) und ein Herr vom ADAC. Bürgermeisterin Frau Elfi Scho-Antwerpes ließ sich wegen eines anderen Termins entschuldigen.

Dazu gesellten sich einige Journalisten und Fotografen von KStA, Express, Radio Köln, etc.

Herr Albers stellte das Projekt Velo 2010 noch einmal vor und fasste zusammen, was seit der Gründung im Jahre 2005 alles passiert ist. Nicht unerwähnt ließ er auch mit gewissem Stolz, daß man 2006 und 2007 zwei Preise „einheimsen“ konnte. Was die ursprünglichen Ziele im Jahre 2005 waren, nämlich u.a.  die “Unfälle mit verunglückten Radfahrern um mindestens 30 % bis 2010 zu reduzieren”  und das diese eigentlich komplett verfehlt worden sind, erwähnte er allerdings nicht. Herr Albers stellte hingegen fest, daß es als Erfolg anzusehen wäre, wenn man die Unfallzahlen halten könne, da der Radverkehr gleichzeitig mehr werden würde. Er erläuterte, daß es wichtig wäre, Gefahren, besonders mit Blick auf das Radverkehrsnetz, zu erkennen und gemeinsame Aufklärungsarbeit zu leisten. Unfallursache Nummer 1 wäre immer noch das zu schnelle Fahren motorisierter Verkehrsteilnehmer.

Als nächstes sprach Herr Simon, Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Köln. Er ging insbesondere auf die Statistiken ein und erwähnte direkt, daß alleine am letzten (wettertechnisch wunderschönen!) Wochenende 30 Radfahrer verletzt wurden, er am Rheinufer unterwegs war und dort „die Hölle los“ war. Dort wäre allerdings trotzdem keiner verletzt worden (was ich bestätigen kann, dort konnte man auch schlichtweg gar nicht fahren, sondern mußte schieben). Die meisten Unfälle würden wochentags passieren und zwar nachmittags auf dem Weg zu, bzw. von Arbeit, Schule, Uni, etc. 40% aller Unfälle wären entsprechend Wegeunfälle.

Herr Simon ging die Statistiken detailliert durch und erwähnte auch, daß diese ausführlich auf der Website von Velo 2010 zu finden sind. Er machte sehr deutlich, daß die gravierendsten Unfälle, die sind, bei denen Radfahrer den „Radweg“ in die falsche Richtung benutzen und zudem 60% der Unfälle beim Abbiegen, etc. an Kreuzungen und Knotenpunkten stattfinden.

Herr Simon ging auch auf den Fragebogen ein, der seit letztem Jahr an verunfallte Radfahrer geschickt wird und erklärte, daß dieser von über 99% akzeptiert wird. Einzig, daß in der gezeigten Folie ein Auswertungszeitraum von „Sommer 2011 bis Sommer 2012“ (am 27. März 2012!) angegeben wurde, machte mich etwas stutzig …

Der Großteil der befragten verunfallten Radfahrer sagte übrigens aus, daß sie nicht der Meinung wären, sie hätten einen Fehler begangen, also auch nicht diejenigen, die auf dem „Radweg“ in die falsche Richtung unterwegs waren und dadurch in einen Unfall verwickelt wurden.

Sehr erfreulich war, daß Herr Simon diesmal nicht permanent fehlende Fahrradhelme als ursächlich für Unfälle propagierte. Tatsächlich hatten sogar 1/3 der befragten verunfallten Radfahrer einen Helm getragen! Anscheinend spielt die Helmtragequote also keine so große Rolle bei den Unfallursachen, wie das letztes Jahr noch durch die Kölner Presse geisterte (Problem! Nur 10% der Radler tragen Helm!)

Insgesamt lieferte Herr Simon einen sachlichen, gut zu folgenden Vortrag, der sich insbesondere was die Gefahren durch das Fahren in die Gegenrichtung angeht, größtenteils mit meinen Erfahrungen als Vielradler deckt. Und er machte vor allem (sogar wörtlich!) klar, daß Radfahrer gleichbrechtigte Verkehrsteilnehmer mit allen Rechten und Pflichten sind!

Danach war Herr Harzendorf an der Reihe. Herr Harzendorf ist der Amtsleiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik in Köln. Salopp gesagt macht Herr Harzendorf also zu einem guten Teil die Regeln, bzw. setzt sie um. Oder er sollte sie umsetzen.

Er begann seinen Wortbeitrag direkt mit einem kleinen Seitenhieb, er „freue sich persönlich immer, wenn er im Frühjahr mehr Radfahrer auf den Straßen“ sähe und er selbst beteilige sich da auch „mittlerweile immer häufiger, nicht immer, aber immer häufiger“. Er stelle aber „auf der anderen Seite wieder fest, daß sich Radfahrer im Verkehr auch nicht wirklich anders verhalten als Autofahrer, die ja bekanntlich hin und wieder diese eingebaute Vorfahrt haben.“ Das wären die Dinge, die „nach seiner eigenen Einschätzung doch sehr unfallursächlich sind.“.

