Es gibt Dinge, die kann man aus einem „Radweg“ machen, da würde selbst ich in meinen dreckigsten Phantasien nicht drauf kommen:
Radwege zu ... Sitzecken!
Gesehen gestern in Köln-Mülheim am Clevischen Ring. Praktische Sache, so eine Sitzecke, die zum Verweilen einlädt! Leute, stellt Eure alten Sitzmöbel auf die abgesperrte rote Fläche und laßt die Fahrzeuge einfach auf der Fahrbahn fahren!
Da mich bei der 2. Kölner Fahrrad-Sternfahrt doch einige auf mein Shirt angesprochen haben, hier einige Infos dazu:
Keep distance! Abstand kann Leben retten!
Das Shirt gibt es in dem Sinne nicht so zu kaufen, es wurde vor ein paar Jahren durch Initiative einiger User eines Rennrad-Forums in kleiner Auflage hergestellt. Hier gibt es den Original-Thread und hier den Neuauflage-Thread vom Frühjahr diesen Jahres. Ich bin mir sicher, daß eine Nachbestellung bei genügend Interesse kein Problem darstellt.
Ich trage das Trikot dann und wann bei Rennrad-Ausfahrten und bilde mir zumindest ein, daß man damit einigen KFZ-Führern ein wenig die Augen öffnen kann. Mein subjektiver Eindruck ist, daß doch recht viele mit ziemlich großem Abstand und „vorsichtig“, also mit angepaßter Geschwindigkeit, überholen. Was dafür sprechen würde, daß vielen Autofahrern gar nicht bewußt ist, in welche Gefahr sie Radfahrer bringen, wenn sie diese ohne Abstand überholen. Selbstverständlich laden viele Radfahrer auch dazu ein, indem sie äußerst rechts fahren – ein Grund, als Radfahrer selbst einen Sicherheitsabstand von 80-100cm zum rechten Fahrbahnrand einzuhalten, alleine schon wegen dem Schwenkbereich der Türen parkender Fahrzeuge, Fußgänger, etc. Mir fiel aber noch etwas ein, was ich letztes Jahr im Urlaub gesehen und selbstverständlich fotografiert habe:
Ich überhole mit 1,50 Meter Abstand
Dieses Schild befindet sich in der Nähe von Pouilly sur Loire, ungefähr hier. Daß die Franzosen (und die Spanier und die Holländer und die Belgier und … eigentlich so ziemlich alle) zum Großteil ein anderes Verhältnis zum Fahrrad und deren Fahrern haben, das war mir schon länger klar und ist mir bei meinen geradezu paradiesischen Ausfahrten dort nochmals bewußt geworden – ein solches Schild wäre aber mal etwas, was ich mir hierzulande ganz gut vorstellen könnte, denn -siehe Reaktionen auf das „Keep Distance“-Shirt- scheinbar müssen einige nicht grad wenige doch wirklich auf den ggf. lebensrettenden Sicherheitsabstand hingewiesen werden, weil sie -ohne böse Absicht- sich ihres gefährlichen Verhaltens gar nicht bewußt sind.
Gegen 12:00 Uhr hatte ich mir selbst für die 2. Kölner Fahrrad-Sternfahrt eigentlich schon abgesagt, da es aus Eimern regnete und ich heute ganz sicher keine Lust auf Radfahren im Regen hatte. Gegen 13:00 Uhr habe ich überlegt, wenigstens mit der Bahn zum Roncalli-Platz zur Kundgebung zu fahren. Gegen 14:00 Uhr stand ich samt Fahrrad am Treffpunkt Keupstr./B8, denn das Wetter meinte es doch noch gut mit uns und wartete mit einigen anderen auf die Sternfahrer aus Düsseldorf und Leverkusen, die uns dann auch gegen 14:30 Uhr passierten. Wir schlossen uns an und fuhren auf „heiligem Territorium“, nämlich der Fahrbahn (statt „Radweg!“) der B8, eskortiert von einem Polizei-Motorrad bis nach Deutz und dann über Deutzer Brücke und Heumarkt/Altstadt zum Roncalli-Platz. Übrigens toll, wie freundlich und gemäßigt Kraftfahrer ein Rudel Radfahrer überholen können, wenn diese von einem Motorradpolizisten begleitet werden ;-).
