Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Eilmeldung: Stadt Köln bleibt „fußgänger- und fahrradfreundlich“!

Dezember 4th, 2014 · 23 Kommentare

Was sich wie eine Meldung aus dem Postillon anhört, ist tatsächlich ernst gemeint: Die Stadt Köln bleibt „fußgänger- und fahrradfreundlich“! So berichten es die „Köln-Nachrichten“ und zeigen ein Foto mit vier grinsenden Menschen:

screenshot-köln-nachrichten

(screenshot koeln-nachrichten.de)

 

Die „Kölner Repräsentanten“ sind Jürgen Möllers, unser „Fahrradbeauftragter“ (2. v.R.) und der Dezernent für Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Verkehr, Franz-Josef Höing (2. v.L.). Bei ihm hatte ich mich vor ein paar Wochen über den Leiter des Amts für  Straßen und Verkehrstechnik, Klaus Harzendorf, beschwert, der u.a. meine Rechte nach IFG NRW mißachtete, was in seinem Amt regelmäßig vorkommt. Herr Höing ließ die (negative) Antwort auf meine Beschwerde gleich in Harzensdorfs Amt selbst schreiben. Sowas nennt sich in Köln Klüngel und was in der schönsten (und wahrscheinlich fahrradfreundlichsten!) Stadt Deutschlands funktioniert, das wird auch mit der agfs funktionieren: die Mitglieder zahlen ja schließlich Beiträge und auf den Beitrag der größten Stadt NRWs kann und will man sicherlich nicht verzichten. Da ernennt man lieber die Stadt Marl zum Bauernopfer und schließt sie aus der agfs aus. Immerhin: dort haben sich gar „Experten aufs Rad geschwungen“, um „sich ein Bild von der Radverkehrssituation in Marl zu machen“. Aber: beim letzten Fahrradklimatest des adfc hat Marl mit einer Gesamtbewertung von 3,98 („ausreichend“) tatsächlich ein klein wenig besser abgeschnitten als Köln (Gesamtbewertung 4,27 – das ist also ganz knapp vor „mangelhaft“). Beide Bewertungen sind weit entfernt von gut und somit auch vom Attribut „fahrradfreundlich„, würde ich sagen.

Ich habe keine Ahnung, wo die „Experten“ der agfs sich in Köln „aufs Rad geschwungen“ haben, um Köln auf „Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit“ zu testen – vielleicht haben Möllers und Höing das auf kölsche Art ja einfach am Schreibtisch oder auf einer Kappensitzung geklärt. Wie „freundlich“ man in der autogerechten Stadt Köln mit dem Fahrrad wirklich unterwegs ist, liest man in diesem und in den Nachbarblogs ja regelmäßig, sollte man nicht persönlich in die Vorzüge unserer „phantastischen“ Radverkehrsinfrastruktur kommen dürfen, können oder …. wollen.

Das Timing für die gestrige Meldung  war indes perfekt! Im quasi gleichen Atemzug wurde nämlich gemeldet, daß man mitten in der Kölner Innenstadt, am Kümpchenshof, mit den Stimmen von SPD, Grünen und CDU (den drei Kölner Autoparteien) eine fünfte (!) Kfz-Spur einrichten wird, anstatt auch nur irgendetwas für die dort mehr als lächerliche und vor allem irreführende und gefährdende Radverkehrsinfrastruktur zu tun! Und der Radfahrer, der gestern in Ehrenfeld von einem LKW umgenietet übersehen wurde, war auch auf einer „fahrradfreundlichen“ Verkehrsanlage (benutzungspflichtig!) unterwegs:

Vorschlag an Herr Möllers und Herrn Höing: nehmen Sie zur nächsten Urkundenübergabe doch einfach mal die Angehörigen der Opfer Kölner Radverkehrsanlagen oder die Opfer selbst, so diese denn überlebt haben, mit. Mich würde interessieren, ob deren Grinsen dann genauso breit ist, wie Ihres! Und eine Kopie der Urkunde macht sich sicherlich an den Kölner Geisterrädern bestens!

