… hat sich die Lebensgefahr auf der Mülheimer Brücke verschoben. Sonst ist nichts passiert.
Zur Erinnerung: am 18.9.2009 -also vor einer Woche- wurde mir mitgeteilt, daß die Bezirksversammlung Nippes in ihrer Sitzung am 17.9.2009 einen einstimmigen Beschluß gefaßt hat, demnach „ist die Verwaltung beauftragt, die aus Sicht der Bezirksvertretung für Radfahrer/innen lebensgefährliche Umleitungssituation auf der Mühlheimer Brücke, zu überprüfen und unverzüglich zu entschärfen“. Passiert ist seitdem:
NICHTS!
Naja, „nichts“ stimmt nicht ganz, denn mittlerweile wird die Nordseite der Brücke saniert und der Radverkehr wird -exakt genauso gefährdet wie in den letzten Wochen- beidseitig über die Südseite geleitet, also „dasselbe in grün“. Natürlich nicht, ohne abermals eine verkehrsanalphabetistische Stilblüte erster Güte abzuliefern:
Eine gute Woche habe ich Ruhe gegeben, was die Posse an der Mülheimer Brücke angeht und irgendwie hatte ich vor Filz und Willkür auch schon resigniert. Ein Letztes wollte ich aber noch versuchen, nämlich einfach mal die Kölner Parteien, bzw. Fraktionen um Stellungnahme zu der Sache bitten.
Das habe ich am Donnerstag, den 10.9.2009, spät abends, dann auch getan und fast allen demokratischen Parteien Kölns per e-mail einen offenen Brief mit Bitte um Stellungnahme zugesendet.
Die sowohl ernüchternden, aber auch zumindest augenscheinlich erfolgreichen Ergebnisse möchte ich Euch nicht vorenthalten. Den genauen Wortlaut meines Briefes gibt es unten.
Die Antwort der Grünen
Die Grünen antworteten wahrhaftig in Rekordzeit, nämlich bereits am Freitag, den 11.9.2009, vormittags, mit einer ausführlichen und persönlichen e-mail der verkehrspolitischen Sprecherin, Frau Bettina Tull. Es ist ganz offensichtlich, daß die Grünen als „Umweltpartei“ einen „Fahrradaktivisten“ (mein Gott, was für ein eigentlich schlimmes Wort! 😉) ernst nehmen wollen. Mir wird für mein Engagement zunächst ganz herzlich gedankt. Frau Tull geht dann recht ausführlich auf das Engagement der Grünen bzgl. Verbesserung der Radsituation in Köln und insbesondere der Mülheimer Brücke ein und erläutert die langfristigen Ziele. Das Wesentliche, nämlich die aktuelle Gefahrensituation wird im Großen und Ganzen beantwortet mit ‚Fahrrad fahren auf der Fahrbahn ist gefährlich‘:
„Insofern bleibt nur, auf die Gefahrenstellen aufmerksam zu machen und auf gegenseitige Rücksichtnahme der RadfahrerInnen zu appellieren. Dies ist sehr unbefriedigend, aber leider sehe ich für den Moment keine andere Möglichkeit“
Diese Aussage mag jeder selbst interpretieren, für mich heißt das leider „Autos haben Vorrang, Lebensgefahr für Radfahrer und Fußgänger sind Kollateralschäden“. Da hätte ich von den Grünen vielleicht eine andere Antwort erwartet.
Da die Grünen überhaupt nicht auf die Tatsache eingegangen sind, daß der angeordnete „Geisterverkehr“ auf der Brücke zuvor noch als Ordnungswidrigkeit geahndet und abkassiert wurde, frage ich diesbezüglich noch einmal per e-mail nach und bekomme auch relativ schnell eine Antwort:
„Zur Sache mit dem unterschiedlichen Gebahren der Kölner Polizei kann ich nichts sagen. Das Verhalten der Polizei in Bezug auf Radverkehr ist eh zwiespältig, wie man an den meiner Ansicht nach völlig überzogenen Kontrollen von RadfahrerInnen im Stadtgebiet erkennen kann. Es liegt im Ermessen der Polizei, ob eine Situation als gefährlich oder nicht gefährlich eingeschätzt wird. In diesem Fall bin ich eher froh, dass die Brücke für den Radverkehr offen bleibt, auch wenn es aufgrund der engen Verhältnisse zu Problemen kommt.“
Nun denn. Frage weder beantwortet, noch einen Konsens gefunden. Außer einer schnellen und freundlichen Antwort hat die Anfrage bei den Grünen also nichts gebracht.
Die Antwort von „Deine Freunde“
„Deine Freunde“ haben (noch) nicht geantwortet, ich bin allerdings sicher, daß die derzeit einfach ganz andere Sachen um die Ohren haben.
Die Antwort der FDP
Die FDP hat leider (noch) nicht geantwortet. Allerdings wurden die in den Verkehrsraum hineinragenden Wahlplakate nach einer knappen Woche wieder entfernt. Daß dies mit meiner Anfrage zusammenhängt und somit als Antwort zu werten ist, ist rein spekulativ.
Ich habe übrigens auch ein Foto bekommen, wie die Plakate aufgehängt wurden. Der benutzte PKW nutzt den Fuß- und „Radweg“ recht …äh… unkonventionell. Aber egal, ist ja kein Pranger hier.
Die Antwort der Linken
Die Linken haben mir am 14.9.2009 geantwortet, allerdings kurz und knapp direkt „Butter bei die Fische“ gemacht: Vom sachkundigen Herrn im Verkehrsausschuß wurde mir mitgeteilt
„A) dass ich vollkommen Recht habe.
B) dass er sich deswegen an den Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik, Herr Harzendorf, wenden wird.“
Außerdem wurde ein Dringlichkeitsantrag für die Sitzung der Bezirksvertretung Nippes am 17.9.2009 gestellt. Ein pdf des Antrages wurde mir übersandt, darin heißt es u.a., daß in Betracht gezogen werden soll, einen Autostreifen vorübergehend in einen Radweg umzuwidmen. Als Begründung werden im Wesentlichen meine Ausführungen (siehe unten) benannt.
