Es wäre so einfach: den Radverkehr einfach da lang führen, wo er hingehört, über die Fahrbahn (StVO §2 Abs. 1) und nur, wenn eine „Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung […] erheblich übersteigt“ als absolute (!) Ausnahme über einen separierten „Radweg“ (StVO §45 Abs. 9). Ach so, „da fahren ja auch Autos“ ist mitnichten eine solche Gefahrenlage!
Neben der Polizei in Köln sehen diejenigen, die die Gesetze in diesem Falle umsetzen sollen, die Menschen in unserer Stadtverwaltung, das leider anders. Gemäß dem Motto „Verkehr gleich Kfz-Verkehr“ wird auf Teufel komm raus verhindert, daß auch nur ein Radfahrer zuviel der Deutschen (noch!) liebsten Spielzeuge im Wege ist….
Mittlerweile wurde die Verwaltung sogar durch die Bezirksvertretung Innenstadt von der Politik gerügt, eine linksrheinische Nord-Süd-Verbindung für Fahrradfahrer zu schaffen und zu prüfen, „wie im Tunnel Radfahrern eine sichere Durchfahrt zu ermöglichen ist“. Ihr erinnert Euch, ich bin jahrelang sicher durch den Rheinufertunnel gefahren, bis das verboten wurde. Ich berichtete darüber und zeigte mich sogar selbst an. Um vom Motto „freie Fahrt dem motorisierten Verkehr“ bloß keinen Zentimeter zu weichen, schickt man den Radverkehr prompt durch die Massen von Fußgängern -oft Touristen- über die Rheinuferpromenade. Vor ein paar Wochen wurde dort gar ein fünfjähriger Junge angefahren. Ich empfehle zur Verdeutlichung das Video in meinem Bericht.
In Köln-Mülheim, am Clevischen Ring, gibt es mal wieder eine Baustelle. Und auch wie beim letzten mal setzt man in der Stadverwaltung alles daran, die Radfahrer bestmöglichst zu schikanieren und ihre Weiterfahrt unbequem bis unmöglich zu machen. So sieht das dann aus:
Zur Verdeutlichung: das Verkehrszeichen mit dem roten Rand und dem Fahrrad drin ist das VZ254 und es heißt „Verbot für Radfahrer„. Es gilt für die ganze Straße (die ja immer ein Konstrukt aus Gehweg, „Radweg“ und Fahrbahn ist), d.h. die Baustelle (ca. 100 Meter) mal eben über die Fahrbahn zu passieren, was ja problemlos möglich wäre, ist verboten und wäre eine Ordnungswidrigkeit. Es müßte nun eigentlich eine Umleitung ausgeschildert sein – ist es aber natürlich nicht. Warum auch? „Radverkehr ist ja kein richtiger Verkehr„, so vermutlich die Meinung bei den hierfür verantwortlichen Personen. Es wird aber noch schlimmer:
In der Gegenrichtung ist es normalerweise verboten, den „Radweg“ zu benutzen. Und das ist auch gut so. Auf dem „Radweg“, außerhalb des Sichtbereichs von Kfz-Führern, ist es schon gefährlich genug – in Gegenrichtung zu fahren, ist aber der gröbste Fehler, den man machen kann. Hier passieren die gravierendsten Unfälle. Nun, das scheint beim Prinzip „Der Radverkehr ist ja gar kein richtiger Verkehr“ egal zu sein, denn hier wird nun einfach -ohne ersichtlichen Grund- die Benutzung des „Radweges“ in Gegenrichtung angeordnet! Wie man auf dem ersten Foto sieht, stellen sich auch bereits erste Erfolge ein!