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Tags: Allgemein · Fahrradbeauftragter · Kommunikation · Presse · Radwege

23 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Ralf // Dez 4, 2014 at 15:33

    Der AGFS NRW hat meinen Antrag nach dem IFG NRW auch ignoriert. Auf telefonische Nachfrage wollte man rund 300 Euro (mehrere Euro pro Seite!) für eine Kopie der Dokumente haben, die die Stadt Köln eingereicht hat, um eine fahrradfreundliche Stadt zu werden. Wenn ich es richtig verstanden habe, werden lediglich Dokumente eingereicht, in denen steht, was die Stadt für Radfahrer alles tun will. Einen Teil der Unterlagen habe ich hier. Es wurde so gut wie nichts umgesetzt oder die Ankündigungen waren so vage, dass sich nichts überprüfen lässt.

    PS: Der Link zum Presseartikel ist falsch. [Anm.: Danke für den Hinweis, ist korrigiert! Marco]

  • 2 siggi // Dez 4, 2014 at 16:54

    Köln ist fahrradfreundlich und keiner merkt es.
    So sind sie eben – immer bescheiden.

  • 3 Heinz // Dez 4, 2014 at 22:00

    Vielen Dank für den interessanten Artikel.

    @ Ralf: Die AGFS NRW e. V. ist keine staatliche Verwaltung, sondern ein eingetragener Verein. Fällt das überhaupt unters IFG?
    Drei Alternativen fallen mir ein:
    1. IFG-Anfrage bei der Stadt Köln
    2. Anfrage über eine im Rat oder einem Bezirksausschuss vertretene Fraktion stellen lassen – wird dann öffentlich im Ausschuss verhandelt und die Vorlage steht online. Da könnte sogar schon was stehen: Denn der Verlängerungsantrag wird ja in der Regel von der Politik in Auftrag gegeben. Such mal im Ratsinformationssystem nach der Vorlage zur Verlängerung. Könnte aber deutlich kürzer sein als der tatsächliche Verlängerungsantrag.
    3. Beim ADFC Köln anfragen – der hat den Verlängerungsantrag ja in jedem Falle bekommen, um dazu Stellung zu nehmen.

  • 4 josch // Dez 4, 2014 at 23:25

    Wenn ich mal wieder über das nicht enden wollende Versagertum Kölner Ämter und Instutionen Gefahr laufe depressiv zu werden, dann gehe ich entweder Mountainbiken oder höre mir Dietmar Wischmeyer „Köln Das Kackdorf“ (https://www.youtube.com/watch?v=/HHVyEvRgn2s) an.
    Kann ich nur empfehlen.

  • 5 Peter Zapp // Dez 5, 2014 at 11:30

    Die AGFS fördert die Selbstbestätigung und das gesellige Beisammensein nordrheinwestfälischer Fahrradbeauftragter.

    Die Zertifizierung soll Gebühren einbringen, mit denen Kosten der Veranstaltungen und der Selbstverwaltung bestritten werden, nicht etwa eine ernsthafte Hürde für zahlungsbereite Mitglieder darstellen. Dokumentationen werden zwar nicht amtlich geheimgehalten, aber durch weitere Gebühren wird die interessierte Öffentlichkeit von unangenehmen Nachfragen abgehalten.

  • 6 Karl Kreidbaum // Dez 5, 2014 at 13:13

    @Ralf: Es wäre einmal interessant, bei der Stadt Marl nachzufragen. Vorschlag für einen Musterbrief (erste Idee):

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    zu meiner großer Verwunderung habe ich als Kölner Radfahrer erfahren, dass die Stadt Marl nicht mehr als fahrradfreundlich eingestuft wurde, während Köln als fahrradfreundlich gewertet wird. Köln erlebe ich nicht als fahrradfreundlich, da es zu einen im Fahrradklimatest hinter Marl liegt, und zum anderen etliche Unfreundlichkeiten für Radfahrer mit sich bringt, von denen ich nur einige in der Anlage aufgelistet habe und von denen ich als Kölner ja auch hautnah betroffen bin. Daher möchte ich Sie bitten, mir die Begründung der AGFS für die Aberkennung von Marl als fahrradfreundliche Stadt zukommen zu lassen. So kann ich die Marler Verhältnisse mit den Kölner Verhältnissen vergleichen und Ihnen ggf. Argumente gegen die vermutlich zu Unrecht erfolgte Abstufung geben.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ralf …
    Anlagen: (Gut dokumentierte Mängelliste)
    ——————————-
    Idee: Marl kann jetzt zugunsten der Kölner Radfahrer aktiv werden. 🙂