Da war ich -ehrlich gesagt- mal baff, ging ich doch inzwischen davon aus, daß man als „kleiner Mann“ eigentlich gar keinen Einfluß hat – bis auf ein bis drei Kreuze alle paar Jahre. Es sollte aber noch besser kommen, denn es fehlt ja noch:
Die Antwort der CDU
Die CDU antwortete am 15.9.2009, ebenfalls kurz und knapp und herzlich:
„herzlichen Dank für die treffliche Schilderung auf der Mülheimer Brücke und für den besonderen Hinweis auf das aktuelle Schelmenstück. Wir haben eine Anfrage für die Bezirksvertretung Mülheim erstellt und reichen diese morgen bereits ein. Zudem habe ich das Bezirksamt Mülheim informiert und darum gebeten, sich der Sache auf Verwaltungsseite anzunehmen.“
Eine Partei fehlt noch und just in dem Moment, als ich das schon abhakte, kam dann doch noch …
Die Antwort der SPD
Die SPD antwortete am 18.9.2009. Mir wird für meine „ausführliche e-mail vom 14.9.2009“ gedankt (ich habe die e-mail am 10.9.2009 geschrieben!). Die Antwort ist aber prinzipiell erstmal erfreulich, lautet sie nämlich:
„Zwischenzeitlich hat sich die Bezirksvertretung Nippes in ihrer Sitzung am 17. September 2009 mit der Thematik befasst und einen einstimmigen Beschluss gefasst. Danach ist die Verwaltung beauftragt, die aus Sicht der Bezirksvertretung für Radfahrer/innen lebensgefährliche Umleitungssituation auf der Mühlheimer Brücke, zu überprüfen und unverzüglich zu entschärfen. Das Thema wird daher weiter auf der Agenda bleiben.“
Nun gut, die Antwort der SPD fasse ich als Ergebnis des Engagements der Linken auf (Dringlichkeitsantrag in der BV Nippes), aber immerhin: es soll sich was tun, die Situation soll unverzüglich entschärft werden. Fragt sich nur, was die Ausführenden unter „Entschärfen“ verstehen. Am 18.9.2009, noch bevor mich die e-mail der SPD erreichte, sah ich nämlich folgende Beschilderung an zwei der vier Gefahrenstellen an den Brückenpfeilern:
Sollte das der Versuch einer „Entschärfung“ sein, ist das eigentlich nur ein weiteres Schelmenstück, um den treffenden Ausdruck aus der Antwort der CDU zu verwenden. Der einzige Erfolg wäre dann also lediglich die Tatsache, daß meine Anfrage behandelt wurde (womit ich nicht gerechnet hatte), während „einen Autostreifen vorübergehend in einen Radweg umzuwidmen„, wie die Linken es formuliert hatten, ein wirklicher Erfolg, weil eine sichere Lösung, wäre. Mir würde die einfache Öffnung der Fahrbahn für den Radverkehr übrigens reichen. Meinetwegen noch ein Warnschild „Achtung Radfahrer“ für den KFZ-Verkehr.
Immerhin wurden aber (nach gut 2 Wochen!) die auf dem „Radweg“ herumstehenden Baken und das vermutlich dort geparkte Verkehrsschild (Pfeil links) entfernt:
Abstellfläche auf "Radweg"
Fazit: anscheinend kann man als engagierte Privatperson doch tatsächlich irgendwas erreichen, auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, was das genau ist, bzw. sein wird. Mein Dank geht prinzipiell an alle Politiker, die sich die Zeit genommen haben, meine Eingabe zu lesen und auch zu beantworten. Mein ganz besonderer Dank geht an die Kölner Linken und an die Kölner CDU für Ihr bisheriges Engagement in dieser Sache.
Hier der Text meines Schreibens:
Sehr geehrte Damen und Herren:
mein Name ist Marco Laufenberg, ich bin 39 Jahre alt, seit 1993 zugezogener Kölner und wohne in Köln-Mülheim.
Ich berichte -als Privatperson- in meinem Webblog unter http://www.radfahren-in-koeln.de über meine persönlichen Erlebnisse und Ansichten als Radfahrer in und um Köln. Dabei behandle ich subjektiv verkehrspolitische Themen, bin jedoch nicht parteipolitisch aktiv.
Ich möchte mit meinem Anliegen ihre kostbare Zeit nur so begrenzt wie möglich in Anspruch nehmen, deswegen trage ich es in Stichworten vor. Detailiertere und bebilderte Informationen entnehmen Sie bitte meinem Webblog.
Seit Montag, den 24.8.2009, wird die Mülheimer Brücke saniert. Die Stadt Köln teilte dies am Donnerstag, den 20.8.2009 in einer Pressemitteilung mit. Diese Sanierung soll noch „bis Oktober“ dauern.
Die Mülheimer Brücke ist eine wesentliche Gefahrenstelle für den Radverkehr in Köln, es kam seit 2004 -seit die „Radwege“ auf der Brücke benutzungspflichtig sind- öfters zu Zusammenstößen zwischen Radfahrern, die in der falschen Richtung als „Geisterradler“ unterwegs waren. Es gab einen Toten und mindestens einen Mann, der durch einen Frontalunfall nun berufsunfähig ist. Aus diesem Grunde finden öfters Verkehrskontrollen durch die Polizei statt, so mindestens auch in den Kalenderwochen 33 und 34.
Seit dem 24. August (KW 35) wird der Radverkehr von links- nach rechtsrheinisch nun über die Nordseite der Mülheimer Brücke umgeleitet, d.h. dort wo Geisterradler die Wochen davor noch (berechtigterweise) abkassiert wurden, MÜSSEN sie nun fahren!