Gottlob gibt es Querulanten engagierte Mitbürger, die sowas bei der Stadtverwaltung monieren. Das habe ich am Donnerstag, den 14. Juni 2012 also getan, selbstverständlich mit dem Ziel, den Radverkehr dort sicher über die Fahrbahn zu führen. Bereits am folgenden Tag bekam ich von Markus Pail vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik eine Antwort, nämlich, daß die Freigabe in Gegenrichtung „in der dokumentierten Form von keinem Sachbearbeiter angeordnet worden“ ist (irgendjemand stellte also Schilder so auf, wie es ihm gerade passte – wie so oft in Köln!) und daß als „Alternativroute“ eine „entsprechende Umleitung ausgeschildert“ wurde. Diese verliefe über „folgende Strecke: Julius-Bau Straße – Adamsstraße – Buchheimer Straße – Clevischer Ring.“ Richtig, auch der Ortsunkundige wird sich fragen „so viele Straßen für 100 Meter?“. Die Umleitung ist mal eben knapp 4 mal so lang wie der zu überbrückende Weg. Was man nicht alles tut, um den Autoverkehr nicht zu behindern die Radfahrer zu schützen. Dafür nimmt man sogar mindestens die Belästigung, wenn nicht gar die Gefährdung von Fußgängern in Kauf, denn die letzten Meter über die Buchheimer Straße geht es durch eine Fußgängerzone, mit zum Schluß nur noch knapp 2 Meter Platz. Vernünftig wäre es, dort nicht zu fahren. Aber von Vernunft wollen wir besser nicht sprechen, denn es kommt noch besser:
Die Umleitung war deutlich ausgeschildert, an der Kreuzung Julius-Bau-Straße/Adamsstraße befand sich allerdings die zu sehende Beschilderung. Das rot umrandete runde Schild kennt wohl jeder, VZ250 „Verbot für Fahrzeuge aller Art„. Das „frei“ in „Anlieger frei“ gilt mitnichten für Fahrzeugführer, die die Stelle passieren wollen, sondern für Anlieger, die dort wohnen oder jemanden besuchen möchten. Da ein Fahrrad ein Fahrzeug ist (wie man im Amt für Straßen und Verkehrstechnik eigentlich wissen müsste) ist das fahren dort also verboten und wäre eine Ordnungswidrigkeit! Klar auf den Punkt gebracht: die Straßenverkehrsbehörde ordnet ein Durchfahrtsverbot an und gibt eine Alternativroute durch ein Durchfahrtsverbot vor! Verstanden? Es wäre mir erlaubt, mit meinem Fahrrad dort schiebend zu passieren, dann wäre ich nämlich Fußgänger. Dann könnte ich aber natürlich auch direkt zu Fuß gehen oder … mit dem Auto fahren. Kleiner Tip an die Kölner Polizei: hier ruhig mal die nächste Fahrradkontrolle stattfinden lassen, da dürfte die Fangquote wohl bei 100% liegen! Und da die Stadt die Bußgelder kassiert, ist das doch ne Win-Win-Situation!
Nun gut. Ich wies Herrn Pail am 15.6.2012 also per e-mail auf das bestehende Durchfahrtsverbot per VZ250 hin und es passierte …. nichts.
Am 20.6. fragte ich nochmal nach und Herr Pail antwortete mir, daß er meine Anfrage nur stellvertretend beantwortet und meine e-mail vom 15.06.2012 „an den für den Bereich zuständigen Sachbearbeiter Herrn Wilken zur Bearbeitung weiter geleitet“ hätte. Da scheint die interne Kommunikation ja perfekt zu funktionieren.
Herr Gunter Wilken teilte mir dann am 21.6.2012 mit: „die Fachfirma wurde von mir heute aufgefordert, die Zeichen 250+Zusatz zu entfernen“. Wir halten also fest: der Nachrang des Radverkehrs geht in Köln so weit, daß man Radfahrer eine Woche lang die Wahl zwischen Ordnungswidrigkeit und Ordnungswidrigkeit lässt und mit immensem Aufwand einfach alles tut, sie nicht dort fahren zu lassen, wo es einfach, bequem und für alle Beteiligten sicher wäre. Herr Wilken sieht das freilich anders, nämlich bei einer Umleitung über die Fahrbahn „massive Verkehrsstörungen durch die Einrichtung einer solchen Verkehrsführung“ und meint auch, daß die vervierfachung der Strecke für die Radfahrer eine „nicht wesentlich längere Umleitungsstrecke“ und somit eine „verhältnismäßige Maßnahme“ wäre. Nun denn, der Titel dieses Blogeintrags sagt ja schon alles. Ich frage mich allen ernstes, ob dieser ganze Aufwand (ausführliche Umleitungsbeschilderung, Änderung der anderen Beschilderung, e-mail-Verkehr mit der Querulanz, etc. – also letztlich der massive Einsatz von Arbeitszeit und -kraft) anstatt die Radfahrer einfach über die Fahrbahn zu leiten, eine verhältnismäßige Maßnahme ist!
