Kaum ist der Karneval vorbei, kann Köln wieder das machen, was es am besten kann: sich blamieren!
Heute fuhr ich von Köln-Mülheim aus, da wohne ich, den Auenweg entlang in Richtung Deutz. Am Auenweg wurde vor gar nicht langer Zeit, nämlich vor nicht einmal 1,5 Jahren, für viel Geld (1,82 Mio. Euro) der „Rheinboulevard Köln Mülheim“ fertiggestellt. Inclusive eines Geh- und Radweges in einer „Grünanlage“, der -vom Mülheimer Hafen aus- kurz vor der Zoobrücke im nichts (nämlich in einer Kurve vor einem Amüsierbetrieb, für Kraftfahrer unangekündigt, auf der Fahrbahn) endet. Das Geld brachte -selbstverständlich- nicht die Stadt Köln alleine auf, sondern sie ergaunerte bekam es, bis auf 20%, aus einem EU-Fonds, das Projekt nannte sich „Mülheim 2020„. Ich berichtete darüber. Schick gemacht das alles und es wurde sogar feierlich eröffnet. „Am 16. September 2014 eröffnete [der damalige] Oberbürgermeister Jürgen Roters gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs und Dr. Joachim Bauer die neue Grünanlage“, kann man hier nachlesen. Oder auch hier im Kölner Stadtanzeiger. Die Stadt Köln feiert sich natürlich auch noch.
Nun ja. „Ist doch toll! Was hat er denn jetzt zu meckern?“ Ach, so viel habe ich gar nicht zu meckern, ehrlich gesagt ist mir dieser Weg ziemlich egal (bis auf, daß man mit dem Geld wohl sinnvolleres hätte anstellen können), ich benutze dort mit dem Fahrrad eh die (sichere) Fahrbahn. Ich wundere mich nur, denn als ich dort heute entlang fuhr, sah ich aus den Augenwinkeln ein großes … Loch.
„Ein wenig komisch“, dachte ich mir. Nachdem man hier aufwendig Privatmenschen Land abgekauft hat (bzw., sie dazu gedrängt hat, es zu verkaufen – wenn ich mich recht erinnere, waren einige da gar nicht so begeistert) und mit großem Trara „etwas für Radfahrer“ gemacht hat, wird der Weg, der gefühlt erst kurze Zeit überhaupt existiert, wieder aufgebuddelt?
Ah, da steht es ja: „Hier baut die Rheinenergie eine Fernwärmeleitung. Bauzeit: März 2016 bis voraussichtlich Dezember 2016“. Na, dann hat der schöne (teure) Rheinboulevard ja immerhin 17 Monate lang eine Verbindung geschaffen.
13 Antworten bis jetzt ↓
1 Henning // Feb 17, 2016 at 20:12
Kann man da nicht mal Akteneinsicht fordern, seit wann die Rheinenergie da zu bauen plant bzw. seit wann die Verwaltung davon weiß? Von wegen #Steuerverschweindung und so…
2 Jochen G. // Feb 18, 2016 at 15:33
Hm und wo ist jetzt genau das oder ein Problem? Dank Baustelle dürfen alle legal auf der Fahrbahn Radfahren und die Wiederherstellung des Weges hat ja wohl die Rheinenergie zu bezahlen. Oder sehe ich das falsch?
3 Marco // Feb 18, 2016 at 23:50
Jein. Auf der anderen Straßenseite gibt es auf dem Hochboard einen Weg mit VZ240 in beide Richtungen (meinen die zumindest 😉 ). Geht dann durch eine fiese Zickzackkurve und endet irgendwo vor der Messe (links zu schmal an nem Kreisverkehr vorbei) im Chaos, weswegen ich das nie benutze. Die Zuführung vom Boulevard auf diesen Weg ist jetzt schon diletantisch: zu steile Rampe, Querung ohne Querungshilfe, aber Hauptsache die Radfahrer sind „von der Straße“ (trotzdem da mittlerweile Tempo 30 ist).
