Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Gestorben wird vor dem Auto – Teil 2

April 30th, 2013 · 29 Kommentare

Zum 22.4.2013 lud die Kölner Polizei Medienvertreter per Pressemitteilung zu einer Informations- und Mängeltour per Fahrrad in die Kölner Innenstadt ein. Alleine den Anblick, Polizeipräsident, Bürgermeisterin, Leiter der Verkehrsinspektion der Polizei und Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik einmal auf dem Fahrrad zu sehen, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zudem interessierte ich mich natürlich auch dafür, wie sich unsere Polizei, Politik & Verwaltung denn eine sinnvolle Entschärfung der Gefahren für Radfahrer vorstellen – insbesondere nach den verheerenden Unfällen gegen Fahrradfahrer in den letzten Tagen, zumal diese auch -leider- sicherlich nicht die letzten ihrer Art sein werden.

Treffpunkt war 11:00 Uhr am Friesenplatz, Ecke Limburger Straße. Ich hatte mich Freitag telefonisch und noch einmal per e-Mail für die Veranstaltung angemeldet. Man wurde gebeten „ein Fahrrad und einen Fahrradhelm“ mitzubringen. Ein Fahrrad hatte ich zwangsläufig -sogar zur Nutzung!- dabei, ist es doch mein bevorzugtes Verkehrsmittel, und sogar einen Helm „mitgebracht“. Er lag friedlich in meiner Ortlieb Packtasche, das Styropor gut vor dem Sonnenlicht geschützt, schließlich war Kaiserwetter, mit blauem Himmel, Sonne und sehr frühlingshaften Temperaturen.

Über Helme wurde gottseidank nicht diskutiert und man sah genügend Menschen, u.a. aus VCD und Büro des „Fahrradbeauftragten“, die keine Helme trugen.

Der Tag war insgesamt wohl eine Art „Aktionstag“ von Polizei und auch Ordnungsamt. Schon den ganzen morgen wurde über diverse Kanäle von intensiven Fahrradkontrollen in der Innenstadt berichtet und -wie sich später herausstellte- war das Ordnungsamt z.B. auf der Bonner Straße mehrere Stunden auch aktiv gegen Falsch- und Radstreifenparker vorgegangen.

Anekdote am Rande: es waren recht viele „normale“ Polizisten anwesend, u.a. auch die Dame aus diesem Bericht, die mich ein wenig skeptisch anschaute. Außerdem stand ein Polizeibulli auf dem Platz. Ich unterhielt mich mit einem Polizisten und fragte ihn, ob er die Informationstour auch mit fahren würde. „Nein, ich habe nur die Fahrräder gebracht.“ antwortete er. „Sie haben was?“, „Ich habe die Fahrräder gebracht.“, gab er noch einmal von sich und zeigte auf die 4-5 Polizeifahrräder. „Sie haben die Fahrräder aus Kalk hier rüber gefahren?“ vergewisserte ich mich. „Ja, genau„. „Immerhin, das sind ja bestimmt 6 Kilometer, die kann man nicht mit dem Fahrrad fahren, das kann ich verstehen.“ meinte ich dazu und wir mußten beide grinsen. Ich bin mir recht sicher, daß einige Anwesende neben uns, dieses kleine Gespräch mitbekommen haben ;-).

Helmpflicht für Fußgänger!

Helmpflicht für Fußgänger!

 

Was auf diesem Foto ein wenig so aussieht, wie eine Informationsveranstaltung zum Thema „Helmpflicht für Fußgänger“ (was recht sinnvoll wäre, denn als Fußgänger ist die Wahrscheinlichkeit, eine schwere Kopfverletzung zu erleiden, höher als bei Radfahrern (Quelle)) ist in Wirklichkeit der Beginn der Veranstaltung. Im Bild zu sehen sind Wolfgang Albers, Polizeipräsident (später auf dem Rad mit modischem Helm), Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin, Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik und Hans-Georg Kleinmann vom VCD Köln. Hans-Georg hatte sich in jedem Fall eine dem Anlaß entsprechende Kopfbedeckung ausgesucht: einen lustigen Hut!

Frau Scho-Antwerpes erläuterte das Prinzip der Mängeltouren, die schon seit einigen Jahren regelmäßig (soweit ich weiß, einmal im Jahr) stattfinden. Es ginge darum, Mängel festzustellen, Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen und auch Bemerkungen der Teilnehmer der Touren zu registrieren und einfließen zu lassen. Ich habe bisher noch nie an so einer Mängeltour teilgenommen und kann nur feststellen -aus den Berichten durch z.B. adfc, VCD oder der Mülheimer Fahrradgruppe- daß es meist letzlich um bauliche Zustände von „Radwegen“ u.ä. geht und Verbesserungsvorschläge oftmals erst Jahre später umgesetzt werden, wenn überhaupt. Um Verkehrsführungen oder gar die vielen illegal angeordneten Fahrbahnverbote scheint es nie zu gehen. Das müßte man durchaus einmal im Detail herausarbeiten.

Frau Scho-Antwerpes machte deutlich, daß diese Mängeltour insbesondere in Hinlick auf die aktuellen schweren Rechtsabbiegerunfälle gegen Radfahrer stattfand und bot indirekt auch schon einen Lösungsvorschlag an. Sie hielte viel von den sogenannten Trixi-Spiegeln, die es LKW-Fahrern an Kreuzungen ermöglichen würden, den „Toten Winkel“ einzusehen. Einige Informationen und -in den Kommentaren – auch sachliche Kritik gibt es hier. Ich möchte dazu aus meiner Erfahrung als Vielradfahrer aber Auch-Autofahrer anmerken, daß man in solch einen Spiegel natürlich auch reingucken muß, allein dass er da hängt bringt nichts, aber -besonders ortsfremde- Kfz-Führer mit den meisten unübersichtlichen Kölner Kreuzungen und komplizierten Verkehrsflüssen jetzt schon überfordert sind. Ich kann mir kaum vorstellen, daß sich das bessert, wenn man noch eine weitere Position, die beachtet werden soll, schafft.

Frau Scho-Antwerpes freute sich über das große Medieninteresse und lobte insbesondere auch das Engagement  des „Kölner Stadt-Anzeiger“, der in den letzten Tagen schon recht ausführlich über Radfahren und die Fahrradunfälle berichtet und kommentiert hatte. Inhaltlich ist das, was der KStA macht, sicher noch arg verbesserungswürdig (ich halte zumindest eine Videodokumentation eines Redakteurs, wie „gefährlich“ Radfahren in Köln ist, die direkt mit einer Ordnungswidrigkeit (Benutzung des „Radweges“ gegen die Fahrtrichtung) beginnt und dann tatsächlich die Nutzung der handtuchbreiten „anderen Radwege“ auf der Dürener Straße propagiert für äußerst fragwürdig), aber immerhin: Radfahren findet in der sonst eher autofixierten Kölner Presse statt und das nicht ausschließlich mit der Polemik vom „Kampfradler“ und „Fahrradrambo“.

Frau Scho-Antwerpes bedauerte, daß das Ghostbike an der Kreuzung Lindenthalgürtel/Dürener Straße (dort ist vor ein paar Jahren eine Frau von einem LKW tot gefahren worden) entfernt wurde und begrüßte die „Ghostbike“ Aktionen des adfc zur Mahnung und forderte, diese Aktionen beizubehalten. Aus meiner Sicht wäre es natürlich schöner, man würde nach über 3 Jahren endlich einmal was an der -immer noch- katastrophalen Verkehrsführung ändern, anstatt sich Gedanken über ein fehlendes Mahnmal machen. Mängel abzustellen, sei nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch eine Frage des Willens, so Scho-Antwerpes. Und diesen Willen sehe ich an dieser Kreuzung -und anderswo- eben nicht.