Die Forderungen der Organisatoren (hier einzusehen) kann ich nur eingeschränkt teilen. Insbesondere „Radwege: Zustand verbessern, Sicherheit steigern (auch für AlltagsradlerInnen), von parkenden Autos freihalten“ und „Fahrrad-Schutzstreifen vermehrt einrichten“ lehne ich gar strikt ab. Natürlich nicht per se „Sicherheit steigern“, sondern dies im Zusammenhang mit „Radwegen“. Denn es muß deutlich werden, daß „Radwege“ mitnichten mehr Sicherheit für Radfahrer bedeuten, ebensowenig wie Schutzstreifen, die letztlich nur Spurdenken und somit zu enges Überholen mit unangepaßter Geschwindigkeit durch Kraftfahrzeuge fördern.
Anyway. Laut Polizei versammelten sich ca. 280 Fahrradfahrer auf dem Roncalliplatz, somit also wohl weniger als letztes Jahr, was vermutlich der Tatsache geschuldet war, daß das Wetter bis kurz vor Tourstart sehr bescheiden war – immerhin hatte auch ich im Geiste schon abgesagt. Es gab ein Rahmenprogramm in Form eines Chores der kath. Hochschulgemeinde und einer Sambagruppe, die aufspielten – sowie Stände der beteiligten Organisationen von Polizei bis hin zu Klimaverbänden. Der Fahrradbeauftragte der Stadt Köln, mit dem ich mich sehr gerne mal unterhalten hätte, war -wenn ich das richtig verstanden habe- wohl leider nicht anwesend.
Leider war recht nah vor der Bühne ein Sprinter aufgebaut, in dem die Technik (Mischpult, etc.) verbaut war und der somit den Blick (und auch die Akkustik!) auf die Bühne versperrte. Dies war wahrlich eine Barriere, die „unbeteiligte“ hinderte, die Reden auf der Bühne zu verfolgen. Und Öffentlichkeit sollte für „unsere“ Sache ja eigentlich ein Anliegen sein, es kann doch nicht verkehrt sein, möglichst viele Passanten vor dem Kölner Dom zu erreichen!
Ich habe eine Videokamera dabei gehabt und zur Abwechslung mal einen kleinen, selbstverständlich subjektiven Film gemacht:
Mein Fazit: ganz klar prinzipiell eine lobenswerte Veranstaltung, jedoch bin ich der Meinung, daß man ganz klare Ziele formulieren sollte, anstatt zaghaft runterzurattern, was im letzten Jahr für den Radverkehr (nicht) getan wurde. Auch müßte wesentlich mehr Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden, die Presse breiter involviert werden, Prominente Mitstreiter gesucht werden und ich würde mir auch jemanden wünschen, der die Radfahrer eloquent und gerne auch ein bischen energischer auf der Bühne und in der Öffentlichkeit vertritt! In persönlichen Gesprächen habe ich die Kritik vernommen -und damit war auch ich gemeint-, daß in Köln ein jeder sein eigenes kleines Süppchen kocht: wir sollten schauen, daß daraus ein großer, schmackhafter Eintopf wird! In jedem Falle bleibt mir die Hoffnung, daß im nächsten Jahr aus einer feinen Veranstaltung eine großartige wird, denn die 3. Kölner Fahrrad-Sternfahrt wurde bereits angekündigt!
Mein persönliches Highlight waren eigentlich die Gespräche mit Kölner Fahrrad-Aktivisten und Netzbürgern, insbesondere meinem Blog-Nachbarn Arne von radgefahren.de, mit dem mich nicht nur eine ähnliche Frisur, sondern auch grundsätzlich ähnliche Einstellungen und auch Wellenlänge verbinden – auf eine gute Zusammenarbeit!
Zu Dritt –mit Simon– machten wir uns schließlich auf den Weg ins rechtsrheinische Köln, den wir noch eine Zeit lang gemeinsam absolvierten. Die Realität hatte die Idylle vom Anfang der Sternfahrt mittlerweile wieder eingeholt, als wir -in gewohnter Weise- von einem „freundlichen“ Zeitgenossen im PKW angehupt wurden, weil wir den durch eine Baustelle verbauten „Radweg“ als unzumutbar interpretierten.
Nachdem die 1. Kölner Fahrrad-Sternfahrt letztes Jahr irgendwie an mir vorbei gegangen ist, werde ich an der 2. Kölner Fahrrad-Sternfahrt nächsten Sonntag, am 21.6.2009, wohl einfach mal teilnehmen. Ich habe bei solchen Veranstaltungen generell Angst, daß sie in „Mehr Radwege!“ und „Helm auf nach dem Fahrradkauf!“ Forderungen enden, anstatt sich sinnvoll mit Fahrradverkehrspolitik auseinander zu setzen. Und meine Ansichten sind da ganz klar: Mischverkehr, Gleichberechtigung und Rücksicht! Nichtsdestotrotz kann es nicht verkehrt sein, wenn da jede Menge Menschen auf Fahrrädern am Start sind.