Herr Harzendorf erklärte dann, was das Amt für Straßen und Verkehrstechnik in „Richtung Information und Prävention“ mache und zählte auf:

  • das Fahrradquiz der Stadt Köln, bei dem man auch dieses Jahr ab 1. Mai wieder „schöne Preise“ gewinnen kann
  • die Variotafeln, auf denen seit 2009 Hinweise (z.B. „Achtung beim rechts Abbiegen: Radfahrer!“) eingeblendet werden
  • „Aktion Licht“ an Schulen seit 2008 (zusammen mit der agfs)
  • Aktion „warum stehst Du auf meinem Weg?“ (zusammen mit der agfs)
  • „Alles im grünen Bereich“, die Fahrradchecks im Rheinpark
  • Kölner Radverkehrstreff (3x in 2011), der nächste wird am 16.4.2012 stattfinden, zum Thema „Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit“

Er schloß seinen Vortrag mit einem gewagten Satz, nämlich den Worten „Wir werden das tun, was wir können, um die Situation zu verbessern„.

Damit übergab Herr Harzendorf das Wort an Herrn Möllers, ebenfalls vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik, in Funktion des „Fahrradbeauftragten“. Herr Möllers hielt einen Vortrag, den ich schon ein gefühltes Dutzend mal gehört habe. Er ging sofort -mit deutlichem Stolz in der Stimme- auf die bundesweit einzigartigen vier Dauerzählstellen für Radfahrer in Köln ein. Letztes Jahr zählte man in Köln ein Plus von 800.000 Radfahrern an diesen Zählstellen. „Es werden immer mehr!“ und das nicht nur als Freizeitbetätigung, mit dem Fahrrad werden also auch viele der alltäglichen Wege in Köln abgewickelt.

Zu den Maßnahmen, die ergriffen werden, erklärte Herr Möllers, es gäbe seit einem guten Jahr eine komplette Neuüberprüfung der Radwegebenutzungspflicht. Man hätte bereits 20 km überprüft (von über 500 km, das sagte er allerdings nicht – der geneigte Leser kann sich selbst ausrechnen, wie lange es also dauern wird, bis die rechtliche Grundlage der Kölner „Radwege“ festgestellt worden ist ). Er ließ nicht unerwähnt, daß immer mehr Radfahrer auf der Fahrbahn fahren wollen und sie das ermöglichen würden, andererseits aber auch viele „ihre Radwege“ haben wollten, so wie sie es halt seit 30 Jahren kennen. Daß das Gesetz keine Neuüberprüfung vorhandener Wege, sondern -wenn überhaupt- eine Überprüfung vorhander Fahrbahnen auf außerordentliche Gefährdung von Radfahrern vorsieht, erwähnte er natürlich nicht.

Herr Möllers zeigte dann noch diverse Sanierungsmaßnahmen mit Beispielen auf, z.B. die Sanierung des „Radweges“ am Pfälzischen Ring (den man tatsächlich über ein paar hundert Meter richtig gut befahren kann), daß dieser Weg dann quasi im „Nichts“ endet, war in seinem Vortrag nicht weiter von Belang .

Kurios war in meinen Ohren seine Aussage zu sogenannten „Schutzstreifen„, zu denen er zum besten gab, „ich darf ihn benutzen, muß ihn nicht benutzen„. Das klang in seinen früheren Aussagen anders, da wurde die Verpflichtung zur Benutzung des „Schutzstreifens“ durch Radfahrer nämlich per Rechtsfahrgebot definiert. Das ist übrigens auch in einer Lösung des „Verkehrsquiz sicheres Radfahren“ der Stadt Köln, das Herr Harzendorf vorher noch so stolz als Präventivmaßnahme erwähnte, zu lesen: „Für Radfahrerinnen und Radfahrer gilt, dass der Schutzstreifen grundsätzlich wegen des Rechtsfahrgebotes in Richtung des Hauptstromes zu nutzen ist.“ Sollte der „Fahrradbeauftragte“ solch elementare Regeln etwa nicht kennen? Ja, mir deucht, warum die Stadtverwaltung sich derzeit sehr schwammig bezüglich der Benutzung von „Schutzstreifen“ ausdrückt. Dazu später in anderen Artikeln noch mehr. Viel mehr!

Herr Möllers ging dann noch auf die jährlich stattfindenden Mängeltouren ein (die nächste findet am 2. Mai 2012 in Chorweiler, Esch, Pesch, etc. statt) und übergab damit an den Vertreter des adfc Köln, Sven Bersch.

