„Das ist blinder Aktionismus„, sagte ich der Dame vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik, Sabine Bongenberg.
Dabei fand ich die Aktion prinzipiell gar nicht schlecht, die heute am Rudolfplatz startete, nämlich Radfahrer (und andere Verkehrsteilnehmer) generell darauf aufmerksam zu machen, wo sich der „Tote Winkel“ bei LKW befindet und wo man als Radfahrer vom Fahrer entsprechend nicht gesehen wird. Zur Demonstration stand ein (sehr moderner) 24-Tonner der Firma REWE bereit und der „Tote Winkel“ war durch eine orangene Folie auf dem Boden abmarkiert. Hinten rechts, an der Laderampe des LKW prangte bereits der Aufkleber, der an Speditionen verteilt wird und auf dem deutlich steht „sicher fahre ich nur dahinter“ Damit sollen laut Pressemitteilung „die Radler auf die Gefahren durch Lastkraftwagen und auf das richtige Verhalten hingewiesen werden“.Gut, „dahinter fahren“, das speichere ich mal ab.
Die Aktion lief von 10-14 Uhr, ich kam gegen 11 Uhr am Aktionsstand an, wo sich -außer den an der Aktion Beteiligten Personen, sowie Kamera-Teams vom KStA und WDR- eigentlich niemand aufhielt. Freudig stürzte man sich also förmlich auf mich, der ich Interesse an der Aktion zeigte und bot mir verschiedene Infomaterialien (die üblichen Flyer des „Fahrradbeauftragten“ und natürlich auch ein paar „Helme sind sicher“ Promo-Blättchen) an. Eine Minute später saß ich auch schon auf dem Fahrersitz des LKW und konnte selbst sehen, was der Fahrer sieht und was nicht. Der anwesende LKW-Fahrer, ein wirklich sehr freundlicher Mann, erklärte mir dann selbstbewußt, daß er bei 50 km/h über 20 Meter pro Sekunde zurück legt und er also gar keine Chance hat, wenn ich als Radfahrer im „Toten Winkel“ fahre, weswegen es natürlich viel, viel besser wäre, wenn ich dort einfach nicht fahren würde.
„Aber genau da ist doch der Radweg!„, merkte ich an.
Der LKW-Fahrer schaute ein wenig verwirrt, die Frau vom KStA-TV, die die ganze Zeit filmte, drückte mir ein Mikrofon in die Hand, damit man auch was versteht und ich erläuterte das mal aus meiner Sicht, der Sicht des Radfahrers: „da, wo der tote Winkel abmarkiert ist, befindet sich der „Radweg“, den ich hier vorne an den Ringen z.B. benutzen muß“ Das heißt also, daß die Straßenverkehrsbehörde, deren Amtsleiter und Organisator dieser Veranstaltung sich keine 10 Meter von uns entfernt befand, mich dazu zwingt, im toten Winkel zu fahren. Ich fragte den LKW-Fahrer, wie er mich denn aus seinem Führerhaus heraus sehen will, wenn ich -vorschriftsmäßig- auf dem „Radweg“ fahre. „Ich habe Sie vorher schon im Blick„, meinte er dazu. „Sie schaffen es tatsächlich, bei 50 km/h, zu sehen, was 3 Meter von Ihnen entfernt, hinter parkenden Autos und Bäumen parallel an Massen von Radfahrern fährt? Respekt!“ Viel mehr konnte der LKW-Fahrer eigentlich dann nicht mehr sagen. Da hatte man ihn wohl nicht weitgehend genug geimpft. Der Videobeitrag des KStA-TV ist bereits online und man hat meinen O-Ton auch tatsächlich so untergebracht.
Als nächstes unterhielt ich mich also mit Frau Sabine Bongenberg vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Während ihr Chef, Herr Amstleiter Harzendorf, mich bereits bei der Ankunft bemerkt hatte, wußte sie erst wer ich bin, als ich mich artig mit Namen vorstellte. „Ach, Sie sind das“ meinte sie und ließ nicht unerwähnt, daß sie meinen Blog liest. Schön. Ich hoffe, sie versteht ihn auch.
