Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

Mit dem Fahrrad in und um Köln header image 2

Wünsche der Taxifahrer

April 21st, 2009 · 2 Kommentare

In der aktuellen „ADAC Motorwelt“ (Nein, ich bekomme die nicht selbst, denn „isch abe gar keine Auto“, ich habe die bei ner Freundin auf dem Klo gelesen, das ist kein Scherz!) ist ab Seite 54 unter der Rubrik „Mobilität – Recht“ ein Artikel mit dem Titel „Der unsägliche Kleinkrieg“ zu finden, der Konfrontationen zwischen Rad- und Autofahrern beleuchtet. Es werden einige wichtige Aspekte hervorgehoben, darunter die Klassiker „achtloses Rechtsabbiegen„, „Mindestabstand 1,50 Meter“ und „ohne zu schauen die Fahrzeugtür öffnen„, aber -selbstverständlich- auch „Radfahrer fahren meist bei Rot“ und „auf der falschen Seite ohne zu gucken„. Eine Grundsatzdiskussion möchte ich gar nicht führen, denn -zumindest aus meiner Sicht- fahren auch ganz viele Autofahrer bei Rot, so wie es auch welche gibt, die mich umsichtig mit angepasster Geschwindigkeit und dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand überholen.

Was ich viel interessanter finde, ist das, was Reinhold Siegel von sich gibt. Herr Siegel ist seit 19 Jahren Taxifahrer in München und blieb „nach einem Unfall auf einem Schaden von mehreren Hundert Euro sitzen, weil der Radfahrer weder Haftpflichtversicherung noch Geld hatte“. Herr Siegel formuliert deshalb über das Zentralorgan der deutschen Autofahrer eine Bitte an die Radfahrer: „Versichert Euch.“. Ich frage mich allen Ernstes, ob man ob diesem -für ihn sicherlich sehr ärgerlichem- individuellen Ereignis verallgemeinert suggerieren kann, daß Radfahrer nicht versichert sind oder gar arm sind. Nun denn. Die ADAC Motorwelt geht noch weiter, indem sie die Wunschliste der Taxifahrer formuliert:

1. Radwege benutzen statt auf der Straße zu fahren
2. nicht bei Rot über die Ampel
3. und vor allem: nicht gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung radeln

Dazu, liebe ADAC Motorwelt, möchte ich kurz anmerken:

1. In der Annahme, daß Ihr mit „Straße“ in Wirklichkeit „Fahrbahn“ meint: StVO §2 Abs. 2: „Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen„. Die Ausnahme regelt der Absatz 4, daß ein Radfahrer einen „Radweg“ benutzen muß, „wenn die jeweilige Fahrtrichtung mit Zeichen 237, 240 oder 241 gekennzeichnet ist“. Ausnahmen von der Benutzungspflicht ergeben sich, wenn der „Radweg“ z.B. nicht straßenbegleitend, unbenutzbar oder unzumutbar ist. Einen in diesem Sinne „guten“ „Radweg“ werde ich zumindest sehr gerne benutzen! Unbenutzbar ist ein „Radweg“ z.B. schon, wenn er zugeparkt ist.

2. Bei Rot über die Ampel zu fahren, ist selbstverständlich böse. Es sei denn, man wird dazu gezwungen, dann ist es leider unvermeidlich.

3. Da gehen wir absolut d’accord! Nur ist es leider so, daß so ziemlich alle Städte und Gemeinden mich als Radfahrer zwingen wollen, gegen die Fahrtrichtung zu fahren und zwar linksseitig auf den „Radwegen“, die Ihr mich grad noch aufgefordert habt, zu benutzen! Da beißt sich die Katze also grad in den Schwanz …

Es geht aber noch weiter, denn unser Freund Herr Reinhold Siegel kommt nochmal zu Wort und jetzt wird es wirklich rührend, denn anscheinend ist Herr Siegel der Vertreter aller Taxifahrer indem er tatsächlich behauptet:

  • „Taxifahrer haben den Schulterblick verinnerlicht“
  • „Vor dem Rechtsabbiegen beobachten wir den Verkehr, der von hinten kommt.“

Ich bin sprachlos, denn ich wundere mich wirklich, von welchen Taxifahrern Herr Siegel und die ADAC Motorwelt da sprechen. Vielleicht existieren diese vorbildlichen Droschkenkutscher ja nur in München oder auch nur in der Phantasie einiger Nachwuchsjournalisten. Zumindest hier in Köln sähen  aus meiner Erfahrung realistische Statements anders aus:

  • „Eine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt für Taxifahrer nicht.“
  • „Wir haben immer Vorfahrt!“
  • „Ein Fahrrad kann nicht schnell sein, deswegen fahre ich einfach“
  • „Nach uns die Sintflut, wir haben ja schließlich einen Fahrgast“
  • „Der Radfahrer darf doch nicht auf meiner Straße fahren, deswegen überhole ich ihn knapp und hupe!“
  • „30 cm reichen doch wohl und überhaupt: ‚es ist ja nichts passiert!‘

Nein, ich habe prinzipiell nichts gegen Taxifahrer und ja, ich fahre regelmäßig Taxi. Es gibt ganz, ganz viele, die vernünftig unterwegs sind, es gibt aber leider genauso viele, auf die die obigen Statements zutreffen. Übrigens: wenn ich in einem Taxi sitze, dessen Fahrer einen ordinären Fahrstil an den Tag legt, biete ich ihm umgehend an, auszusteigen und ein anderes Taxi zu nehmen, sollte er seinen Fahrstil nicht überdenken. Damit hat sich die Situation meist entschärft und ich bin zügig unterwegs, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Konditionierung in der freien Marktwirtschaft nennt man das wohl. Schade, wenn Vernunft  erst durchs Portemonnaie gehen muß!

Share Button

Tags: Allgemein · Presse · Taxi

2 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 egal // Apr 22, 2009 at 21:31

    wir radfahrer in europa sind viel zu gutmütig. in new york wird störenden autos einfach der spiegel abgetreten.
    manchmal könnte ich wirklich auf sämtliche autodächer einschlagen, als radfahrer in der großstadt zu überleben ist wirklich eine kunst.
    wenn ich nicht so ein gesetzestreuer bürger wäre, ich würde mir eine halterung für einen Hammer an den lenker schrauben.

  • 2 wutschnaubender radler // Aug 25, 2009 at 00:23

    „wir radfahrer in europa sind viel zu gutmütig. in new york wird störenden autos einfach der spiegel abgetreten.“

    Das kann aber böse ins Auge gehen.

    „Hammer an den lenker schrauben.“

    Das bringt mich auf eine Idee: Im Autozubehörhandel (!) gibt es doch diese Nothämmer zum Einschlagen der Autofenster im Notfall … Z. B. in der Bucht direkt mit praktischer Halterung ;-D

Hinterlasse ein Kommentar