Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Fischbrötchen am Aktionstag!

September 22nd, 2016 · 4 Kommentare

Ich hatte es gestern kurz berichtet, zum „Europäischen Tag des Straßentodes“ hatte also auch die Polizei Köln ihr Engagement angekündigt.

Ich hatte etwas Zeit, Lust und das Wetter war schön, also schwang ich mich auf mein Trekkingrad und kurbelte gemütlich ein paar Kilometer in die Innenstadt, um zu schauen, was die Beamten an den Abzockerecken potentiellen Straßentodecken so treiben. In Facebook und Twitter berichteten Kölner Radfahrer bereits den ganzen morgen von vermehrten Kontrollen in der ganzen Stadt.

Mein Weg führte mich von der Steinkopfstraße (hier wohne ich) an 3 Falschparkern vorbei (Haltverbot VZ286), über die Elisabeth-Breuer-Straße (4 Falschparker im absoluten Haltverbot VZ283, 3 Falschparker in Feuerwehreinfahrt – das alles auf 50 (!) Metern) und die Frankfurter Straße in Richtung Wiener Platz. Auf der Frankfurter Straße mußte ich 3 Falschparkern, die auf dem dortigen „Schutzstreifen“ parkten, ausweichen, weitere 3 sah ich in Gegenrichtung. Den Wiener Platz konnte ich -wie immer- trotzdem dort eine NRW-Velo-Route besteht, mehr oder weniger nur schiebend, bzw. rollernd passieren – dort ist einfach zu viel los und kein Platz für Radfahrer. Auf der Mülheimer Brücke kamen mir 7 geisterfahrende Radfahrer entgegen. Die fahren da immer, von 1-2 Aktionen (höchstens!) der Polizei pro Jahr abgesehen, unbehelligt, trotzdem dort -im Gegensatz zu vielen anderen Stellen in Köln- Menschen umgekommen sind (es wird grad über einen Unfall am gestrigen Abend dort gemutmaßt). Darüber berichte ich bereits, seit es diesen Blog gibt. Und bis vor ein paar Tagen war das Geisterradeln dort für rund zwei Wochen lang sogar angeordnet. Trotz mehrerer e-Mails an Stadtverwaltung (von mir und auch vom ADFC) und Polizei.

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Angeordnetes Geisterradeln

 

Das linksrheinische Köln erreicht, hatte ich trotz einiger Behinderungen keinen plötzlichen Straßentod erlitten, allerdings auch noch niemanden gesehen, der hier Verstöße irgendeiner Art sanktionieren würde.

Die Polizei Köln hatte auf Facebook mittlerweile mitgeteilt, daß man einen „Fahrradaktionstag“ in Ehrenfeld veranstalten würde, trotzdem fuhr ich einen Umweg über die Innenstadt. Und zwar, das hatte ich mir fest vorgenommen, gemütlich und ausschließlich über die für mich gedachten „Radwege“, selbst wenn diese mich eher gefährden, denn beschützen würden. Die Beamten in der Innenstadt hatten bereits Mittag gemacht oder die Bilanz war bereits erfolgreich und das „Soll“ erfüllt, zumindest war keine Polizei an den neuralgischen Orten zu sehen (Krefelder Str./Maybach Str, Kölner Bank, etc.). Dafür entging ich dem Straßentod auf dem viel zu schmalen (illegalen) Radstreifen zwischen Ebertplatz und Hansaring nur knapp, als sich rechts eine Autotür öffnete, während mich links ein Kfz „in seiner Spur“ mit nur wenigen Zentimetern Abstand überholte. Ein paar Meter weiter hat die Stadt kürzlich den „Schutzstreifen“ verbreitert und nach links versetzt, was dazu führt, daß der Kfz-Verkehr nun nur noch eine Spur zur Verfügung hat – was irgendwie nicht funktioniert:

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Zwei Spuren trotz einer Spur

 

Insgesamt aber niemand in Sicht, der das (was hier im Bild noch harmlos ist, üblicherweise ist die „rechte Spur“ noch weiter rechts) sanktionieren würde und das am Straßentodaktionstag! Irgendwo müssen die Beamten doch sein!

