Es gibt Situationen, die sich so grotesk entwickeln, daß man gar kein großer Sarkast sein muß, um sarkastisch zu werden. Und ja, ich gebe zu, manchmal habe ich große Lust, auf Ignoranz mit Korinthenkackerei zu antworten. Aber der Reihe nach: Nach einer sehr, sehr feinen 140 km Rennrad-Tour durch das Vorgebirge lies ich soeben die restlichen Kilometer nach Hause ausrollen und befuhr die Siegburger Straße von Poll Richtung Deutz – selbstverständlich auf dem benutzungspflichtigen „Radweg“. An der Kreuzung Siegburger Str./Deutzer Freiheit (hier ist der „Radweg“ mittels Zeichen 241 beidseitig benutzungspflichtig!), einer meiner Meinung nach für den Radverkehr eh schon gefährlichen Kreuzung, befand sich -wohl wegen des auf der Deutzer Freiheit stattfindenden Strassenfestes und offensichtlich für den KFZ-Verkehr gedacht- eine halb aufgebaute Absperrung in der Kurve, die dem Radverkehr noch ganze 70 cm Platz ließ. In der Kurve, wohlgemerkt! Dies war ziemlich genau um 16:30 Uhr. Ich hatte diese Kreuzung allerdings heute Morgen bereits um 9:15 Uhr passiert und die Absperrung befand sich um diese Uhrzeit schon an gleicher -gefährlicher- Position.
Nun denn, normalerweise würde ich über so etwas vielleicht den Kopf schütteln, aber mich gar nicht sonderlich aufregen, geschweige denn einen Artikel schreiben, wenn nicht hinter der Kreuzung, ganze 5 Meter weiter (!) ein Mann vom Ordnungsamt Amt für Straßen- und Verkehrstechnik der Stadt Köln gestanden hätte. Dies hier sind deren Aufgaben.
„Da fragste mal nach“ dachte ich mir: „Entschuldigung, sind Sie vom Ordnungsamt?“. „Nein, ich bin vom Amt für Straßen- und Verkehrstechnik“. „Aber -salopp gesagt- Sie schreiben doch hier Knöllchen, oder?“. „Ja!“. „Was muß ich denn machen, damit die gefährliche Absperrung mitten in der Kurve auf dem „Radweg“ dort entfernt wird?“. „Wieso?“. Hier drehte sich der Dialog eine Zeit lang etwas im Kreis, denn Herr Mero, wie er sich etwas später vorstellte, verstand nicht so ganz, was mein Begehr war. Erst als ich mit „Zeichen 241“, „benutzungspflichtiger Radweg“ und „Gefährdung“ ein paar Schlüsselwörter in den Ring warf, nahm er mich wohl irgendwann als nüchtern und in ernster Absicht vortragend wahr. Die erste -von mir erwartete- Standardantwort war „da kommt man doch durch“ (selbstverständlich fährt Herr Mero auch Fahrrad und zwar „weit mehr als sie denken“). Ein paar Momente später attestierte er aber immerhin: „dann hat die Absperrung wohl jemand verstellt“. Aha!
Die Absperrung wurde also von Bösewichtern verstellt und da kann das Ordnungsamt Amt für Straßen- und Verkehrstechnik natürlich nichts dafür. Jetzt erwähnte ich doch mal, daß die Absperrung bereits heute morgen gegen 9:15 Uhr exakt so gestanden hat und entsprechend in schlappen Sieben (7) Stunden es niemand geschafft hat, an diesem Zustand etwas zu ändern! Naja, wenigstens kam dann noch die grandiose Auskunft: „aber gestern Abend stand die Absperrung noch richtig, was kann ich dafür, wenn die jemand über Nacht verstellt?“ Wieso würde ich wetten, daß hier gestern Abend aber auch gar nichts richtig stand?
Herr Mero meinte, ich solle die 0221-221-32000 anrufen, er könne da nichts machen. Daß ich dort niemanden erreichte und nur eine Ansage hörte, daß man Mo-Fr (heute ist Samstag) von 7:00 bis 19:00 Uhr erreichbar ist, monierte ich natürlich (tatsächlich wurde mein Anruf aber wohl auf das Callcenter umgeleitet, die Nummer ist -offiziell- tatsächlich bis 23:30 Uhr erreichbar).
Ich begann nun, meine Fotos zu machen, was Herrn Mero dazu veranlasste, zu telefonieren. „Ich hab hier so nen Radfahrer, der meckert rum“ und schließlich gab er mir sein Telefon. Ich hatte Frau Groß am Apparat, der ich die gefährliche Situation schilderte. Sie fragte nach meinem Namen und Telefonnummer (beides bekam sie selbstverständlich) und gab an, sie „werde das weiterleiten“.
Nun ja, ich bin sehr gespannt. Ich wollte nachher nochmal in die Stadt fahren und – warum sollte ich nicht einfach einen kleinen Umweg über Deutz machen? In diesem Sinne: Fortsetzung garantiert :-).
Ach so, ich wette, daß a) entweder gar nichts passieren wird oder aber zumindest keine für den Radverkehr sichere Lösung gefunden wird. Wer hält dagegen?
[Nachtrag 20:00 Uhr]:
Wie mir der Flurfunk soeben berichtete, wurde die Absperrung nun wohl tatsächlich vom „Radweg“ auf die Fahrbahn verfrachtet. Da hätte ich meine Wette also verloren ;-).
1 Antwort bis jetzt ↓
1 ArVo // Aug 10, 2009 at 09:14
… und die Kleinigkeiten übersieht man immer! – Die Lichtzeichenanlage ist weiterhin in Betrieb! -Warum müssen Radfahrer und Fußgänger an einer Ampel auf Grün warten, wenn die entsprechende Fahrbahn für Fahrzeuge aller Art gesperrt ist!? – Erziehen die Kölner Verkehrsbehörden etwa ihre radfahrenden Bürger mal ganz nebenbei zur Missachtung von Verkehrsregeln, um von ihren eigenen Missetaten abzulenken? Mein Rat an die Behörde: Die Säcke nicht über den eigenen Kopf ziehen, sonder über die nicht benötigten Ampeln!!!
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