Ein erstes Statement zum Stellenwert des Radverkehrs gab dann Polizeipräsident Wolfgang Albers ab, indem er alle Beteiligten zu dieser Mängeltour zu „Beginn der Fahrradsaison“ begrüßte. Man kann also scheinbar erst ab Ende April Fahrrad fahren, das ist schon komisch. Man mag mich etwas für bekloppt halten, das ist schon ok, aber ich persönlich freue mich sehr, wenn ich im tiefsten Winter, bei Regen, Schnee und Eis auf meinen Wegen Dutzende Alltagsradler jeden Alters und jeder körperlichen Konstitution (also eben nicht nur „Extremsportler“) ihre Wege ziehen sehe. Es mag sein, daß zu den täglichen Radfahrern ab Frühjahr noch viele „Auch-Radfahrer“ aus ihren Autos auf die Räder steigen (das sind dann ehrlich gesagt oftmals die, die dann so ziemlich alles falsch machen, was man falsch machen kann), aber deswegen direkt aus dem Radfahren ein saisonales Ereignis machen? Nein! Für mich beginnt Ende April höchstens die Spargelsaison!

Herr Albers ging auf die 1500 verletzten Fahrradfahrer im letzten Jahr ein und meinte, Polizei und Stadt wären aktiv, um die Umstände zu entschärfen. Der Radverkehr nähme stetig zu (was übrigens das erklärte Ziel von Politik und auch der Gesellschaft ist!), der Verkehrsraum wäre aber begrenzt und ließe sich in Köln nicht weiter ausdehnen. Langfristig sähe er aber die Verlagerung zum Radverkehr. Hier hake ich einmal ein und sage deutlich: läßt sich der Verkehrsraum nicht weiter ausdehnen, muß er an anderen Stellen dezimiert werden. Zum einen muß man sich von der Vorstellung der Separation (in Köln meist: Ghettoisierung) verabschieden und den Verkehrsraum nach Fahrzeugen und Fußgängern einteilen: Fahrbahnen und Gehwege. Es ist nicht einzusehen, daß einem Verkehrsmittel, das statistisch auf dem absteigenden Ast ist (von Umweltaspekten in Zeiten von Energiewende, Verknappung von Ressorcen, etc. einmal ganz zu schweigen) und ca. 8x soviel Platz benötigt wie ein Fahrrad, dessen Nutzung (wie die Stadt Köln nie ohne Stolz verkündet) hierzustadt um 20% in 5 Jahren zugenommen hat, nicht der Platz verknappt wird. Es ist das alte Lied: solange Auto fahren bequem ist, werden die Menschen sich der Bequemlichkeit hingeben. Das mag jeder für sich entscheiden, darf aber nicht auf Kosten anderer geschehen! Genau das passiert aber, so sprach Helmut Simon, Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei Köln, später -wieder einmal- aus, was er schon öfters von sich gegeben hat: „man kann auch einmal absteigen und schieben„. Dies ist wahrlich alles andere als eine ernstzunehmende Bemerkung in Bezug auf ein ernstzunehmendes Verkehrsmittel, das in seiner Bedeutung und Nutzung rasant wächst und schließlich auch wachsen soll!

Es wurde erläutert, was diese Mängeltour bezwecken solle, nämlich -besonders an den Ringen- aufzuzeigen, wo die Gefahren lauern, was Auto- und Radfahrern oftmals nicht klar wäre. Die Tour sollte also über die Ringe gehen, auch in Hinsicht auf die dortige Außengastronomie, dann zum Unfallort Richard-Wagner-Str/Moltkestraße, Habsburgerring, Lindenstraße, Zülpicher Straße, die Wälle, zum Chlodwigplatz und dann an der Bonner Straße enden. Herr Simon klärte uns darüber auf, daß es kurz zuvor an der Kreuzung Ringe/Zülpicherstraße einen schweren Unfall gegeben hatte. Dort hatte ein LKW-Fahrer einen Fußgänger beim Abbiegen „übersehen“. Wir passierten den Unfallort später und Herr Simon teilte uns auch noch während der Veranstaltung mit, daß der überfahrene Senior mittlerweile verstorben war. Ironie des Schicksals und für mein Befinden einige sehr schreckliche Momente.

Auch Herr Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik, also der Kölner Straßenverkehrsbehörde, fand noch ein paar Worte: er meinte, daß Konflikte nicht gelöst werden würden, wenn sein Amt die Stadt umgestalten würde, da viele Verkehrsteilnehmer meinten, sie müßten sich eben nur ein bisschen und nicht ganz an die Regeln halten. Dazu paßt, wie er später am Zülpicher Platz beinahe triumphierend meinte, ob ich DAS gesehen hätte, als ein Radfahrer die Regeln brach, indem er -klingelnd- über eine rote Ampel fuhr, in der Annahme, daß ich das gar gutheißen würde. Herr Simon, neben ihm stehend, brach hier allerdings direkt für mich eine Lanze, wußte er doch, daß ich Regelverstöße dieser Art eben nicht pauschal verteidige, sondern der Ansicht bin, die Regeln müßten gleichberechtigt umgesetzt und dann von allen befolgt werden. Ich triumphiere übrigens auch nicht, wenn ich täglich Dutzende Kfz-Führer sehe, die bei „Rot“ über Ampeln fahren, Kreuzungen nicht freihalten, mit dem Handy telefonieren oder sonstwie hantieren, etc. Ich schüttel höchstens mit dem Kopf.

Die Tour setzte sich alsdann in Bewegung. Es fuhren die erwähnten Herrschaften von Polizei, Stadtverwaltung und Politik mit, sowie einige Polizisten und zwei Männer vom Ordnungsamt und natürlich einige Journalisten (die tatsächlich recht zahlreich erschienen waren), sowie Benjamin Klein aus dem Büro des „Fahrradbeauftragten“ und Ralph und Hans-Georg vom VCD Köln. Wir fuhren -brav auf dem „Radweg“- satte 100 Meter zur ersten Gefahrenstelle:


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Hier, Hohenzollernring Ecke Friesenplatz wurde dann erläutert, wieviele Unfälle stattgefunden haben (ich habe mir die detaillierten Zahlen nicht notiert) und daß der Raum eng und und unübersichtlich ist, zudem sehr viele Fußgänger unterwegs sind und im weiteren Verlauf auch die Außengastronomie eine weitere Gefahr darstellt. Auf den kastrophalen Zustand des Weges (der mit VZ237 als benutzungspflichtig ausgeschildert ist) mit seiner schlechten Pflasterung und Längsrillen, zudem einem bei Regen rutschigen Belag und außerdem die absolut mangelhaft und unterdimensierte, gegen jede Norm und das Gesetz verstoßende Breite sowie die erschwerend dazu kommenden Verschwenkungen wurde selbstverständlich nicht eingegangen. Ich war dann mal so frei, meinen Zollstock aus der Tasche zu holen und mit den Worten „weiß jemand die Normbreite eines Radweges?“ den Weg zu vermessen. Natürlich wußte niemand die Normbreite eines „Radweges“ (sie beträgt 200cm, die Mindestbreite, die eine Ausnahme sein soll, beträgt 150cm) – die von mir gemessene Breite dieses „Radweges“ betrug 96cm, also noch nicht einmal die Hälfte (!) der Norm. Unter objektiver Betrachtung sollte klar sein, daß dieser Weg nicht benutzbar ist – illegal beschildert ist er in jedem Fall.

Herr Harzendorf, der die Beschilderung dieses „Radweges“ zu verantworten hat, meinte auf meine Nachfrage tatsächlich, daß das Fahren auf der Fahrbahn dort zu gefährlich wäre und die Anordnung eines Fahrbahnverbotes rechtens wäre, dies sei in seinem Hause auch so geprüft worden. Nicht nur, weil ich von Herrn Jürgen Möllers, dem Fahrradbeauftragten der Stadt Köln, schon gegenteiliges bezüglich der „Ringe“ gehört habe, bezweifle ich diese Aussage stark, so wie ich überhaupt bezweifle, daß das Amt hier auch nur *irgendetwas* sachlich geprüft hat (Einsicht in Belege dafür werde ich in Kürze erhalten). Dies wird nun ein Gericht klären müssen und ich bin absolut sicher, daß Radfahrer hier zukünftig auf der Fahrbahn werden fahren dürfen.

