Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

Mit dem Fahrrad in und um Köln header image 2

Honig um den Mund? Herr Simon antwortet! (Teil 1)

November 16th, 2011 · 6 Kommentare

„Die werden Dich zu einer Gesprächsrunde einladen, Dir schön Honig um den Mund schmieren, erzählen, dass das ganz toll ist was Du da machst. Dann wirst Du gnädigerweise mal zur „Velo 2010″ eingeladen und dann haben sie Dich handzahm und mundtot. So wird das laufen!“

So ungefähr wurde ich vor meinem Gespräch mit Herrn Simon gewarnt.

„Der ist ziemlich temperamentvoll, der kann schon mal was energischer werden.“

So oder so ähnlich wird man Herrn Simon „gewarnt“ haben.

Mein Gespräch mit Herrn Simon als Antwort auf meinen offenen Brief vom 5. August fand bereits am 21.9.2011 statt. Natürlich ist eine Gesprächsrunde (daran nahmen 4 Personen, insgesamt 3 Polizisten und ich, teil) journalistisch gesehen keine befriedigende und auch nicht die passende Resonanz auf einen offenen Brief – andererseits gebe ich Herrn Simon recht, daß man sich, wenn man sich gegenüber sitzt, natürlich besser kennen lernen und ins Gespräch vertiefen kann.

Tatsächlich konnte Herr Simon einige meiner Fragen adäquat beantworten und auch einige durchaus provokativ gestellte Fragen -wie von mir erwartet- entschärfen. Andere wiederum nicht oder nicht sehr befriedigend. Auf diese Details möchte ich noch in einem gesonderten Beitrag eingehen. Wichtiger erscheint mir nun, überhaupt erst einmal von dem Treffen zu berichten und vor allem ein paar Grundsätzlichkeiten und grobe Ergebnisse zu liefern.

Vorneweg: ja, ich kann sicherlich ziemlich temperamentvoll sein. Dies geschieht aber üblicherweise nicht ohne Grund. Behandelt man mich wie einen Idioten, werde ich entsprechend reagieren, das hat letzlich auch einiges mit Zivilcourage zu tun. Nimmt man mich ernst, bin ich ein hervorragender und konstruktiver Gesprächspartner. Die Gesprächsrunde mit Herrn Simon & Co. lief ruhig, gesittet, sachlich und konstruktiv ab.

Ich fang einfach mal ganz hinten an, nämlich heute. Herr Simon hat mich -wie man es mir orakelte- zum Abschluß tatsächlich zur nächsten Velo 2010 Sitzung eingeladen, nachdem wir einen -scheinbar- recht stimmigen Konsens und eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit gefunden hatten. Richtig, eine Zusammenarbeit zwischen der Kölner Polizei und einer (ggf. mehreren) Privatperson(en). Davon später mehr.

Die Velo 2010 Sitzung ist heute, 16. November 2011. Ich wurde am 9. November, also eine Woche vorher von Frau Tiepoldt (nahm auch am Gespräch teil) per e-mail (übrigens aus ihrem Urlaub) eingeladen, was ich schon als denkbar knapp empfand, zumal solch ein Termin doch vermutlich wesentlich länger feststeht. Nun gut. Ich hatte heute einige andere Termine, die ich alle umlegen konnte (und wollte), u.a. einen, den ich extra von morgens auf früh morgens legte. Der Aufwand war es mir letztlich wert. Ich besprach mich mit Joachim Schalke (Polizist und adfc-Vorsitzender, nahm auf meine Initiative hin auch an dem Gespräch teil) und verabredete mich mit ihm für die Sitzung.

Gestern bekam ich dann um 15:50 Uhr einen Anruf auf die Mailbox meines Handies, indem man mir mitteilte, daß „TOP1 der Sitzung Internas beinhaltet“, ich solle doch erst 1,5 Stunden später erscheinen. „Wenn sie noch Fragen haben, können sie mich noch bis 16:00 Uhr erreichen“.