Meine Anfrage an die Stadt Köln (Amt für Straßen- und Verkehrstechnik und „Fahrradbeauftragter“) über diese untragbare, weil gefährdende Situation wurde dahingehend beantwortet, daß die Freigabe des Radweges in beide Richtungen („Geisterverkehr“) „nach Abstimmung mit der Polizei“ erfolgte.
Meine entsprechende Anfrage an die Polizei wurde zunächst telefonisch so beantwortet, daß die Polizei dieser Regelung NICHT zugestimmt hätte und das ja auch sonst ein „Schildbürgerstreich“ wäre, wenn in der einen Woche das Befahren des Weges mit einer Ordnungswidrigkeit belegt und in der anderen Woche selbiges Befahren angeordnet wird.
Mittlerweile wurde ich telefonisch von der Polizei unterrichtet, daß die Zustimmung der Polizei zu der gefährdenden Regelung tatsächlich stattgefunden hätte und zwischen den Zeilen hörte ich heraus, daß es lediglich darum geht, den KFZ-Verkehr nicht zu behindern, denn die einzig sinnvolle Alternative zur derzeitigen Regelung wäre die sichere Umleitung des Radverkehrs über die Fahrbahn.
Zusammengefaßt heißt dies für mich, daß die Stadt Köln Fahrradfahrer und Fußgänger auf der Mülheimer Brücke für ca. 5-9 Wochen bewußt gefährdet, nur um dem KFZ-Verkehr ausnahmslos freie Fahrt zu gewähren.
Falls Sie die Situation vor Ort nicht kennen oder selbst kein Fahrrad fahren sollten: der Weg, den sich die Radfahrer derzeit in beide Richtungen teilen müssen, ist ca. 1,20 Meter breit und zweimal wird bei der Überfahrt durch die Brückenpfeiler die Sicht komplett versperrt. Ein Fahrrad ist ca. 60 cm breit und benötigt als einspuriges Fahrzeug genügend Abstand zu den Seiten. Ich wurde in dieser Woche selbst Zeuge eines Zusammenstoßes, bei dem -Gott sei dank- nichts schwerwiegendes passierte.
Vielleicht können Sie nachvollziehen, daß ich die geschilderte Situation als Willkür seitens der Behörden empfinde. Mich würde interessieren, wie Ihre Partei zu meinen Ausführungen steht. In diesem Sinne würde ich mich über eine Stellungnahme sehr freuen.
Zur Situation an der Mülheimer Brücke erhielt ich heute einen weiteren Anruf der Kölner Polizei, der zum einen ernüchternd war, mir andererseits aber auch in gewissem Maße die Augen geöffnet hat.
Herr S., der mich bereits vor einigen Tagen angerufen und mir mitgeteilt hatte, daß die Kölner Polizei einer Gefährdung des Radverkehrs durch angeordnete „Geisterfahrer“ NICHT zugestimmt hätte, machte nun eine Kehrtwende um 180 Grad, indem er erklärte, daß der zuständige Sachbearbeiter erst jetzt wieder im Büro wäre. In Wirklichkeit hätte die Polizei der Öffnung des „Radweges“ in beide Richtungen zugestimmt, wenn der Radverkehr ausreichend gewarnt werden würde. Dies geschieht derzeit durch das Zusatzzeichen Zeichen 1000-30 („in beide Richtungen“), was sich im Normalfall an jedem beidseitig benutzungspflichtigen „Radweg“ befinden sollte und in diesem Sinne also auch keine außergewöhnliche Warnung vor Frontalzusammenstößen darstellen kann. Ich fasse zusammen:
Montag, 7. September: Polizei erklärt mir durch Herrn S., daß mit der Polizei mitnichten die Öffnung des “Radweges” in Gegenrichtung abgestimmt worden wäre.
Donnerstag, 10. September: Polizei erklärt mir durch Herrn S., daß mit der Polizei die Öffnung des „Radweges“ in Gegenrichtung abgestimmt worden wäre, wenn der Radverkehr „gewarnt“ werden würde.
Kann man es mir verübeln, daß ich mich ein wenig „veräppelt“ fühle? Ich konfrontiere Herrn S. mit den Fakten (Unfallstatistiken ab 2004, Kontrolle und Abkassieren durch die Polizei noch in der Woche vor der Sanierung) und frage ihn, ob er den Weg überhaupt selbst befahren habe (Montag hatte er angegeben, die Brücke nicht zu kennen) und wie breit er die Spur für den Radverkehr einschätzt.
Herr S. gibt an, daß er gestern eine Ortsbesichtigung vorgenommen habe, indem er die Brücke von Riehl aus nach Mülheim zu Fuß passierte! Er schätzt die Breite des „Radweges“ auf 1 Meter bis 1,20 Meter (letzteres kommt ungefähr hin – mir ist schleierhaft, wie jemand ernsthaft glauben kann, dieser Platz würde für entgegenkommende Fahrräder ausreichen) und gibt an, daß „die Radfahrer an den Pylonen ja zur Seite ausweichen“. Richtig, das tun sie und die Polizei wird wissen, daß sie das lt. Beschilderung (Zeichen 241 und Zeichen 295, „durchgezogene Linie“) nicht dürfen. Ich schlage ihm vor, daß die Polizei am besten vor Ort Kontrollen macht und dafür dann auch noch „Knöllchen“ kassiert.
Herr S. erklärt mir, daß „die Straßen der Stadt und nicht der Polizei gehören“ und die Polizei entsprechend auch nicht darüber entscheidet. Ich möchte -bei aller Kritik- klar zum Ausdruck bringen, daß sich die Polizei durch Herrn S. wenigstens mit meinem Einwand auseinander setzt und immerhin engagiert zeigt, während ich bei der Stadt den Eindruck habe, in keinster Art und Weise auch nur annähernd ernst genommen zu werden. Alleine die Dauer einer Antwort spricht eher für Hinhaltetaktik und Totschweigen.