Nachdem dann auf die Außengastronomie hingewiesen wurde, die ihre Tische bis auf 50cm (!!) an den Radweg heran stellen darf (was natürlich dafür sorgt, daß Kellner und aufstehende Gäste, wohlmöglich angetrunken, leicht den Radverkehrsraum betreten) und ein Radfahrer bedrohlich nah und leicht taumelnd an uns und an den Tischen vorbei fuhr, sahen wir -unter den verdutzten Blicken der meisten anderen Teilnehmer- einen Radfahrer, der sicher und leicht über die Fahrbahn den Ort passierte, was ich mit einem „der macht’s richtig“ bemerkte. Der machte das übrigens alleine schon deswegen richtig, weil er auf einem Rad mit recht schmalen Reifen saß, mit denen er sich auf den lockeren, holprigen, verwurzelten, längs verlegten und somit gerillten Pflastersteinen vermutlich auf die Nase legen würde. Herr Harzendorf gab vor, dass die Pflastersteine regelmäßig überprüft und repariert werden würden. Solch eine Aussage ist so widerwärtig, weltfremd und traurig, da kann man wirklich nicht mehr drüber lachen.

Das Fazit dieser ersten Station ist letztlich das, was ich erwartet hatte: die ganze Veranstaltung sah eher nach Kosmetik aus, ein krampfhafter Versuch, die bröckelnde Fassade der autogerechten Stadt noch halbwegs zu restaurieren. Hier war kaum jemand anwesend, der ein Fahrrad als ernsthaftes Verkehrsmittel oder auch überhaupt nur als eine Alternative zum Kfz anerkannte. Einzig die Menschen vom VCD gaben im Verlaufe der weiteren Stationen recht sinnige Äußerungen von sich, wobei sich Hans-Georg Kleinmann, dessen Eloquenz, Sachverstand und Art ich sehr schätze, merklich zurückhielt. Ich interpretiere das ein wenig als Kapitulation vor der störrischen und krampfhaften Separationshaltung von Stadt, Polizei und Politik.

Weiter ging es die Ringe in östliche Richtung. Keiner der mitfahrenden Polizisten und Ordnungsamtsmitarbeiter bemerkte die zahlreichen, auf der rechten Fahrspur im Parkverbot stehenden Kraftfahrzeuge. Stimmt, böse, zu ahndende Ordnungswidrigkeiten begehen ja nur die Radfahrer. Da kann man eigentlich nur interpretieren, daß diese Owis scheinbar toleriert werden oder hier einige Menschen blind sind – zumindest auf ihrem motorisierten Auge. Ich wohne übrigens in einer Straße, in der auf der einen Straßenseite ein beschränktes Halteverbot gilt. Dort wird auf kompletter Länge auf Dauer geparkt, was die fast täglich (!) passierenden Politessen nicht notieren. Ebenso wenig das absolute Halteverbot (Feuerwehrzufahrt) direkt vor dem Haus in dem ich wohne.
Der nächste Halt war die Ecke Habsburgerring/Aachener Straße, gegenüber vom Rudolfplatz:


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Auf dem Weg dahin mußten wir durch eine falsch abgesicherte und gefährdend geführte Baustelle, was auch niemandem auffiel. Auch die hier zu sehenden „Radwege“ sind unterdimensioniert und alles andere als das, was §45.9 StVO fordert: den Radfahrer vor einer außerordentlichen Gefahrenlage zu schützen. Im Gegenteil, sie bringen Radfahrer und Fußgänger in neue Gefahrensituation, aber dies erkannte auch hier niemand. Stattdessen wurde darüber diskutiert, ob die Tische der Außengastronomie nicht zu nah am „Radweg“ stünden – nun kam mein Zollstock also noch einmal zu Ehren, indem Herr Albers mich freundlich danach fragte. Satte 10cm, so maß man, hatten die Halunken der dortigen Bar ihre Tische zu nah an den „Radweg“ gestellt. „Da werden wir uns drum kümmern“ legte man den Grundstein für eine der Erfolgsnachrichten für den Kölner Radverkehr schlechthin in den nächsten Tagen: „Kölner Radfahrer jetzt sicher vor Außengastronomie! Polizei und Stadt werden mit dem silbernen Speichennippel für ihr Engagement geehrt!“ Ich sehe es in 8cm großen Buchstaben im Kölner EXPRESS …
Daß die Schirme der Außengastronomie in den „Radweg“ ragten und große Radfahrer (wie ich es einer bin) gefährden könnten, bemerkte und bemängelte übrigens Niemand.

Ich nahm mir dann -wie an der vorherigen Station schon- die Freiheit, so wie Frau Schon-Antwerpes das ja anfangs auch mitgeteilt hatte, etwas zu bemerken:  ich erläuterte Herrn Albers, daß der „Radweg“ an dieser Kreuzung exakt im „Toten Winkel“ geführt wird, wie ich das im letzten Jahr schon einmal nachgemessen hatte. Registriert hat er meine Bemerkung, ob er aber willens ist, daraus auch eine Konsequenz zu ziehen?

Weiter ging es in die Aachener Straße stadtauswärts, an der dortigen Außengastronomie vorbei – wo ich im vorbeifahren ohne große Verrenkungen ein Beutelchen Zucker von einem Tisch stiebitzen konnte – eine lange Tour kann unterzuckern, da muß man vorsorgen! Hat keiner der Polizisten gemerkt.

Nach ein paar Metern war große Aufregung, denn vor einem Supermarkt stand ein LKW einige Zentimeter auf dem dortigen „Radweg“ und hatte auch einige Paletten dort abgestellt. Mitarbeiter entluden gelieferte Ware in den Markt – in Köln ein alltägliches Bild. Für Polizei & Co. vor der versammelten Presse nun aber eine hervorragende Möglichkeit, zu demonstrieren „Wir tun was!„. Das muß den Arbeitern schon recht unangenehm gewesen sein, vor so vielen Polizisten ihre schweißtreibende Arbeit machen zu müssen (ich bin als Student einige Jahre lang LKW, u.a. im Lieferverkehr gefahren und weiß also genau, was dort geschieht – z.B. dass man seinen LKW gerne so an den Bordstein stellt, daß die Rampe darüber ragt und man nicht mit dem Hubwagen samt Palette voll mit Waren über eine Kante bugsieren muß. Das ist eine wacklige Angelegenheit und kippt die Palette um, ist das ärgerlich und kostet immense Zeit) und dabei auch noch fotografiert zu werden. Das Ordnungsamt kümmerte sich also darum, daß der LKW versetzt wird und ich erdreistete mich erlaubte mir dann, zu bemerken, daß das das eigentliche Problem noch nicht löst: die Arbeiter müssen mit den Paletten immernoch über den „Radweg“, um den Supermarkt zu erreichen und behindern und gefährden potentiell also weiterhin den Radverkehr. Die beste Lösung wäre also, den Radverkehr links vom LKW zu führen, also auf der Fahrbahn. Verstand keiner, interessierte auch keinen.

