Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Jungfernfahrt auf der Flaniermeile!

März 31st, 2014 · 28 Kommentare

Dieser Tage, am Freitag, den 28. März 2014, war es nun so weit: mit dem Aufbringen der Fahrbahnmarkierungen und der Wiederöffnung der Fahrspuren in beide Richtungen ist das Projekt „Flaniermeile Frankfurter Straße“ in Köln-Mülheim so ziemlich abgeschlossen.

Grund genug, eine erste Besichtigung samt Jungfernfahrt zu wagen, zumal das Projekt im Vorfeld nicht nur unter fahrradspezifischen Aspekten ja für einiges an Unmut gesorgt hatte. Meine Bedenken hatte ich bereits während der Planungsphase gepostet.

Dank dem EU-Förderfonds, aus dem der Großteil der verbauten Mittel kam (den fast kompletten Rest holte man sich von den deutlich nicht sonderlich darüber erbauten Anwohnern), der Strategie der Stadtverwaltung, sowie der „Verkehrspolitik“ von rot-grün (die Grünen verkauften hierfür sogar Tempo 30(!) nachdem sie das vorher noch gefordert hatten), werden den Radfahrern hier sogenannte „Schutzstreifen“ auferlegt.

Was sich prinzipiell zumindest für Normalbürger erst einmal „gut“ anhört ist letztlich in den allermeisten Fällen keine wirklich fahrradfreundliche Lösung, oftmals sogar eine böse Falle. Bernd Sluka beschreibt das plausibel. Ein Text, den man besonders den „fahrradfreundlichen“ Grünen nicht oft genug um die Ohren hauen auf den Schreibtisch legen sollte!

In der Praxis ist die Verkehrsführung auf der Frankfurter Straße noch sinnloser als in der Theorie (neben der Tatsache, daß man trotz vorgegaukelter Bezeichnung „Flaniermeile“ den Fußgängern noch ein paar Zentimeter weggenommen hat, obwohl diese bitter nötig wären – hier ist es einfach immer eng!). Ich hab mittags, bei mäßigem Verkehr, zwei Runden gedreht und mein erster Eindruck: es gibt böse Fällen und der Radverkehr wird eher drangsaliert als gefördert.

Vom Bahnhof Mülheim aus kommend gibt es nach ein paar Metern in Höhe der Glücksburgstr. Einen rund 13 (dreizehn!) Meter langen Schutzstreifen. Unabhängig von der Frage, was man auf 13 Metern schützen will: danach kommt eine Linksabbiegerspur, somit verengt sich die Fahrbahn und überholende Kfz, die geradeaus fahren wollen, ziehen zwangsläufig nach rechts, was sehr leicht zur Behinderung von Radfahrern führen kann (besonders, wenn deren Geschwindigkeit nicht richtig eingeschätzt wird, was oft der Fall ist) und das durfte ich dann auch direkt mehrmals beobachten (ich selbst fuhr weit genug links, als daß mich schlichtweg niemand „noch schnell“ überholen konnte).

13 Meter Schutzstreifen

13 Meter Schutzstreifen

 

Als nächstes fällt die rechte Aufstellfläche für Radfahrer an der Ampel Höhe Wiesbadener Straße auf, die so schmal ist, daß noch nicht einmal das Fahrradpiktogramm darauf passt. Es ist ziemlich klar, wie wenig Abstand Kfz-Führer, die sich in den allermeisten Fällen schlicht an der Fahrbahnmarkierung orientieren (was ich sogar verstehen kann), hier zu Radfahrern halten. Das sind nur Zentimeter, denn die meisten Kraftfahrzeuge würden bei Einhaltung von genügend Sicherheitsabstand (mindestens 1,50 Meter) in den Gegenverkehr ragen, was natürlich niemand macht. Auch die Aufstellflächen in der Gegenrichtung und an den anderen Ampeln sind meist so knapp bemessen, wie hier zu sehen:

Minimale Aufstellfläche

Minimale Aufstellfläche

Bitte 2 Meter Abstand

Bitte 2 Meter Abstand

 