Laut Herrn S. wäre die einzige Alternative gewesen, die Brücke komplett für den Radverkehr zu sperren. Dem entgegne ich, daß eine mögliche und sichere Alternative die Umleitung des Radverkehrs über die Fahrbahn wäre, wie es bis 2004 die normale Situation war – ohne schwere Unfälle.
Ich spreche dann offen aus, „daß es der Stadt Köln in Wirklichkeit wohl nur darum geht, den motorisierten Verkehr nicht durch Radfahrer zu behindern und daß dafür die Gefährdung von Menschen in Kauf genommen wird.“
Herr S. widerspricht dieser These nicht.
Mag man es mir verübeln, wenn mir der Begriff „Bananenrepublik“ grad nicht mehr aus dem Kopf will?
Ich bin der Meinung, ich schweife manchmal ein wenig aus, deswegen hier eine kleine Fotostrecke, die -ganz ohne Worte- belegt, wie sehr Köln seine Radfahrer liebt! Ein paar Hundert Meter der Neusser Straße auf Höhe der Wilhelm Sollmann Straße.
Die Farce Situation um den Radverkehr an der Mülheimer Brücke ist in den letzten Tagen ja nun mehrmals und auch eindrucksvoll dokumentiert worden. Derzeit könnte ich fast jeden Tag ein paar Zeilen schreiben, versehen mit einem Foto oder Video, welches das Attribut „schockierend“ nicht zu Unrecht tragen würde.
Heute hat sich -für mich- tatsächlich doch etwas recht überraschendes ergeben, das Lesen dieses Artikels ganz bis zum Ende lohnt sich auf jeden Fall – Ich habe heute nämlich einen Anruf der Kölner Polizei bekommen!
Übrigens fuhr ich heute gegen 15:00 Uhr auf der Nordseite der Mülheimer Brücke von Mülheim nach Riehl hinter einer Dame „im besten Alter“ und durfte Zeuge eines Frontalunfalls hinter dem ersten Brückenpfeiler werden! Gottseidank ist außer einem verbogenen Flaschenhalter nichts passiert -was der Umsichtigkeit der Dame geschuldet ist, die gerade noch rechtzeitig abbremsen konnte-, jedoch schimpfte sie wie ein Rohrspatz auf den jungen Mann, der als „Geisterfahrer“ frontal auf Gegenkurs war. Ich klärte sie dann auf, daß der Mann lediglich ordnungsgemäß der Beschilderung gefolgt ist und die Schuld entsprechend nicht bei ihm, sondern bei denjenigen, die die Beschilderung vorgenommen haben, zu suchen ist. Ihre Bemerkungen dazu sind nicht zwingend druckreif.
Hier nun eine kurze, möglichst sachliche Chronologie der derzeitigen Radverkehrs-Situation um die Mülheimer Brücke, meine bisherigen Einträge finden sich hier. Ich weise darauf hin, daß ich versuche, so sachlich wie möglich zu bleiben und an einigen Stellen bewußt auf Kommentare verzichte – diese möchte der geneigte Leser bitte selbst erstellen!
Seit 2004
Seit 2004 sind die „Radwege“ an der Mülheimer Brücke auf beiden Seiten benutzungspflichtig, sie sind mit Zeichen 241 versehen. Unabhängig davon, daß die Wege zu eng sind und somit schon eine erhebliche Gefährdung der Radfahrer (und selbstverständlich auch der Fußgänger!) darstellen, gibt es an den Brückenpfeilern völlig unübersichtliche Situation, die quasi nicht „regelkonform“ zu befahren sind. Durch (unerlaubten!) Gegenverkehr gab es seit 2004 mindestens 4 schwere Unfälle mit einem Verkehrstoten (Radfahrer) durch Frontalzusammenstöße.
10.-23.8.2009
Wie schon öfters in den letzten Jahren, werden mindestens in den Kalenderwochen 33 und 34 (von mir beobachtet) „Geisterfahrer“ auf der Nordseite der Mülheimer Brücke durch die Polizei kontrolliert und wegen einer Ordnungswidrigkeit abkassiert.
20.8.2009 Pressemitteilung der Stadt Köln, daß die Brücke ab 24.8.2009 saniert wird: „für die Sanierungen muss jeweils der komplette Geh- und Radweg gesperrt werden„.
24.8.2009 (Kalenderwoche 35)
Der „Radweg“ (und auch der Fußweg) auf der Südseite der Brücke sind gesperrt, der Radverkehr wird durch verwirrende und nicht StVO-konforme Beschilderungen in beide Richtungen über die Nordseite der Brücke geführt. Vor Ort herrscht schlicht Chaos und es alle paar Minuten zu gefährlichen Begegnungen. Ich setze nachts meinen ersten Artikel online.
25.8.2009
Ich schreibe eine e-mail an den „Fahrradbeauftragten“ der Stadt Köln und an das Amt für Straßen- und Verkehrstechnik. Ich schildere die Situation und fordere dazu auf, „die Umleitung des Radverkehrs während der Sanierung der Mülheimer Brücke UMGEHEND sicher zu gestalten und auf die Fahrbahn anstatt in den Gegenverkehr zu verlegen, bevor schwere Unfälle geschehen!“ Ich stelle den zweiten Artikel incl. Videoclip online.
26.8.2009
Ich bekomme eine Antwort von einem Herrn vom Amt für Straßen- und Verkehrstechnik. Aufgrund meiner Anfrage hätte man „die Situation vor Ort überprüft“. Eine Umleitung des Radverkehrs über die Fahrbahn würde man aus Sicherheitsgründen nicht in Betracht ziehen, außerdem würde durch die Bauarbeiten auch zeitweise der rechte Fahrstreifen in Anspruch genommen werden. Die Alternative wäre eine komplette Sperrung für den Radverkehr gewesen. Wegen einer „zeitlich überschaubaren“ Ausnahmesituation „wurde –nach Abstimmung mit der Polizei– die Freigabe des jeweils gegenüber liegenden Radweges für die Gegenrichtung als vertretbar angesehen.“.