Sven Bersch wies eigentlich nur auf die Mängeltour am 2. Mai hin und daß in Chorweiler der Radverkehr zugenommen hat. Sein Wortbeitrag hatte eine (gestoppte!) Länge von 1,5 Minuten, was mich -ob der Dauer der Veranstaltung von 60 Minuten- sehr enttäuschte! Ich dachte eigentlich, daß hier auch mal eine ggf. kritische Radfahrerlobby zu Wort kommen würde! Nichts dergleichen! Joachim Schalke, der Vorsitzende des adfc Köln, war zwar anwesend, allerdings nur in Uniform als Polizist und es war sicherlich auch nicht vorgesehen, daß er in irgendeiner Art und Weise das Wort ergreift, obwohl er potentiell jemand ist, der das -ob seines Fachwissens und seiner Erfahrung als Radfahrer- könnte.

Dr. Bäumerich von der Verkehrswacht stellte dann noch verschiedene Aktionen vor, auf die ich hier nicht detailiert eingehen will. Es ging z.B. um die Präsentation „Rückenwind pur. Mit dem E-Bike mobil und sicher!“ am 29. März 2012 vor dem Stadion. Auf der Website der Verkehrswacht gibt es bisher leider nur die Termine von 2011, vielleicht wird die Website für Interessierte ja noch aktualisiert.

Schließlich sprach noch ein Mann vom ADAC (um einiges länger als der Vertreter des adFc) und erklärte, daß der ADAC seit nunmehr 42 Jahren an Schulen Fahrradparcours anbietet und den Schulen sogar noch Geld dafür zahlt (!), daß diese dort stattfinden. Er wies auf  die Broschüre „Rad fahren – auf sicheren Wegen“ des „ADAC Expertendialog“ hin, die dort auch auslag und die letztlich -wenn auch wesentlich vorsichtiger als in den letzten Jahrzehnten- „Radverkehrsanlagen“ weiterhin propagiert. Wer sich das zweite „A“ in ADAC verinnerlicht, der wird verstehen, warum. Schade, daß Radverkehrspolitik immernoch größtenteils von Automobilverbänden gemacht wird.

Dann wurde es für mich spannend, denn nach der Pressekonferenz sollten die Journalisten natürlich die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen. Ich wurde anfangs von allen, denen ich bekannt bin, begrüßt – teilweise reserviert, aber auch teilweise herzlich, z.B. von Herrn Simon. Der gab mir aber auch direkt mit auf den Weg „das ist aber keine Diskussion hier!“, was mir natürlich klar war, mich jedoch nicht daran hindern sollte, in journalistischer Tätigkeit eine Frage stellen zu können, böte sich die Möglichkeit. Ich hatte mir jedoch vorgenommen, der hauptberuflichen Presse erstmal den Vortritt zu lassen.

Es gab eigentlich nur eine Frage von der Presse, von einem Mann, der „selber auch Rad fährt“ und dem es um katastrophale „Radwege“ wie an den Ringen ging, den er als „lebensgefährlich“ empfand (dem kann ich beipflichten!). Gefühlte 5% der Radfahrer würden überhaupt nur die Regeln einhalten und 95% nicht.
„Gegen die Fahrtrichtung fahren, da glauben wirklich manche, da gäb’s keine Regelung für“, Radfahrern das ins Bewußtsein zu rufen, daß „Unfälle aus diesem empfundenen Lapsus, auf dem Radweg in die falsche Richtung zu fahren passieren“, das wäre Aufgabe einer repressiven und auch präventiven Arbeit, so antwortete Polizeipräsident Herr Albers.

Das war für mich ein Stichwort und da es keine weiteren Fragen mehr gab, meldete ich mich zu Wort, denn schließlich habe ich als täglicher (!) Radfahrer sehr konkrete Vorstellungen für immerhin einige Gründe dieses Unwissens der Saisonradler.

Ich bestätigte, den Vortrag Herrn Simons, daß meiner Erfahrung nach die gravierendsten Gefährdungen durch fahren auf dem Radweg in die falsche Richtung stattfinden und stellte meine Frage an die Verwaltung:

Wie geht man denn generell mit den in der Vielzahl in der Gegenrichtung freigegebenen Radwegen um, die eigentlich genauso gefährlich sind? Und da möchte ich auch ganz kurz anmerken, weil gerade die Frage war, warum so viele Radfahrer sich gar nicht im Klaren darüber sind, daß sie etwas falsches tun: das ist eigentlich relativ verständlich, sie *müssen* auf der einen Seite gegen die Richtung fahren und ein paar hundert Meter weiter dürfen sie es nicht, obwohl die Gefahr eigentlich auf beiden Teilabschnitten die gleiche ist.“

Herr Harzendorf, Amtsleiter Amt für Straßen und Verkehrstechnik antwortete wie folgt:

„Ja, also, da kann man auch nur sehr allgemein darauf antworten. Wenn wir das freigeben, dann ist im Vorfeld die genaue Prüfung erfolgt, ob die Alternative a) überhaupt möglich ist und sicherer möglich ist und das kann man im Grunde genommen auch immer nur abschnittsweise machen. Das heißt, da wird sehr wohl natürlich, bevor man so etwas tut im Einzelfall überlegt, ob es denn sinnvolle Alternativen gibt, zugegebenermaßen, wenn sie so ne Situation haben, wie sie sie gerade geschildert haben, dann ist das schwierig. Das ist in der Tat so und das wäre auch ne Situation von der ich sagen würde, die muß man langfristig zumindest auch ändern. Oftmals sind solche Änderungen aber nur mit sehr, sehr hohem Aufwand möglich und insofern werden wir uns sicherlich auch noch in geraumer Zeit an dieser oder jener Stelle mit Situationen abfinden müssen, die eben nicht so ideal sind. Da haben wir einige von, umgekehrt möchte ich auch dafür werben oder mal ganz deutlich sagen, daß wir aber auch in den letzten Jahren sehr viel, sehr viel für den Radverkehr getan haben. Mein liebstes Beispiel ist immer das: mein Vor-Vorgänger, der war noch der Ansicht, der Radverkehr, der würde in Köln aussterben. Da gab’s noch 2% Radverkehr, jetzt haben wir irgendwie zwischen 12 und 15 % (Anmerkung des Autors: laut agfs waren es 1999 bereits 16%) und da hat sich auch sehr viel getan, aber wir haben auch noch sehr viele Baustellen, ganz klar. Das ist so. Da arbeiten wir dran, da werden wir auch noch sehr lange dran arbeiten und es wird immer Beispiele geben, auch wenn wir uns in 5 Jahren oder in 10 Jahren darüber unterhalten, werden wir vieles getan haben und es wird immernoch Kritikpunkte geben. Das heißt im Umkehrschluß: wir müssen auch dem Radfahrer wie jedem anderen Verkehrsteilnehmer abverlangen, daß er sich intensiv mit der Situation auseinandersetzt, wir fordern ihn auch, Unterstützung darin zu erkennen: wo sind denn wirklich kritische Situationen? Beispielsweise durch den Quiz oder andere Informationen, aber das, das wird auf absehbarer Zeit in Köln noch so sein, wie in vielen anderen Städten auch, aber das ist kein sehr komfortabler Zustand, aber das ist einer, mit dem wir leben müssen, weil die Welt so ist, wie sie ist und wir sie auch nicht in drei Tagen ändern können. Wir sind da bemüht, der Kreis (Anmerkung des Autors: er meint den Arbeitskreis „Velo 2010″) ist glaub ich Bild genug dafür, die Dinge zu verändern, aber es braucht seine Zeit, leider“

Puh. Was für eine Antwort!

Herr Simon sprach anfangs von „gravierenden Fehlern“ als Unfallursachen. Herr Harzendorf spricht also, sobald die exakt gleiche Ursache schlichtweg angeordnet ist, also erfolgen MUSS, von Änderungen, die nur mit „großem Aufwand“ möglich wären und daß wir uns „mit Situationen abfinden müssen, die nicht so ideal sind“.

Wir müssen uns also damit abfinden, daß Radfahrer gegen die Fahrtrichtung fahren, was die gravierendste Unfallursache darstellt! Stimmt, das ist „nicht so ideal„, frontal in einen anderen Radfahrer zu fahren oder von einem PKW übersehen zu werden, weil der nicht damit rechnet, daß ich aus der falschen Richtung komme.

Ich möchte außerdem noch anmerken, daß mich dieser Tage ein Brief mit der Unterschrift Herrn Harzendorfs erreichte, in dem er mir mitteilt, daß in Köln gar keine Verkehrsschauen stattfinden, die aber eine Grundlage für eine Überprüfung wären. Da frage ich mich also schon, wie „im Vorfeld die genaue Prüfung erfolgt“ ist, die diese -nach VwV-StVO nur ausnahmsweise- Freigabe rechtfertigt („Die Benutzung von in Fahrtrichtung links angelegten Radwegen in Gegenrichtung ist insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften mit besonderen Gefahren verbunden und soll deshalb grundsätzlich nicht angeordnet werden.„, VwV-StVO zu §2 Absatz 4 Satz 3 und Satz 4). Und daß ein linksseitig benutzungspflichtiger „Radweg“ in Köln keine Ausnahme, sondern Regel ist, sollte jeder vor seiner Haustür relativ schnell nachvollzogen haben.

Ich traue meinen Lesern so viel Intellekt zu, daß ich die Antwort des Amtsleiters (!) sonst nicht mehr sonderlich sezieren will. Sie spricht für sich. Gott sei Dank wird in Köln keine Transrapidstrecke angelegt!

Mein Fazit ist gespalten, ich habe einiges gelernt, nämlich daß ganz viel am Bild des Radverkehrs von den Multiplikatoren abhängt und bin entsprechend gespannt, wie die Presse morgen oder in den nächsten Tagen berichten wird (und werde das hier sicherlich noch erwähnen). Ich hatte von den Profi-Kollegen nicht den Eindruck, als würden sie sich außerordentlich interessieren, hoffe aber natürlich sehr, daß ich mich da getäuscht habe. In diesem Sinne finde ich eine Pressearbeit der Fahrrad- und Verkehrsverbände und aller Beteiligten unverzichtbar, um die Berichterstattung zu verfolgen und ggf. zu korrigieren, damit in der Öffentlichkeit kein falsches Bild entsteht. Herr Simon wurde vor kurzem z.B. zitiert, daß das Fahren auf dem „Radweg“ entgegen der Fahrtrichtung eine Owi von 5.- Euro nach sich zieht – was natürlich Quatsch ist (kostet 15.- Euro – mit Behinderung , Gefährdung, Unfall mehr) und er so sicher nicht gesagt hat, aber nun schwarz auf weiß in Kölns größter Tageszeitung steht. Und der Kölner glaubt gemeinhin was da angezündet wird drin steht.