Ich befuhr die Ringe bis zum Rudolfplatz und nahm dann die Aachener Straße stadtauswärts. Mir wurde nochmals klar, wie -sorry für die Wortwahl- beschissen die „Infrastruktur“ für Radfahrer in Köln ist. Zu den zu schmalen und aufgebrochenen, dämlicherweise längs gepfasterten (fahr sowas NIE mit einem Rennrad!) „Radwegen“ kommt die Außengastronomie, die ihre Schirme teilweise über die „Radwege“ spannt (großer Spaß für einen 2-Meter-Mann!) und die Tische und Stühle zu nah an diesen stehen hat. Das haben die Beamten am „Aktionstag“ aber sicher übersehen oder aber sie fühlten sich nicht zuständig (wahrscheinlicher) oder sie sehen darin gar keine Gefährdung (am wahrscheinlichsten).

Nun ging es über die Innere Kanalstraße nach Ehrenfeld und in meiner für heute gewählten gemütlichen, langsamen Geschwindigkeit bog ich dann in die Venloerstr. ein. Das „Herz“ Ehrenfelds, möchte ich mal sagen. Wer die Venloerstr. nicht kennt: hier hat man verkehrsplanerisch so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Frühe gab es dort (schlimme) 70cm breite „Radwegelchen“, die kamen dann (sinnvollerweise) weg, aber *irgendetwas* muß man ja „für Radfahrer tun“, deswegen wurden schließlich „Schutzstreifen“ angelegt und zwar direkt in der Gosse, neben parkenden Autos und entsprechend mit sich öffnenden Türen – letztlich illegal. „Illegal“ heißt in diesem Sinne, daß die Regeln und Normen nicht erfüllt sind, was in Köln ziemlich egal ist, Hauptsache man separiert. So haben die Radfahrer also ihre Suggestivstreifen, von der Politik (hier: Die Grünen) intensiv gefordert und die Kraftfahrer einladend, hier möglichst eng („in der Spur“) zu überholen. Ich fahre da nicht gerne. Übrigens auch nicht gerne als Kraftfahrer.

Auf der Venloerstr. wurde ich dann also 5x ohne Sicherheitsabstand überholt, ich sah 3 Kraftfahrzeuge, die den „Schutzstreifen“ illegalerweise zum Halten oder Parken nutzten, aber: ich sah auch die ersten Polizisten. Nämlich am UPS Mann vorbei fahrend:

„nur mal eben …“

 

Fairerweise muss man sagen, daß kurz danach tatsächlich ein Polizeimotorrad an dem UPS Wagen vorbeifuhr und der Polizist den Fahrer aufforderte, weiterzufahren. Das könnte allerdings an den drei Radfahrern gelegen haben, die der Motorradpolizist im Schlepptau hatte, ein Bußgeld gab es in jedem Falle nicht.

Und auf meinem weiteren Weg sah ich sie dann endlich: Horden von Polizisten! Quasi an jeder Ecke standen sie, oder besser: sie lauerten! Offensichtlich waren die meisten Beamten so in Ecken und Hauseingängen oder hinter Werbesäulen postiert, daß sie Ampeln gut im Blick hatten und Fußgänger und Radfahrer auf frischer Tat ertappen konnten.

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moderne Wegelagerer

 

Selbstverständlich fuhr ich besonders gemütlich auf jede Ampel zu, hielt schon bei „gelb“ brav an (das mache ich allerdings immer, es sei denn die Ampel ist defekt) und schaute mich ein wenig in der Gegend um. Zu fast jeder Ampel gab es irgendwo Polizei, die sie bewachte. Der europäische Straßentod sollte heute schließlich nicht zuschlagen können!