Besonders schön: die Baustellenarbeiten sind heute (25.6. 2012) wieder beendet, das Durchfahrtverbot (übrigens samt Umleitung) besteht weiterhin.
Klar, man kann nun dagegen halten, daß dies -da eine Baustelle- eine temporäre Situation ist. Ändert aber nichts an der Tatsache, daß das z.B. einen Polizisten bei einer Verkehrskontrolle, im Zweifelsfall nicht interessiert, denn ich habe einer Anordnung durch ein Verkehrszeichen prinzipiell erstmal zu befolgen – auch wenn sie unsinnig ist! Und außerdem gibt es in Köln so viele Baustellen, die blödsinnig beschildert sind, daß Dutzende von temporären Situationen letztlich insgesamt eine unbefriedigende, weil vermeidbare Behinderung darstellen.
Der Nachrang des Radverkehrs geht aber nicht nur temporär, sondern auch -teilweise viel wahnwitziger, weil der Anordnung hier ja defintiv eine ausgiebige Prüfung vorausgegangen sein muß (wir wollen der Stadtverwaltung ja nicht unterstellen, daß sie die Gesetze nicht interessieren)- permanent.
In der Einleitung hatte ich ja erwähnt, wann es überhaupt nur einen (benutzungspflichtigen) „Radweg“ geben darf: wenn eine außerordentliche Gefahrenlage vorliegt. Es gibt in Köln hunderte (!) Kilometer von „Radwegen“, wo solch eine Gefahrenlage ganz sicher nicht besteht und trotzdem „Radwege“ beschildert worden sind. Ein Relikt aus den 60er und 70er Jahren, als man es schick fand, die Städte mit Beton zu verbauen und alles dafür zu tun, den Kfz-Verkehr so schnell wie möglich und ohne Hindernisse vorankommen zu lassen. 1998 wurde das Gesetz geändert und man hätte alle Straßen auf Gefahrenlagen hin prüfen müssen. Offiziell hat man das auch. Und den Radfahrern hat man weiterhin einge*bläut*, daß sie abseits der Fahrbahn sicher wären und ihren „Schutzraum“ hätten, was einfach nicht stimmt.
Ich denke, selbst der unbedarfte Leser kann feststellen, daß man auf der Germaniastraße als Fahrradfahrer auf der Fahrbahn keiner außerordentlichen Gefahrenlage ausgesetzt ist – ganz im Gegenteil: gefährdet wird man auf dem engen „Radweg“, der an Garagenhöfen vorbeiführt, aus denen jederzeit plötzlich Fußgänger oder Kfz kommen können, vom völlig desolaten Zustand des Weges einmal ganz zu schweigen. Später wird der Radverkehr letztlich über den Gehweg geführt, was Kollisionen mit Fußgängern provoziert. Und das alles nur, damit Kfz freie Fahrt haben, immerhin ist hier … Tempo 30 erlaubt!
Das Schöne aber ist, man kann sich gegen so etwas wehren und das werde ich auch tun. Da wir (gottseidank) in einer Demokratie leben, haben Bürger ihrer Verwaltung gegenüber einige Rechte und dazu gehört z.B. auch, gegen unsinnige und illegale Anordnungen vorzugehen und notfalls zu klagen. Ich lasse mir jetzt jedenfalls erstmal die Akten zukommen, in denen erläutert wird, welche Gefahrenlage in der Germaniastraße vorliegt, denn die muß ja nach den ausführlichen Prüfungen, die die Stadt Köln dort vorgenommen hat, bevor sie das Fahrbahnverbot anordnen ließ, dokumentiert worden sein. Ich bin sehr gespannt!
Natürlich könnte man annehmen, daß nach dem temporären Nachrang und dem Nachrang durch Sünde aus der Vergangenheit (die beide keine Einzelfälle sind, unsere Stadt ist davon quasi verseucht) eine Welttstadt wie Köln (immerhin Mitglied im der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte) aktuell und zukünftig den Nachrang des Radverkehrs nicht mehr propagiert und umsetzt. Dem ist leider nicht so.