Ich freue mich gewaltig, denn Frau Merkel kommt nach Köln! Am 2. Juni spricht sie auf dem Heumarkt und Hans-Gerd Püttering bringt sie direkt mit! Ich freue mich wirklich, richtig und ganz doll, denn Frau Merkel, bzw. ihre Helfershelfer und deren Helfer sorgen dafür, daß ein meiner Meinung nach eh schon unzumutbarer „Radweg“ (wg. Ampelmast mitten auf dem Weg) noch unzumutbarer gemacht wird und ich somit sicher und legal auf der Fahrbahn fahren darf! Das ist doch mal unbürokratische, schnelle und vernünftige Verkehrspolitik!
Frau Merkel kommt!
Ach so, was Frau Merkel am 2. Juni so erzählt hat, weiß ich gar nicht, denn ich war nicht da. Ich freue mich einfach nur über das Plakat, denn das Foto stammt vom 9. Juni 2009. Kleine Bitte, liebe Parteifreunde an der Basis: für die nächsten Wahlen ruhig stehen lassen und einfach das Datum für den nächsten Wahlkampfbesuch überkleben.
Paul Schilling, ein leidenschaftlicher Radfahrer, bat mich, seinen Artikel, den er für die „Freie Honnefer“ geschrieben hat, zu verlinken.
Auch wenn ich einige seiner Ansichten nicht uneingeschränkt teile (Paul bekam “ für das „Überfahren“ einer roten Fußgängerampel plus Freihändigfahren“ ein Bußgeld aufgebrummt), so komme ich seiner Bitte gerne nach, denn sein Artikel ist wahrlich eloquent geschrieben und herzhaft formuliert – ein großer Lesespaß:
Warum ist es eigentlich so, daß meine traurige Theorie, daß in Wirklichkeit Bauarbeiter die Verkehrsregeln machen, immer wieder bestätigt wird? Scheint was dran zu sein! Und warum ist es so, daß es niemand -ob Ahnung oder nicht- Radfahrern zutraut, auf der Fahrbahn zu fahren und stattdessen immer ums Verrecken ein „Radweg“ gebastelt wird, selbst wenn nur für ein paar Meter, dazu völlig unsinnig und gar schwachsinnig zu befahren und dann auch noch auf Kosten noch schwächerer Verkehrsteilnehmer:
Siegburger Str. Baustelle
Dieses Konstrukt befindet sich derzeit (und das schon seit ein paar Wochen) an einer Baustelle an der Siegburger Str., ungefähr hier. Was sich bereits erahnen läßt, wird bei näherer Betrachtung noch deutlicher:
Klettern macht schlank!
Für ein paar Meter wird also extra ein Provisorium an „Radweg“ angelegt und mit Zeichen 241 ausgewiesen, während Fußgänger (Und Rollstuhlfahrer! Und Eltern mit Kinderwagen!) nach Meinung der Bauarbeiter über einen Hügel Klettern sollen? Da fehlen mir wirklich die Worte!
Hier nur ganz kurz ein Bild von der Stelle, an der ich mich gestern -man verzeihe mir die Wortwahl- fast mit dem Rennrad auf die Fresse gelegt habe:
Sandkasten mitten auf dem Radweg ...
Diese Grube, tatsächlich gefüllt mit Kies und Sand (!), befindet sich am Freimersdorfer Weg in Bocklemünd in Richtung Widdersdorf und ist ca. 2 Meter lang und ca. 1,5 Meter breit. Selbstverständlich ist der Weg beidseitig benutzungspflichtig, weil mit Zeichen 240 versehen:
... natürlich benutzungspflichtig!
Ich bin die Strecke in den letzten Wochen öfters gefahren und -kurz in der Erinnerung gekramt- dort befand sich wohl eine Baugrube, die auch abgesperrt war. Wie man sieht, wurde sie nun also nach Beendigung der Bauarbeiten zur Todesfalle ausgebaut sach- und fachgerecht abgedeckt und der Weg wieder für den Verkehr freigegeben. Die Dinge, die ich den Menschen wünsche, die so etwas fabrizieren kann ich in der Öffentlichkeit leider nicht äußern. Ich ziehe selbstverständlich meine Lehren und fahre dort, wo es sicher ist: auf der Fahrbahn!