Hinter der Kreuzung Venloerstr./Gürtel befindet sich die Polizeiwache der Polizeiinspektion 3, deren Beamte schon öfters als nicht gerade fahrradaffin aufgefallen sind, z.B. -in einer, wenn es nicht so traurig wäre, großartigen Posse- hier. Dort sah man -hinter parkenden Autos- einen Pavillon aufgebaut, an dem 3 Beamte standen – das war dann wohl der angekündigte „Informationsstand“. Ich fuhr erst einmal weiter, nämlich die Venloerstr. durch bis zur Äußeren Kanalstraße. Was mir auffiel: diese massive Polizeipräsenz hatte tatsächlich auch Einfluß auf den Kfz-Verkehr, denn die fuhren meist (nicht alle) besonders langsam und recht vorsichtig. Eng überholt wurde ich dennoch, aber immerhin: langsam. Da scheint sich Anwesenheit also zu lohnen und irgendwo las ich kürzlich, daß es in Kölner Veedeln zukünftig wieder den „Schutzmann op d’r Eck“ geben soll – das wäre doch was!

An der Äußeren Kanalstraße (dort stand noch ein VW Bus der Polizei, eine Aktivität war nicht zu ersehen) wendete ich und fuhr zurück zur Wache, um mir den Infostand mal anzuschauen. „Das Informationsangebot“ richte sich ja laut der Meldung bei Facebook (ruhig auch einmal die Kommentare dort lesen)  „ausdrücklich an Fahrrad- und Autofahrer sowie Fußgänger“.

An dem Infostand standen also drei Polizisten und sonst niemand. Bei der ersten Fahrt daran vorbei, sah ich immerhin einen Radfahrer. Fußgänger konnte man dort, direkt am Gehweg, sicherlich ereichen, wie sich allerdings Autofahrer hier informieren sollten, das war mir schleierhaft. Ich stellte mein Rad ab, sagte artig guten Tag und daß ich mich „mal informieren“ wollte. Ein freundlicher Polizist stand sofort zur Verfügung und zeigte mir das Infomaterial. Dieses bestand aus mir bereits bekannten Flyern („Sicher Radfahren in Köln und Leverkusen“ (Stand 2013) und „Vorsicht im toten Winkel!“), Schlüsselbändern, Aufklebern und Gummibärchen, die wohl als „Give-Aways“ gedacht waren (bot man mir allerdings nicht an – mit nem Polizei-Schlüsselband wäre ich sicherlich der King in meiner Hood!) und – einem EC-Zahlgerät (das ein Beamter dann bald beiseite legte). Auf die sonst übliche Helmpropaganda verzichtete man tatsächlich, das fand ich etwas wunderlich. Ich unterhielt mich ein wenig mit dem Beamten, u.a. daß ich üblicherweise nicht im „Toten Winkel“ fahre, nämlich da, wo meist der Radweg liegt (was in dieser Broschüre tatsächlich exakt so dargestellt wird!). Dann fragte ich, ob bei der Aktion denn auch -wie angekündigt- Verstöße von Kraftfahrern gegenüber Radfahrern, wie Überholen ohne Sicherheitsabstand, geahndet werden würden, was der Beamte bejahte. Zahlen lägen dazu aber natürlich, wie für den kompletten Aktionstag, erst „nachmittags“ vor, die würden dann veröffentlicht, ich könnte sie dann auch bei der Pressestelle erfragen.

Mir war klar, daß hier nichts spannendes mehr passieren würde, zudem schloß sich langsam mein Zeitfenster, also verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg. Ich wollte die Venloerstr. noch einmal stadteinwärts passieren und dann über die Innere Kanalstraße nach Hause (Mülheim) fahren.