Von der traurigen Anahme, daß 1 Meter breite „Schutzstreifen“ Radfahrern auch nur irgendeine Sicherheit bieten würden (im Gegenteil: sie verleiten Kfz, legitimiert mit Höchstgeschwindigkeit und ungenügendem Abstand Radfahrer zu gefährden!) möchte ich hier gar nicht groß schreiben. Entgegen der Aussagen des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik und dem diesem angehörigen Büro des „Fahrradbeauftragten“, man würde Radfahrer zukünftig nur noch über die Fahrbahn leiten, werden in Köln nämlich weiterhin „Radwege“ gebaut und vorhandene saniert, d.h. ihre Oberfläche neu gepflastert (anstatt etwa asphaltiert), was besonders bei dünnen Reifen verheerende Wirkungen haben kann). Die Sanierung mag im ersten Augenblick vernünftig klingen, genauer betrachtet ist sie aber solange unsinnig, wie das Radfahren darauf -illegalerweise- immernoch angeordnet wird und damit auch letztlich auch rausgeschmissenes Steuergeld, denn für Sicherheit sorgen diese Wege nicht und es sollte irrelevant sein, ob man auf einem sanierten oder unsanierten „Radweg“ umgefahren wird. Ich zumindest möchte mich für die sichere Fahrbahn entscheiden dürfen und rate dies als erfahrener Fahrradfahrer auch jedem anderen. Fahre dort, wo man Dich sieht! Steuern müssen es allerdings gar nicht immer sein, die ausgegeben werden, manchmal sind es z.B. EU-Zuschüsse oder aber wie im folgenden Fall Fördermittel der Bundesrepublik Deutschland:
Zugegeben, der Clevische Ring (Ecke Keupstraße in Köln-Mülheim) ist durchaus viel befahren. Das heißt aber nicht grundsätzlich, daß dort auch eine Gefahrenlage besteht, die das Risiko einer Beeinträchtigung erheblich übersteigt. Radfahrer können dort beispielsweise sicher überholt werden und soweit man nicht zu weit rechts fährt (was man NIE machen sollte!) kam man dort mit dem fahrrad in der Vergangenheit zügig und problemlos auf der Fahrbahn voran. Nun ist man durch die Beschilderung auf den „Radweg“ gezwungen und man sieht wunderschön, das Radwegebau durchaus eine Kunstform sein kann:
„In einzigartig verschwenkter Form wird der Radfahrer aus dem Sichtbereich der Kraftfahrer in die sichere Kollision geführt, wo sich sein Blut mit dem Rot des Radstreifens im Lichte der Scheinwerfer vermischt.“ Wäre dies eine Installation auf der documenta, wären interessierte Kunstexperten sicher gewiß.
Man kann nun in abenteuerlicher Führung geradeaus fahren oder nach rechts in die Markgrafenstraße, wo der „Radweg“ allerdings nicht mehr benutzungspflichtig ist. Der an der Kreuzung ansässige Taxi und Mietwagenbetrieb „Funkmietwagen Mülheim“ hat sowohl für die Fahrradfurt, als auch für den „Radweg“ in der Markgrafenstraße schon eine bedeutendere Verwendung gefunden – sie parken dort einfach ihre Fahrzeuge.
O-Ton eines darauf angesprochenen Polizisten: „das ist denen scheißegal, wenn ich da jetzt was sage, die stehen nachher wieder da„. Auf der anderen Strassenseite vor dem Kulturverein sieht es übrigens nicht anders aus…
Dies sind übrigens keine Ausnahmen, es sieht dort regelmäßig so aus. Die Benutzungspflicht wird dann auf dem Clevischen Ring nach der Kreuzung fortgeführt und endet ein paar Meiter weiter … im Nichts!