Hinter der Kreuzung mit der Elisabeth-Breuer-Straße kommt dann direkt nach einem Fußgängerüberweg samt Verkehrsinsel (also einer Verengung für den Verkehr) zunächst eine neu eingerichtete Bushaltestelle samt Markierung „Bus“ auf der Fahrbahn, die dann sofort in einen -diesmal längeren- Schutzstreifen übergeht. Über die Frankfurter Straße führen mehrere Buslinien, tagsüber passiert hier in beide Richtungen alle 3 Minuten jeweils ein Bus. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Passage des knappen Kilometers als Radfahrer von einem Bus überholt zu werden ist somit recht groß (was dann besonders für langsamere Radler gilt), die Wahrscheinlichkeit des Begegnungsverkehrs von Bussen ebenso. Dieses Bild zeigt solch eine Begegnung – neben dem linken, entgegenkommenden Bus, befindet sich tatsächlich ein Radfahrer. Das ist eine Situation, die ich in jedem Falle unbedingt vermeiden möchte, die aber leider einfach provoziert wird, sofern man auf dem „Schutzstreifen“, also rechts, fährt! In meinem Falle verschärft sich solch eine Gefahrensituation noch um einiges, denn neben dem viel zu geringen Seitenabstand befindet sich mein Kopf (ich bin sehr groß) ziemlich genau auf Spiegelhöhe des Linienbusses.

Begegnungsverkehr beim ÜberholenBegegnungsverkehr beim Überholen

Begegnungsverkehr beim Überholen

 

An der Kreuzung mit der Rhodiusstraße wird der Schutzstreifen wieder unterbrochen und tatsächlich kam man hier auf die Idee, indirektes links abbiegen für Radfahrer anzuordnen zu ermöglichen. Man soll kann also erst nach rechts fahren, um sich dann irgendwie am Fahrbahnrand (in der Nähe der geradeaus fahrenden Radfahrer) einzuordnen, auf die nächste Grünphase zu warten (dort gibt es gar eine Induktionsschleife für Radfahrer) und dann endlich abzubiegen – anstatt das direkt per links einordnen zu machen. Was das (außer einer vermutlich geringeren „Belästigung“ der Kraftfahrer) genau, besonders an Sicherheit, für Radfahrer bringen soll, erschließt sich mir nicht. Und einen Vorteil bringt es wegen der längeren Wartezeit schon gar nicht.

Indirektes Abbiegen

Indirektes Abbiegen

 

Das Ende des vermeintlichen „Schutzraumes für Radfahrer“ befindet sich dann am Wiener Platz, wo der Schutzstreifen wieder endet, man durch die Verengung am Fußgängerübergang nochmal gefährdet, dann links an der Furt der Bushaltestelle vorbeigeleitet wird (dort ist regelmäßig „die Hölle“ los) und sich dann ….. hier fällt mir wirklich kein passendes Attribut ein, seht selbst:

Aufstellfläche Wiener Platz

Kunst im Verkehrsraum?

 

Das ist wahrscheinlich die dämlichste Aufstellfläche, die ich jemals gesehen habe! Radfahrer sollen sich hier also zwischen einem 1,5 Tonnen und einem 30 Tonnen schweren Gefährt irgendwie hindurchzwängen!? Nicht auszudenken, was passiert, wenn -während hier ein Radfahrer auf die Aufstellfläche fahren möchte- die Ampel „grün“ wird und sowohl Pkw als auch Linienbus (der dann nach ein paar Metern wegen parkender Autos nach links zieht) durchstarten – was grad die KVB-Busse ob des Fahrplandrucks aus eigener Erfahrung sehr gerne tun.

Die Gegenrichtung gestaltet sich für Radfahrer ähnlich katastrophal. Es beginnt an der Bushaltestelle am Wiener Platz mit der engen Aufstellfläche wie oben gesehen, die „Schutzstreifen“ sind ebenso wie die teilweise winzig breiten Aufstellflächen, genauso wie in der anderen Richtung eingerichtet.

Aufpassen sollten Radfahrer besonders mit dem Abstand zum rechten Fahrbahnrand. Der „Schutzstreifen“ ist so aufgemalt, daß man verleitet wird, den Abstand gering zu halten, was desaströs enden kann.

Parkplätze wechseln an der Frankfurter Straße mit Bäumen, Abstellplätzen für Fahrräder, Bäumen und Außengastronomie. Neben vielen Fußgängern, die unerwartet auf die Fahrbahn treten, sind besonders die sich öffnenden Türen von Kraftfahrzeugen, in deren Schwenkbereich sich die Schutzstreifen befinden, eine große Gefahr:

 

Nicht im Dooring-Bereich fahren

Fahre nicht im Bereich der Türen!