In meiner Antwort auf diese e-mail frage ich:
Welches sind die detaillierten „Sicherheitsgründe“, weswegen eine Umleitung über die Fahrbahn nicht in Betracht kommt?
Inwiefern handelt es sich um eine „zeitlich überschaubare Ausnahmesituation“? Der Pressemitteilung der Stadt Köln folgend wird die Situation bis Oktober 2009 bestehen bleiben, d.h. bestenfalls 5 Wochen, schlimmstenfalls 9 Wochen, in denen der Radverkehr nicht nur behindert, sondern stark gefährdet wird.
Würden Sie mir bitte einen, bzw. den Ansprechpartner bei der Polizei mitteilen, mit dem die Freigabe des gegenüberliegenden Radweges abgesprochen wurde? Wann geschah dies und wie kann es sein, daß noch mindestens in KW 33 und 34 Ordnungsgelder wegen Benutzung des Radweges gegen die Fahrtrichtung verhängt wurden?
Unabhängig davon: wie erklären Sie sich die verwirrenden und nicht StVZO konformen Beschilderungen und wann werden diese berichtigt?
3.9.2009
Ich habe auf meine Anfrage vom 26.8.2009 nach 8 (acht!) Tagen immer noch keine Antwort bekommen und frage deswegen noch einmal nach, wann ich mit einer Antwort auf meine Fragen rechnen kann.
4.9.2009
Ich erhalte vom gleichen Mitarbeiter die Antwort, daß der „Kollege bei der Polizei derzeit offenbar krank“ wäre und er deswegen noch keine Rückmeldung erhalten hätte. Für eventuelle Rückfragen an die Polizei könne ich mich an das Polizeipräsidium Köln, Direktion Verkehr, richten. Mir wird auch eine e-mail Adresse genannt.
Die mit der Beschilderung beauftragte Firma wäre aufgefordert worden, diese zu überprüfen und ggf. zu korrigieren. Meine weiteren Fragen werden nicht beantwortet, es wird lediglich auf die e-mail vom 26.8.2009 verwiesen, „wonach die zeitlich begrenzte Baustellenverkehrsführung in dieser Form beibehalten wird“.
Ich beantworte die e-mail und bedanke mich für die Kontaktadresse bei der Polizei, um mich dort direkt zu erkundigen. Ich frage nochmals nach den detaillierten „Sicherheitsgründen“, weswegen der Radverkehr nicht über die Fahrbahn geleitet wird.
Ich schreibe nachmittags eine e-mail an die Verkehrsdirektion der Polizei Köln. Im Kern erläutere ich die Situation so, wie ich es dem Amt für Straßen- und Verkehrstechnik und dem „Fahrradbeauftragten“ gegenüber auch getan habe und frage abschließend:
Ist es korrekt, daß die Freigabe des Radweges in Abstimmung mit der Polizei erfolgte?
Wie ist es zu erklären, daß in den KW 33 und 34 noch Ordnungswidrigkeiten verhängt wurden, für einen Bestand, der dann in Abstimmung mit der Polizei in KW 35 offiziell angeordnet wurde?
Die Beschilderung wurde tatsächlich teilweise geändert und „entwirrt“, ist aber immer noch nicht StVO-konform (z.B. die beiden Zeichen 254 am rechtsrheinischen Zugang zur Brücke auf der Südseite).
7.9.2009
Ich bekomme vormittags einen Anruf der Polizei. Herr S. begrüßt mich mit den Worten, „schön, daß ich Sie erreiche“ (ich hatte meine Telefonnummer in meiner e-mail nicht mitgeteilt).
Herr S. erklärt mir, daß mit der Polizei mitnichten die Öffnung des „Radweges“ in Gegenrichtung abgestimmt worden wäre, sondern vielmehr besprochen worden wäre, daß während der Sanierungsarbeiten auf jeder Brückenseite ein Weg geöffnet bleibt (gemeint ist jeweils ein Teil des getrennten Fuß- und „Radweges“) und somit Radfahrer und Fußgänger auf dem selben Weg die Brücke überqueren. Die Radfahrer müßten somit mehr Rücksicht auf die Fußgänger nehmen, würden aber nicht in den Gegenverkehr geführt werden, dafür wäre die Brücke zu eng!
Herr S. erklärt ferner, daß es ja wohl ein „Schildbürgerstreich“ wäre, würden in der einen Woche die Radfahrer von der Polizei als „Geisterfahrer“ abkassiert, müßten den selben Weg aber in der nächsten Woche in Abstimmung mit der Polizei benutzen.
Herr S. meint, daß die Verantwortlichen beim Amt für Straßen- und Verkehrstechnik (die Person, die meine e-mails beantwortet hat) von ihm bereits informiert worden wären und die Situation noch im Laufe des Tages umgeschildert werden würde. Er bat mich ferner, sich morgen bei ihm zu melden, sollte dies nicht geschehen sein.
Es sei nur kurz angemerkt, daß das verwirrende und falsch aufgestellte Zeichen 254 an der Siegburger Straße mittlerweile entfernt wurde. Das ebenfalls nicht-konforme Zeichen 254 am Pfälzischen Ring ist hingegen noch vorhanden. Zur Chronologie:
2.7.2009
Mein Artikel über die beiden Schilder geht online
3.7.2009
Ich stelle eine Anfrage an den „Fahrradbeauftragten“ der Stadt Köln und an das Amt für Straßenverkehrstechnik mit der Frage, welches Schild gilt (Zeichen 254 oder Zeichen 241 – beide gleichzeitig machen keinen Sinn) und der Bitte ggf. eine Umleitung zu nennen. Ich bekomme bereits eine gute Stunde später Antwort, daß die Hinweise mit der Bitte um Klärung weitergeleitet wurden.