Es ging nun nach links (über den Fußgängerüberweg, den einige Teilnehmer der Tour ordnungdwidrig befuhren) in die Moltkestr., der nächste Halt sollte die Ecke Richard-Wagner-Str./Moltkestr. sein:


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Hier gab es im letzten Jahr zwei schwere Unfälle mit rechtsabbiegenden LKW, die geradeausfahrende Radfahrer auf dem benutzungspflichtigen „Radweg“ „übersehen“ haben. Ich habe darüber mehrfach berichtet und letztlich waren diese Unfälle auch ausschlaggebend für meinen -unbefriedigend bis ignorant beantworteten- offenen Brief im letzten Jahr. Herr Harzendorf konnte hier vor der Presse nochmals die Attitüde „Wir tun was für die Sicherheit der Radfahrer“ zur Schau stellen, indem er verkündete, daß hier „demnächst“ der Radverkehr über die Fahrbahn geführt werden solle. Herr Klein aus dem Büro des Fahrradbeauftragten zeigte auch sofort die Planung dafür vor – in der S-Kurve ein paar hundert Meter vorher, geht es zukünftig vom Hochbord auf die Fahrbahn, per Schutz- oder Radstreifen. Soweit, so gut: schlimm ist aber, daß zum einen erst schlimme Unfälle passieren müssen, damit sich etwas regt und -noch viel schlimmer!- fast drei Jahre vor dem ersten Unfall, im Oktober 2009, hat ein engagierter Kölner Bürger Stadtverwaltung auf die seiner Meinung nach unzulässige Verkehrsführung und die gefährdenden Umstände hingewiesen. Im November des selben Jahres bekam er die Antwort von der Verwaltung, daß dieser Weg auf Zustand und Zulässigkeit hin überprüft werden solle. Geschehen ist: nichts!. Es erscheint durchaus plausibel, zu mutmaßen, daß die zwei schweren Unfälle hätten verhindert werden können, wäre die Stadtverwaltung nur tätig geworden!

Ich nahm mir die Freiheit heraus, diesen Umstand anzumerken, was Herr Harzendorf gar nicht lustig fand. Das kann ich sogar verstehen, ist er schließlich Amtsleiter, somit also in der Verantwortung. Daß er mit den Worten „Das ist ungehörig!“ recht unwirsch reagierte, zeigt mir jedoch, daß er diesen Vorwurf anscheinend gar nicht sachlich erwidern möchte, schon gar nicht vor der Presse. Es kamen Totschlagargumente: „Man muß als Radfahrer hier aufmerksam sein!“ und sich „vorsichtig bewegen“ damit es nicht zu Unfällen kommt, das war seine Hilfestellung als Schutz vor dem potentiellen Tod, denn es geht immer darum, „sich zu schützen, sich selbst zu schützen„. „Das ist das, was jeder machen kann, um nicht in solche Situationen zu kommen“. Wie sich jemand, der den Verkehrsregeln und der Verkehrsführung traut, dort schützen soll ist Harzendorf wohl klar: im Zweifel auf den Vorrang verzichten. Das kann meiner Meinung nach keine Vorstellung von gleichberechtigtem Verkehr sein.

Herr Simon ermahnte mich dann, „das ist keine Diskussion hier, sie sind als Medienvertreter da!„, nachdem ich deutlich anmerkte, daß hier der Radverkehr auf Kosten der Versehrtheit von Menschen mit Füßen getreten wird. „Sie treiben den ganz schön in die Enge!„, meinte er. Nachdem ich erklärte, daß ich wohl auch als Medienvertreter das Recht, ja sogar die Pflicht habe, im Zweifel gar kritisch anzumerken (wie Frau Scho-Antwerpes das ja auch anfangs anmerkte), wurde über meine „Unerhörheit“ aber nicht weiter diskutiert.

Weiter ging es – schön versteckt hinter parkenden Autos- die Richard-Wagner-Straße zurück Richtung Ringe, wo wir wieder auf 96cm breiten Buckelpisten landeten. Die nächsten Stationen waren die Kreuzung Richard-Wagner-Str/Habsburgerring und Hohenstauffenring/Zülpicher Platz. Beides Kreuzungen, an denen „viel Fußgängerverkehr“ herrscht und deswegen viele Unfälle passieren. Herr Simon gab zu Bedenken, daß es hier „tatsächlich gefragt“ sei, sich an die Regeln zu halten. Als müsse man das woanders nicht! Auch hier: noch nicht einmal der Gedankengang, den Rad*Verkehr* auf der Fahrbahn stattfinden zu lassen, wo er eigentlich hingehört:


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Für Ortsfremde: hier findet ab spät nachmittags das „Studentenleben“ statt, d.h. die Bürgersteige und somit auch die „Radwege“ sind voll von -oft alkoholisierten und feiernden- Menschen. An einem Samstag Abend hier den „Radweg“ zu befahren, beurteile ich tatsächlich als „lebensgefährlich“. Aber solche „Informations- und Mängelradtouren“ finden ja eher Montag morgens statt.

Wir fuhren nun über die Veloroute „Wälle“ Richtung Südstadt bis zum Chlodwigplatz. Als „Veloroute“ werden die mit roten Pfeilen ausgeschilderten Wege abseits der größeren Straßen (in diesem Falle die „Ringe“) bezeichnet. Zugegeben konnte man die Route hier tatsächlich recht akzeptabel fahren, obwohl andere Velorouten weit weniger angenehm sind. Auf der anderen Seite der Ringe, vom Mediapark aus kommend Richtung Sülz, ist die Ampelschaltung so bescheiden eingestellt, daß man als Radfahrer tatsächlich alle paar hundert Meter an jeder Ampel mehrere Minuten steht. Ich habe das in verschiedenen Geschwindigkeiten zwischen 16 und 32 km/h ausprobiert. Für eine „grüne Welle“ müßte man wohl 50 km/h fahren. Warum, mag sich der Leser jetzt selbst denken!

Herr Klein vom Büro des „Fahrradbeauftragten“ nutzte die Chance, passend ein paar Exemplare des soeben neu erschienenen „Veloroutenplan Köln“ an der Station am Chlodwigplatz zu verteilen. Ralph vom VCD schlug vor, aus den „Wällen“ reine Fahrradstraßen zu machen (als ob das Kölner Autofahrer verstehen würden!) und insgesamt wurde der Chlodwigplatz nach dem Umbau gelobt, es gäbe hier -laut Herrn Simon- auch kaum Unfälle. Wohlweißlich hatte man nicht die Route über die „Ringe“ genommen, wo der Radfahrer per Schutzstreifen gefährlich nah an den Schwenkbereich der Türen des dortigen Taxistandes drangsaliert wird.

Nun ging es zur letzten Etappe durch die Bonner Straße, dort kann man nicht lang fahren, ohne daß mindestens ein Fahrzeug den „Schutzstreifen“ blockiert. Hierbei handelst es sich aber -im Vergleich zur Venloer Straße- weniger um Lieferanten, sondern meist um „Frittenparker“, die sich „mal eben schnell“ in den ansässigen Dönerbuden versorgen. Dies findet ausführlich am Abend statt, das hatte ich vorletztes Jahr schon einmal dokumentiert:

Und -obwohl die Bonner Straße den ganzen Vormittag schon fleißig „gesäubert“ worden war- sahen auch wir beim passieren der Bonner Straße einen Kraftfahrer, der mit seinem Fahrzeug den „Schutzstreifen“ blockierte. Herr Simon ließ es sich tatsächlich nicht nehmen, diesen persönlich zu verwarnen. Das nenne ich medienwirksamen Einsatz!

Am Kreisverkehr Bonner Straße/Rolandstaße endete dann diese „Informations- und Mängelfahrt“ mit abschließenden Statements der Verantwortlichen. Herr Albers fasste noch einmal zusammen, daß es in Köln einen hohen Verkehrsdruck gäbe, der zu Konflikten führe, da große Teile der Infrastruktur noch an das Auto angepasst seien. Das Spektrum der Radfahrer wäre zudem mit unterschiedlichen Anforderungen sehr groß, es gäbe langsame Senioren ebenso wie Alltags- und schnelle Rennradfahrer, zukünftig dann auch noch viele Pedelec- und E-Bike-Fahrer. Er betonte die Wichtigkeit der gegenseitigen Rücksichtnahme und daß man halt im Zweifel auf sein Recht verzichten solle. Es gab im letzten Jahr „nur“ 2 tote PKW Fahrer, aber 5 getötete Fahrradfahrer und Herr Albers sagte noch einmal -wörtlich- was er schon im Januar bei der Präsentation der Unfallstatistik aussprach:

Gestorben wird vor dem Auto!