Es ergab sich ein sehr spannende Diskussion mit ihr, die zwar vom eigentlichen „Toter Winkel“-Thema ein wenig abschweifte, aber ganz gut verstehen ließ, wie man im Amt für Straßen und Verkehrstechnik so tickt. Der Grundsatz scheint zu sein: „Verkehr = Kraftfahrzeuge„. Selbstverständlich (!) fährt Frau Bongenberg auch Fahrrad und kennt sich also bestens aus. Der „Radweg“ an den Ringen wäre „sicherlich nicht ganz optimal„, das hätte aber bauliche Gründe. Warum der Radverkehr denn dann nicht einfach über die Fahrbahn geführt werden würde, wie der Gesetzgeber es vorsieht, wollte ich von ihr wissen und wo da die außerordentliche Gefährdung (vgl. §45 Abs. 9 StVO) für Fahrradfahrer liegt. Mehr als „da fahren Autos“ konnte sie eigentlich nicht zum Ausdruck bringen. Was den „Toten Winkel“ generell angeht, erwähnte ich, daß nach §5 StVO es ja sogar erlaubt ist, bei ausreichendem Platz an einer Ampel rechts an Kfz vorbei zu ziehen (was ich übrigens prinzipiell kaum tue und was ein Recht ist, auf das ich gerne verzichten würde, wenn man mich denn mit dem MIV auch real gleichstellen würde), sie erwiderte „Die Regel gibt es ja auch noch nicht so lang!“. „Seit dem 1. Oktober 1988, fast ein Vierteljahrhundert, das find ich schon lang„, meinte ich dazu. Man kann nicht alles wissen.
Von selbst kam Frau Bongenberg dann auf den Rheinufertunnel zu sprechen, ein Zeichen, daß sie meinen Blog tatsächlich liest. Ihre Argumentation, warum es dort gefährlich ist, mit dem Fahrrad zu fahren (was ich fast eine Dekade lang sicher getan habe) war recht einfach zu widerlegen. Zunächst lag es an der Beleuchtung (ein verkehrstüchtiges Fahrrad ist ordentlich beleuchtet – meins hätte sogar Tagfahrlicht, wenn ich es will (will ich nicht), zudem gibt es im Tunnel Licht). Als ich fragte, was denn nun der Unterschied zwischen einem Fahrrad und einem Mofa (das den Tunnel passieren darf!) ist, war sie erst verwundert – sie wußte nämlich gar nicht, daß man das darf. „Ich kann ja nicht alles wissen.“ Nein, können Sie nicht, Frau Bongenberg! Aber ihr fiel dann doch noch was ein: „auf dem Mofa muss man einen Helm tragen!“. Triumphales Argument! Auf mein „auf dem Fahrrad kann ich ja auch einen Helm tragen“ entgegnete sie „Das ist aber nicht vorgeschrieben!“ Nein, natürlich nicht. Dann meinte sie tatsächlich „auf dem Mofa trägt man ja Schutzkleidung“. Tja, Frau Bongenberg „Das ist aber nicht vorgeschrieben!“ und außerdem „ich kann auf dem Fahrrad auch Schutzkleidung tragen“ (unabhängig davon: schaut Euch mal um, wieviele Mofafahrer (das sind die kleinen knatternden Dinger, die 25 km/h schnell fahren) Schutzkleidung tragen!) Ihr Chef, der 2 Meter neben uns stand und mit Sicherheit das komplette Gespräch mitbekam, rettete sie dann, als ihr so langsam wirklich die Argumente ausgingen, unterbrach unser Gespräch, hielt ihr ein paar Zettel hin und fragte sie was organisatorisches. Clever gemacht, Herr Harzendorf ;-).
Ach ja, so ganz alleine stehe ich mit meiner Meinung zum Rheinufertunnel nicht da – ein Nachbarblogger hat sich der Sache schon recht intensiv angenommen und -man staune- es gibt tatsächlich einen Antrag der Kölner Grünen (die hier mitregieren) in der Bezirksvertretung Innenstadt, das Durchfahrtsverbot aufzuheben.