 

Dazu muß man sagen, daß die Frankfurter Straße eine belebte Einkaufsstraße ist, hier also bedeutend viele Menschen die Autotüren zum Ein- und Aussteigen öffnen – aus meiner Erfahrung tagsüber pro Passage einmal. Verschärft wird dies noch, wenn motorisierte Verkehrsfreunde näher am Straßenrand parken (weil sie nicht so gut einparken können oder es ihnen einfach egal ist) als hier zu sehen und der Platz noch knapper wird. Ich kann somit nur raten, soweit links wie möglich zu fahren (empfohlen wird von der Polizei Köln ein Abstand von 1,5 Metern zu parkenden Kfz!), das ist dann tatsächlich ungefähr in Höhe der linken Begrenzung des „Schutzstreifens“. Da leider viele (natürlich nicht alle, aber ganz sicher viel zu viele!) motorisierte Fahrzeugführer ihr Gefährt zu „Erziehungszwecken“ einsetzen und den „Schutzstreifen“ als „Radweg“ ansehen, den Radfahrer „zu benutzen haben“ wird man mit Gefährdungen von links zu rechnen haben, das ist (wie mit der Pest und der Cholera) aber immer noch leicht besser, als in eine sich öffnende Fahrzeugtür zu fahren.

 

Mangelhafter Überholabstand

Mangelhafter Überholabstand

 

Natürlich ist nicht alles schlecht an der „Flaniermeile Frankfurter Straße“, der nagelneue super-duper-Flüsterasphalt ist wirklich vorzüglich zu befahren (da wünsche ich mir fast, daß das Radrennen „Großer Preis von Mülheim“ wieder aufgelegt wird) und die Schutzstreifen werden von vielen Fahrzeugführern bereits dankbar angenommen:

Akzeptanz der Schutzstreifen

Gute Akzeptanz der Schutzstreifen

Mal eben zum Rewe Markt

Nur eben kurz zum Rewe Markt

Auf der Frankfurter Straße gab es bisher (die Akten hierüber liegen mir vor) keine bedeutenden Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern und es besteht keine qualifizierte Gefahrenlage. Nach der alten Fassung der StVO (die zur Zeit der Planung gegolten hat) gab es keine rechtliche Grundlage für die Anlage von „Schutzstreifen“.

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Tags: Allgemein · Mülheim · Radwege

28 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 siggi // Mrz 31, 2014 at 21:48

    Auch wenn es nach der neuen StVO keine besondere Gefahrenlage mehr geben muss um Schutzstreifen anzubringen bedeutet das lange noch nicht, dass man dann für diese Schutzstreifen keinerlei Normen einhalten muss.
    Für illegale Schutzstreifen gibt es keine rechtliche Grundlage.

  • 2 ralf // Apr 1, 2014 at 04:33

    Kleine Medienschau

    Toter Winkel im WDR, ca. 12:30:
    http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westpol/videowestpol240_tag-30032014.html

    Fahrradhelmpflicht bei Spiegel.de:
    http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/fahrradhelm-pflicht-in-deutschland-braechte-mehr-schaden-als-nutzen-a-961657.html

  • 3 cyclist // Apr 1, 2014 at 08:33

    Wenigstens auf die Mittellinie hätte verzichtet werden sollen. Und warum musste da dennoch das Gehwegparken auf der „Flaniermeile“ erlaubt werden? Deutschland = Parkplatzland. Zuerst Fahrbahnen für maximalen Autoverkehr, dann Parkplätze, dann Fußgängerverkehr, irgendwo dazwischen sollen sich Radler bewegen – unter üblen Kompromissen.

  • 4 Peter Zapp // Apr 1, 2014 at 09:04

    Man tut eben „etwas“ für den Fahrradverkehr.

    Wobei es wohl vordringlich darum geht, die Streckenlänge ausgewiesener Radwege bzw. Schutzstreifen zu maximieren (und Fördermittel abzugreifen). Diese werden dann auch dort dazwischengequetscht, wo gar kein Platz in der Breite ist oder wo aufgrund zahlreicher Fahrbahnverengungen überhaupt keine längeren, zusammenhängenden Radwegabschnitte zustandekommen.

    Die „Flaniermeile“ in meiner Nachbarschaft hat sogar Strassenbahnschienen, in deren Bereich man bei teilweise zugeparkten Schutzstreifen oder sich öffnenden Autotüren ausweichen muss. Immerhin sehen die Strassenbahnfahrer davon ab, Radfahrer zu überholen.