Na gut, nicht direkt im Nichts, sondern auf dem Parkplatz der Firma Harbeke. Das ist sehr praktisch, wenn man eh grad Küchengeräte einkaufen wollte! Warum der Weg so endet und noch nicht mal zurück auf die Fahrbahn geführt wird (was wiederum viele Radler dort zum Gehwegradeln verführt), habe ich beim Amt für Straßen und Verkehrstechnik mal angefragt. Bis jetzt habe ich noch keine Antwort. Wen von Euch das auch interessiert, fragt doch mal nach! Das Amt oder der Fahrradbeauftragte müssten das wissen! Das ist übrigens der „Radweg“, auf den ich Herrn Simon, Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei Köln in meinem offenen Brief vor kurzem nochmal angesprochen habe (nachdem ich darüber schonmal berichtet hatte, als sich der Weh im Bau befand) und um den er sich letztes Jahr im September „kümmern“ wollte.
Die Kölner werden es wissen, manch anderer mag es erahnen, denjenigen, die jetzt vielleicht etwas ungläubig den Kopf schütteln, sei versichert: diese Beispiele des Nachrangs des Radverkehrs in Köln sind keine Ausnahmen, sondern stehen nur exemplarisch für Hunderte und für eine ganze Stadt. Darüber berichten ich und andere ja nun mittlerweile seit ein paar Jahren und das teilweise gar recht ausführlich. Es ändert sich – so gut wie nichts. Traurig, aber wahr!
24 Antworten bis jetzt ↓
1 nadar // Jun 25, 2012 at 22:19
Beim Video bekommt man ja teilweise Platzangst.
Beim letzten Bild fehlt das Zusatzschild:
„Radfahrer bitte in Luft auflösen“
Toller Wahnsinn in deiner Stadt. Ich hoffe, dass du bald eine Rosskur dagegen findest. 😉
2 siggi // Jun 25, 2012 at 22:36
@Marco
Na klar ändert sich was.
Mittlerweile verhöhnen sie doch schon die Menschen die dieser tödlichen Radverkehrspolitik zum Opfer gefallen sind.
Alles Radfahrer die auf ihre Vorfahrt gepocht haben und/oder zu blöd waren die Gefahren von Radwegen zu erkennen.
3 siggi // Jun 25, 2012 at 22:38
Achso, das Wichtigste.
Wenn sie keinen Helm trugen dann sowieso selber Schuld. Vor allem dann, wenn der LKW-Fahrer angeschnallt war.
4 Ralf // Jun 26, 2012 at 07:05
@Marco
Schade, dass du gestern nicht bei der Veranstaltung anwesend warst, da bekam man einen ganz guten Einblick, wie die Fahrradbeauftragten ticken.
Zu den Platten auf den neuen Radwegen, das soll auf Dauer die bessere Lösung sein, weil häufig an den Leitungen gearbeitet werden muss. Wäre es Asphalt, müsste der aufgeschnitten werden und dann entstehen Flicken.
PS: Meine zwei Mails sind angekommen?
5 henning // Jun 26, 2012 at 09:09
hast du eigentlich schon einen job? wie wärs wenn du mal in die politik gehst? da kann man entweder mehr erreichen oder lernt sehr bald, dass man nichts ändern kann 😉
6 Ulrike // Jun 26, 2012 at 11:53
Ich wünsch mir, dass dieser Radinfrastrukturirrsinn aufhört… seufz.
Köln ist in der Hinsicht ja nicht die einzige Stadt, sondern für mein Gefühl repräsentativ für die Mehrzahl deutscher Städte.
Und mich stört ganz besonders die Diskrepanz, äh der breite Graben zwischen Realität und irgendwelchen Radfahrfreundlichkeitsbekundungen, Medienkampagnen und dergleichen. Nürnberg steigt auf, Radlhauptstadt München, Arbeitskreis fahrradfreundlicher Städte… nur heiße Luft… An ihren Taten sollt ihr sie messen.
7 Hilmar Steinhauer // Jun 26, 2012 at 12:18
Wieder ein sehr schöner Artikel!
