… so heißt ein ziemlich alberner Film mit Tom Gerhardt und Hilmi Sözer als Kölner Polizisten. Manchmal wünsche ich mir die beiden mal auf Kölns Straßen. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß die teilweise mehr verstehen, als ihre Pendants in der realen Welt.
Eigentlich wollte ich zwingend mal einen lobenden Artikel über die Kölner Polizei schreiben, aber mögliche Gründe dafür sind derzeit ziemlich rar. Vor zwei Wochen, beim Critical Mass Nightride, sprach unseren Verband an der Ampel ein Beamter aus seinem Fahrzeug heraus an und die Befürchtung, daß er irgendetwas zu meckern hätte, zerstreute er direkt mit den Worten „Passt gut auf Euch auf, es sind Hells Angels unterwegs, das sind böse Jungs“ um mit den Worten „Gute Fahrt noch und nen schönen Abend“ den Smalltalk zu beenden. Der war lustig und locker und freundlich drauf. Ist aber irgendwie keinen eigenen Artikel wert, so ein kurzes, nettes Gespräch an der Ampel.
Die beiden Polizisten gestern passten dann leider wieder in die Kategorie „irgendetwas müssen wir denen doch anhängen können„.
Der Critical Mass Ride war eigentlich so ziemlich vorbei, wir waren eine gute Stunde durch Köln gefahren und dabei -wie immer- StVO-konform unterwegs gewesen. So fuhren wir mit ca. 80 Fahrradfahrern für alle anderen Verkehrsteilnehmer erkennbar als geschlossener Verband in Zweierreihen auf der Fahrbahn. Ein geschlossener Verband gilt als ein Fahrzeug, weswegen für den kompletten Verband an Ampelkreuzungen das Lichtzeichen gilt, das am Anfang des Verbandes zu sehen war. Einfacher ausgedrückt: springt die Ampel auf „rot“ um, fährt der komplette Verband zügig weiter. Daß dies vielen anderen Verkehrsteilnehmern nicht bewußt ist und viele Menschen eben nicht alle Regelungen der StVO kennen, ist einzusehen, weswegen Kreuzungen üblicherweise dann auch von ausscherenden Fahrradfahrern links und rechts abgesichert werden. Dies funktioniert hervorragend und das als „Dankeschön“ zu verstehende freundliche Handzeichen, daß die motorisierten Verkehrsteilnehmer nach Passieren des Verbandes von den Absperrenden bekommen, wird meist verstanden und auch oft mit einem Lächeln oder Kopfnicken beantwortet. Da wird der ein oder andere sicher abends mal Google anwerfen und eine freiwillige Nachhilfestunde mit den Worten „Wieder was gelernt“ beenden. Man kann schließlich nicht alles wissen.
Man sollte aber alles wissen, wenn man es sich als Ordnungshüter anmaßt, eine nach StVO fahrende Gruppe anzuhalten (Kölner Ringe, Höhe Rudolfplatz) und dann von allen 80 die Ausweise zu verlangen, auch wieder mit der Aussage „den müssen sie immer bei sich tragen“ (es gibt in Deutschland immernoch keine Mitführpflicht, auch wenn Polizisten das anscheinend gerne von sich geben). Die Frage „Was wird uns eigentlich vorgeworfen und warum werden wir hier festgehalten?“ beantwortete der Beamte (wie erwartet) mit „sie sind bei ‚Rot‘ über die Ampel gefahren„. Da habe ich anfangs noch Verständnis für, würde sich der Ordnungshüter wenigstens willig zeigen und die (noch freundlich) angebotene schnelle Recherche per Smartphone annehmen. Nein, sowas wird mit den Worten „das ist hier eine polizeiliche Maßnahme!“ abgecancelt und auch ein weiterer Vorwurf wird schnell gefunden (aufgemerkt!) „Sie sind zu nah an einem Streifenwagen vorbei gefahren!“
Nochmal zum mitlesen und -denken: „Sie sind zu nah an einem Streifenwagen vorbei gefahren!„. Wo genau dieses Vergehen in der StVO (oder sonstwo) erläutert wird, vermochte der Beamte nicht zu sagen, aber „ich kenne die Straßenverkehrsordnung ganz genau“ behauptete er mehrmals. Übrigens, das was der Beamte uns da vorwarf, war genau genommen eine Ordnungswidrigkeit seinerseits: der geschlossene Verband wechselte (wegen eines verkehrswidrig haltenden Kfz) die Spur und der Polizeiwagen fuhr in den Verband hinein, was er selbstverständlich nicht darf, da der Verband als ein Fahrzeug zu behandeln ist. Man fährt ja schließlich auch nicht in einen Lastzug hinein, wenn der die Spur wechselt.