    Die Signalwirkung für im selbsterzeugten Einkaufsstress rücksichtslos parkende (und türöffnende) Autofahrer ist minimal.

  • 5 siggi // Apr 1, 2014 at 20:48

    Ich werde mir das am Donnerstag mal in der Frankfurter Strasse anschauen.
    Insgeheim hoffe ich ja immer noch, dass Marcos Artikel ein Aprilscherz war.

  • 6 Boris // Apr 2, 2014 at 08:08

    Da lese ich grade diesen Artikel und parallel diesen hier:
    http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/helmpflicht-debatte-der-fahrradhelm-wird-ueberschaetzt-a-961994.html

    Der Schlusssatz ist es was mich am meisten faszieniert und dem ich uneingeschränkt beipflichten kann:

    Das Sicherheitskonzept ist simpel: gut ausgebaute Radinfrastruktur, aufmerksame Autofahrer und ein über alle sozialen Schichten und Parteien reichendes Bekenntnis zum Rad.

  • 7 Ralf // Apr 2, 2014 at 08:37

    Ich bin gestern gegen 18:15 dort vorbeigekommen. Die Markierungen sind gewöhnungsbedürftig. Vorallem am Ende mit Busspur – keine Busspur – Busspur.

    Aber ich wurde auf dem ganzen renovierten Stück (in Fahrtrichtung Wiener Platz) nur von einem einzigen Auto überholt. Dort war auch ausreichend Platz. Insofern war die Fahrt sehr angenehm, viel angenehmer als früher.

  • 8 josch // Apr 2, 2014 at 12:16

    Ich habe mir das gestern mal angeschaut. Willkommen in Absurdistan. Der Begriff „Schutzstreifen“ ist wirklich zynisch. Die Anzahl der Autofahrer, die sich denken, falls dieser Begriff hier überhaupt anzuwenden ist, dass ja Alles supi ist, wenn jeder auf seiner Seite der Linie ist, unabhängig des Abstandes, ist leider gewaltig.

  • 9 Jochen // Apr 3, 2014 at 08:07

    „Das ist wahrscheinlich die dämlichste Aufstellfläche, die ich jemals gesehen habe!“

    +1

    ————————–

    Die beste Lösung wäre ein Aussperren der normalen Kfz. DANN könnte flaniert werden. 😉 😉

    Als schönste „Lösung“ stelle ich mir eine Klage vor, an deren Ende der Ausbau als Illegal dasteht und zurückgebaut werden muss, wodurch dann die vielen schönen geschenkten Förder- also Steuergelder zurückgezahlt werden müssten. Dadurch würde ein Erklärungsdruck bei den politisch verantwortlichen Entstehen, was MÖGLICHERWEISE (man darf ja träumen) zu einem echten, also tatsächlichem Nachdenk- und evtln. Lernprozess führt.

  • 10 ralf // Apr 3, 2014 at 09:31

    Und nochmal die Helmpflicht:
    http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/auto-verkehr/neue-studie-ueber-helmpflicht-fuer-radfahrer-12876835.html

  • 11 Holger // Apr 3, 2014 at 11:50

    Wenn Landesmittel geflossen sind, dann sollten die zumindest zurückgerufen werden, weil die laut Ministerium nur bei Einhaltung der ERA2010 verwendet werden dürfen.

  • 12 Thomas Bliesener // Apr 4, 2014 at 06:38

    @Boris: „gut ausgebaute Radinfrastruktur“ – das hört sich für mich wie eine Drohung an.

  • 13 Klemens // Apr 7, 2014 at 14:31

    Jaja, Fahrradfahren in Köln … nicht schön.

    Unter anderem deswegen und dazu veranstalten wir eine Blogparade auf http://gothaer2know.de/blogparade-mobilitaet/ – Mobilität und inwiefern gibt es das denn heutzutage noch?

    Wir würden uns freuen, wenn Lust an einer Teilnahme besteht. Gerade die Radfahrerperspektive ist für uns eine sehr wichtige!

    Beste Grüße
    Klemens

  • 14 Boris // Apr 8, 2014 at 10:48

    Thomas
    nein, für mich nicht! Aber ich fahre gerne und viel Rad, und das beruflich bedingt mitten durch die City, kreuz uns quer.
    Für mich bedeutet es of, an vielen Stellen, ich weiß nicht wo es weitergeht!!!
    Eine gute und vernünftige Radinfrastruktur bedeutet für mich, dass ich Teil des fließenden Verkehrs bin, nicht abgeschoben auf einen Bürgersteig den ich mir (natürlich wesentlich zu schmal) mit umherirrenden Fußgängern teilen muss….
    Bspw. wie auf der Aachener Straße stadtein- und auswärts. Aber diese Möglichkeit hat die Stadt leider verschlafen!