Jedoch: an der Kreuzung Venloer Str./Gürtel bedrohte er mich dann doch noch! Der plötzliche Straßentod und zwar auf seine ureigenste, kölsche Art! In einem ziemlich sinnlosen Manöver überholte mich am Ende der Kreuzung ein schwarzer Kleinwagen – zügig und eigentlich ohne jeglichen Sicherheitsabstand, also mit nur wenigen Zentimetern, den Vorgang wegen des Gegenverkehrs krönend mit einem Abdrängen nach rechts, was ich mit einem gewagten Schlenker in die Gosse (ich lasse üblicherweise für solche Situationen ~80cm Platz nach rechts) kontern und mich somit retten konnte und zudem mit einem affektiv, laut ausgerufenem „Hey“ quittierte, einigermaßen perplex, fand dieses Abdrängen doch direkt vor den Augen zweier Polizisten, die links im Eingang des dortigen Grills wohl zu Fuß gehenden Rotlichtsündern auflauerten, statt. Dort schaute ich dann auch intuitiv hin und hatte mit einem Beamten (sie standen ungefähr 10 Meter entfernt) Blickkontakt. In der festen Annahme, daß dieser Beamte den Vorfall beobachtet haben mußte (es wäre sogar Zeit gewesen, den Kraftfahrer zu stellen, staute sich wenige Meter weiter doch der Verkehr und eine Sekunde lang machte es sogar den Anschein, als würde der Beamte loslaufen, was er aber doch nicht tat), dachte ich mir, es wäre ein gute Idee, dies am „Aktionstag“ zur Anzeige zu bringen.

Ich wurde also mit den Worten „Entschuldigung, haben Sie das gesehen? Ich möchte eine Anzeige aufgeben.“ bei den Polizisten vorstellig. Die Reaktion war gleichermaßen barsch und in einem Ton, den ich als „Befehlston“ bezeichnen würde, wie sie mich verwunderte: „Nein, das machen wir nicht. Gehen Sie zur Wache!“ und „Sie stören, wir haben hier zu tun, wir nehmen keine Anzeigen auf!“. Ich war dann doch baff und fragte, „Sie sind doch die Polizei?“, schließlich war ich Benachteiligter in einer Sache, auf die an diesem „Aktionstag“ ja u.a. hingewiesen werden sollte. Ich forderte also nochmals, „Bitte nehmen Sie meine Anzeige auf“, was ich immernoch für richtig hielt (die Beamten hatten in dem Moment auch nichts zu tun, sie standen einfach dort) und ich tat das auch subjektiv in einem angemessenen und ordentlichen Ton („aufgeregt“ bin ich bei solchen Überholvorgängen selten, dafür erlebe ich sie zu oft, nämlich täglich, wenn nicht permanent). Herr V, der Beamte, mit dem ich während des Vorfalls Blickkontakt hatte, tat das dann auch doch noch recht bereitwillig und zückte sein Notizbuch. Der Mann machte mir den Eindruck, als er erkannte er, die Situation wäre schneller vorbei, würde er die Anzeige aufnehmen, anstatt zu diskutieren (damit lag er durchaus richtig). Er sagte allerdings auch direkt, daß er, entgegen meiner Annahme, den Vorfall nicht beobachtet hatte, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, aber so hinnehmen mußte. Er nahm sachlich eine Owi-Anzeige auf. Sein Kollege, Herr P., agierte nicht so sachlich und belehrte mich in scharfem Tonfall in verschiedenen Belangen. Er fragte mich, warum ich mich so aufregen würde und was denn überhaupt passiert wäre. Als ich die Gefährdung nochmals schilderte, korrigierte er mich dahingehend, daß es „Überholen innerorts gar nicht gibt„. Das wäre dann „Umfahren“. Aha! So wie man ein Hindernis umfährt, da habe ich ihn dann verstanden. Ich gab nun also an, daß ich „ohne Sicherheitsabstand umfahren und gefährdet wurde“. Der Bussgeldkatalog sieht allerdings tatsächlich ein Bußgeld für „Überholen innerorts“ vor, also scheint es das ggf. doch zu geben. Ich wußte an diesem Punkt der „Unterhaltung“ schon, der uninformierte Bürger hat immer Recht, da gibt man besser keine Widerworte und wollte eigentlich nur noch die Anzeige fertig erstatten und weiter nach Hause. Herr V. war weiterhin sachlich und machte etwas den Eindruck, als ob ihm das Gebahren seines Kollegen auch nicht ganz gefallen würde, aber Herr P. lief nun zur Höchstform auf: „Sie haben uns genötigt!„, meinte er. „Ich habe bitte was?“ fragte ich. „Sie halten uns von der Arbeit ab, das ist Nötigung!„. Das empfand ich dann doch als starken Tobak und nicht nur, weil ich während meines Studiums ein paar Semester Jura genießen durfte – eine Nötigung ist eine Straftat und wenn ein Polizist mich einer Straftat bezichtigt, wenn ich eine Anzeige erstatten möchte, dann bin ich der Meinung, daß das nicht unkommentiert und -dokumentiert bleiben sollte. Nun war ich doch einigermaßen verärgert, wissend, daß ich da nicht sonderlich drauf reagieren sollte, denn manche Beamte können es nicht so gut ab, wenn ein Bürger ggf. etwas besser weiß. Den Satz „das sollte man Herrn Mathies (Polizeipräsident) mal erzählen“ konnte ich mir nicht verkneifen, schließlich hatte der in der Pressemitteilung ja noch zum besten gegeben: „Auf eine Ahndung der Verstöße werde man morgen nicht verzichten“, während seinem Beamten Herrn P. der Verstoß gegen mich einfach völlig egal war. Das ist schon ein Diskrepanz.