Zurück zum eigentlichen Thema, der Tote Winkel.
Ich habe mir mal die Freiheit genommen und nachgemessen: auf Höhe der Hinterräder des aufgestellten LKW betrug der Abstand zum Beginn des „Toten Winkel“ genau 2,70 Meter. An der Kreuzung Hohenzollernring/Aachener Straße ist der benutzungspflichtige „Radweg“ exakt 3 Meter von dem Punkt entfernt, wo sich beim Beginn des Abbiegevorganges eben diese Zwillingsreifen des LKW befinden würden. Führe ich dort auf dem „Radweg“, führe ich also exakt im „Toten Winkel“! Da muß man eigentlich nicht mehr darüber diskutieren, wo ich als Radfahrer sicher fahre und wo nicht. Eine Argumentation, die Frau Bongenberg und Herr Harzendorf allerdings nicht verstehen wollen. Da sind die Köpfe aus dem gleichen Beton, aus dem man in den 1960er Jahren den Radfahrern in Köln „ihren Raum“ gegeben hat – irgendwo an der Seite, wo sie keinen stören.
Auf dem Bild sieht man es ganz deutlich: dort wo mein Fahrrad steht, befinden sich die meisten „Radwege“ und um es ganz klar zu sagen, liebe Kölner Straßenverkehrsbehörde, ich würde sehr gerne das befolgen, was auf den tollen Aufklebern steht, die nun an Dutzende von LKW geklebt werden und hinter ihnen fahren. Ich darf es nur leider nicht, weil Sie es mir verbieten!
Ich unterhielt mich noch mit einer Dame und dem Fuhrparkleiter von REWE, die mir glaubhaft erläuterten, daß ihre Fahrer gut geschult werden und auch die modern ausgestatteten LKW erklärten, die sogar automatisch anhalten, wenn sich jemand im Bereich des eingebauten Rückfahrmelders aufhält. Als ich den beiden erklärte, daß ich die Aktion generell nicht verkehrt fände (das ich „fahrradaktiv“ bin, hatten die schon mitbekommen) und sehr gerne SICHER hinter dem LKW fahren würde, die Stadt mir aber nun mal vorschreibt, daß ich irgendwo rechts im „Toten Winkel“ fahren soll, konnten die beiden der Argumentation auch ganz gut folgen und meinten dann „aber die haben uns die Aufkleber doch sogar gemacht!„. Da weiß man ehrlich gesagt nicht, ob man lachen oder weinen soll!
Ich drücke ja öfters aus, daß ich auf Schubladendenken „Rad- gegen Autofahrer“ keine große Lust habe, das habe ich auch in diesem Gespräch getan und das ist auch angekommen. Ich bin übrigens selbst lang genug immerhin 7,5 Tonner gefahren, hab gar nen C1E Führerschein und darf also auf einige Kaliber rauf. In diesem Sinne kann ich den Streß eines LKW-Fahrers, der völlig unübersichtliche Situationen im Blick haben muß, die man einfach unmöglich alle einsehen kann, vollkommen nachvollziehen. Und als LKW-Fahrer würde ich selbst die Lösung vorziehen, daß Radfahrer hinter, bzw. vor mir fahren, statt irgendwo außerhalb meines Sichtbereiches.
Der WDR bat für seinen Beitrag dann noch um ein „Gruppenbild im Toten Winkel“ und da ich weit und breit der einzig anwesende Radfahrer war, kam mir, bzw. diesmal meinem Fahrrad nochmal die Statistenehre zu. So gibt es also von meiner Seite aus (ich hab mich als 2 Meter Mann selbstverständlich nach hinten gestellt) noch den einmaligen Schnappschuß zu liefern: „Amtsleiter und Fahrrad“. Sicherlich ein seltener Anblick.