Polizei (und Ordnungsamt) werden die Aktion, die kürzlich auf der Venloer Straße stattfand auf den Ringen und an der Bonner Straße fortsetzen, also z.B. gegen Falschparker vorgehen. Es werde Stände geben zum Thema „Fahren gegen die Fahrtrichtung“ und Aktionen zur Aufklärung über den „Toten Winkel„, außerdem Rotlichtverstöße (von Radfahrern!) kontrolliert. Die Außengastronomie werde verstärkt beaufsichtigt und es gäbe zukünftig Doppelstreifen zum Thema „blinken“. Es müsse Lösungen geben, die von allen Verkehrsteilnehmern akzeptiert werden.

Als Fahrradfahrer und fahrradaffiner Medienvertreter kann ich in der Zusammenfassung von Herrn Albers kaum Ansätze sehen, die Situation für Fahrradfahrer auch nur im geringsten zu verbessern. Statt repressiver Taktik (Fahrradkontrollen!) sollte sich hier mit aller Macht darauf konzentriert werden, die Verkehrsführungen sicher und bequem zu gestalten und nicht nur motorisierten Verkehrsmitteln „freie Fahrt“ zu garantieren, unterstützt noch in der Forderung, daß die schwächeren Verkehrsteilnehmer halt auf ihr Recht verzichten müssen. Wird der Schwächere gefährdet, muß der  Stärkere zurückstecken. So einfach sollte das sein! Auch die rührigen Aktionen zum „Toten Winkel“ sind unsinnig, ja sogar lächerlich, führen sie doch das hier immer noch mit aller Macht verteidigte Radwegprinzip ad absurdum: genau dort, auf dem „Radweg“ fährt man nämlich im „Toten Winkel“.  In Anbetracht der Tatsache, daß die meisten bei der Tour versammelten Würdenträger intelligent und studiert sein sollten und diese Logik verstehen müssten, gehe ich davon aus, daß sie sie einfach nicht verstehen wollen! Die geforderten Bewußseinsveränderungen aller Verkehrsteilnehmer dürfen sich entsprechend nicht nur an die Radfahrer wenden, sondern es muß eindrucksvoll und offensiv allen klar gemacht werden, was Radfahrer sind: gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. Daß sie das nicht sind, darüber berichte ich hier nun seit Jahren regelmäßig.

Herr Harzendorf bemerkte, daß sich im Bezug auf den Radverkehr in Köln etwas ändern müsse, aber auch, daß sich ja schon was getan hätte. Schließlich hat der Radverkehr um 20% zugenommen. Ich behaupte, daß Herr Harzendorf und sein Amt in keinster Weise dazu einen würdigen Beitrag geleistet haben. Im Gegenteil!

In einem stimme ich Herrn Harzendorf allerdings zu: Frau Scho-Antwerpes verkündete nun feierlich vor der Presse, daß sie für ein Pilotprojekt den ersten „Trixi-Spiegel“ für Köln aus eigener Tasche stiften möchte, mit Herrn Harzendorf als Partner. Dieser meinte dazu -recht zerknirscht, schließlich lehnt man ein Geschenk ja nun mal nicht ab, schon gar nicht öffentlich-  daß er da Vorbehalte hätte, da man da ja „erstmal reingucken“ müsse und es sogar Städte geben würde, die die Spiegel bereits wieder abgebaut hätten. Er sagte dann sehr skeptisch zu, daß man das „mal probieren“ und mit einer Untersuchung begleiten könne. Ich stimme Harzendorfs Skepsis zu, das hatte ich ja schon oben erklärt.

Schließen möchte ich diesen Bericht mit einer weiteren Anekdote: eine gewisse Betroffenheit ob meines anfänglichen Schmunzelns, daß die Fahrräder für Simon, Albers & Co. zum Treffpunkt per Transporter gefahren wurden hatte ich schon verspürt. Herr Albers telefonierte dann mit jemandem recht offensichtlich, daß er jetzt „doch selbst fahren würde“ und Herr Simon fragte mich gar, was denn der beste Weg zum Polizeipräsidium nach Kalk wäre und ob wir nicht zusammen fahren könnten (liegt für mich durchaus auf dem Weg), was sich aber erübrigte, als ich unverhohlen ankündigte, daß ich durch den Rheinufertunnel fahren würde (was ich auch tat!). In jedem Fall kamen die Polizisten, die die Fahrräder wieder abholen sollten ganz umsonst zur Bonner Straße gefahren, selbst Herr Harzendorf fuhr mit dem Rad den weiten Weg nach Deutz zurück ins Stadthaus. Soweit ich weiß sogar unfallfrei.

Hier die Artikel der großen Presse zur „Informations- und Mängeltour“:

Kölner Stadtanzeiger 22.4.2013

Kölnische Rundschau 22.4.2013

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Tags: Fahrradbeauftragter · Innenstadt · Ordnungsamt · Polizei · Presse · Radwege

29 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 dws // Apr 30, 2013 at 16:54

    Kurze Verständnisfrage: Wieso steht „übersehen“ immer in Anführungszeichen?

  • 2 Marco // Apr 30, 2013 at 16:56

    @dws: weil das Zitate aus den hiesigen Pressemitteilungen dieser Unfälle ist. Das wird dort verharmlosend so geschrieben.
    „Umgenietet“ oder „totgefahren“ möchte das von den Offiziellen keiner nennen …

  • 3 Karl // Apr 30, 2013 at 18:19

    Zum Thema „übersehen“ empfehle ich auch folgenden sehr lesenswerten Artikel:

    http://www.ksta.de/koeln/lkw-ausbildungstour-volle-konzentration-beim-fahrtraining,15187530,22599232.html

    Zitat:
    „Auch nach 15 Jahren Ausbildungserfahrung lerne er immer noch dazu, doch beim toten Winkel sei die Sachlage vollkommen eindeutig. „Wenn mir ein Lkw-Fahrer erzählen will, dass er nichts dafür konnte, weil er den Fußgänger oder Radfahrer nicht gesehen hat, stimmt etwas nicht. Man kann sich da nicht herausreden. Der Fehler liegt immer beim Fahrer.““

  • 4 dws // Apr 30, 2013 at 18:22

    Verstehe, danke. (Der hiesige Polizeibericht drückt sich weniger lyrisch aus, da wird deutlich überrollt und getötet – was vorheriges Übersehenwerden natürlich nicht ausschließt.)

  • 5 Jochen // Apr 30, 2013 at 21:26

    Marco, ist alles mal wieder spannend und unterhaltsam geschrieben, jedoch … eine klitzekleine Spur zu langatmig und zudem von vielerlei Wiederholungen durchsetzt. 😉

    Ich befürchte mit Texten in solcher Länge, wirst Du leider nicht jene Massen erreichen, für die es aber gerade wichtig wäre, diese Sicht- und Erlebnisweise zu erfahren!

  • 6 Hein Bloed // Mai 1, 2013 at 07:00

    @dws: Das ist so ähnlich wie das „kam aus unbekannten Gründen von der Fahrbahn ab“ – das steht in der Regel für „wegen nicht angepasster Geschwindigkeit“.

    Ein LKW-Fahrer, der einen Radfahrer „übersieht“, hat nicht erkannt, dass er die Situation nicht überblicken kann und sich deshalb von einem Einweiser hätte einweisen lassen müssen.