Es ging aber noch weiter und auch von Seiten der Fahrradfahrer wurde der Ton langsam etwas verschärft, wir wurden nun immerhin schon eine Viertelstunde ohne jeden Grund festgehalten und die Beamten zeigten keinerlei Willen zur Kooperation. Mehrere Videokameras liefen schon während der Tour (also sind auch der vermeintliche „Rotlichtverstoß“ und der Spurwechsel in Bild und Ton dokumentiert) und natürlich hatten in der Zwischenzeit Dutzende Menschen Ihre Smartphones gezückt und machten Fotos und Videos. Selbst die Taxifahrer am anliegenden Taxistand, die wegen der „polizeilichen Maßnahme“ nicht ihre Arbeit verrichten konnten, weil wir sie blockierten (blockieren mussten, sorry!), machten fleißig Fotos.
„Ich untersage Ihnen, mich zu filmen – zeigen Sie mir Ihren Ausweis„, sagte die Polizistin zu einem Fahrradfahrer, der neben mir stand und -für jeden ersichtlich- eine Helmkamera trug. Die Begründung für die Ausweiskontrolle war „ich möchte wissen, wer mich filmt“ und „das dürfen sie nicht„. Ja, ich kann das verstehen, daß die Polizisten sich nicht filmen lassen wollen, das könnte ja schließlich alles irgendwie gegen sie verwendet werden. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn durch das BVwG (Urteil vom 28. März 2012, Aktenzeichen 6 C 12.11) ist es mittlerweile höchstrichterlich entschieden, daß ein Fotografierverbot nicht gilt – hier wird das ganz gut erklärt. Aber man kann es mit der Einschüchterungstaktik ja mal versuchen – ich bin mir sicher, bei nicht ganz so versierten Einzelpersonen klappt das auch weiterhin ganz wunderbar, Glückwunsch!
Die Polizistin hatte mittlerweile die Zentrale angefragt, „um das zu klären“ und so mußten wir weiter warten. Das ist schon kurios, Verkehrsteilnehmer werden also festgehalten, um mit der Zentrale zu klären, ob sie vielleicht eine Ordnungswidrigkeit begangen haben? Kurios! Unter den Augen der Polizisten überfuhren übrigens ca. 15 Kfz die doppelt durchgezogene Linie, gefährdeten gar den Gegenverkehr und es wurden mehrere Rotlichtverstöße begangen – keine Reaktion seitens der Beamten!
Irgendetwas mußten sie doch finden, also wurden schließlich noch die letzten Register gezogen: „das ist hier ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz!“ warf der männliche Beamte uns vor. Unter lautem Gelächter erklärten wir ihm, daß wir die „Versammlung“, die ER ja zu verantworten hat, sehr, sehr gerne auflösen würden, würde er uns nur lassen. Aufgepasst, liebe motorisierten Verkehrsteilnehmer, solltet ihr demnächst mal auf dem Weg zur Arbeit im Stau stehen oder in eine Verkehrskontrolle kommen – es könnte Euch jemand einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vorwerfen!
Die ganze Sache kam dann doch zu einem unspektakulären Ende. Die insgesamt recht unfreundliche Polizistin bekam einen Anruf und wünschte uns dann -mit einem verkrampften Lächeln- eine „Gute Weiterfahrt„. Da hat also in der Zentrale jemand in der StVO nachgeschaut. Das hätten die Beamten alles wesentlich früher haben können.
Auf die Frage „Herr Wachtmeister, wäre da jetzt nicht mal ne Entschuldigung fällig, dafür, daß sie 80 Leute zu Unrecht eine knappe halbe Stunde aufgehalten haben?“ antwortete der Polizist nur „Ich habe ja gedacht, ich wäre im Recht, da muß ich mich ja wohl nicht für entschuldigen!„. Das spricht eigentlich Bände.