Auf dem Heimweg dachte ich noch, daß ich eigentlich den von mir vermessenen „Radweg“ am Hohenzollernring noch hätte fotografieren sollen, um das Dilemma für diesen Beitrag zu nochmal bildhaft zu verdeutlichen. Dann hab ich mir mal die am Aktionsstand verteilte Broschüre angeguckt und festgestellt: das macht die Stadt Köln schon selbst:
Und ganz zum Schluß steht in der Broschüre auch nochmal, was die Betonköpfe damit genau meinen: „Für den Radfahrer gilt daher: […] Notfalls lieber auf die Vorfahrt verzichten!“ Das hatten wir vor kurzem ja schonmal …
Mein Schlußfazit halte ich mit Herrn Harzendorf, der es in dem Beitrag des KStA-TV ja selbst ausdrückt, daß man am sichersten fährt indem man (Zitat) „hinter dem LKW bleibt und nicht neben dem LKW herfährt, als Radfahrer und wenn das alle beachten, dann können wir diese sehr schweren, sehr tragischen Unfälle vermeiden„.
Gut gesagt, Herr Amtsleiter, ich fühle mich sehr bestätigt und fahre somit auch zukünftig GANZ SICHER nur dahinter statt daneben!
Somit fuhr ich nach einem kurzen Plausch mit einer netten Polizistin von dannen, nicht ohne ihr anzukündigen, daß ich gleich ordnungswidrig die Fahrbahn des Hohenzollernrings benutzen würde. „Das kann ich verstehen„, meinte sie nur und lächelte …
Weitere solcher „Info-Veranstaltungen“ gibt es noch die ganze Woche über (12.6. 10-14 Uhr, Heumarkt – 13.6. 10-14 Uhr, Mülheim, Wiener Platz – 14.6. 8:55-10:55 Uhr, Parkplatz der Firma INEOS in Köln, Stürzelberger Weg, Köln-Worringen – 15.6. Autohof Eifeltor „Truckers Paradise“, bei „Cologne Truck Wash“ am Eifeltor und in Köln-Porz sowie auf dem Kölner Großmarkt (dort werden Aufkleber verteilt)). Vielleicht taucht ja dort der ein oder andere Radfahrer auf und stellt unbedarft ein paar unbequeme Fragen.
27 Antworten bis jetzt ↓
1 Elmar // Jun 11, 2012 at 18:29
Ein recht ausführlicher Bericht, den ich mit Schmunzeln gelesen habe.
Den Aufkleber finde ich übrigens klasse, denn der Radfahrer fährt hinter dem LKW auf der Straße.
Es scheint dabei also gar nicht mehr um den Radweg zu gehen, wenn ich das richtig interpretiere.
Ich hatte eine solche Diskussion schon mal vor Jahren am Polizeipräsidium. Da war das gleiche Scenario aufgebaut. Schon damals habe ich darauf hingewiesen, dass es doch relativ einfach sei, den toten Winkel durch Spiegel aufzuheben.
2 Kati // Jun 11, 2012 at 18:30
Ich glaube es hätte kaum ein besserer dort Radfahrer vertreten können als Du und ich finde, du hast nicht nur manchen eifrigen (Dummen) den Wind aus den Segeln genommen sondern auch noch die Groteske des Ganzen perfekt in Szene gesetzt – und das sogar nur zufällig.
Super gemacht!!
Man fragt sich auch gar nicht mehr warum so eine „Aktion“ gerade dann stattfindet, wo alle anderen mit geregelter täglicher Arbeitszeit beschäftigt sind…..
Da will sich jemand selbst ins Szene setzen – die Fahrradfreundliche Stadt *würg*
3 Jens2 // Jun 11, 2012 at 18:31
Zum „Nicht-Thema“ Rheinufertunnel und dem hier erwähnten Antrag der Grünen: Das sehe ich aus grundsätzlichen Erwägungen sehr kritisch. Straßenverkehrsrechtliche Anordnungen gehören rechtlich gesehen zum Gefahrenabwehrrecht. Solche Anordnungen hat daher allein die StVB – also die Verwaltung – zu treffen (natürlich unter Beachtung der geltenden Regelungen dazu; mit diesem Teil von Rechtsstaatlichkeit hat man es hier in Köln ja anscheinend nicht so). Die Politik im Sinne von gewählten Volksvertretern (ob nun der Rat oder die Bezirksvertretung oder wer auch immer) hat da eigentlich überhaupt nichts zu melden. Wenn die Behörde ihr pflichtgemäßes Ermessen fehlerhaft ausübt, dann ist es Aufgabe der Gerichte das zu korrigieren, aber nicht der Politik.
