Nach der Verkehrskontrolle auf der Mülheimer Brücke vor 2 Wochen, von der ich hier berichtete, hatte ich eine Anfrage an die Polizei Köln gestellt, die leider bislang noch nicht beantwortet wurde – immerhin habe ich eine Eingangsbestätigung erhalten. Heute befuhr ich den beschriebenen „Radweg“ (Mülheimer Brücke Südseite Richtung Mülheim) und erneut gab es eine Verkehrskontrolle („Radarfalle“) an der gleichen Stelle. Zur Veranschaulichung nochmal das Foto von vor zwei Wochen:
Der PKW stand heute ein paar Zentimeter weiter links, aber immernoch deutlich mit dem rechten vorderen Reifen auf dem benutzungspflichtigen „Radweg“, zudem war der Schwenkbereich der Beifahrertür natürlich deutlich im Bereich des Radweges, der an diesem Unfallschwerpunkt durch den Brückenpfeiler verschwenkt ist und das Mindestmaß nicht aufweist.
Ich sprach die Polizisten an und unterhielt mich dann mit Herrn F. (Name bekannt). Herr F. war -und das möchte ich ausdrücklich betonen- sehr freundlich, obwohl er meine Argumente natürlich mit den üblichen Floskeln („da ist doch genügend Platz“, etc.) abcancelte. Wir sind den von mir gefahren Weg schließlich abgegangen und haben uns per Schrittmaß darauf geeinigt, daß ich den PKW knappe 7 Meter vorher sehen konnte. Seiner Meinung nach wäre bei einer (für ihn offensichtlich angemessenen) angenommenen Geschwindigkeit von 20 km/h (ich war vermutlich noch einen Tick schneller) entsprechend genügend Zeit zu reagieren!
Allerhand! Meine Schulzeit ist ein paar Jahre her und ein Mathegenie war ich nie. Trotzdem bekomme ich das per Dreisatz noch ausgerechnet, Herr F. meint also, daß die 1,26 Sekunden, nach denen ich die Gefahrenstelle erreiche, ausreichen, um reagieren und bremsen zu können!
Meine neuerliche Anmerkung, daß alleine die sich öffnende Beifahrertür eine zusätzliche Gefährdung für Radfahrer darstelle, konterte Herr F. damit, „daß er natürlich umsichtig ist und aufpaßt, wenn er die Tür öffnet“. Das glaube ich gerne, denn schließlich hat ja auch er bequeme 1,26 Sekunden Zeit, bevor ich mir potentiell das Genick breche!
Ich unterhielt mich mit Herrn F. sehr freundlich über diverse radverkehrspolitische Themen in Köln, die ich hier nicht zitieren möchte, da sie eher einen privaten Charakter hatten. Ich möchte ihm auf jeden Fall zugestehen, daß er eine gesunde Einstellung zu diversen Situationen hat und attestieren, daß es aufbauend ist, daß es unter den „Freunden und Helfern“ solche wie ihn gibt.
Unabhängig von diesen Sympathiewerten bin ich aber der Ansicht, daß die Vorgesetzten des Herrn F. (und auch des Herrn M. von vor zwei Wochen) die Vorausetzung schaffen müssen, daß dieser seinen zweifelsohne wichtigen Job ohne Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausüben kann. Das kann für mich eigentlich nur heißen, die Benutzungspflicht an der Gefahrenstelle (und somit über die gesamte Mülheimer Brücke) aufzuheben und damit aus dem „Radweg“ einen „anderen Radweg“ oder einen Gehweg mit „Radfahrer frei“ zu machen.
5 Antworten bis jetzt ↓
1 Hans // Aug 30, 2008 at 00:29
So sehr man sich eine Änderung der Radwegesituation auf der Brücke auch wünscht – nur für den Meßwagen wäre sie nicht nötig. Wie hier http://www.panoramio.com/photo/4985043 zu sehen, schaffen die Herrschaften es auf der Nordseite schließlich auch, bei ihren Messungen anderen Verkehrsteilnehmern aus dem Weg zu bleiben.
Was spräche also dagegen, das Meßstativ auf der Südseite hinter dem zweiten Pfeiler aufzustellen und den Wagen in der Nähe des Treppenabgangs Bachstraße zu plazieren? So lang wird das Kabel doch wohl sein.
2 Marco // Sep 1, 2008 at 11:24
Hinter dem zweiten Pfeiler werden die PKW ja schon rausgewunken, das ist wohl zu knapp für den Meßwagen und dort fahren die PKW sicherlich auch nicht so schnell wie zu Beginn der Brücke.
3 siggi // Sep 9, 2008 at 09:52
Die Kölner Polizei hat zwei Gesichter. Auf der einen Seite kann man hier als Radsportler auf ihr Wohlwollen hoffen wenn man im Kölner Umland sein Training auf der Fahrbahn bestreitet.
Auf der anderen Seite fehlt es der Polzei beim Alltags Radverkehr an der richtigen Einstellung den Radfahrern gegenüber. Da kommt dann schon mal vor, dass ein Polizist zu einem sagt:”Das können sie als Radfahrer gar nicht beurteilen”. Ist schon stark wenn ein Polizist den geistigen Horizont eines Menschen danach beurteilt welches Verkehrsmittel er benutzt.
Schlimm ist es auch was bei Unfallaufnahmen mit Radfahrern abgeht, wie ich am eigenen Leib erfahren mussste.
Der absolute Nullpunkt ist dann erreicht wenn es um Regeln für den Radverkehr geht. Hier weiss weder die Polizei, noch die für den Radverkehr zuständigen Ämter, welche Regeln gelten und wie sie auszulegen sind. Ofmals sind Radverkehrsanlagen so angelegt, dass ein regelkonformes Radfahren nur unter Lebensgafahr, oder gar völlig unmöglich ist.
Man sollte sich endlich mal von dem Gedanken verabschieden, dass man für Radverkehr in einer Stadt irgendwelche Sonderregelungen braucht.. An einem Autofreien Tag kann man wunderbar sehen wie schön Kölns Fahrbahnen zum Radfahren taugen. Am nächsten Tag ist dann schön wieder alles vergessen und Radfahrer werden wieder gezwungen ihr Leben auf diesen Tod bringenden Radwegen zu riskieren.
gruss
siggi
4 Fünfe gerade sein lassen – Verkehrskontrolle reloaded // Aug 25, 2011 at 11:43
[…] immerhin beträgt die Reaktionszeit bis zum Aufprall selbst bei mäßiger Geschwindigkeit ungefähr 1,5 Sekunden – das ist ganz sicher zu wenig. Hindernis hinter […]
5 Schläge, die man einstecken muss // Sep 26, 2016 at 13:13
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