Nachdem Herr P. noch einige weitere Tiraden abließ, bei denen ich nicht sonderlich zu Wort kam, was ich allerdings auch nicht wirklich wollte (diskutiere besser nicht mit renitenten bewaffneten Menschen!), bedankte ich mich bei Herrn V., entschuldigte mich für die verlorene Zeit und entschloß, daß ich mich über Herrn P. beschweren würde, er hatte mich schließlich einer Straftat bezichtigt.

Eine Beschwerde per e-Mail zu verfassen, wäre naheliegend gewesen, aber noch naheliegender war für mich dann doch, einfach mal das Gespräch mit einem Vorgesetzen zu suchen. Die Wache war ja nun nicht weit und am „Aktionstag“ zum schnellen europäischen Tod gab es vielleicht offene Ohren. Ich fuhr also wieder zum „Informationsstand“, dort standen mittlerweile noch zwei Fahrradpolizisten, die mich auch kannten und freundlich begüßten („Na, heute gar keine Helmkamera?“ (DIE hätte ich besser mal mitgehabt!) und „Nächste Woche bei der Critical Mass dabei?“). Ich schilderte den Vorfall und der eine Fahrradpolizist, Herr J., fackelte nicht lange: „komm mit, da fahren wir mal hin“.

So tauchte ich also wenige Minuten später wieder bei Herrn V. und Herrn P. auf und Herr J., der wohl vorgesetzt oder zumindest mit höherem Dienstgrad versehen war, fragte „was war denn hier los?„. Herr P. gab dann zum besten, wie aufbrausend ich gewesen wäre, daß ich die Beamten von der Arbeit abgehalten hätte, daß das ziemlich unverschämt war, daß ich verlangt hätte, daß sein Kollege, Herr V. „das gesehen hat“ und bezeugen müsse (Ich habe nichts „velangt“!) und schließlich hätte ich sogar  „mit Herrn Matjes (sic!) gedroht„! Bezeichnenderweise sprach Herr P. genau so wie vorher, ließ mich nicht zu Wort kommen („ich habe nicht mit Herrn Matjes gedroht!“ konnte ich immerhin anbringen), während Herr V. schwieg (er hat währenddessen tatsächlich kein einziges Wort gesagt). Ich sagte dann zu Herrn J. „sehen Sie?“, der mich mit den Worten „kommen Sie mal mit“ ein paar Meter zur Seite zog. „Was soll ich machen?“, meinte er und zuckte mit den Schultern. Herr P. hatte ja irgendwie bestätigt, was gelaufen war. Wir unterhielten uns noch über ein paar Dinge und Herr J. konnte auch nachvollziehen, daß ich es für richtig hielt, anstatt eine Online-Anzeige zu machen oder die Dienststelle aufzusuchen, bei den 10 Meter entfernten Beamten, zudem am „Aktionstag“, vorstellig zu werden. Das wäre naheliegend. Damit war die Sache dann auch erledigt. Ich hoffe, daß Menschen wie Herr J. und vielleicht auch Herr V., ihre Kollegen ein wenig sensibilisieren, was „Dein Freund und Helfer“ (das meine ich ernst!) in der Praxis angeht. Kleine Anekdote am Rande: heute morgen, grad als ich diesen Artikel angefangen habe, zu schreiben, klingelte es und vor meiner Haustür stand ein sehr freundicher (Fahrrad)Polizist. Ich hatte vor einiger Zeit in meiner Straße (eine Einbahnstraße, die immer mehr von Kfz zügig in die falsche Richtung befahren wird) beobachtet, wie ein Kfz gegen die Fahrtrichtung meine Nachbarin und ihren 5jährigen Sohn gefährdete und die Polizei generell über die Situation informiert. Der Polizist wollte sich das mal vor Ort erläutern lassen und hatte auch offene Ohren für andere Probleme in diesem Viertel und versprach sehr glaubwürdig, daß er das beobachten und sich sehr gerne kümmen wird – es geht also auch anders. Ganz anders.