Gut, die recht knappe Einladung hatte ich noch als „Versehen“ und nicht als „vergessen“ abgehakt. Die „Umbestellung“ einen Tag vorher mit lediglich überhaupt ein paar Minuten Reaktionszeit macht mir meinen Status jedoch glasklar. Ich kann nicht wirklich glauben, daß man mich sonderlich ernst nimmt und auf meine Anwesenheit großen Wert legt – da bin ich nun durchaus temperamentvoll! Das klingt doch ein wenig danach, als hätte jemand „kalte Füße“ bekommen. Immerhin hatte ich meinen kompletten Tag umdisponiert (ich bin gottlob selbstständig, für einen normalen Arbeitnehmer hätte das einen geopferten Urlaubstag bedeutet!) und möchte nicht als Bittsteller, sondern als gleichberechtigter Gesprächspartner wahrgenommen werden. Ich konnte die Dame um 16:02 Uhr noch erreichen und habe dann entsprechend meine Teilnahme an der heutigen Sitzung von Velo 2010 abgesagt.

Soviel also zu dem Thema „Honig um den Mund schmieren“. Dazu passt eigentlich auch meine Anfrage an Frau Scho-Antwerpes in ihrer Rolle als Moderatorin des „Radfahrerstammtisches“ (sie ist bei Velo 2010 auch anwesend) vom 3. September bezüglich des nächsten Radfahrerstammtisches am 28. November 2011:

Ich habe für den nächsten Stammtisch, bei dem es ja um die „Radwegebenutzungspflicht“ gehen soll, folgenden Vorschlag zu machen:

Auch in Anbetracht der Tatsache, dass Herr Harzendorf [ … (Leiter des Amtes für Straßen- und Verkehrstechnik) beim letzten Radfahrerstammtisch … ] durch Nichtwissen und Fehlinterpretation bezüglich des Themas glänzte, würde ich gerne über die Radwegebenutzungspflicht referieren und zusammen mit den Kölner Fahrradbloggern (http://www.fahrradblogger.de), einem lockeren Zusammenschluß von Kölner Fahrradverkehrsaktivisten, einen Vortrag erarbeiten, der die geschichtlichen und gesetzlichen Grundlagen und auch die Umsetzung der bestehenden Gesetze und Verordnungen in unserer Stadt, erläutert.

Als Antwort schrieb man mir am 9. September:

Ihre Mail habe ich an die Organisatoren des Stammtisches gegeben.

Die Organisatoren kommen aus den Reihen des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik und selbstverständlich habe ich seitdem nichts mehr gehört, noch nicht einmal eine freundlich formulierte Absage meines konstruktiven Vorschlages aus der Mitte des (radfahrenden) Volkes. Das ist noch nicht einmal Honig um den Mund schmieren, aber es ist bezeichnend und es passt bestens zur „halben“ Velo 2010 Einladung.

Die „Obrigkeit“, egal ob Verwaltung oder Polizei, muß sich im Klaren darüber sein, daß es keinen halbherzigen Dialog mit den Fahrradaktivisten dieser Stadt geben kann, zumindest nicht mit mir! Entweder nimmt man uns ernst und begegnet uns komplett und auf Augenhöhe oder man läßt es sein!

Ja, es gab auch Konsens in meinem Gespräch mit Herrn Simon und -wie angesprochen- auch Pläne für konkrete Maßnahmen. Darüber werde ich in den nächsten Tagen einigermaßen ausführlich berichten und auch zur Mitarbeit auffordern. Und dann liegt es an Herrn Simon und seinem Gefolge, Courage und Taten sprechen zu lassen und das -bitteschön!- auf Augenhöhe!

Share Button

Tags: Allgemein · Polizei · Radwege

6 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Michael // Nov 16, 2011 at 14:46

    Gut, dass Du schreibst, dass der nächste „Radfahrer-Stammtisch“ am 28.11. sein wird – eine sehr nützliche Information.
    (Auch diese Veranstaltung wird wohl von Seiten der Stadt gerade mal eine Woche vorher erst angekündigt werden.)

    Die Polizei hat eigentlich ein Interesse, möglichst wenig verunfallte Radfahrer von der Straße zu kratzen. Dass man allerdings auf einer Velo2010-Sitzung Druck machen würde in Richtung Verwaltung, z.B. wenigsten bei Zweirichtungs-Radwegen für die „falsche“ Fahrtrichtung auf die Benutzungspflicht zu verzichten – das halte ich für etwas zu optimistisch.

    Immerhin werden die Unfälle nicht mehr verschwiegen und anhand der Unfall-Karte Karte von Köln (mit den schlampig gemachten bunten Punkten) auf velo2010.de könnte das Planungsamt plausibel eine Priorität in seine Projektliste bringen.
    Die Helmpropagande von Herrn Simon ist schon reichlich zum Kotzen, insgesamt tut die Polizei aber schon das, was man von ihr erwarten kann.