Mir geht es darum, daß sich hier einerseits bei der Eröffnung selbst gefeiert wird, eine Menge (geschenktes) Geld verpulvert wird (mit der Begründung „wir machen was für Radfahrer“), was man wesentlich besser hätte anlegen können (da gab es sogar eine Bürgerinitiative mit sehr guten Ideen) und nach kurzer Zeit wieder umgebuddelt wird. Ich dokumentiere das mit diesem Artikel, mehr nicht. Ob die Rheinenergie da ohne die vorherige Maßnahme (das war ja alles Privatgrund) überhaupt hätte Buddeln können, weiß ich nicht. Aber ich blogge ja über Radverkehr und nicht über Klüngel (obwohl das oftmals das gleiche ist)
4 norbert // Feb 18, 2016 at 21:12
Normaleweise gibt es bei geförderten Maßnahmen eine Veränderungssperre für einen gewissen Zeitraum, d.h. es dürfen keine Baumaßnahmen an den neuen Straßen und Wegen durchgeführt werden. Ansonsten sind die Fördermittel zurück zu zahlen. Vielleicht sollte man da mal nachbohren.
5 Timovic // Feb 18, 2016 at 21:23
Das rappelige Betonpflaster war der neue Radweg?
6 Karl Kreidbaum // Feb 18, 2016 at 23:36
Benutzungspflichtige Radwege dürfen nur angeordnet werden, wenn eine besondere Gefahrenlage das erfordert. Nach der RSA (Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen) soll bei Baustellen dem Radverkehr besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wenn die Stadt Köln wiederholt zulässt, dass keine den Radverkehr betreffenden Maßnahmen bei Bauarbeiten auf dem Radweg gemacht werden und der Radverkehr dann auf die Fahrbahn muss ohne dass es dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, dann kann man doch schließen, dass es so schlimm auf der Fahrbahn für die Radfahrer auch nicht sein kann und die Voraussetzung für die Benutzungspflicht nicht gegeben ist, oder?
7 Felix Weinwart // Feb 19, 2016 at 14:52
Obwohl es auf den ersten Blick nicht einleuchtet, ist es vernünftig sich bei Baumaßnahmen seitens der Stadt nicht mit der RheinEnergie, NetCologne, der Telekom etc abzusprechen.
Denn in dem Augenblick, wo das passiert, würde aus einem lediglich kompliziertem ein komplexes System, dessen Management nicht mehr zu leisten ist, und das in steter Gefahr schwebt stadtweit zusammenzubrechen, sofern nicht alle Beteiligten alle Zeitpläne einhalten können.
Ganz abgesehen davon, dass sich verschiedene Zeithorizonte nur schlecht unter einem Hut bringen lassen: Wie, Sie wollen da Glasfaser legen? Nee, das geht erst in 2020, wir haben doch gerade erst die Kanalisation gemacht! Wie, Förderung für den Radweg gibt es nur bis 2014? Aber 2016 baut da ja schon die Rheinenergie, dann würde das ja alles wieder aufgebuddelt!
Wenn jeder für sich sein Ding macht, kommt es zwar zu Friktionen und seltsamen Konstellationen (heute gebaut, morgen aufgerissen), aber im großen und ganzen kriegt man nur so Dinge getan.
8 Münsterland-Radler // Mrz 2, 2016 at 08:22
@Karl Kreidbaum:
„Benutzungspflichtige Radwege dürfen nur angeordnet werden, wenn eine besondere Gefahrenlage das erfordert.“
Diese Behauptung findet man immer wieder. Da aber Radwege von Radfahrern grundsätzlich benutzt werden müssen, sofern sie vorhanden sind, geht es hier lediglich um den Hinweis (!) auf die ohnehin geltende Benutzungspflicht durch die Behörde.
Eine „besondere Gefahrenlage“ ist bereits grundsätzlich gegeben, wenn auf der Fahrbahn Kfz-Verkehr mit mehr als 20 km/h zugelassen wurde, und insbesondere bei viel Verkehr (30 Kfz/h oder sogar mehr), denn dann ist es dringend zur Ordnung notwendig.
Die Voraussetzungen für eine Benutzungspflicht sind grundsätzlich gegeben. (Gründe sollte man eher, wenn überhaupt, für eine Aufhebung suchen.)