Den Vortrag von Herrn Simon fand ich sehr gut verständlich und nachvollziehbar, zumal er darauf verzichtete, von „den Radfahrern“ (als Randgruppe) zu sprechen und auch in den Unfallursachen nicht in Polemik verfiel, sondern ganz klar und unaufgesetzt von gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern sprach. Das klang durchaus so, als würde er das ernst meinen und als wäre Rad*verkehr* bei ihm angekommen. Ganz im Gegensatz zu einigen anderen Vortragenden:

Die Vorträge der Verwaltung waren lachhaft (Internet-„Verkehrsquiz“ mit bis zu 1100 Teilnehmern als Präventivmaßnahme?) bis blenderhaft (statt der permanenten Überwachung der Dauerzählstellen einfach so schnell es geht sämtliche wirklich gefährlichen „Radwege“ erstmal dicht machen!) und geizten nicht mit der imposanten Darstellung belangloser Zahlen (20 km von über 500 km sind auch nur weniger als 5%!), sowie hübsch aufgemalter Streifen in Schmal- und Breitstrich.

Der adfc traut sich einfach nicht, mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen und zu versuchen, ein wirklicher Lobbyist zu sein. Da will ich gar nicht großartig draufhauen, der Verein ist bundesweit im Umbruch und hat ein großes Potential! Ich sage: mitmachen! Meldet Euch beim adfc an und unterstützt die Menschen dort, zeigt ihnen, daß es jede Menge Support gibt, als Partner den Mund auf zu machen, anstatt sich einmal im Jahr mit der Organisation einer Mängeltour zu begnügen!

Die ersten Artikel der Profis sind nun online:

Beim Kölner Stadtanzeiger hat es ein Statement der Antwort auf meine Frage -wenn auch halbwegs aus dem Kontext gerissen- gar in den Artikel geschafft. Ansonsten wie erwartet: „Fahrradfahren ist gefährlich“ steht schon in der Überschrift.

Die Welt meint „Stadt und Polizei geben Tips für sicheres Radfahren“, wobei ich -ehrlich gesagt- keinen wirklich guten Tipp vernommen habe, weder vor Ort, noch im Artikel….

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Eine Momentaufnahme

22. März 2012 · 8 Kommentare

Frühling. Die Sonne scheint. Ab auf’s Rad!

Jetzt sitzen also wieder die „Normalos“ auf dem Rad, die nicht wie die Alltagsradler den ganzen Winter durch bei Wind und Wetter fahren. Ich finde das sehr schön!

Jetzt sitzen also wieder die „Normalos“ auf dem Rad, die nicht wie die Alltagsradler wissen, wo sie sicher unterwegs sind, sondern im sicheren Glauben an das Fachwissen von Verwaltung und Ordnungsmacht blinden Gehorsam betreiben.

Hier Ausschnitte aller aufgezählten Unfallmeldungen mit Beteiligung von Radfahrern auf Velo 2010 zwischen dem 10. und 14. März 2012. Für ein Fazit muß man eigentlich nicht viel Grips haben:

Samstag, 10.03.2012, 12:00 Uhr

Ein 52jähriger Autofahrer beabsichtigte von der Bernkasteler Str. nach rechts in den Zollstockgürtel abzubiegen. Dabei beachtete er nicht eine von rechts auf dem Radweg (allerdings aus der nicht freigegebenen Richtung) herannahende 72jährige Radfahrerin.

Samstag, 10.03.2012, 22:28 Uhr

Eine 72jährige Radfahrerin befuhr aus Richtung Deutz kommend den linksseitigen Radweg der Kalker Hauptstr. entgegengesetzt der freigegebenen Fahrtrichtung. Im Einmündungsbereich zur Barcelona-Allee wurde sie nicht von einer 37jährigen Autofahrerin beachtet, welche ihrerseits von dort nach rechts in die Kalker-Hauptstr. abbiegen wollte.

Montag, 12.03.2012, 08:35 Uhr

Ein 44jähriger Autofahrer befuhr den Parkgürtel in Richtung Nussbaumer Str. An der Unfallstelle beabsichtigte er nach rechts auf die Autobahn zu fahren. Gleichzeitig fuhr parallel in gleicher Richtung auf dem Radweg ein 69jähriger Radfahrer. Dessen Vorfahrt missachtete der Autofahrer, …

Montag, 12.03.2012, 10:05 Uhr

Ein 51jähriger Kleintransporterfahrer befuhr die Dürener Str. stadtauswärts. An der Unfallstelle beabsichtigte er Richtung Norden nach rechts auf die Autobahn aufzufahren. Dabei beachtete er nicht die Vorfahrt eines auf dem Radweg kreuzenden 66jährigen Radfahrers.