„Von der traurigen Anahme, daß 1 Meter breite “Schutzstreifen” Radfahrern auch nur irgendeine Sicherheit bieten würden (im Gegenteil: sie verleiten Kfz, legitimiert mit Höchstgeschwindigkeit und ungenügendem Abstand Radfahrer zu gefährden!) […] “
Sie verleiten, wie ich leider täglich auf der Venloer Straße beobachten muß, auch Radfahrer dazu, sich selbst und ggfs. Dritte zu gefährden, indem sie sich im oft zäh fliessenden Verkehr rechts an den KFZ vorbeischlängeln – teilweise auch mit hohem Tempo, wenn nicht mal wieder ein Zweite-Reihe-Parker zum Slalom zwingt. Das Ding wird als eigene Spur missverstanden, und da wundert es mich nicht, wenn bei vielen Autofahrern eine vorhandene Hemmschwelle vor zu dichtem Überholen fällt.
8 Rad-Recht // Jun 26, 2012 at 20:25
Deutsche Zustände….
Während ich aus Hamburg, München und Köln nahezu nur von solchem Müll lese, sieht es hier in Berlin wenigstens ein bisschen besser aus. Zumindest im Innenstadtbereich (innerhalb S-Bahn-Ring) werden viele blaue Lollies abgeschraubt, Neubauten sind zumeist Radfahr- oder Schutzstreifen, die wenigstens in der linken Hälfte keine Dooringgefahr aufweisen. Allerdings führe ich das mehr auf die sehr breiten Berliner Straßen zurück, die solches erlauben und die generelle Richtungsänderung zu Fahrbahnmalereien, wahrscheinlich weil einfach billiger.
Das schützt aber auch hierzulande nicht davor, dass Baustellen systematisch Murks sind, vereinzelt Hochbordradwege neu entstehen und Altbenutzungspflichten je nach Bezirk und (Auto-)Verkehrswichtigkeit trotz offensichtlicher Rechtswidrigkeit einfach Bestand haben.
In den Außenbezirken ist zumeist völlige Raddiaspora aufgrund miesester benutzungspflichtiger Wege, ähnlich die benutzungspflichtigen gemeinsamen Ortsdurchschlängelungen in Brandenburg.
Den Rest in Deutschland befahre ich eher seltener, negativ fallen mir insbesondere Thüringen und Sachsen auf. MV ist zumindest touristisch gut befahrbar, Sachsen-Anhalt hat zum Glück aus Geldmangel kaum Radwege, dort nerven nur alle mit Förderung sanierten Straßen mit neuen Benutzungspflichten.
Die restlichen Bundesländer sehe ich noch seltener, soweit bereist oder durch Blogs bekannt, wird flächendeckend Unsinn gebaut und beblaut. Unterschiede bestehen eher im Ausmaß der Benachteiligung, Gefährdung und Missachtung. Außerdem meine ich in den südlichen Bundesländern sowie MV und BB Vorteile für längere Strecken zu erkennen. Für den Alltagsradler und gerade innerorts bestehen überall etwa Kölner Verhältnisse.
Mein Fazit: Auf Reisen (insbesondere bei Tagesstrecken > 200 km und/oder nachts) übersehe ich aufgrund der Randonneurposition/Dunkelheit aus Versehen viele Blauschilder, gerade wenn ich innerorts auf die Verkehrslage und mir unbekannte Route achten muss. In Berlin kenne ich mich genug aus, um jenen mir bekannten Benutzungspflichten zu folgen, sofern ich sie nicht ohnehin umgehe.
Kurz: Ist überall so schlecht, oder kann jemand eine entblaute Ecke nennen?
9 siggi // Jun 26, 2012 at 20:45
@Rad-Recht
Eine entblaute Ecken wirst Du in Deutschland nicht finden.
Auch für lange Überlandfahrten wird es mehr und mehr schlimmer.
Der neue und auch der alte nationale Radverkehrsplan sind für mich eine Drohung an die Radfahrer. Was dadurch für Murks an Land- und Bundesstrassen enststeht wird irgendwann das Rad als wirkliches Verkehrsmittel völlig auslöschen.