  • 7 Jochen // Mai 1, 2013 at 10:16

    Jo, nur sind Einweiser nicht mehr mit an Bord. Sollte ein LKW-Driver wirklich keine Sicht haben und bereits vor dem Abbiegen ausreichend unaufmerksam unterwegs gewesen sein – kann bedeuten, nicht beobachtet zu haben, was er vorher so alles quasi überholt hat, z.B. Radfahrer auf einem begleitendem Radweg, sofern der nicht total verdeckt geführt wird -, dann sollte einem das Elfte Gebot stets präsent sein.

    Das Elfte Gebot:
    Du sollst nicht Denken, sondern NACHDENKEN!

    Bedeutet für die Fahrer von blechernen Tötungs- und Verstümmelungsmaschinen, gemeinhin Kraftfahrzeug genannt, sie schalten ihr Hirn VOR dem Abbiegevorgang auf aktiv und v.a. konzentrieren sie sich bitteschön auf den Verkehr und jetzt kommts, WENN man nicht sicher ist, dass man beim Abbiegen niemanden gefährdet oder schneidet, drossele man die Geschwindigkeit so sehr herunter, dass man LANGSAM, *scharping* ganz laaaangsaaaaam, den Abbiegevorgang durchführe. Das würde ich als das Minimum ansehen und als praktikablen Kompromiss.

    Was tun die Leute aber? Sie stehen soweit auf dem Gas, dass ihre Kiste die Kurve so gerade schafft und sie möglichst wenig Sekunden auf ihrem Rennkurs verlieren.
    Ergebnis? *BOING* Oh, das Opfer wurde offenbar übersehen.
    Die wortgewordene Beschönigung für ein LmaA-Verhalten, hinter dem ich kein zufälliges Versehen erkenne, sondern Absicht, denn die Kfz fahren nicht von allein so schnell.

    Was ich in den letzten Tagen, auf eigentlich nur sehr wenigen Kilometern wieder alles so mit angesehen, oder direkt erlebt habe, von Autofahrern, WIE AUCH von Saison-Radfahrern, verleitet mir mehr und mehr den Restspaß am innerstädtisch Radfahren.

    Ich prophezeihe hiermit, es wird ein Jahr mit sehr unschönen Unfällen werden, denn es sind nun noch mehr Leute unterwegs, v.a. neue Radfahrer, denen einfach die Übung und die nötige Erfahrung (auch = Wissen) fehlt. Das in Verbindung mit der schlandischen Verkehrsmoral, v.a. der Wegboxmentalität „Hoppla! PS und Tempo geht vor Schönheit!, ist eine tödliche Mischung.

  • 8 Jochen // Mai 1, 2013 at 10:36

    Mist, nun hab ich auch wieder mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte und mich in einen Unterton hinein gesteigert, den ich heraushalten wollte, allein wegen meines Blutdrucks, der ist derzeit leider häufig zu hoch. 🙁

    Ne, ich denke es finden eine Menge Fehler statt und zwar bei allen Beteiligten, Aktiven wie Passiven, also Verkehrsteilnehmern, wie auch Planern und Verantwortlichen der übrigen Ebenen.

    Hier ging es Marco nun um die passiven Leute, die im Hintergrund für Vielerlei zuständig sind.

    Die Aktion kann man nun aus recht unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und dies sollte auch getan werden.
    100%ige Autofahrer können sich nur schwerlich vorstellen, wie die Verkehrswelt für einen Radfahrer aussieht und umgekehrt ist es nicht viel anders! Und Verwaltungsmitarbeiter oder Leute die für Überwachung zuständig sind, die sich alle nie wirklich und v.a. nicht regelmäßig mit dem Fahrrad bewegen, haben naturgemäß Probleme bei der Wahrnehmung und sie machen diesselben Fehler, wie alle übrigen Wenig- oder Garnichtfahrer.

    Ich hatte auch mal verdammt wenig Ahnung und das obwohl ich schon lange (fast) nur mit dem Rad gefahren war.
    Ich kannte meine Rechte nicht.

    Erst mit erheblich mehr Erfahrung und deutlich mehr Jahreskilometern und einigen längeren Touren, die mich auch in völlig andere „Welten“ (Länder und Regionen) geführt haben, in Verbindung mit aktive(re)m Interesse für das was „Recht“ ist (oder sein sollte – die StVO), habe ich all das gelernt, was eigentlich jeder von Anfang an wissen sollte.

    In anderen Ländern wachsen die Kinder und Jugendlichen direkt mit dem Wissen auf, denn sie erfahren es unmittelbar. Wenn ich höre, dass in NL ca. 50%, in DK ca. 40% und in Schland ca. 15% aller Schulkinder mit dem Rad zur Schule fahren, dann bekommt man rasch eine Vorstellung woher viele unserer Unwissenheiten und v.a. auch der hierzulande schlampige Umgang mit Radverkehr so kommen.

    Die Menschen hierzulande wissen es einfach nicht besser, denn sie lernen es nicht und wachsen mit einem anderem Bewußtsein auf.

    „Problembewußtsein“ – Marco, mein Rat und Tipp für die Zukunft, bei solchen Gelegenheiten wie diesen, 2 bis drei Gänge zurückschalten und mit einfachen, ruhigen, aber direkt auf die „Zwölf“ gehenden praktischen Beispielen, das Bewußtsein gerade soweit reizen, dass die Leute von sich aus in die Lage kommen zu begreifen, weil es sie anspringt.
    Mit „Gewalt“ kann man da leider nichts in die Köpfe hinein reden, oder schreiben, auchwenn einem selber danach ist (ich kann es sehr gut verstehen!).
    Mit Zwang erreicht man aber nunmal meist nur eine Abwehrhaltung.

    Ergo? Frust woanders abladen, oder wegatmen 😀 und den Leuten nur das zumuten, was sie zu dem Zeitpunkt aufnehmen und begreifen können.

    So, ich schwing mich mal auf und fahre dort ne Runde, wo hoffentlich keine Scherben liegen. Also nicht in die Stadt. 😉

  • 9 Marco // Mai 2, 2013 at 09:24

    @Jochen: Point taken, was die Langatmigkeit angeht 😉
    Das unterscheidet mich dann wahrscheinlich vom Profi-Journalisten – ich will’s halt ausführlich beschreiben, was gewesen ist und in der Materie sind meiner Meiunung oftmals auch die Details nicht unwichtig (z.B. das Nichtbemerken von Falschparkern, schlecht abgesicherten baustellen, etc. während der Tour)
    Was das von Dir beschriebene „2 bis 3 Gänge zurückschalten“ angeht, kann ich Dich zwar voll und ganz verstehen, ABER: überlege (oder lies nach) mal, wie ich angefangen habe. Eben mit Sachlichkeit, einfach & ruhig. Genauso wie die anderen Fahrradaktiven in Köln. Da gab es sogar mal nen Deal mit der Stadtverwaltung, daß ein halbes Jahr nicht genervt wird, die dafür aber auch mal in die Pötte kommen. Stattdessen haben sie sich (weiterhin) einfach nicht geregt.

    Über den Punkt bin ich also (lange) hinweg, ich rede jetzt „Tacheles“ und ich glaube auch nicht, daß das verkehrt ist.

  • 10 Jochen // Mai 2, 2013 at 10:06

    Jo Marco, versteh ich wohl. Ich denke nur auch immer wieder an Diejenigen, die sich neu für derartige Themen interessieren.
    Der Spagat ist nicht leicht. Neue zu erreichen, um die Gegenwehr gegen die behördliche Willkür bzw willkürliche Unterlassung, ist wichtig, aber in einem selber steckt ja auch ein Mensch mit Wut und berechtigtem Zorn.

    Mir kam eben noch ein Gedanke, was man vor Ort hätte machen können, oder auch jetzt tun könnte (evtl „ferngelenkt“ über „richtige“ Medien).
    Den Harzendorf mit seinem, von Dir m.E. zu Recht als widerwärtig bezeichnetem, Spruch, die Pflaster würden doch jährlich überprüft, direkt „an den Eiern“ packen und fragen wann denn wo die nächste Pflaster-Patrouille geplant sei und ob man die nicht auch, im Sinne der Transparenz und Glaubwürdigkeit, dem öffentlichen Interesse gerecht werdend, medial begleitbar durchführen könnte.