6.8.2009
Ich habe knapp 5 Wochen nichts mehr gehört und beide Schilder stehen unverändert. Ich frage bei „Fahrradbeauftragtem“ und Amt für Straßen- und Verkehrstechnik, wann ich mit einer Antwort rechnen kann.
10.8.2009
Ich bekomme die Antwort, daß Zeichen 254 an der Siegburger Straße entfernt wird und am Pfälzischen Ring eine Ortsbesichtigung vorgenommen wird, es soll „die Beschilderung des Radweges im gesamten Teilstück zwischen Zoobrücke und Grünstraße“ überprüft werden. Als Entschuldigung für die verspätete Bearbeitung meiner Anfrage werden „Urlaubs-und Krankheitsvertretungen“ benannt. Der mit mir kommunizierende Herr war gar so freundlich, die Situation an der Siegburger Straße in seiner Freizeit zu begutachten – das nenne ich Einsatz!
Ende August 2009
Das Zeichen 254 ist tatsächlich entfernt worden, nach fast 2 (!) Monaten kann ich dort also wieder StVO-konform fahren und bin nicht mehr als „Radrüpel“ unterwegs. Am Pfälzischen Ring hat sich immer noch nichts getan.
Fazit:
Ich bin nicht so vermessen, das Entfernen eines Schildes als großartigen Erfolg zu feiern, denn in der Zwischenzeit wurden schon wieder mehrere Zeichen 254 unsinnig angebracht. Aber immerhin: ob ernst genommen oder nicht, man hat auf meine Eingabe reagiert, selbst wenn es viel zu lange gedauert hat. Stellen wir uns mal vor, der Autoverkehr wird unsinnig behandelt, indem eine Radarfalle 50 Meter hinter einem Tempo 50 Schild steht – wie lange wird es wohl dauern, bis die Beschilderung geändert wird? Bestimmt keine 2 Monate!
Ich habe mir heute dann noch die Mühe gemacht und einen kleinen Clip gedreht, der die derzeitige Situation an der Mülheimer Brücke in bewegten Bildern schildert:
Und auch der im ersten Artikel noch nicht im Bild gezeigte rechtsrheinische Zugang zur Brücke auf der Südseite gehört noch erwähnt. Vermutlich beschildert man hier nach dem Motto „doppelt falsch ist richtig“, oder? Dem(n) Schild(ern) nach zu urteilen darf man die Brücke nämlich überhaupt nicht mit dem Fahrrad befahren, weder links noch rechtsseitig!
Doppelt falsch = einmal richtig?
Eine Anfrage beim Amt für Straßen- und Verkehrstechnik, sowie beim „Fahrradbeauftragten“ der Stadt Köln ist gestellt, ich bin sehr gespannt auf die Antwort.
Seit gestern, Montag, den 24. August 2009, wird die Mülheimer Brücke saniert. Die Stadt Köln teilte dies am Donnerstag, den 20.8.2009 in einer Pressemitteilung mit.
Soweit, so gut. Die Mülheimer Brücke ist eine wesentliche Gefahrenstelle für den Radverkehr in Köln, es kam in der Vergangenheit öfters zu Zusammenstößen zwischen Radfahrern, die in der falschen Richtung als „Geisterradler“ unterwegs waren. An der Nord- und Südseite der Mülheimer Brücke sind Rad- und Gehweg jeweils mit Zeichen 241 beschildert. Trotzdem befahren täglich Dutzende, wenn nicht Hunderte Radfahrer den Weg über die Brücke als Geisterfahrer. Neben der offensichtlichen Tatsache, daß sich viele Gelegenheitsradler der Verkehrsregeln nicht bewußt sind oder sie schlicht ignorieren, war die Stadt Köln leider jahrelang nicht fähig, den richtigen Weg von der linksrheinischen Seite aus über die Brücke auszuschildern. Immerhin hingen -welch Ironie- eine zeitlang von „Velo 2010“ initierte Banner an den Pylonen (diese stellen wegen der Uneinsichtbarkeit des Weges besondere Gefahrenstellen dar), die darauf hinwiesen, daß „hier bereits Radfahrer verunglückten„.
Unabhängig davon, beschreiben die Unfallberichte mit Radfahrern der Polizei Köln nauf Velo 2010 auch eindrucksvoll, daß „Das Befahren von Radwegen entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung mit erheblichen Gefahren verbunden“ ist!
Ich habe in diesem Blog mehrmals über die Situation auf und an der Mülheimer Brücke berichtet, die Einträge finden sich hier. Einen weiteren Beitrag hat Arne von radgefahren.de verfaßt. Der Artikel beinhaltet ein imposantes Video, das allerdings nicht die komplette traurige Wahrheit wiedergibt. Ich befahre die Mülheimer Brücke fast täglich (teilweise mehrmals) und kann attestieren, daß mir derzeit -bei gutem Sommerwetter- bei einer Überquerung von rechts- nach linksrheinisch immer 4-7 Geisterfahrer entgegen kommen!
Die Polizei nimmt aus diesem Grunde auch des öfteren Verkehrskontrollen vor und bittet Geisterfahrer zur Kasse, was ich ausdrücklich befürworte. So geschah dies auf jeden Fall zweimal in jüngster Vergangenheit, letzte und vorletzte Woche.
Letzte Woche hat es also noch 15.- Euro gekostet, die Mülheimer Brücke als Geisterfahrer zu befahren, diese Woche wird der potentielle Genickbruch von der Stadt Köln angeordnet, denn (Zitat aus der oben erwähnten Pressemitteilung): „Fußgänger und Radfahrer werden gebeten, während der Arbeiten auf den jeweils offenen Geh- und Radweg auszuweichen.„! Und: „Fahrspuren für den Autoverkehr müssen nicht gesperrt werden und auch die vorhandenen Tempobeschränkungen bleiben bestehen.“. Na bestens! Die Sanierung dauert bis (voraussichtlich) Oktober, d.h. der Radverkehr ist hier ca. 2 Monate lang bewußt erheblichen Gefahren ausgesetzt! Aber -und das ist anscheinend das Wichtigste- der Autoverkehr kann ungehindert rollen.