Achso, die ganzen Videoaufnahmen von dem Vorfall werden sicherlich NICHT bei youtube & co landen, liebe Beamten, denn WIR sind ja keine Arschlöcher!
12 Antworten bis jetzt ↓
1 hamburgize // Apr 28, 2012 at 14:28
Hallo Marco,
mehr zu den Superbullen – aus Hamburg:
Polizisten parken gern auf Radwegen
Die Poliezi, den Freund und Helfer?
Es gibt ja leider immer noch Uniformierte, die nicht wissen, dass Radfahrer nicht auf Radwegen gfahren müssen, falls gerade kein blaues VZ da ist oder der Radweg unbenutzbar.
.
2 pommes // Apr 28, 2012 at 21:19
Hoffentlich hat sich jeder EINZELN von euch von der kontrolliereden Person den Polizei-Ausweis zeigen lassen, schließlich könnten das ja auch nur Schauspieler gewesen sein! 🙂 Am besten Versehen mit dem Hinweis das man evtl. eine Beschwerde einreichen wird.
3 Marco // Apr 28, 2012 at 22:51
@p0mmes: ich wollte tatsächlich den Ausweis des männlichen Polizisten sehen (mit der Frau hatte ich persönlich nicht gesprochen), den wollte er mir allerdings nicht zeigen …. seinen Namen hat er mir immerhin genannt.
4 Highner // Apr 29, 2012 at 09:48
@Marco,
wenn der Beamte dir seinen Dienstausweis nicht zeigen will, wozu er ja verpflichtet ist, kannst du doch eigentlich sowohl die Aussage, als auch Ausweiskontrolle und Maßnahmens seitens des angeblichen Polizisten verweigern, oder?! Also aufsteigen und weiterfahren!
5 Ralf // Apr 29, 2012 at 15:28
Die Polizei rät dazu, dass wenn man sich nicht sicher ist, ob derjenige vor einem wirklich ein Polizist ist, die 110 zu wählen.
Einmal war ich mir nicht sicher, weil der angebliche Polizist falsche Dinge behauptet hat und mir keinen Ausweis zeigen wollte. Es ging dann soweit, dass ich die 110 im Handy eingegeben habe und er die Waffe gezogen und entsichert hat. Als ich dann trotzdem auf Wählen gedrückt habe, sagte er „ist schon ok“, packte seine Waffe weg und zeigte mir seinen Ausweis.
Dass er danach mein Handy zerlegt hat und über Funk ermitteln wollte, ob es geklaut ist, versteht sich von selbst. Irgendwie rächen die sich immer.
6 Ulrike // Apr 30, 2012 at 13:44
“Ich habe ja gedacht, ich wäre im Recht, da muß ich mich ja wohl nicht für entschuldigen!“.
Das schlägt ja wirklich dem Fass den Boden aus. Naja, so’n Superbulle ist ja per Gesetz im Recht und wenn nicht… Pech gehabt.
Ich frag mich bei diesen Berichten schon, in welcher Welt solche Beamten leben.
7 der_ub // Mai 1, 2012 at 11:28
Den letzten Satz kann ich in diesem Fall nur unterstreichen. Es lebe unser Rechtsstaat.
8 hamburgize // Mai 3, 2012 at 09:59
Hier eine sinnvolle Tätigkeit für unsere uniformierten Feunde 😉
9 Tobi // Mai 11, 2012 at 21:02
Heisst das „uniformierte“ oder „uninformierte“ Freunde? 😉
10 Peter // Jun 23, 2012 at 07:12
„Achso, die ganzen Videoaufnahmen von dem Vorfall werden sicherlich NICHT bei youtube & co landen, …“
Schade
11 Der Teufel steckt im Detail – Fehlinformationen durch Kölner Polizei // Sep 2, 2013 at 13:58
[…] in Köln auf einen bzgl. des Radverkehrs gut informierten Polizisten zu treffen, ist erfahrungsgemäß tatsächlich eher gering, insofern dürfte das in der Realität eigentlich egal […]
12 Kölner Polizei wertet Fahrradtour als Straftat! // Sep 24, 2015 at 14:23
[…] der Weiterfahrt gehindert wird, darüber habe ich auch in diesem Blog dann und wann berichtet, z.B. hier („Die Superbullen“) und hier („Was machen sie hier?“). Diese unschönen Erlebnisse mit der Polizei waren […]
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