10 Rad-Recht // Jun 26, 2012 at 21:12
@siggi
Benutzungspflichten braucht natürlich auch an Landstraßen kein Mensch, bis auf ein paar Reise- und Rennradler traut sich ja ohnehin niemand auf die Fahrbahn. I.Ü. wird das Rad als wirkliches Verkehrsmittel m.E. erst noch kommen, wenn auch evtl. zunehmend in der elektrounterstützten Variante. Aber solange die Pedelecisten mich vorbeilassen… (-;
Gegen Überlandradwege habe ich grundsätzlich aber nichts. Bei vielbefahrenen Straßen übersteigt nach einigen Stunden die geistige Anspannung u.a. durch Nahtoderfahrungen durch Engüberholer bei mir die körperliche Anstrengung. Ich bin ja nicht aus Zucker, aber bei Gegenverkehr und Tempo >100km/h möchte ich zumindest mehr als einen halben Meter Abstand. Ich nehme daher die Nachteile und Unsicherheiten von Radwegen teilweise auch bewusst in Kauf, zumal ich um die typischen Unsicherheiten weiß und mich entsprechend wappnen kann.
Allerdings sind Überlandradwege grundsätzlich bei Dunkelheit m.E. mit keiner zugelassenen Beleuchtung zumutbar, jedenfalls für den ortsfremden Reiseradler. Hier fehlen grundsätzlich Seitenmarkierungen. Aufgrund von jederzeit möglichen 90°-Verschenkungen, Pollern, Ästen, Schlaglöchern…… wäre ein Befahren mit mehr als 10-15 km/h zu gefährlich. Zudem sind nachts Landstraßen wenig befahren und seltsamerweise sind die Überholabstände wesentlich weiter.
Zudem sind die Ortsdurchfahrten eine Katastrophe. Außerhalb von Ortschaften sind zwar Ärgernisse vorhanden, aber abgesehen vom allgemeinen Fahrbahnzustand zumeist selten.
11 arvo // Jun 26, 2012 at 22:22
Gut!
Erfüllt Köln unter diesen Umständen eigentlich noch die Kriterien, die der Arbeitskreis fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden in NRW als Bedingung für eine Mitgliedschaft voraussetzt???
12 Fahrverkehr // Jun 27, 2012 at 07:35
@arvo: Welche Kriterien? Ich habe bereits mehrfach auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaften nach den Kriterien für die „Fahrradfreundlichkeit“ gesucht; konnte aber nichts finden. Es steht nur etwas von Bereisung der Städte durch Funktionäre. Bei schlechter Witterung geschieht das gerne vom Bus aus. Dabei werden die Radverkehrsanlagen besichtigt, die der örtliche (Auto-)verkehrsplaner voller Stolz den busfahrenden Funktionären zeigt. Eine Mitsprache von heimischen (Alltags-)radfahrern ist weder gewollt, noch findet diese bei den „fahrradfreundlichen“ Gemeinden statt. Im Aufsichtsgremium sitzen die Stadtvertreter; man macht dort den Bock zum Gärtner.
13 arvo // Jun 27, 2012 at 08:43
@Fahrverkehr:
„Viele Städte und Gemeinden bewerben sich um eine Mitgliedschaft bei der Arbeitsgemeinschaft. Aber nicht alle werden aufgenommen. Die Auswahl erfolgt anhand klar definierter Kriterien, entschieden wird von einer unabhängigen Expertenkommission. Bewerber müssen
ein fahrradfreundliches Gesamtkonzept vorlegen,
innovative, effektive und unkonventionelle Wege zur Lösung von Problemen bevorzugen
kommunalpolitisch deutliche Prioritäten für den Radverkehr setzen. […]“
http://www.fahrradfreundlich.nrw.de/cipp/agfs/custom/pub/content,lang,1/oid,492/ticket,guest
14 Fahrverkehr // Jun 27, 2012 at 09:29
@arvo: Kann man die „klar definierten Kriterien“ irgendwo einsehen? Für mich wäre das zuerst einmal die Umsetzung der StVO-Novelle von 1997. Dann die Abschaffung der Benutzungspflicht nach §45 StVO, bestätigt durch das Bundesverwaltungsgericht. Davon kann nach den obigen Schilderungen in keiner Weise die Rede sein. Dann müssten _alle_ Städte und Gemeinden sofort aus der Arbeitsgemeinschaft rausfliegen. Daran haben die Funktionäre aber kein Interesse, denn sie wollen sich vergrößern und ihre Pöstchen sichern.
Ich bleibe dabei, die sogenannte fahrradfreundliche AG dient in erster Linie dazu, der autofreundlichen Verkehrspolitik einen Pseudo-Grünen Anstrich zu verpassen. Was dabei heraus kommt sieht man ja an den Kölner Verhältnissen.