Ungeachtet dessen ist die Beschilderung völlig verwirrend und gleicht einem Schildbürgerstreich sondergleichen:
Befährt man die Mülheimer Brücke derzeit rechtsrheinisch auf der Nordseite, stellt sich als erstes die Frage (wenn ich das Umleitungsschild mal nicht beachte, da es einfach überhaupt keinen Sinn macht), welches nun der „Radweg“ ist, der linke (der es normalerweise ist) oder der rechte, wie es das zusätzlich aufgestellte Zeichen 241 anzeigt. Dieser Umstand ist ein paar Meter weiter immens wichtig, da ja Gegenverkehr angeordnet wird. Die meisten Radfahrer (so tat es auch ich) werden -wie sie es gewohnt sind- den linken Weg wählen, dieser Weg ist aber -und das wird auf der anderen Seite angeordnet- der Gehweg!
Linksrheinisch geht der Wahnsinn weiter: insgesamt vier Verkehrsschilder und keines davon steht richtig! Der junge Mann im Bild belegt eindrucksvoll, wie die Beschilderung verstanden wird: gar nicht! Er spaziert auf dem „Radweg“, der aus entgegenkommender Richtung an dieser Stelle abschüssig ist und selbst nichtsportive Fahrer kommen hier problemlos auf höhere Geschwindigkeiten.
Die Beschilderung am Treppenaufgang linksrheinisch auf der Südseite der Mülheimer Brücke ist tatsächlich zu verstehen, allerdings disqualifiziert man sich auch hier selbst, denn laut Schild ist der „Radweg nach Riehl“ gesperrt, in Wirklichkeit ist es in diesem Falle der „Radweg“ nach Mülheim.
Und selbst den Treppenaufgang an der Nordseite (die Treppenaufgänge werden von einigen Radfahrern ihr Rad tragend genutzt und sind tatsächlich auch als Wege des NRW-Radverkehrsnetzes gekennzeichnet) auf den man soeben noch von der Südseite aus verwiesen wurde, sieht man nur absolut sinnfrei beschildert. Arne von radgefahren.de nennt solche Beschilderungen Verkehrsanalphabetismus. Das trifft es eigentlich nicht ganz, denn ein Analphabet ist streng genommen nicht dumm!
Der Schilderwald auf der linksrheinischen Zufahrt dürfte zum guten Schluß wohl nicht mehr verwundern.
Ich habe die Brücke gestern befahren und auch die Fotos gemacht und es war der blanke Horror. Die Wege sind selbst in Schrittgeschwindigkeit nicht gefahrlos passierbar. Wink des Schicksals, daß ich beim Fotografieren der Beschilderungen einen Mann traf, der vor ein paar Jahren einen Unfall mit einem Geisterfahrer hatte und seitdem arbeitsunfähig ist!
Anstatt den Radverkehr in Unfälle zu zwingen, muß er sinnvoll und sicher umgeleitet werden. Dies kann an der Mülheimer Brücke NUR durch die Umleitung auf die Fahrbahn geschehen!
Der AGFS hat übrigens mit Unterstützung des Ministeriums für Bauen und Verkehr in NRW eine Broschüre herausgegeben, die zusammenfaßt, wie Baustellenabsicherung im Bereich von Geh- und Radwegen funktioniert.
Die Forderung an die Stadt Köln, muß die sofortige Entschärfung der lebensgefährlichen Radverkehrssituation an der Mülheimer Brücke sein. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis durch die angeordnete Geisterfahrerei schwere Unfälle geschehen!
Und nochmals erwähnt: in der einen Woche Radfahrer zu kontrollieren (und abzukassieren!), die einen Weg benutzen, den sie die nächste Woche benutzen MÜSSEN, das nenne ich nicht mehr Abzocke, das ist allerdreisteste Abzocke!
Es gibt Situationen, die sich so grotesk entwickeln, daß man gar kein großer Sarkast sein muß, um sarkastisch zu werden. Und ja, ich gebe zu, manchmal habe ich große Lust, auf Ignoranz mit Korinthenkackerei zu antworten. Aber der Reihe nach: Nach einer sehr, sehr feinen 140 km Rennrad-Tour durch das Vorgebirge lies ich soeben die restlichen Kilometer nach Hause ausrollen und befuhr die Siegburger Straße von Poll Richtung Deutz – selbstverständlich auf dem benutzungspflichtigen „Radweg“. An der Kreuzung Siegburger Str./Deutzer Freiheit (hier ist der „Radweg“ mittels Zeichen 241 beidseitig benutzungspflichtig!), einer meiner Meinung nach für den Radverkehr eh schon gefährlichen Kreuzung, befand sich -wohl wegen des auf der Deutzer Freiheit stattfindenden Strassenfestes und offensichtlich für den KFZ-Verkehr gedacht- eine halb aufgebaute Absperrung in der Kurve, die dem Radverkehr noch ganze 70 cm Platz ließ. In der Kurve, wohlgemerkt! Dies war ziemlich genau um 16:30 Uhr. Ich hatte diese Kreuzung allerdings heute Morgen bereits um 9:15 Uhr passiert und die Absperrung befand sich um diese Uhrzeit schon an gleicher -gefährlicher- Position.
Strassenfest Deutzer Freiheit
Nun denn, normalerweise würde ich über so etwas vielleicht den Kopf schütteln, aber mich gar nicht sonderlich aufregen, geschweige denn einen Artikel schreiben, wenn nicht hinter der Kreuzung, ganze 5 Meter weiter (!) ein Mann vom Ordnungsamt Amt für Straßen- und Verkehrstechnik der Stadt Köln gestanden hätte. Dies hier sind deren Aufgaben.