    Wirklich in die Zange genommen gehört die Politik, Vertreter aller Parteien, die in Anbetracht von Demoskopie, Schrott-Schulen, schlechter ÖPNV- und Radverkehrs-Infrastruktur immer noch „hübsche“ Sachen machen wollen wie unterirdische Glascontainer.
    Der Stadtrat macht es sich leicht, wenn er zum „Radfahrer-Stammtisch“ nur eine einzige sülzende Labertasche schickt.

    Als Bürger bist Du mit Sicherheit nie „auf Augenhöhe“. Halbwegs ernst genommen wirst Du allenfalls durch zwei, drei erfolgreiche Klagen bei Verwaltungsgerichten oder durch mediale Aufmerksamkeit (wie diesem Blog). Ich freu‘ mich jedenfalls über jeden Nadelstich, von dem Du uns hier wissen lässt. 🙂

  • 2 Roland Brühe // Nov 16, 2011 at 18:20

    Hallo Marco,

    danke für des Berichtes ersten Teil! Ich glaube, es ist sehr gut, dass gerade Du das Gespräch mit Herrn Simon gesucht hast. Und wie es aus den Zeilen durchklingt, war dies ja ganz gut gelaufen.

    Die Sache mit der „halbherzigen“ Einladung zur Velo2010-Sitzung scheint das aber zu konterkarieren. Insofern sehe ich es so wie mein Vorredner, dass man als Bürger wohl nicht „auf Augenhöhe“ mit Politikern, Polizisten oder Verwaltungsmitarbeitern wird sprechen können. Den Bürger in (Entscheidungs-)Prozesse einzubeziehen findet m.E. lediglich in PR-Aktionen statt oder dient der sozialen Befriedung. Ausschlaggebend wird des Bürgers Meinung sicherlich nie bzw. nur in den seltensten Fällen sein.

    Ich bin jedenfalls gespannt, im zweiten Teil von den „konkreten Maßnahmen“ zu lesen und welche Art von Mitarbeit dabei gefragt sein wird.

  • 3 Ulrike // Nov 17, 2011 at 13:13

    Ja, auf Teil 2 bin ich auch gespannt! 🙂
    Dein Engagement ist jedenfalls vorbildlich, hoffen wir, dass es zu etwas führt und wenn auch nur dazu, dass Politiker und Beamte wahrnehmen, dass es Bürger gibt, die einbezogen werden wollen.

  • 4 Wittig // Nov 18, 2011 at 00:17

    Wenn ich die Diskussion lese und wie stiefmütterlich abgeschoben Du bei den Herrschaften wirst….. Ich finde Köln fehlt ein unabhängiger Fahrradbeauftragter mit Kompetenzen, der ein Budget hat und wirklich frei ist in seiner Meinungsäußerung. Gibt es nicht ein Gremium, das einen unabhängigen Fahrradbeauftragten für Köln aufstellen und wählen kann !? (meine Stimme hättest Du!)
    Jeder behördliche Fahrradbeauftragte kann gar nicht anders als: wes Brot ich ess, des`Lied ich sing.
    (können wir da nicht mal voran machen?!)

  • 5 Michael // Nov 23, 2011 at 10:00

    Ein Nachtrag zu meinem ersten Kommentar:
    Die Legende der Unfall-Landkarte „mit den bunten Punkten“ (auf VELO2010.de) wurde inzwischen überarbeitet und ist nun eindeutig …und damit auch nicht mehr „schlampig gemacht“, wie ich oben behauptet hatte.

    Fazit: Die von der Polizei zur Verfügung gestellten Daten würden eine hinreichend gut belastbare Grundlage für die Straßenverkehrsbehörde, das Stadtplanungsamt und für die Politik bilden, um z.B. die Radweg-Benutzungspflicht für Linksradler auf Zweirichtungs-Radwegen aufzuheben, um verstärkt Tempo 30 anzuordnen oder um das Parken in der Zülpicher Straße zu untersagen.

    Liebe Grün-Weißen: Danke dafür.

  • 6 Köln kann kein Konzept! // Aug 27, 2015 at 11:21

    […] mich der damalige Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei Köln, Helmut Simon, eingeladen hatte, verhindern konnte– war er auch sehr euphorisch, Menschen „aus dem Volk“ dabei zu haben, Er sprach […]

Hinterlasse ein Kommentar