Wie Sie richtig feststellen, ist es bei sonst vorhandener Benutzungspflicht des Radweges völlig unverantwortlich, fahrlässig Fahrräder auf die Fahrbahn zu lassen. Was hier genau geschehen ist, lässt sich dem Artikel leider nur vage entnehmen, vermutlich ein gemeinsamer Geh- und Radweg auf der anderen Straßenseite. Sollte dieses der Fall sein, so ist für die Radfahrer die Sicherheit weiterhin gewährleistet. Wenn nicht, so müsste man die Straße Baustellen bedingt für Radfahrer sperren und für eine vernünftige Umleitung, die deutlich erkennbar und ohne Unterbrechung ausgeschildert ist, für Radfahrer sorgen.
Grüße aus Münster
9 Marco // Mrz 2, 2016 at 09:29
Sie sollten lesen lernen. Udn wenn Sie das können, dann wagen Sie sich an die StVO §2 nebts allen dazugehörigen Regelwerken.
@Karl: ich bin mir sicher, der trollt nur, seine Ausführungen sind defintiv keine lange Antwort wert.
10 Richard // Mrz 2, 2016 at 23:28
Als ich die Baustelle gesehen hatte, war mir klar geworden, wieso die Asphaltdecke so „provisorisch“ aussah. DAS ist der Grund.
Ist nur zu hoffen, dass der Weg nach der Rohrverlegung wieder schön hergerichtet wird und weiter ausgebaut wird.
11 somlu1968 // Apr 1, 2016 at 12:55
Ich bin vergangenen Samstag den Auenweg Richtung Mülheim gefahren, als mich meine Freundin darauf aufmerksam machte, dass ich auf dem Bordstein fahren muss, konnte ich das nicht glauben. Aber tatsächlich Fußgänger*innen und Radfahrende müssen den eh nicht sehr breiten Bordstein in beide Richtungen benutzen. Was wirklich sehr nervig ist, vor allem an solchen Samstagen, wenn das Wetter schön ist, da sind dann viele Leute unterwegs.
Ich verstehe das nicht, ja, es gab dort einen tötlichen Unfall aufgrund von Raserschweinen, die da Rennen veranstaltet haben aber das ist da ja nicht die Regel und vor solchen Rasern schützt auch der Bordstein nicht.
Am Kreisel vor der Einfahrt zu Messe parkte dann auch noch eine Capriodose mit Inhalt.
@Richard, das mit der Herrichtung wird, wie in Köln so oft, ungefähr so laufen: Erstmal gibts ne holprige provisorische Alsphaltdecke, dann wird die mehrfach aufgerissen, weil irdw. da außerdem verlegt werden muss. Dann werden nach ungefähr 3 weiteren Jahren die Bauarbeiten zur Herrichtung der Strecke angefangen und das dauert dann auch wieder insgeamt 3 Jahre.
Und so lange müssen wir uns, sofern wir den Auenweg nutzen, gemeinsam mit Fußgänger*innen und allen entgegenkommenden, den dafür zu schmalen Bordstein verwenden.
(Und dann wird endlich die Radwegebenutzungspflicht entgültig aufgehoben, weil keine Rasereien mehr stattfinden, die Straße als ungefährlich eingestuft und der Radweg wieder weggerissen – was wieder zu einer behindernden Baustelle führen wird – usw. usf…. ) .)
12 somlu1968 // Apr 1, 2016 at 12:57
PS. natürlich fuhr weder auf dem Hin- noch auf dem Rückweg auch nur ein Rad auf der Straße, wir auch nicht, ich musste auf meine Freundin Rücksicht nehmen, die sich auf der Straße sehr unsicher fühlt.
13 Thomas // Aug 9, 2018 at 11:56
„Inclusive eines Geh- und Radweges in einer „Grünanlage“, der -vom Mülheimer Hafen aus- kurz vor der Zoobrücke im nichts (nämlich in einer Kurve vor einem Amüsierbetrieb, für Kraftfahrer unangekündigt, auf der Fahrbahn) endet.“
Hab nach dem tödlichen Unfall ( E-Bike Fahrer) unter der Rodenkirchener Brücke den Fahrradbeauftragten der Stadt Köln angeschrieben ( vor ca. 3 Wochen) und auf diese immer noch unverändert vorhandene Gefahrenstelle hingewiesen. Bisher ohne irgendeine Reaktion. Bin gespannt… .
Hinterlasse ein Kommentar