4 Marco // Jun 11, 2012 at 18:34
@Jens2: ich gebe Dir vollkommen recht … allerdings läuft in Köln ja (meistens: leider) so einiges anders und irgendwie ist es ja auch nicht sooo schlecht, Rückenwind von anderer Seite aus zu bekommen. Und da wo die Politik sich einmischt, mag sie dann vielleicht auch helfen, die Gerichte zu bemühen, wenn es an der Zeit ist.
5 Arne // Jun 11, 2012 at 19:20
Damit das klar ist: Sabine Bongenberg ist Vorsitzende der Unfallkommission der Stadt Köln und tätig im Bereich der Verkehrssicherheitsarbeit!
6 siggi // Jun 11, 2012 at 19:39
Frau Bongenberg einfach nur peinlich.
http://forum.tour-magazin.de/showthread.php?111927-AutoBild-Radfahrer-haben-keine-Ahnung…&s=cacea707ebf59fc824a40dbb63b56ef5&p=1918480#post1918480
7 Hein Bloed // Jun 12, 2012 at 05:20
Trotzdem sollte das hier nicht unerwähnt bleiben:
http://www.udv.de/fahrzeugsicherheit/lkw/fahrerassistenzsysteme/abbiegeassistent/
So modern kann der LKW also nicht gewesen sein.
8 Henning // Jun 12, 2012 at 08:15
Tolle Aktion von dir, hoffentlich werden die heute und in den kommenden Tagen stattfindenden „Info“-Veranstaltungen auch von _kompetetenten_ Radlern besucht, denn sonst steht zu befürchten, dass dort einfach weiter sinnloser Mumpitz unters Volk gebracht wird.
Leider funktioniert der Video-Link bei mir nicht; gibt es da irgendwas zu beachten oder muss man einen speziellen PLayer haben o.ä.? Bei mir (Firefox unter Xubuntu-Linux) läuft da nämlich leider nix. Vllt wäre ja jemand so nett und könnte das Video bei youtube hochladen und hier verlinken.
9 Henning // Jun 12, 2012 at 11:09
Bzgl. des Videos: hat sich erledigt, lag an einem AddOn unter Firefox. Spricht jedoch nciht für die Seite vom Stadtanzeiger, dass man dieses AddOn erst ausschalten muss, um ein Video bei ihnen zu schauen…
10 Piäter // Jun 13, 2012 at 08:05
Guten Morgen zusammen,
kann man die ganze Aktion nich folgendermaßen verstehen: Als Radfahrer auf der Straße sollte man direkt hinter dem Lkw fahren. Auf einem Radweg, wie beispielsweise auf den Ringen, versetzt hinter dem Lkw aber eben AUF dem Radweg. Ich weiß ich seid keine allzu großen Fans von Radwegen. Aber wenn sie nun schonmal da sind…
Ich denke also die ganze Sache zielt darauf ab dem ottonormal Radfahrern über die Gefahren zu informieren. Ihr „alten Hasen“ wisst das natürlich schon längst. 😉 Aber es gibt sicher genug Radfahrer, die sich darüber keine Gedanken machen. Und genau denen muss doch noch beigebracht werden vorausschauend zu fahren…
Aber vielleicht sehen ich die ganze Sache als „Neuling“ hier auf dem Blog zur grünschnäbelig?! Klärt mich auf 😉
11 Marco // Jun 13, 2012 at 08:10
Piäter, aber genau da -auf den „Radwegen“- finden die Unfälle doch statt! Auf den Ringen letzte Woche zwei und dieses Kalenderjahr insgesamt schon … 19!