    Dann könnte man auch die Frage stellen, was das für offenbar besondere Pflaster in Köln sind, die, obwohl doch jährlich sicherheitsüberprüft, dennoch jedes Jahr den gleichen jämmerlichen und brandgefährlichen Zustand vorweisen.
    Das dann noch mit den gesetzlich verpflichtenden Mindestvorgaben und einigen OLG-Entscheiden gewürzt und DANN würde mich interessieren, ob der H. sich nochmal traut was zu sagen, oder sich lieber in den Ruhestand verabschiedet.

  • 11 kk // Mai 2, 2013 at 13:20

    Köln : Bochum. Was ist schlimmer?
    Dafür, dass Köln vor zwanzig Jahren Gründungsmitglied der AG fahrradfreundlicher Städte war und immer noch Mitglied der AGFS ist, stehen die Verantwortlichen wirklich erbärmlich da.
    Was sagen die Autoren der ERA 2010 immer wieder: Es gibt keine Radwege 2. Klasse. Wenn Radweg, dann nur erstklassig.
    Und der ADFC hat schon vor gut dreißig Jahren gesagt: Besser kein Radweg als ein schlechter.
    Von Köln hätte ich wirklich mehr erwartet.
    P.S.: Der Artikel ist wirklich lang, aber wahr.

  • 12 Miss Andry // Mai 2, 2013 at 14:01

    Ich bewundere immer wieder den geistigen Spagat der Verantwortlichen, die auf der einen Seite davon reden, dass Radfahren auf der Fahrbahn „zu gefährlich“ sei, und auf der anderen Seite die Kollateralschäden auf dem Radweg mit einem „man muss auch mal zurückstecken“ abtun. Denn wenn Zurückstecken ernsthaft eine Option ist, kann man es ja wohl auch von den Autofahrern erwarten, so dass Fahrbahnradeln auch nicht gefährlich sein muss.

    Offenbar aber muss man ein KFZ führen, damit Rücksichtslosigkeit und Fremdgefährdung nicht nur nicht beanstandet, sondern sogar mit einem Wegsperren der Opfer belohnt werden.

  • 13 Quirinus // Mai 2, 2013 at 19:41

    96cm für einen Radweg sind ein Armutszeugnis. Ich habe das in Februar schon gemerkt, als ich mit dem Rad in Köln unterwegs war.
    Und die Lachspiegel sind auch keine Lösung, nur Alibi.

  • 14 N.M. // Mai 2, 2013 at 21:21

    Danke für den Bericht (gerade auch in seiner Ausführlichkeit). Als berufstätiger Nicht-Medienvertreter war es mir nicht möglich, mitzufahren; daher freue ich mich über diese Informationen.

  • 15 siggi // Mai 2, 2013 at 22:02

    Quirinus // Mai 2, 2013 at 19:41

    96cm für einen Radweg sind ein Armutszeugnis.

    Nein, das ist eine Straftat.

    Obwohl die noch schmaler können – die Kölner Behörden.
    Hier ein gemeinsamer Rad/Fussweg der 2009 für beidseitig benutzungspflichtig erklärt wurde – eine Todesfalle.
    http://www.siggis-seiten.de/Panos/S-Bahntunnel/Tunnel.html
    Ich würde dort gern mal so eine Mängelrundfahrt organisieren und denen dann genau an dieser Stelle mit meinem Bäckerfahrrad entgegen kommen.

  • 16 Nicky // Mai 3, 2013 at 11:15

    „Man muß auch mal zurückstecken“ – das sieht dann ungefähr so aus: auf einem eine Vorfahrtstraße begleitenden Radweg muß man bei jeder einmündenden Straße erst den Schulterblick links machen, um festzustellen, ob nicht von der benachbarten Spur jemand rechts abbiegen möchte, der einen auf dem Radweg „übersieht“ und dann als nächstes nach rechts schauen, um zu sehen, ob nicht jemand aus der einmündenden Straße direkt vorzieht bis zur Vorfahrtstraße.

    Also: an jeder einmündenden Straße gibt es schon zweimal die Möglichkeit, das „Zurückstecken“ zu üben und die Bremsen auf ihre Funktionalität zu testen.

  • 17 Tobi // Mai 3, 2013 at 15:40

    @Nicky:
    So praktiziere ich es schon aus ‚Eigenschutz‘, wenn ich mal wieder über die Ringe fahre (oder fahren muss)… Das ist leider traurige Realität und hat schon ein-, zweimal ‚Schlimmeres‘ verhindert…

  • 18 Nicky // Mai 3, 2013 at 22:04

    @Tobi: ist ja nicht so, als hätten wir eine Wahl.
    Das „mal zurückstecken“ ist doch etwas, was Du selbst auf einer 3 km Strecke mehrmals machen mußt, wenn Du heil ankommen willst.

    Wenn einem Autofahrer das gleiche zugemutet würde, dann gäbe es wahrscheinlich einen Bürgerkrieg. 😉

  • 19 Jeremy // Mai 7, 2013 at 09:05

    Hier ein Interview mit Klaus Harzendorf, kurz zusammengefasst: bauliche Mängel sind keine Hauptunfallursachen, wenn bauliche Mängel vorliegen, liegt die Schuld bei den Radfahrenden die sich sich in den kritischen Situationen nicht umsichtig genug verhalten…

    http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2013/05/03/lokalzeit_koeln.xml?noscript=true&offset=267&autoPlay=true&#flashPlayer

  • 20 Thomas // Mai 7, 2013 at 14:46

    natürlich liegt es nicht an den baulichen mängeln. sonst wär ja die stadt schuld. besser mal absteigen. 😉 die luxemburgerstraße ist auf dem stück ohne radweg ja derart gefährlich, dass man wöchentlich von unfällen mit radfahrern dort liest….

    unglaublich dummes zeug, was der typ da redet. der ist ja völlig unbrauchbar.

  • 21 Jochen // Mai 7, 2013 at 18:08

    Hätte Politiker werden sollen, der „Gute“.
    Keine Hauptunfallursachen. Aha. Also? Ursache für Nebenunfallursachen, also die Unfälle wo man mal nicht von nem Auto umgenietet wird.
    Jene Unfälle die mit 100% Radfahrerbeteiligung ablaufen, weil ohne direkten Gegenspieler, halt nur Baumwurzeln, Pflastersteine, Betonkanten und so Zeugs.

    Vermutlich ist der H. dabei noch nicht mal rot geworden, was? Hauptsache er glaubt selber was er da erzählt.
    Jemand der sich das Rad per Kfz bringen läßt, weil man das ja nicht über 6km zu einem Treffpunkt selber fahren könne, ist natürlich hochqualifiziert für solcherlei Dinge.

    Ja ist denn schon WIEDER Karneval? Ach, is Kölle, ich vergaß.
    Aber in Westfalen sind manche Stadtverwaltungen ähnlich umnebelt drauf, wie man hier gut nachlesen kann.
    http://farm8.staticflickr.com/7336/8716131369_44e94097ae_z.jpg

  • 22 rainer // Mai 8, 2013 at 11:52

    Hier spricht mal ein Versicherer über Radunfälle, sehenswert!

    http://www.mdr.de/exakt/video119840.html

  • 23 Rainer F. // Mai 8, 2013 at 17:46

    Nach Marcos Bericht und nachdem ich mir diesen seltsamen Herrn H. in der Lokalzeit angetan habe, verstehe ich nicht wieso das Fahrrad- und Verkehrsklima in Köln beim Test die Note 4,01 bekommen hat.
    Muss wohl an der Durchschnittsermittlung liegen.

    Die Einzelfrage 2):“Bei uns… werden Radfahrer/innen als Verkehrsteilnehmer akzeptiert“, hat doch hoffentlich jeder vernunftbegabte Radler in Köln mit einer glatten 6 honoriert.

