Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Eine Momentaufnahme

März 22nd, 2012 · 8 Kommentare

Frühling. Die Sonne scheint. Ab auf’s Rad!

Jetzt sitzen also wieder die „Normalos“ auf dem Rad, die nicht wie die Alltagsradler den ganzen Winter durch bei Wind und Wetter fahren. Ich finde das sehr schön!

Jetzt sitzen also wieder die „Normalos“ auf dem Rad, die nicht wie die Alltagsradler wissen, wo sie sicher unterwegs sind, sondern im sicheren Glauben an das Fachwissen von Verwaltung und Ordnungsmacht blinden Gehorsam betreiben.

Hier Ausschnitte aller aufgezählten Unfallmeldungen mit Beteiligung von Radfahrern auf Velo 2010 zwischen dem 10. und 14. März 2012. Für ein Fazit muß man eigentlich nicht viel Grips haben:

Samstag, 10.03.2012, 12:00 Uhr

Ein 52jähriger Autofahrer beabsichtigte von der Bernkasteler Str. nach rechts in den Zollstockgürtel abzubiegen. Dabei beachtete er nicht eine von rechts auf dem Radweg (allerdings aus der nicht freigegebenen Richtung) herannahende 72jährige Radfahrerin.

Samstag, 10.03.2012, 22:28 Uhr

Eine 72jährige Radfahrerin befuhr aus Richtung Deutz kommend den linksseitigen Radweg der Kalker Hauptstr. entgegengesetzt der freigegebenen Fahrtrichtung. Im Einmündungsbereich zur Barcelona-Allee wurde sie nicht von einer 37jährigen Autofahrerin beachtet, welche ihrerseits von dort nach rechts in die Kalker-Hauptstr. abbiegen wollte.

Montag, 12.03.2012, 08:35 Uhr

Ein 44jähriger Autofahrer befuhr den Parkgürtel in Richtung Nussbaumer Str. An der Unfallstelle beabsichtigte er nach rechts auf die Autobahn zu fahren. Gleichzeitig fuhr parallel in gleicher Richtung auf dem Radweg ein 69jähriger Radfahrer. Dessen Vorfahrt missachtete der Autofahrer, …

Montag, 12.03.2012, 10:05 Uhr

Ein 51jähriger Kleintransporterfahrer befuhr die Dürener Str. stadtauswärts. An der Unfallstelle beabsichtigte er Richtung Norden nach rechts auf die Autobahn aufzufahren. Dabei beachtete er nicht die Vorfahrt eines auf dem Radweg kreuzenden 66jährigen Radfahrers.

Montag, 12.03.2012, 18:43 Uhr

Ein 44jähriger Autofahrer beachtete nicht bei der Ausfahrt von einem Parkplatz die Vorfahrt eines auf dem Radweg fahrenden 53jährigen Radfahrers. Dieser fuhr in Richtung  Autobahn auf dem für beide Richtungen freigegebenen und deutlich gekennzeichneten Radweg, als der querende Autofahrer ihn erfasste.

Donnerstag, 14.03.2012, 19:06 Uhr

Während ein 19jähriger ortsfremder Autofahrer die Riehler Str. stadteinwärts befuhr, schaute er auf sein Navigationsgerät. Gleichzeitig wollte er nach rechts in die Frohngasse einbiegen. Auf der dortigen deutlich gekennzeichnete Radfahrer- und Fußgängerfurt beachtete er nicht einen von rechts querenden, vom Radweg kommenden 34jährigen Radfahrer.

Dies sind tatsächlich alle Unfallmeldungen in diesen 5 Tagen, es gibt noch nicht mal einen der üblichen „Selbst-Schuld-weil-rotze-besoffen-Alleinunfälle“-Unfälle dazwischen.

Hinter jeder Meldung steht dann ein Satz wie „Fahrzeugführer müssen beim Abbiegen auf kreuzende Radfahrer achten.

Besser macht man aus diesem Satz allerdings „Radfahrer sollten ‚Radwege‘ besser meiden und auf der Fahrbahn fahren, wo sie von Kraftfahrern besser und rechtzeitig gesehen werden„.

Ja, wir Viel- und Alltagsradler wissen das natürlich und können das zur Not sogar dem Wachtmeister erklären. Und Euch „Normalos“ geben wir das gerne mit auf den Weg, damit wir uns möglichst lange darüber freuen können, daß ihr endlich auf das Fahrrad gefunden habt ;-).

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Tags: Allgemein · Radwege

8 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 siggi // Mrz 22, 2012 at 16:34

    Nicht nur die Alltagsradler wissen das, sondern die Verantwortlichen für diese ganze Verkehrsplanung auch.
    Trotzdem planen sie weiterhin diesen lebensgefährlichen Murks und ordnen Benutzungsflichten an.
    Selbst die vielen Radfahrer, die auf Grund solcher Anlagen ums Leben gekommen sind, hält die Verantwortlichen nicht davon ab immer wieder neue Todesfallen zu planen.
    Der letzte Radfahrer ist noch nicht mal beerdigt da sitzen sie schon wieder an ihren Reißbrettern und tüfteln weiter an todbringenden Radverkehrsanlagen.