  • 15 siggi // Apr 8, 2014 at 15:19

    @Boris
    Ich komme mit meinem Rad wunderbar dort zurecht wo Autos fahren.
    Da ist Platz, da gibt es Wegweiser, da werde ich gesehen.
    Radinfrastruktur – wenn, nur nach dem Vorbild deutscher Autobahnen ansonsten -weg mit dem Müll.

  • 16 Alex // Apr 8, 2014 at 18:42

    wegklagen! Entspricht nicht der STVO. Mehr muss man dazu nicht sagen.

  • 17 Peter Zapp // Apr 9, 2014 at 14:55

    Der risikofreudige (Auto-/Rad-) Fahrer hält sich ohnehin für unverwundbar und fahrtechnisch überlegen. Notorische Nicht- oder reine Schönwetterradfahrer werden den lästigen Helm als ergänzende Ausrede dankbar aufgreifen. Denen gönne ich weder den Gewinn an Sicherheit, die körperliche Fitness, noch das gesparte Geld oder die gesparte Zeit. Die sportlichen und Vernunftradfahrer wird eine Helmpflicht jedoch nicht abhalten. Diese wägen auch sonst sorgfältig ab, ob sie sich die Freiheit nehmen ohne Helm und gemeinsam mit dem schnellen LKW-/PKW-Verkehr auf der Straße fahren, oder ob sie doch den lästigen Helm tragen und gelegentlich den schlecht ausgeführten Radweg nehmen.

    Aber wie weit darf die staatliche Fürsorge und Bevormundung gehen? Zumal ein Radfahrer ohne Helm Dritten kaum schadet, als Schwerverletzter vielleicht vermeidbar die Intensivmedizin beansprucht, als untenherum gesunder, potentieller Organspender der Allgemeinheit eher nützt. Gibt es demnächst auch Rechtsverordnungen mit detailliert beschriebenen Schutzausrüstungen für die einschlägigen Risikosportarten? Muss man diese an die Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherungen melden, ggf. Zusatzbeiträge zahlen? Eine Helmpflicht für Fußgänger und Autofahrer wäre nach den angelegten Maßstäben zu befürworten. Manche haben sich sogar beim Vögeln schon übel den Kopf angestoßen, ohne es anfangs zu bemerken.

    Mich würde zudem interessieren, wieviel Prozent der Befürworter der Helmpflicht selber überhaupt nicht Radfahren. Eine Helmpflicht beschert diesen zu minimalen Kosten für die öffentliche Hand ein gutes Gewissen und einen verbuchbaren Erfolg. Eine Benutzungspflicht für Radwege räumt in erster Linie den Autofahrern die Radfahrer aus dem Weg. Auch deswegen schaffen beide Pflichten es so leicht in Parteiprogramme oder Koalitionsverträge, selbst in solche mit ansonsten spärlicher „Öko-“ Affinität. Helmpflicht- und Radwegeaktivisten finden auskömmliche Beschäftigung in den dafür zuständigen Referaten der Verkehrsministerien, als Gutachter oder bei der Durchführung von Aufklärungskampagnen.

  • 18 josch // Apr 13, 2014 at 12:17

    http://www.express.de/koeln/was-soll-das-denn–so-gefaehrlich-ist-koeln-fuer-radfahrer,2856,26825932.html

  • 19 schmidt // Apr 17, 2014 at 15:37

    Generelle Rückmeldung zu den Fahrradfahrernblogs:

    Ihr bietet ja unter fahrradblogger.de eine Übersicht über die Blogs an, könntet ihr mal überlegen einen Planet einzuführen? (So das eure Beiträge chronologisch aufgelistet sind und man nicht immer die Seite bis ganz nach unten scrollen muss)

    Würde für den Blog-Konsumenten den Überblick über neues einfacher machen, Danke.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Planet_(software)

  • 20 Thom // Apr 25, 2014 at 09:26

    Junge, Junge, wenn man das hier so liest und sich die Fotos dazu ansieht wird einem angst und bange. Bin froh nicht in die Innenstadt zu müssen, da ich von Solingen jeden Tag mit dem Rad in den Kölner Norden muss. Die Radwege, die vorhanden sind, sind gut und werden von mir gerne befahren.