  • 24 Rainer F. // Mai 8, 2013 at 18:11

    @ rainer: (um Verwechslungen zu vermeiden bei mir jetzt mit F.)

    DANKE für den Link zu dem Versicherer!
    Es tut wahrlich gut, nachdem man den Herrn H. aus Köln gehört hat, feststellen zu können und zu dürfen, dass es auch noch Leute gibt die wissen worüber sie sprechen.
    Dieser Mensch hat meine Radwelt wieder etwas ins Lot gebracht.

  • 25 Jochen // Mai 9, 2013 at 10:06

    Der Experte der Versicherungen …
    Na jaaaaaa, zuerst bennent er völlig korrekt die div. Unterschiedlichkeiten bei den Unfällen und sagt z.B. auch klar, dass bei den Abbiegeunfällen fast immer der Autofahrer die Schuld trägt.

    Im weiteren sagt er dann aber (sinngemäß) „ja, höhere Bußgelder machen Sinn! Denn es würde in hohem Ausmaß gegen die StVO verstoßen, jedoch müsse man auch sehen, dass die Verfolgung der Verstöße ein Problem sei.“ …..
    Sooooo und ab hier wirds dann wieder höchst einseitig und abstrus! Er bezieht sich nun AUSSCHLIEßLICH auf Radfahrer und bedient damit zum einen natürlich eine Wahrheit, jedoch eben auch ein Klischee.

    Nochmal in Stichworten der Ablauf seiner Aussage:
    höhere Bußgelder=gut, viele StVO Verstöße, Verfolgbarkeit schwierig, „die Radfahrer“ ….

    Und was ist mit den Hauptverursachern der Mehrzahl der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung Herr Versicherungsexperte??? Wer versucht auch nur im Ansatz zu immens verbreitete latente LmaA Haltung viel zuvieler Autoristi bzgl. elementarster StVO Regeln, sei es beim Überholen oder bei den Vorfahrtsregeln, zu ahnden?
    Aber nein, er redet dann von Polizei auf Fahrrädern, wie nett, nur das jene sich nicht mit den LmaA-Autoristi beschäftigt.
    Klar, die ebenfalls vielen Verstöße von Radfahrern gegen die StVO sollen und müssen genauso geahndet werden.
    Doch worum geht es in dem Beitrag doch gleich nochmal?? „Wo und warum passieren die meisten Radunfälle?“
    Weshalb aber schafft es der Experte aber nicht, von der Unfallursache „Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung“ dabei die extreme Vielzahl der beidseitigen Radwege zu kritisieren? Gut, die müssen laut StVO die absoluteste Ausnahme sein, die Realität sieht aber anders aus und die Versicherungswirtschaft analysiert doch so genau… ahaaaa.

    Nein, der Beitrag ist bei der ersten Fragestellung nur bei der Einleitung gut, der Experte verliert sich dann aber sehr rasch in genau dem Schubladendenken, dass uns die Vielzahl von schlechten Radwegen beschert, auch wenn er sagt die StVO einseitig für den Kfz-Verkehr sei.

    Schön seine Ausführungen zur Sicht aus dem Auto heraus, auf die Verhaltensweise der Autoristi im Verkehr gegenüber Radfahrern!

    Seltsam seine Gedanken zum Wunsch des sportlichen Fahrens.

    PS: Gestern hatte ich auf eigentlich recht wenigen Kilometern direkt wieder 3 Prachtexemplare der Sorte LmaA, schlechte Übersicht/falscher Mut und hirn&rücksichtloser Autorüpel. Und jedesmal ohne Not, das Verkehrsgeschehen hätte in jedem Fall eine unriskante Fahrweise lockerst zugelassen.
    Aber wer ahndet sowas? Niemand! Und wenn man zur Polizei geht, wird man abgewimmelt mit dem Spruch „das wird doch sowieso eingestampft, brauchen wa gar nicht erst aufzunehmen“ und ja, das habe ich auch schon erlebt und ich erwarte von jener Seite keinerlei Hilfe oder gar Unterstützung im täglichem „Kampf“ auf den Straßen.

  • 26 Campagnolo // Mai 9, 2013 at 14:30

    So, daß der Dumont-Verlag von der Autolobby beherrscht wird ist heute morgen überdeutlich geworden:

    Den ganzen Vormittag versuche ich, die Tatsache zu kommentieren, daß bei einem vergleichbaren Vegehen seitens eines Radlers die Geschrei groß wäre, von wegen“ Rad Rambo“, „Rüpelradler“, aber keine auf die Idee kommt, den LKW-Fahrer als „LKW-Rambo“ zu bezeichnen.
    Mein Kommentar wird partout nicht angezeigt.
    http://www.ksta.de/koeln/unfallserie-schon-wieder-schwere-radunfaelle,15187530,22713662.html

    Soviel zur Radler- Hetze seitens des Dumont Verlag.Als einstmals im letzten jahr ein sog. „Rad- Rambo“ einen Hund angefahren hatte, kam der Fall auf die Titelseite beim Express, das Verhalten des „LKW-Rambos“ ist keine Schlagzeile wert.

  • 27 Jochen // Mai 9, 2013 at 22:43

    Wie solche öffentlichen Termine „jetzt fahren wir mal mit dem Rad“ in Köln ablaufen, wissen wir ja nun.
    In Dresden hat es das aktuell auch gegeben und der Bericht ist lesenswert.

    http://www.dnn-online.de/dresden/web/dresden-nachrichten/detail/-/specific/Radfahren-in-Dresden-Baubuergermeister-erlebt-wie-leicht-man-gegen-Verkehrsregeln-verstoesst-3917124587

  • 28 Fanpost! // Mai 10, 2013 at 12:50

    […] ← Gestorben wird vor dem Auto – Teil 2 […]

  • 29 Jochen // Mai 11, 2013 at 09:59

    Aus aktuellem Anlaß noch auf ein weiteres Wort zu dem stets zu lesendem „offenbr übersehen worden“.

    Zeitungsmeldung zu einem Unfall an Himmelfahrt. Autofahrer fährt in Kleingruppe Bollerwagen ziehender Männer auf einer Straße (offenbar Landstraße): 2 Tote, 1 Schwerverletzter.
    Schlußsatz der Meldung … hat die Männer offenbar übersehen.

    Jo, das Problem das auch ich mit diesem „übersehen“ habe, ist, es ist eine Wertung, die mit rein GAR NICHTS zu belegen ist. Anders ausgedrückt, es ist eine bewußte Falschdarstellung.
    Raterei hat in einer Unfallmeldung nichts verloren, da sollen und müssen die bekannten Fakten genannt werden. Alles übrige überläßt man besser der Blödzeitung, dem Ksta oder meinetwegen auch den Kreisch-TV Sendern.

    Natürlich kann ein „übersehen“ nicht ausgeschlossen werden, aber es ist nicht ursächlich für solcherlei Unfälle! Sondern? Zum Beispiel Kurven Schneiden, gerne auch mit (stark) überhöhter Geschwindigkeit, Finger und Augen am Telefon haben, oder – auch sehr beliebt – am Navi, manche können die Finger nicht von der Freundin daneben lassen, usw. … Mündet dann in einem „übersehen“, nur ist das dann, wenn es öffentlich so dargestellt wird, in extremer Weise irreführend und unsachlich. Kurz: mieser, schlechter Journalismus.

    Aber es geht ja um Autos, da ist alles erlaubt. Gestern unter Sueddeutsche.de nen schöner kurer Artikel über „Gabriel und die Äußerung zu Tempolimit“ – er endete mit einem netten Vergleich: Was dem Ami seine Waffen, sind dem Deutschen offenbar seine (schnellen) Autos. Die Einen hantieren gerne mit Waffen, die Anderen sitzen lieber in ihnen.

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