  • 2 Roland Brühe // Mrz 22, 2012 at 22:53

    Danke für’s Zitieren der Unfallmeldungen, Marco! Das macht wirklich deutlich, wie unzureichend von Seiten der Autofahrer und der städtischen Verantwortlichen mit dem ganz normalen und jahrzeitbedingt zunehmenden Radverkehr umgegangen wird: Gar nicht. Und das, obwohl seit Jahren in Sonntagsreden von der Bedeutung der Zunahme des Radverkehrs gesprochen wird (Gesundheit, Umweltschutz und so) und wie wichtig die Förderung dessen ist. Man gewinnt den Eindruck, dass die paar Unfälle hingenommene Kollateralschäden darstellen, die ja glücklicherweise nur bei Velo 2010 veröffentlicht werden (da schaut ja kaum einer hin). Insofern ist Dein Rat an die Normalo-Fahrer durchaus wichtig und hilfreich. Wahrscheinlich muss erst ein prominenter Mensch aus Politik oder Unterhaltung bei einem derartigen Unfall verletzt oder ums Leben kommen, bis ein Aufschrei durch die Gesellschaft geht. Bis dahin begnügen wir uns halt mit der gegebenen Situation und den Hinweisen auf schwarzen Tafeln an den Hauptverkehrsstraßen, doch bitte auf Radfahrer zu achten …

  • 3 koelnradler // Mrz 23, 2012 at 23:27

    @Roland:
    Dein Kommentar erinnert mich den damaligen (ich glaube 2009) Skiunfall von Thürigens Ministerpräsident Althaus. Als die Medien seinerzeit über diesen Unfall berichteten, wurde das Thema Sicherheit beim Skifahren plötzlich sehr akut. Seit diesem Unfall boomte plötzlich der Verkauf von Skihelmen. Vor dieser Zeit habe ich im Winterurlaub sehr selten einen Skifahrer mit Helm erlebt; heute sieht das vollkommen anders aus. Wenn einer öffentlichen Person etwas derartiges passiert, ist das Interesse natürlich stark gesteigert.

    Es ist zwar zynisch, aber die große Öffentlichkeit erreicht man leider nur, wenn das Ereignis auch viele Menschen erreicht und sich die Medien darum reißen – wie Du bereits beschrieben hast.

    …ich hoffe aber nicht, dass dann auch wieder der Helm das Thema Nummer 1 wird.

    Wir können nur gemeinsam Öffentlichkeit für diese Themen herstellen – wobei mir durchaus bewusst ist, dass wir eine sehr unbedeutende Gruppe darstellen.

    …aber steter Tropfen höhlt den Stein.

  • 4 siggi // Mrz 24, 2012 at 10:26

    Jörg Haider ist bei seinem Autounfall auch an seinen schweren Kopfverletzungen gestorben.
    Eine Diskussion über Helme für Autoinsassen kam damals auch nicht auf.

  • 5 Marco // Mrz 24, 2012 at 10:48

    @Stefan: ja, der stete Tropfen!

    Mein Blog wird von Hunderten täglich gelesen und die anderen Blogs auch. Viele Leute nehmen uns als kompetente Instanz wahr und damit sind wir nicht mehr unbedeutend … wir dürfen also nicht aufhören, gebetsmühlenartig das zu wiederholen, was unserer Verwaltung, Ordnungsmacht, usw. egal ist, bzw. was sie ignorieren oder nicht verstehen (wollen).

    Ich habe alleine in meinem Bekanntenkreis in den letzten Monaten und Jahren genügend Schönwetterradler mit meiner Argumentation vom „Radweg“ geholt – und das Schöne daran ist, daß sie das WARUM verstanden und verinnerlicht haben. Und das geben sie nun ihrerseits weiter … steter Tropfen 😉

  • 6 Andreas // Mrz 28, 2012 at 22:00

    Überall das Gleiche. Hier wird auch munter nach Radwegen gerufen – und wenn ich vom „auf der Fahrbahn fahren“ redet, werde ich entsetzt angesehen :-/

  • 7 Eine Runde rund um Köln …. // Apr 10, 2012 at 18:55

    […] der Beschleunigung- sehr leicht übersehen. Wieviele derartige Unfälle derzeit passieren hatte ich vor kurzem schon berichtet. An der Verkehrsführung geändert hat sich in diesen zwei Jahren – nichts! Ein […]

  • 8 Auf den Vorrang verzichten // Mai 21, 2012 at 11:49

    […] von (benutzungspflichtigen!) “Radwegen” verursacht, hatte ich kürzlich schon einen kleinen Artikel geschrieben. In den Velo 2010 Unfallberichten gibt es zum Schluß der Meldung meist ein “bon […]

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