Montag, 12.03.2012, 18:43 Uhr

Ein 44jähriger Autofahrer beachtete nicht bei der Ausfahrt von einem Parkplatz die Vorfahrt eines auf dem Radweg fahrenden 53jährigen Radfahrers. Dieser fuhr in Richtung  Autobahn auf dem für beide Richtungen freigegebenen und deutlich gekennzeichneten Radweg, als der querende Autofahrer ihn erfasste.

Donnerstag, 14.03.2012, 19:06 Uhr

Während ein 19jähriger ortsfremder Autofahrer die Riehler Str. stadteinwärts befuhr, schaute er auf sein Navigationsgerät. Gleichzeitig wollte er nach rechts in die Frohngasse einbiegen. Auf der dortigen deutlich gekennzeichnete Radfahrer- und Fußgängerfurt beachtete er nicht einen von rechts querenden, vom Radweg kommenden 34jährigen Radfahrer.

Dies sind tatsächlich alle Unfallmeldungen in diesen 5 Tagen, es gibt noch nicht mal einen der üblichen „Selbst-Schuld-weil-rotze-besoffen-Alleinunfälle“-Unfälle dazwischen.

Hinter jeder Meldung steht dann ein Satz wie „Fahrzeugführer müssen beim Abbiegen auf kreuzende Radfahrer achten.

Besser macht man aus diesem Satz allerdings „Radfahrer sollten ‚Radwege‘ besser meiden und auf der Fahrbahn fahren, wo sie von Kraftfahrern besser und rechtzeitig gesehen werden„.

Ja, wir Viel- und Alltagsradler wissen das natürlich und können das zur Not sogar dem Wachtmeister erklären. Und Euch „Normalos“ geben wir das gerne mit auf den Weg, damit wir uns möglichst lange darüber freuen können, daß ihr endlich auf das Fahrrad gefunden habt ;-).

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Zugemauert

18. März 2012 · 5 Kommentare

zugemauert

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Ein Angebot, das sie nicht ablehnen können …

9. März 2012 · 14 Kommentare

Nachdem Herr Möllers, der „Fahrradbeauftragte“ der Stadt Köln, beim letzten „Radfahrerstammtisch“ offen monierte, daß jede (bürokratische) Anfrage nach Akteneinsicht über Begründungen für Benutzungspflichten von „Radwegen“ unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) nur die Prüfung vorhander benutzungspflichtiger „Radwege“ verzögern würde (sic!), weil dies Zeit schließlich koste, dachte ich mir -als Angebot einer ehrlichen und unbürokratischen Kommunikation- dass ich mal einen anderen Weg einschlagen könnte.

Ich schrieb dem Amt für Straßen und Verkehrstechnik, sowie dem „Fahrradbeauftragten“ am 4. März folgende Zeilen (nebst einer freundlichen, erklärenden Einleitung ähnlich der Einleitung zu diesem Artikel):

Ich bitte hiermit um die *umgehende* Aufhebung des Fahrbahnverbotes für Fahrräder durch die Radwegebenutzungspflicht auf der Bergisch-Gladbacher-Straße!

Zur Begründung und Verdeutlichung dieser Bitte, empfehle ich Ihnen folgendes Video, es dürfte Ihnen vermutlich eine Ortsbesichtigung ersparen:

 

Mit *umgehend* meine ich -entgegen der üblichen Reaktionszeiten in Ihrem Hause- einen angemessenen Zeitraum von 1-2 Wochen.

Ich bin sehr gespannt und freue mich auf Ihre Stellungnahme!

Eine erste Resonanz erhielt ich bereits nach 2 Tagen, also am 6. März, vom zuständigen Mitarbeiter. Eine Art Eingangsbestätigung, daß mein Antrag eingegangen wäre, aber auch direkt vorweg eine Entschuldigung für die zu vermutende lange Bearbeitungszeit, denn „Bitte haben Sie Verständnis, dass die Beantwortung aufgrund der Vielzahl eingehender Anregungen und Anfragen einer gewissen Bearbeitungszeit bedarf.Ich werde Ihnen anschließend unaufgefordert antworten.“ Nun gut, ich will diese erste Aussage nicht überbewerten und -ganz meinem derzeitigen Motto- einfach mal an das Gute im Menschen in der Straßenverkehrsbehörde der Stadt Köln glauben.

Das Kernstück meiner Anfrage, der Videoclip, kam allerdings gar nicht an, denn „Der von Ihnen angehängte Link läßt sich aufgrund technischer Restriktionen leider nicht öffnen.“ Oh, Mitarbeiter der Stadtverwaltung können also Youtube Videos nicht anschauen! Bei einigen Clips ist diese Restriktion sicherlich sinnvoll, bei anderen – wie im vorligenden Fall- wohl eher nicht.