Die Radfahrer, die diese Grube glücklicherweise rechtzeitig sehen und umfahren konnten, erwischt es dann vielleicht einen Kilometer weiter an der Autobahnunterführung. Dort gibt es direkt hinter der Unterführung eine -ungesicherte- Baustelle, an der grober Kies und Steinchen den kompletten „Radweg“ in einer Länge von ca. 20 Metern bedecken. D.h. in voller Fahrt wechselt die Fahrbahnoberfläche ohne Warnung von Asphalt auf Kies. Muß man Bauarbeitern und Schreibtischtätern wirklich erklären, was es heißt, selbst in gemäßigter Geschwindigkeit solch eine Stelle ohne Vorwarnung mit einem einspurigen Fahrzeug zu passieren? Wohl unnötig zu erwähnen, daß die Baustelle auf der Fahrbahn vernünftig abgesichert ist.
In der aktuellen „ADAC Motorwelt“ (Nein, ich bekomme die nicht selbst, denn „isch abe gar keine Auto“, ich habe die bei ner Freundin auf dem Klo gelesen, das ist kein Scherz!) ist ab Seite 54 unter der Rubrik „Mobilität – Recht“ ein Artikel mit dem Titel „Der unsägliche Kleinkrieg“ zu finden, der Konfrontationen zwischen Rad- und Autofahrern beleuchtet. Es werden einige wichtige Aspekte hervorgehoben, darunter die Klassiker „achtloses Rechtsabbiegen„, „Mindestabstand 1,50 Meter“ und „ohne zu schauen die Fahrzeugtür öffnen„, aber -selbstverständlich- auch „Radfahrer fahren meist bei Rot“ und „auf der falschen Seite ohne zu gucken„. Eine Grundsatzdiskussion möchte ich gar nicht führen, denn -zumindest aus meiner Sicht- fahren auch ganz viele Autofahrer bei Rot, so wie es auch welche gibt, die mich umsichtig mit angepasster Geschwindigkeit und dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand überholen.
Was ich viel interessanter finde, ist das, was Reinhold Siegel von sich gibt. Herr Siegel ist seit 19 Jahren Taxifahrer in München und blieb „nach einem Unfall auf einem Schaden von mehreren Hundert Euro sitzen, weil der Radfahrer weder Haftpflichtversicherung noch Geld hatte“. Herr Siegel formuliert deshalb über das Zentralorgan der deutschen Autofahrer eine Bitte an die Radfahrer: „Versichert Euch.“. Ich frage mich allen Ernstes, ob man ob diesem -für ihn sicherlich sehr ärgerlichem- individuellen Ereignis verallgemeinert suggerieren kann, daß Radfahrer nicht versichert sind oder gar arm sind. Nun denn. Die ADAC Motorwelt geht noch weiter, indem sie die Wunschliste der Taxifahrer formuliert:
1. Radwege benutzen statt auf der Straße zu fahren
2. nicht bei Rot über die Ampel
3. und vor allem: nicht gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung radeln
Dazu, liebe ADAC Motorwelt, möchte ich kurz anmerken:
1. In der Annahme, daß Ihr mit „Straße“ in Wirklichkeit „Fahrbahn“ meint: StVO §2 Abs. 2: „Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen„. Die Ausnahme regelt der Absatz 4, daß ein Radfahrer einen „Radweg“ benutzen muß, „wenn die jeweilige Fahrtrichtung mit Zeichen 237, 240 oder 241 gekennzeichnet ist“. Ausnahmen von der Benutzungspflicht ergeben sich, wenn der „Radweg“ z.B. nicht straßenbegleitend, unbenutzbar oder unzumutbar ist. Einen in diesem Sinne „guten“ „Radweg“ werde ich zumindest sehr gerne benutzen! Unbenutzbar ist ein „Radweg“ z.B. schon, wenn er zugeparkt ist.
2. Bei Rot über die Ampel zu fahren, ist selbstverständlich böse. Es sei denn, man wird dazu gezwungen, dann ist es leider unvermeidlich.