12 Ralf // Jun 13, 2012 at 12:54
Ich sehe hier die Gefahr, dass dem Radfahrer die Verantwortung für das rechts Abbiegen von LKWs übertragen werden soll.
Die StVO ist aber doch eindeutig. Radweg = im toten Winkel -> der LKW-Fahrer kann die Gefährdung nicht ausschliessen.
Dann kommt das hier zum Tragen:
§ 8 Abs. 2 Satz 2, 3 StVO. „Vorsichtig Vortasten“ im Sinne der Vorschrift bedeutet zentimeterweises Vorrollen bis zum Übersichtspunkt mit der Möglichkeit, sofort anzuhalten
Der letzte Unfall dazu, vor 5 Tagen in Köln
http://www.velo2010.de/uploads/pics/Unfallort_Goethestr.JPG
Das waren aber verdammt viele Zentimeter, die der LKW noch vorgerollt ist.
Sicher achte ich aus eigenem Interesse auf andere Verkehrsteilnehmer und insbesondere auf deren Fehler.
Aber dass die Stadt das von mir in diesem Umfang erwartet und ggf. noch (wie kurzfristig auf velo2010) nach einem Unfall den Zeigefinger hebt (hättest ja mal), ist mindestens grenzwertig.
13 Piäter // Jun 13, 2012 at 12:56
Deswegen habe Ich das ja auch so verstanden, dass man AUF dem Radweg (wenn vorhanden und Benutzungspflicht) HINTER dem Lkw fahren soll. Sozusagen schräg rechts dahinter, damit man nicht im Toten Winkel fährt.
Wahrscheinlich muss ich bei einem der Termine mal vorbeischauen und mir das von den „Experten“ erklären lassen 😉
14 Fahrverkehr // Jun 13, 2012 at 14:04
@Piäter: Wie soll man es denn schaffen die ganze Zeit hinter einem LKW herzufahren? Die fahren 50 km/h und es kommen immer neue nach. Das bedeutet, dass man da wieder VOR dem nachfolgenden LKW fährt. Außerdem müßtest du deine Aufmersamkeit darauf richten und hast keine Zeit mehr zu schauen, was auf deinem Fahrweg vor dir so passiert. Merke: Auch PKW und Lieferwagen biegen mal schnell nach rechts ab. Eine unaufällige Einfahrt genügt dazu.
15 siggi // Jun 13, 2012 at 14:31
@Piäter
Du hast doch Marcos Beitrag hier gelesen.
Den Zusammenhang zwischen Radweg und Rechtsabbieger haben noch nicht mal die Akteure dieser „Sicherheitsaktion“ verstanden.
Auf Marcos Einwände, dass der tote Winkel genau dort ist wo Radwge verlaufen, erntete er fast nur Unverständnis. Sogar der LKW Fahrer selber reagierte mit Verwunderung.
Wie soll dann Otton Normalradler diesen Zusammenhang erkennen?
16 Anonymus // Jun 13, 2012 at 22:06
Mal als Tip für betroffene Radfahrer:
„Kommt in Betracht, dass der Unfall eines Radfahrers auf unklarer Regelung oder auf schlechtem Zustand des Radwegs beruht, erscheint es für den Anwalt, der die Ansprüche eines Radfahrers zu prüfen hat, angezeigt, Umstände und Ursachen des Unfalls im Hinblick auf eine mögliche Verletzung der Verkehrssicherungspflicht eingehend zu prüfen.“
Quelle: NJW 2011, 3605 Buschbell: Radfahrer im Straßenverkehr: Haftungs- und versicherungsrechtliche Aspekte
17 siggi // Jun 13, 2012 at 22:33
@Anonymus
Leider ist dieser Anwalt noch nicht erfunden.
Ja, das wäre der Paukenschlag der endlich ein Umdenken einleiten würde.
In so einem Fall müssten sich die Verantwortlichen für illegale Radverkehrsanlagen zum ersten mal für die Konsequenzen verantworten.
Würden z.B. Fluglotsen solchen vorsätzlichen Bockmist fabrizieren würdem man sie viele Jahre hinter Gitter setzen.