Wie dem auch sei, ich habe selbstverständlich -ganz im Dienste der Sache- das Video noch einmal auf einem privaten Server bereit gestellt und dem Sachbearbeiter einen Link geschickt.

Nun, die nächsten Tage werden also zeigen, ob die StVB tatsächlich fähig und bereit ist, mit seinen Bürgern konstruktiv zu kommunizieren oder nicht. Ich bin voller Hoffnung und sehr gespannt! Und natürlich werde ich berichten!

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Strassenspass!

3. März 2012 · 11 Kommentare

Schon vor einiger Zeit habe ich die Möglichkeit, in diesem Blog einen Gastbeitrag zu schreiben, kommuniziert. Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag von Martin Anderseck.

Wie alles begann:
Am 18. August 2011 schrieb ich dem Amt für Straßen und Verkehrstechnik Köln eine E-Mail, in der ich mich darüber wunderte, dass auf dem Fuß-/Radweg an der Neusser Straße in Höhe Haltestelle Wilhelm Sollmann-Straße eine weiße Trennlinie aufgemalt wurde. Das passt zwar zum Zeichen 241 (getrennter Fuß-/Radweg), allerdings wird damit der von Marco Laufenberg bereits am 9. September 2009 kritisierte Zustand nur weiter verschärft. Konnte man bislang um die Lichtmasten herumfahren, wird es nun ordentlich eng, weil man die Trennlinie zum Gehweg ja nicht überfahren darf. Ich fragte, wie sich das Amt die angeordnete Benutzung vorstellt und gab gleichzeitig Hinweise, wie man die Situation verbessern könnte.

"Radweg" Neusser Straße

Wenige Tage später bekam ich von Herr Klein aus dem Büro des Fahrradbeauftragten eine Mail, dass mein Anliegen an die zuständigen Kollegen weitergeleitet worden sei. Und damit war’s das auch erst mal.

Am 12. September 2011 schrieb ich eine kurze Nachfrage an Herr Klein, das Straßenamt in Kopie, ob er mir die Kontaktdaten der zuständigen Kollegen geben könne, so dass ich dort noch einmal nachhaken kann. Keine Reaktion.

Am 20. September 2011 schrieb ich noch einmal eine umfangreichere Mail zu diesem Punkt ans Amt für Straßen und Verkehrstechnik in Köln und setzte den Landesbetrieb Straßenbau NRW in Kopie für den Fall, dass dieser an der Bundesstraße 9 befindliche Radweg wider Erwarten in deren Zuständigkeit fallen sollte. Straßen NRW hat nach 1-2 Tagen meinen Verdacht bestätigt und mein Anliegen noch einmal ans Amt für Straßen und Verkehrstechnik in Köln gerichtet. Nichts geschah.

Am 6. Oktober 2011 wagte ich den nächsten Anlauf, indem ich nun neben meinem Anliegen auch meinen Unmut über den Umgang mit eigentlich sinnvoll und nett gemeinten Hinweisen zum Ausdruck brachte. Wer hätte’s erwartet: Nichts geschah.

Ich hatte mich anfangs der Illusion hingegeben, man könnte mit zivilisierten Worten in den Dialog kommen. Na gut, wer nicht will…

Platz für alle?

Am 3. November 2011 griff ich zu härteren Mitteln: Ich erbat die Einsicht in die Anordnung der Radwegebenutzungspflicht an der Stelle nach dem Informationsfreiheitsgesetz des Landes NRW. Diese Anfrage muss binnen 30 Tagen beantwortet werden. Die Mail ging ans Amt für Straßen und Verkehrstechnik und ans Team des Fahrradbeauftragten. Vom Straßenamt bekommt man dabei übrigens grundsätzlich eine Eingangsbestätigung. Ausreden gelten da also nicht. Und wer hätte’s gedacht: Nix passierte.

Zwischendurch fand der dritte Kölner Radverkehrstreff statt, auf dem ich explizit gegenüber dem versammelten Gremium noch einmal auf die in Kürze ablaufende Frist hinwies, mindestens eine weitere Mail zu einem anderen Thema mit einer Erinnerung drin ging an den Fahrradbeauftragten. Egal.

Am 5. Dezember 2011 schrieb ich dem Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit (LDI) und schilderte die Situation. Dieser machte sich umgehend in die Spur und schrieb der Stadt eine Nachhilfe in Sachen Informationsfreiheitsgesetz. Und dann geschah erst mal wieder nichts.