3. Da gehen wir absolut d’accord! Nur ist es leider so, daß so ziemlich alle Städte und Gemeinden mich als Radfahrer zwingen wollen, gegen die Fahrtrichtung zu fahren und zwar linksseitig auf den „Radwegen“, die Ihr mich grad noch aufgefordert habt, zu benutzen! Da beißt sich die Katze also grad in den Schwanz …
Es geht aber noch weiter, denn unser Freund Herr Reinhold Siegel kommt nochmal zu Wort und jetzt wird es wirklich rührend, denn anscheinend ist Herr Siegel der Vertreter aller Taxifahrer indem er tatsächlich behauptet:
„Taxifahrer haben den Schulterblick verinnerlicht“
„Vor dem Rechtsabbiegen beobachten wir den Verkehr, der von hinten kommt.“
Ich bin sprachlos, denn ich wundere mich wirklich, von welchen Taxifahrern Herr Siegel und die ADAC Motorwelt da sprechen. Vielleicht existieren diese vorbildlichen Droschkenkutscher ja nur in München oder auch nur in der Phantasie einiger Nachwuchsjournalisten. Zumindest hier in Köln sähen aus meiner Erfahrung realistische Statements anders aus:
„Eine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt für Taxifahrer nicht.“
„Wir haben immer Vorfahrt!“
„Ein Fahrrad kann nicht schnell sein, deswegen fahre ich einfach“
„Nach uns die Sintflut, wir haben ja schließlich einen Fahrgast“
„Der Radfahrer darf doch nicht auf meiner Straße fahren, deswegen überhole ich ihn knapp und hupe!“
„30 cm reichen doch wohl und überhaupt: ‚es ist ja nichts passiert!‘„
Nein, ich habe prinzipiell nichts gegen Taxifahrer und ja, ich fahre regelmäßig Taxi. Es gibt ganz, ganz viele, die vernünftig unterwegs sind, es gibt aber leider genauso viele, auf die die obigen Statements zutreffen. Übrigens: wenn ich in einem Taxi sitze, dessen Fahrer einen ordinären Fahrstil an den Tag legt, biete ich ihm umgehend an, auszusteigen und ein anderes Taxi zu nehmen, sollte er seinen Fahrstil nicht überdenken. Damit hat sich die Situation meist entschärft und ich bin zügig unterwegs, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Konditionierung in der freien Marktwirtschaft nennt man das wohl. Schade, wenn Vernunft erst durchs Portemonnaie gehen muß!
Der Frühling naht. Meteorologisch und kalendarisch ist er bereits da – ein paar schöne Tage gab es schon und sicherlich wird es nicht mehr lange dauern, bis die Temperaturen dauerhaft angenehmer werden. Für den Alltags- und Allwetterradfahrer heißt das, daß die wasserdichte Winterkleidung samt dicken Handschuhen langsam eingemottet werden kann. Die Rennradler putzen an ihren Boliden und drehen die ersten schnellen Runden des Jahres und die TorkelGelegenheitsradler bevölkern bereits die „Radwege“, die Gehwege, die Promenaden und die Parkplätze – und das mit Sicherheit in allen Richtungen, ob erlaubt oder nicht – wahrscheinlich jedoch immer mit Helm, wegen der Sicherheit! Was sarkastisch klingen mag, erfreut mich eigentlich generell: wenn Menschen das Fahrrad als Fortbewegungsmittel nutzen, sei es auch nur für wenige Kilometer und auch nur bei Sonnenschein. Weniger schön ist es allerdings, wenn dies dann wider jeglichen Verstand und alle Verkehrsregeln passiert.
Frühling heißt auch, daß die Presse -für uns Kölner sind das z.B. „Express“, Kölner Stadt-Anzeiger“, „Bild“, etc. aber natürlich auch die „ADAC Motorwelt“- das Fahrradfahren für ihre Schlagzeilen entdeckt. Und neben Ratgebern, wie man das Fahrrad „frühjahrsfit“ macht, wird es schon bald die unvermeidlichen „Rad-Rambo“ Berichte geben, in denen man reißerisch moniert, daß die bösen Radfahrer alle ohne Licht fahren, bei Rot über die Ampel fahren, nicht auf Radwegen fahren und sich generell an keine Verkehrsregeln halten. Und selbstverständlich werden natürlich bestimmt auch Kennzeichen für Radfahrer gefordert!
Ich sag es ganz klar: ich bin strikt für die Einhaltung elementarer Verkehrsregeln und somit ganz sicher gegen Rotlichtverstöße, Mißachtung der Vorfahrt und besonders das Fahren gegen die Fahrtrichtung. Vor kurzem gab es z.B. in der Nähe der Uni Köln eine Verkehrskontrolle, in der Fahrradfahrer, die gegen die Fahrtrichtung fuhren, angehalten und mit einem Bußgeld belegt wurden. Man konnte durchaus den Aufschrei „Abzocke“ vernehmen. Meine Aussage dazu lautet ganz klar: „noch mehr Kontrollen!“, denn eklatantes Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer, egal auf wieviel Rädern, ist die größte Gefahr für jeden Radfahrer.