18 Anonymus // Jun 14, 2012 at 08:07
@siggi
Das problem liegt darin, dass die meisten Anwälte entweder nicht von dieser Möglichkeit wissen oder ihre Erolgschancen als zu gering einschätzen. Dies resultiert aber meistens daraus, dass es kaum Anwälte gibt, die über das nötige Fachwissen im Bezug auf den Radverkehr verfügen. So wird wohl nur ein äusserst kleiner Bruchteil der deutschen Anwälte, die sich auf verkehrsrecht spezialisiert haben Kenntnis davon haben, dass der Stand der Wissenschaft dahin geht, dass die sowohl Unfallhäufigkeit als auch Unfallschwere auf Radwegen höher sind, als auf der Fahrbahn. Ohne diese Kenntnis hat man aber auch keinen Ansatz, eine Verletzung der Verkehrsicherungspflicht zu prüfen.
19 Fahrverkehr // Jun 14, 2012 at 13:39
Zum Thema „Toter Winkel“ habe ich eine gute Seite mit schöner Grafik gefunden:
http://nueb.net/fahrrad/verkehr/toter-winkel/
20 Rico Chet // Jun 16, 2012 at 13:02
Ich würde sagen, epic fail für die Stadt.
Lustig / traurig ist auch, dass die Radwegverschwenkungen an Kreuzungen, die Radler in den Blickwinkel von Kraftfahrern führen sollen, sich ziemlich genau an den toten Winkel orientieren. Da weiß man, was man hat…
21 HC Ahlmann // Jun 18, 2012 at 09:33
Der Aufkleber fordert zwar zu sichererem Verhalten auf, das Hinterherfahren auf der Fahrbahn darstellt, außerhalb eines toten Winkels ist man aber nicht, insofern ist die Gestaltung eher gut gemeint als gut gemacht.
Lkws haben mehr als einen toten Winkel:
• der markierte Bereich rechts, indem Radfahrer nur auf den Einschlag warten können,
• ein Bereich hinter dem Lkw, den man durch Abstand kontrollieren kann,
• ein Bereich links des Lkw, ähnlich dem rechten, aber anders geschnitten, indem man sich seltener aufhält, aber Vorsicht bei haltenden Bussen, sobald sie wieder anfahren.,
• ein Bereich unmittelbar vor dem Lkw, in den man durch Fehlverhalten gelangt (Rechtsüberholen zur Aufstellfläche).
22 Ingo // Jun 18, 2012 at 20:21
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über die :ZENSIERT: „Der Zuständigen“ lachen.
Ich bin ja dafür, dass mal alle Radfahrer (mit Führerschein) in Köln an einem Wochentag im Monat mit dem Auto nach Köln kommen. Schön Freitag nachmittag sinnlos mit 2500 oder mehr Autos durch die Innenstadt cruisen, die Ringe dicht machen. Samstag dann eine Pressemitteilung lancieren „So sieht das aus, wenn Kölns Radfahrer aufs Auto umsteigen.“
Na ja, ich jedenfalls habe den Kampf aufgegeben. Mein Pendlerrad steht zum Verkauf, ebenso mein Reiserad. In Zukunft fahre ich nur noch mit dem MTB im Wald. Insbesondere in Köln ist mir das Aggressionslevel der Autofahrer einfach zu hoch – Gruß an die Kölner Boulevard-Medien und die Kölner Polizei mit eurer sinnlosen „Kampfradler“-Rhetorik. Das war es was ihr erreichen wolltet?
23 JSausB // Jun 19, 2012 at 13:47
Der tote Winkel sollte bei aktuell zugelassenen LKW physikalisch nicht mehr existent sein, jedoch kann wohl kein Mensch (dazu gehören ja auch die LKW-Fahrer) mehrere Spiegel gleichzeitig im Blick haben und die darin zu wahrzunehmende Information umsetzen.