„Da fragste mal nach“ dachte ich mir: „Entschuldigung, sind Sie vom Ordnungsamt?“. „Nein, ich bin vom Amt für Straßen- und Verkehrstechnik“. „Aber -salopp gesagt- Sie schreiben doch hier Knöllchen, oder?“. „Ja!“. „Was muß ich denn machen, damit die gefährliche Absperrung mitten in der Kurve auf dem „Radweg“ dort entfernt wird?“. „Wieso?“. Hier drehte sich der Dialog eine Zeit lang etwas im Kreis, denn Herr Mero, wie er sich etwas später vorstellte, verstand nicht so ganz, was mein Begehr war. Erst als ich mit „Zeichen 241“, „benutzungspflichtiger Radweg“ und „Gefährdung“ ein paar Schlüsselwörter in den Ring warf, nahm er mich wohl irgendwann als nüchtern und in ernster Absicht vortragend wahr. Die erste -von mir erwartete- Standardantwort war „da kommt man doch durch“ (selbstverständlich fährt Herr Mero auch Fahrrad und zwar „weit mehr als sie denken“). Ein paar Momente später attestierte er aber immerhin: „dann hat die Absperrung wohl jemand verstellt“. Aha!
Die Absperrung wurde also von Bösewichtern verstellt und da kann das Ordnungsamt Amt für Straßen- und Verkehrstechnik natürlich nichts dafür. Jetzt erwähnte ich doch mal, daß die Absperrung bereits heute morgen gegen 9:15 Uhr exakt so gestanden hat und entsprechend in schlappen Sieben (7) Stunden es niemand geschafft hat, an diesem Zustand etwas zu ändern! Naja, wenigstens kam dann noch die grandiose Auskunft: „aber gestern Abend stand die Absperrung noch richtig, was kann ich dafür, wenn die jemand über Nacht verstellt?“ Wieso würde ich wetten, daß hier gestern Abend aber auch gar nichts richtig stand?
Herr Mero meinte, ich solle die 0221-221-32000 anrufen, er könne da nichts machen. Daß ich dort niemanden erreichte und nur eine Ansage hörte, daß man Mo-Fr (heute ist Samstag) von 7:00 bis 19:00 Uhr erreichbar ist, monierte ich natürlich (tatsächlich wurde mein Anruf aber wohl auf das Callcenter umgeleitet, die Nummer ist -offiziell- tatsächlich bis 23:30 Uhr erreichbar).
Ich begann nun, meine Fotos zu machen, was Herrn Mero dazu veranlasste, zu telefonieren. „Ich hab hier so nen Radfahrer, der meckert rum“ und schließlich gab er mir sein Telefon. Ich hatte Frau Groß am Apparat, der ich die gefährliche Situation schilderte. Sie fragte nach meinem Namen und Telefonnummer (beides bekam sie selbstverständlich) und gab an, sie „werde das weiterleiten“.
Nun ja, ich bin sehr gespannt. Ich wollte nachher nochmal in die Stadt fahren und – warum sollte ich nicht einfach einen kleinen Umweg über Deutz machen? In diesem Sinne: Fortsetzung garantiert :-).
Ach so, ich wette, daß a) entweder gar nichts passieren wird oder aber zumindest keine für den Radverkehr sichere Lösung gefunden wird. Wer hält dagegen?
[Nachtrag 20:00 Uhr]:
Wie mir der Flurfunk soeben berichtete, wurde die Absperrung nun wohl tatsächlich vom „Radweg“ auf die Fahrbahn verfrachtet. Da hätte ich meine Wette also verloren ;-).
Vor ein paar Tagen wollte ich von Köln-Mülheim aus nach Ehrenfeld fahren und die Route über Pfälzischen Ring und die Zoobrücke nehmen. Ich befuhr -ordnungsgemäß- den benutzungspflichtigen rechtsseitigen „Radweg“. Kurz vor der Zoobrücke fiel mir ein, daß ich etwas vergessen hatte. Da ich bemerkt hatte, daß der „Radweg“ beidseitig benutzungspflichtig ist (Zeichen 241), befuhr ich den Pfälzischen Ring also linksseitig zurück Richtung Mülheim, bis ich plötzlich hier vor folgendem Schild stand:
Du kommst hier nicht durch!
Zeichen 254 („Verbot für Radfahrer“) verbietet das Radfahren in dieser Straße, d.h. auf allen Teilen der Straße, einschließlich Fahrbahn und Gehwegen. Insofern bin ich also recht verwirrt, befand ich mich doch auf einem benutzungspflichtigen „Radweg“ und der „Radweg“ auf der anderen Straßenseite rechts ist übrigens auch benutzungspflichtig. Laut Zeichen 254 darf ich aber die komplette Straße nicht befahren, ich dürfte mein Fahrrad wohl schieben. Da frage ich mich doch ernsthaft: „Was denn nun?„
Ausnahme? Versehen? Mitnichten! In Köln stellt man die Verkehrsschilder so auf, wie man grade lustig ist und schert sich nicht so viel um die Straßenverkehrsordnung. Gestern an der Siegburgerstr, Ecke Alfred-Schütte-Allee gesehen:
Und hier komst Du auch nicht durch!
Wiederum auf beiden Straßenseiten benutzungspflichtige „Radwege“ (Zeichen 241). Na, wenigstens ist dort eine KVB-Station, ich bräuchte also nicht zu schieben, um zeitig nach Hause zu kommen. Keine Angst, ich habe in beiden Fällen weder die Bahn genommen, noch geschoben, sondern mich im Rahmen der Kölner Verkehrsrüpelerziehung illegalerweise über Zeichen 254 hinweggesetzt und mein Fahrrad tretenderweise Richtung nach Hause bewegt. Ja, ich bin ein Radrüpel!
Ach ja: ich frag mal bei der Stadt Köln nach, wie ich mich verhalten soll. Bin gespannt auf die Antwort und ob und warum …