ABER -und das ist der Punkt, der in der Sensationspresse niemals behandelt wird- es gibt unzählige Situationen, in denen Verkehrsrüpeltum von Seiten der Verkehrsplaner quasi anerzogen wird. Linksseitige benutzungspflichtige Radwege, die im Nichts enden – viele Radler fahren oftmals, ohne sich Gedanken zu machen, einfach geradeaus auf dem Gehweg weiter. Und überhaupt: den einen Weg muß man links benutzen, beim nächsten Weg zahlt man links ein Bußgeld – das ist durchaus nicht für jeden Gelegenheitsradler so einfach zu verstehen. Ampelschaltungen, die -oftmals komplett unsinnig- einzig zum Vorrang des KFZ-Verkehrs geschaltet sind (ich kenne in Köln eine Kreuzung, an der ich als Radfahrer 7 (!) Ampeln queren muß, obwohl ich geradeaus fahren möchte!) oder an denen man per Bedarfsampel um „Grün“ betteln muß, obwohl weit und breit kein Fahrzeug in der Nähe ist. Da verleitet es natürlich, einfach bei „Rot“ zu fahren. Ebenso, wenn der Parallelverkehr auf der Fahrbahn „Grün“ bekommt, der Radfahrer aber nicht.
Bei meinen Touren in Köln fallen mir öfters Radverkehrssituationen auf, in denen man quasi gezwungen wird, gegen Verkehrsregeln zu verstoßen. Einige davon möchte ich in lockerer Folge aufzeigen.
Folgende Situation besteht am Militärring in Höhe des Höninger Wegs, also zwischen Klettenberg, bzw. Zollstock und dem Grüngürtel, genau hier. Der Höninger Weg führt vom Tierheim, bzw. Sportzplatz aus kommend an die Militärringstr., dort befindet sich eine Ampel. So sieht die Kreuzung aus:
Höninger Weg Ecke Militärringstraße
Ich fahre diesen Weg oftmals zweimal die Woche, ausschließlich abends nach 19:30 Uhr und zu allen Jahreszeiten und möchte geradeaus die Militärringstr. in den Unteren Komarweg queren. Mit allen benutzten Rädern (zwei Trekkingräder, ein Rennrad mit Alurahmen, ein Rennrad mit Stahlrahmen) reagiert die Induktionsschleife offenbar nicht, man wartet und wartet und wartet … und die Ampel wird einfach nicht „Grün“! Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, um den Weg fortzusetzen:
– bei „Rot“ über die Ampel fahren
– Absteigen, bzw. rechts auf den Gehweg fahren und den Druckknopf für die Fußgängerampel benutzen
– Warten bis ein KFZ kommt und die Induktionsschleife auslöst (da kommen allerdings kaum KFZ vorbei)
Es ist wohl fast unnötig zu erwähnen, daß ich mich tatsächlich regelmäßig für die erste Variante entscheide. Obwohl ich entschiedener Gegner von Verkehrsrowdytum jeglicher Art bin, oute ich mich hiermit also als Rotlichtsünder und sogar als mehrfacher Wiederholungstäter! Und ja, ich habe die Ampelschaltung gestestet und einmal tatsächlich knapp 11 Minuten gewartet, bis es mir dann doch zu bunt wurde …
Ein nicht zu unterschätzender pädagogischer Aspekt ist die Tatsache, daß der Höninger Weg direkt vom anliegenden Sportplatz wegführt, wo viele Jugend-Fußballmannschaften trainieren. Ich konnte sehr oft beobachten, daß Kinder und Jugendliche -vom Training kommend- auf ihren Fahrrädern die Ampel bei „Rot“ querten (die Militärringstraße ist übrigens durchaus viel befahren) – was sollen sie auch machen, wenn es nicht „Grün“ wird? Warum sollen sie denn nun an anderen Ampeln bei „Rot“ warten, wenn sie hier aus eigener Erfahrung gelernt haben, daß das sinnlos ist? Richtig ironisch wird es, wenn man sich einmal genauer anschaut, wie es geradeaus weitergeht:
Militärringstraße Ecke Unterer Komarweg
Der „Untere Komarweg“ ist also sogar eine Fahrradstraße! Na dann!