In Ehrenfeld wurde gestern also tatsächlich kontrolliert und zwar ganz gewaltig. Es waren, wie erwähnt, einige Radaktive vor Ort, u.a. auch Vertreter von ADFC und VCD. die Beobachtungen angestellt und sich informiert haben. Was deutlich mißfällt: während die Präsenz am „Aktionstag“ hauptsächlich genutzt wurde, um Radfahrer zu kontrollieren und zu sanktionieren, macht es den Eindruck, als wären die Verkehrsteilnehmer mit dem wesentlich größeren Gefährdungspotential weitestgehend ungeschoren davongekommen. Und manch einer empfindet es halt als Willkür, wenn am Tag des schnellen Straßentodes ausgerechnet fehlende Reflektoren am Rennrad oder Klemmlichter (um 12:00 Uhr) moniert und (freudig!) sanktioniert werden, während direkt daneben (!) Kfz auf dem „Radweg“ parkend geduldet und waghalsige Überholmanöver ignoriert werden. Man hätte sicherlich auch abgelaufene Pflaster im Verbandkasten sanktionieren können – das verhindert den Straßentod im gleichen Sinne. Oder halt nicht. Ich bin mir sicher, vom ADFC wird diesbezüglich noch eine Stellungnahme erfolgen, vermutlich im ADFC-Blog, und ich hoffe dabei auf Schärfe.

Wie oben erwähnt, habe ich gestern noch eine Nachfrage an die Pressestelle der Polizei Köln gestellt, mit Bitte um Stellungnahme:

  • Bei wievielen Radfahrern wurden Rotlichtverstöße festgestellt?
  • Bei wievielen Radfahrern wurde verbotswidriges Fahren auf dem Gehweg festgestellt?
  • Wieviele Überholvorgänge von Kraftfahrern gegenüber Radfahrern ohne den nötigen Sicherheitsabstand wurden geahndet?

Eine Antwort habe ich noch nicht bekommen, diese reiche ich nach, sobald ich sie erhalte. Wenn ich sie denn erhalte.

Ganz ohne Sarkasmus, Köln hat den „Europäischen Tag ohne Straßentod“ leider nicht bewältigen können. Eine junge Frau ist gestern ums Leben gekommen.

Und abschließend möchte ich als Fazit ziehen, daß der „Aktionstag“ durchaus etwas humoriges hatte. Nicht nur, daß es schon irgendwie lustig ist (wenn auch in einer Art von Galgenhumor), wenn man wieder bestätigt wird, daß der Großteil der „Experten“ in Wirklichkeit Amateure sind. Für mich, als gebürtigen Nordeutschen, also genau genommen „Fischkopp“, hat der Satz „er hat mit Herrn Matjes gedroht!„wirklich ewas Großartiges! Made my day! Und wenn ein Polizist, Dich zum Lachen bringt, dann ist der Tag doch irgendwie gerettet! Werde ich dem Polizeipräsidenten Herrn Mathies vielleicht auch erzählen, sollte ich ihn mal treffen ;-).

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Tags: Allgemein · Ehrenfeld · Falschparker · Kölner Stadtteile · Mülheimer Brücke · Polizei

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