    Einmal bin ich aber mit dem Rad in die Innenstadt gefahren und kann nur mein herzliches Beileid an jene aussprechen, die sich das jeden Tag antun müssen.

  • 21 Chris // Apr 25, 2014 at 13:55

    Erst einmal Gratulation zum Blog. Einen Watchblog für Radverkehr würde jeder größeren Stadt gut stehen. Ich bin mit dem Rad täglich in Darmstadt unterwegs. Sicherlich nicht vergleichbar mit Köln, aber eine Fahrt ohne Ärgernis ist auch dort kaum möglich. Fängt schon damit an, dass man mit dem Rad durch die Innenstadt nur durch eine Fußgängerzone oder den Haupt-Bus-Knotenpunkt mit vielen Straßenbahnschienen kommt. Trotz Grünem Oberbürgermeister (Hallo Herr Partsch) werden neue Straßensanierungen ohne Radwege geplant usw. Mach weiter so, ich mache mich jetzt in Darmstadt auf die Suche, eine noch dämlichere Aufstellfläche zu finden 😉

  • 22 Weirdaholic // Mai 13, 2014 at 20:15

    Ich glaub, ich gehöre schon zu den Radfahrern, die sich an die Situation so gewöhnt haben, dass ihnen solche Mängel schlicht nicht auffallen. 😀

    Ich persönlich finde, von der Bussituation mal abgesehen, dass die neue Straße eine erhebliche Verbesserung der Verkehrssituation darstellt – auch wenn sie eines der Hauptprobleme nicht löst: Nämlich eine angemessene Park-Möglichkeit für Autofahrer. Und genau das macht die Verkehrsführung für Radfahrer komplett sinnlos. Ebenso bin ich der Meinung, dass die neue Bushaltestelle am Elisabet-Breuer-Platz zwar für die Anwohner nett gemeint, aber völlig überflüssig ist. An dieser Stelle ist es eine regelrechte Verkehrsbehinderung, für Rad- aber auch für Autofahrer. Man muss als Radfahrer die Verkehrsführung z.T. wirklich ignorieren um sicher und angenehm durch die Straße zu kommen. Für routinierte Radler sollte es aber eig. kein allzu großes Problem darstellen.

    Hauptsache kein Schlagloch-Slalom mehr! \o/

  • 23 Vanessa // Jun 12, 2014 at 13:33

    Warum eigentlich nicht? Das Wetter ist schön, die Sonne scheint, es regnet nicht… Warum dann noch mit dem Auto oder der Bahn zur Arbeit oder zum Shoppen fahren. Ich liebe mein Bike. Man kann besser parken und man kommt in der Tat überall ind er Stadt hin.

    Gruß
    Vanessa

  • 24 Pablo // Jun 28, 2014 at 02:06

    Ich fahr da nie wieder her. Bin abgeräumt worden. Tür öffnete sich von links, nach kleinem Rückstau, in den Schutzstreifen, also Beifahrerseite. Unmöglich die rechte, wie auch die linke Seite auf sich plötzlich öffnende Türen hin und selbst beim langsamen vorbei cruisen zu checken.
    Gruß Pablo

  • 25 Marco // Jun 28, 2014 at 09:08

    Pablo, ich hätte Interesse, über Deinen Fall näheres zu erfahren oder gar darüber zu berichten. Bitt setze Dich bei Interesse mit mir per e-Mail (marco@radfahren-in-koeln.de) in Verbindung.

  • 26 Michel Voss // Mai 19, 2015 at 22:26

    Seit 1988 lebe & arbeite ich hier. Seit dem Umbau fahre ich GERNE über die Frankfurter Str. .Wegen der durch Zebrastreifen ersetzten Ampeln ist der Verkehr flüssiger geworden. Autos & Busse stauen sich nicht mehr so. Das Verkehrs-Klima ist gelassener geworden.

  • 27 Marco // Mai 20, 2015 at 08:44

    „Autos & Busse“ stauen sich eigentlich nur noch. Die Aufstellflächen für Fahrräder (auch in den Seitenstraßen) sind Makulatur, sie werden nämlich von den Kraftfahrern „übersehen“. ich werde als Radfahrer eng überholt und muß eh permanent ausscheren, weil die Schutzstreifen beparkt sind.

  • 28 Paul // Mai 24, 2015 at 22:34

    https://radinfrastruktur.wordpress.com/2015/05/24/der-schutzstreifen/

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