Interessant ist übrigens, daß der LKW über den Spiegel zur TW-Vermeidung verfügt (ab Sek. 26 beim KStA Video, oder auch oben im vergrösserten Foto). Bei Sek 51 sieht man allerdings, daß genau dieser Spiegel zur Demonstration offenbar verhüllt war! Was sollte also demonstriert werden? Ich kann nix im Spiegel sehen wenn ich ihn zu halte oder was? Genau das wird bei solchen Aktionen wohl häufiger gemacht: die inzwischen gesetzlich verlangten Spiegel abdecken, sonst könnte man ja erkennen, daß da gar kein toter Winkel mehr ist.
Der ADFC hat übrigens schon letztes Jahr Abbiege- und Bremsassistenten gefordert, aber die könnten ja etwas mehr Geld kosten als zugehängte Spiegel und betreffen natürlich die Verursacher des Mißstandes!
„…Zusätzliche Rückspiegel gegen den toten Winkel oder seitliche Verkleidungen hatten nicht die erhoffte Wirkung. Aus Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen ist bekannt, dass der Lkw-Fahrer beim Abbiegen häufig damit überfordert ist, alles im Blick zu behalten… “
(von: http://www.adfc.de/ueberlebenstechnik/ueberlebenstechnik)
Radelgrüße aus B von JS
24 siggi // Jun 25, 2012 at 16:12
@JSausB
LKW Fahrer sind anscheinend schon damit überfordert einen Zusammenhahng zwischen Radweg und totem Winkel zu begreifen.
Kam ja in Marcos Beitrag sehr schön rüber.
Auch die anderen „Offiziellen“ dieser Veranstaltung haben anscheinend diesen Zusammenhang nicht begriffen, oder wollen ihn nicht begreifen. Klar dargelgt wird er auf jeden Fall nicht.
Vielmehr wird unterschwellig vermittelt, dass das Problem toter Winkel nur auf der Fahrbahn stattfindet. Wie auch diese Karikatur „sicher ich fahre nur dahinter“ deutlich zeigt.
Wie soll dann Otto Normalradler, insbesondere Kinder die Gefahr Radweg begreifen.
25 So, wie Sie durch die Gegend fahren …. // Feb 25, 2014 at 12:24
[…] vor einiger Zeit den Verantwortlichen der Stadt Köln bei einer “Toter Winkel” Kampagne vor Augen geführt habe, daß der “Radweg” im toten Winkel geführt wird, indem ich das per handwerklicher […]
26 (anonym) // Okt 25, 2015 at 18:31
Ach, schon wieder so ein Artikel über den angeblichen „toten Winkel“.
Gut, ich gehe mal von Unbedarftheit aus und versuche, freundlich zu bleiben.
Also, liebe Bloggerin: Den „toten Winkel“ gibt es nicht, das können Sie auch hier nachlesen:
http://adfc-blog.de/2013/03/toter-winkel-tote-radfahrer/#comment-319
(der letzte Kommentar auf der Seite)
Fahren Sie lieber auf dem sicheren Radweg und meiden Sie die gefährliche Fahrbahn!
DASS Radwege sicher sind, können Sie hier nachlesen:
http://green.wiwo.de/fahrradwege-pro-und-contra-sagen-unsere-leserinnen-und-leser/
Ich bin leider schon in manchen Foren gesperrt worden, weil der hartnäckige Irrglaube an die sichere Fahrbahn ja nicht angetastet werden darf.
Dabei gibt es bisher KEINE EINZIGE Studie, die die Sicherheit von Radwegen widerlegen würde!
Beweise für die ach so vielen „Rechtsabbiege-Unfälle“ gibt es bisher auch noch nicht, nicht mal für einen einzigen …
Ich bin selbst routinierter Radfahrer und glauben Sie mir, die Lkw-Fahrer können gucken und sehen Sie, wenn sie es wollen, schon!
27 Marco // Okt 25, 2015 at 18:53
Nein, ich sperre Sie nicht. Ich gehe einfach von Dummheit oder einem Troll aus und bleibe freundlich. Die Wirtschaftswoche war mir als Fahrradfachmagazin bisher gänzlich unbekannt, vielen Dank für den Tip!
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