Bis… ja bis ich am 29. Dezember 2011 einen Anruf von Herr Klein bekam. Es sei alles beim Team des Fahrradbeauftragten hängen geblieben, sie seien dafür verantwortlich. Von Herr Harzendorf, dem Amtsleiter, hätte ich schon einen Brief daheim (der kam erst, nachdem ich zu Weihnachten weggefahren war) usw. usf. Schließlich sagte er, er müsse dem LDI nun auch zurückmelden, wie wir weiter verfahren, ob ich trotz Brief und guter Worte noch Akteneinsicht nehmen wolle. Ja, sagte ich, klar, da sei ja so viel im Argen, dass ich das gern mal schriftlich haben wollen würde. Im neuen Jahr sollte dies in Angriff genommen werden, sprach er als Ergebnis. Und dann geschah erst mal nichts.

Am 17. Januar 2012 erwartete ich, dass soweit alle aus dem Weihnachts- und Neujahrsurlaub zurück sein dürften und wagte einen erneuten Vorstoß. Ich fragte Herr Klein, ob denn da noch etwas komme oder ob ich dem LDI zurückmelden muss, dass es doch nicht so läuft, wie angekündigt. Noch am selben Tag erhielt ich von Frau Schmitz, die offensichtlich für den Kölner Norden zuständig zu sein scheint, die Rückmeldung, dass die Akten sehr umfangreich seien, sie bislang noch nichts gefunden habe, sie aber ihre Bemühungen aufs Aktenarchiv ausdehnen werde. Ich wähnte mich auf der Zielgeraden zur Akteneinsicht. Eine Woche später fragte ich aber sicherheitshalber noch mal nach. Die 30-Tagefrist des IFG war nun selbst, wenn man den 29.12.2011 als Anfangsdatum nehmen würde, wieder mal fast um.

Und tatsächlich: Nur wenige Tage nach Überschreiten dieser inoffiziellen Frist erhielt ich am 8. Februar 2012 eine Auskunft. Allerdings eine, mit der ich nicht gerechnet hatte: Der Straßenverkehrsbehörde liegt die verkehrsrechtliche Anordnung der Radwegebenutzungspflicht an dieser Stelle nicht mehr vor! Der Radweg sei Mitte der 1980er Jahre auf Beschluss der Bezirksregierung Nippes angelegt worden, die Anordnung erfolgte damals im Rahmen der Baumaßnahme. Da aber Akten nach der Schriftgutordnung in Köln nur 20 Jahre lang aufbewahrt werden müssen, gibt es diese nun nicht mehr. Ups! Dort liegt also ganz offensichtlich eine qualifizierte Gefahrenlage vor, die durch eine Fahrt durch Ampel- und Lichtmasten kompensiert werden soll, aber keiner kann nun mehr sagen, welche Gefahr das ist. Wie passt das zur Aussage von Herr Harzendorf (u.a. beim zweiten Kölner Radverkehrstreff), dass nach der Novelle vom 1.10.1998 alle Radwege in Köln (unzureichend aber immerhin) auf ihre Breite hin überprüft wurden? Wenigstens davon müsste es doch Akten geben?

Zusatzpunkte für die Stadt gab’s auch noch: Das Verkehrszeichen ist während dieser Geschichte irgendwann im November, als ich morgens dort vorbei kam und schaute, ob sich nicht doch was getan hat, verdreht gewesen, so dass man es kaum noch sehen konnte. Sollte mir recht sein, war aber sicher nicht von der Stadt initiiert. In der abschließenden Mail von Frau Schmitz sicherte sie mir zu, dass dieser Radweg dort nun vorrangig auf die Rechtmäßigkeit der Benutzungspflicht hin geprüft werden solle. Ich antwortete, dass das nicht dringend nötig sei, weil das Schild eh verdreht sei. Es dauerte keine Woche und das Schild stand wieder so wie ursprünglich. Ich fragte noch einmal bei Frau Schmitz an, ob die Prüfung nun durch sei und wie die Gefahr lautet, die sie ergeben hat. Die Antwort kam diesmal prompt und lautete sinngemäß so: Mein Hinweis wurde aufgenommen und das Schild wurde wieder richtig montiert, da ja die Anordnung nicht aufgehoben wurde, sondern wegen der abgelaufenen Frist nur nicht mehr aufbewahrt wurde. Bis zur Prüfung bleibt die bisherige Verkehrssituation bestehen.

Slalomstangen ...

Ach ja: Laut dem Vorweihnachtsschreiben von Herr Harzendorf vom 21.12.2011 werden die störenden Lichtmaste dieses Jahr im Rahmen der Fahrbahnsanierung versetzt werden. Das Team des Fahrradbeauftragten überplane derzeit die Radverkehrsanlage. Unklar war zum Zeitpunkt des Briefes (und sicherlich auch jetzt) jedoch noch, ob die Radwegebenutzungspflicht in diesem Straßenabschnitt aufgehoben werden kann. Richtig müsste es an dieser Stelle lauten: „Es steht noch nicht fest, ob dann eine Radwegebenutzungspflicht nötig sein wird.“

Wenn derartige Wege benutzungspflichtig sind und wenn so Radverkehrspolitik aussieht, dann braucht man sich nicht wundern, wenn Radfahrer dem Klischee entsprechen und eben einfach so fahren, wie sie am besten durchkommen.

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