15 arvo // Jun 27, 2012 at 09:35
@Fahrverkehr:
RISCHTIIIISCH! 😉
16 Ralf // Jun 27, 2012 at 10:30
Hier die Antwort von denen auf meine Frage nach den Unterlagen zur Stadt Köln:
> die von Ihnen angesprochenen Unterlagen liegen hier nicht in digitaler Form
> vor. Vielleicht kann Ihnen der Fahrradbeauftragte der Stadt Köln, Herr
> Jürgen Möllers, weiterhelfen.
17 Dormagener // Jun 27, 2012 at 17:03
@arvo: Ich finde ja, die Arbeitsgemeinschaft hat völlig versagt. Siehe hier: http://www.rp-online.de/regionales/regionale-nachrichten/so-fahrradfreundlich-sind-die-staedte-der-region-1.2788102, http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/initiative-gegen-gehwegparker-1.2692283, und was hat sich geändert? Nichts!
18 peter // Jun 30, 2012 at 20:42
Hiermit erhält Herr Roters von der SPD den Todes-Engel des ADAC überreicht für besonders tolle Leistungen beim Umbringen von Radfahrern.
So oder ähnlich wird wohl die Pressemitteilung des ADAC aussehen…
19 karl // Jul 1, 2012 at 12:50
http://www.ksta.de/nippes/bruecke-20-zentimeter-fuer-mehr-sicherheit,15187558,16503262.html
Was soll man zu diesem Drängelgitter eigentlich noch sagen? Absichtlich errichtet?
20 Radler-Jäger // Jul 10, 2012 at 16:29
Mir tut kein Radler-Trottel leid, der irgendwann mal unter meinem Auto landet, weil er meint, er müsse sich nicht an Verkehrsregeln halten!!!
21 Marco // Jul 10, 2012 at 19:00
@Radler-Jäger: an genau solche Leute wie Sie, richtet sich dieses Weblog natürlich auch. Und -was sich an Regeln und Gesetze halten angeht- sollten Sie meinen, mit irgendwelcher Hetze zukünftig einen Schritt zu weit gehen zu müssen, die Firma Cablecom Schweiz ist meines Wissens sehr kooperativ, was Herausgabe von Daten zur Strafverfolgung angeht.
Also: sollten Sie Argumente haben, sind Sie herzlich eingeladen, diese kundzutun, sollten Sie meinen, hier aufrufen zu müssen, Menschen „platt zu machen“, sollten Sie sich das vielleicht noch einmal kurz überlegen oder unter Ihresgleichen am Stammtisch tun.
22 Jochen // Aug 10, 2012 at 17:08
Vielen Dank für diesen Beitrag zur Neugestaltung der „Radwege“ rund um die Markgrafenstrasse. Ich wohne gleich um die Ecke, nutze die „Radwege“ täglich und habe mir den Baufortschritt recht interessiert angeschaut. Klassischer Fall von Fehlkonzeption, fehlender bis falscher und damit gefährlicher Beschilderung sowie Nichtbeachtung aller Erkenntnisse aus Radwegbau der letzten Jahrzehnte. Der „Radweg“ in Richtung Wiener Platz ist so gut wie nicht nutzbar, vorhersehbar dauerhaft zugeparkt und führt im Zentimeterabstand an diversen, bekannten Hindernissen vorbei. Der „Radweg“ Richtung Berliner Strasse mäandert zwischen fehlerhafter bis nicht vorhandener Beschilderung und darf als wunderschön rot angemalte Insellösung gelten, die nur gebaut wurde, um den Etat aus „Mülheim2020“ noch schnell irgendwo unterzubringen.
23 beobachterAC // Sep 17, 2012 at 11:48
Immerhin haben es die Verantwortlichen nicht geschafft, Ampelmasten und Straßenschilder MITTEN in den Radweg zu platzieren. Da könnte man in und um Köln noch von den Aachener Behörden (oder Straßen NRW oder wer immer für eine „L“ zuständig ist) lernen…….
24 Marco // Sep 17, 2012 at 11:59
@Beobachter: das können die hier in Köln auch sehr gut!
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