  • 7 Jens2 // Dez 5, 2014 at 14:23

    @Karl Kreidbaum: Da ich beide Städte kenne, glaube ich nicht, dass Marl im Vergleich zu Köln tatsächlich besonders gut dasteht. Da ist in den letzten Jahren bis Jahrzehnten einfach gar nichts mehr passiert. Das hat sicherlich auch mit der Geschichte zu tun – als in den 60er und 70er Jahren die Industrie im Ruhrgebiet florierte, war genug Geld da, etwa für den Bau von Radwegen oder z.B. auch für „Verkehrsplaner“, die später dann in Marl den „Ampelgriff“ entwickelt haben oder die „gleichberechtigten“ Fahrradpiktogramme (darauf war man in Marl lange sehr stolz: auf Radwegfurten wurden abwechselnd Fahrradpiktogramme mit und ohne Oberrohr angebracht, um „Herren-“ und „Damenräder“ zu symbolisieren). Kein Scherz!

    Heutzutage vergammeln die einst angelegten Radverkehrsanlagen jedenfalls und selbst die tiefste Schlaglochstrecke wird noch mit Zeichen Z241 (oder wenn’s eng wird auch 240) ausgeschildert. Gerne angewandt wurde auch die Beschilderung mit Zeichen 241 auf beiden Seiten in beide Richtungen (mal nach „Marler Landrecht“ googeln). Auch bei Neubauten wurde die bisherige „Linie“ des „Radkehrverkehr mal links, mal rechts, mal mit Zeichen 240, mal 241“ beibehalten. Sprich, der absolute Horror. Und die Bevölkerung goutiert das auch noch! Kann man z.B. in diesem Artikel aus der Marler Zeitung nachlesen (bzw. auch die dazugehörigen Artikel zum gleichen Thema beachten): http://www.marler-zeitung.de/staedte/marl/45770-Marl~/Breddenkampstrasse-Buerger-haengen-an-ihren-Radwegen;art996,1436069
    Oder noch so ein Klassiker: http://www.marler-zeitung.de/staedte/marl/45770-Sinsen~/Neues-Schild-fuer-Einmuendung-an-der-Lipperrandstrasse-Mehr-Sicherheit-fuer-Radfahrer;art996,1353153

  • 8 Elmar // Dez 5, 2014 at 15:31

    Köln ist fahrradfreundlich! Habe mit meinem Fahrrad gesprochen, das mir das bestätigte. Kann aber noch verbessert werden, meinte es weiter.

    Zu Radfahrern ist Köln nicht freundlich! Aber das war auch gar nicht gefragt.

  • 9 Karl Kreidbaum // Dez 5, 2014 at 20:03

    Daraufhin habe ich mein Fahrrad gefragt. Als es dann von den Wurzelaufbrüchen auf den Radwegen auf der Militärringstraße, für die das Land NRW zuständig ist, und den Wurzelaufbrüchen auf der Mathias-Brüggenstraße sprach, für die die Stadt Köln zuständig ist, fing es an zu weinen und war traurig, dass es dort nicht auf die Fahrbahn darf, wo ihm nicht so weh getan wird.

  • 10 Peter Zapp // Dez 8, 2014 at 09:33

    @jens2

    Unbedarfte, ungeübte Radfahrer fühlen sich auf Radwegen sicher. Das sind leider die gleichen, die auf ihr Recht bauend dicht an parkenden Autos vorbeifahren, ohne lästigen Schulterblick Querstrassen oder Abbiegespuren kreuzen. Und dabei gelegentlich von gleichermaßen rücksichtslosen wie überforderten Autofahrern „abgeschossen“ werden.

  • 11 Finn Engel // Dez 8, 2014 at 13:54

    Ich bin echt erstaunt. Ist die Stadt tatsächlich nicht farhadfreundlich??? Ich habe immer gedacht, an dem Radverkehr in der Stdt nichts auszusetzen ist. Ich habe selbst meinem Mitarbeitern vorgeschlagen, statt mit dem Auto zur Arbeit zu kommen, lieber mit dem Rad den Weg zurückzulegen. Ich habe irgendwo in einem Fachmagazin für Buisnessmänner gelesen, dass körperliche Anstrengung vor der Arbeit die Leistung steigert. Mehr Sauerstoff, mehr Leistung.Für alle Mitarbeiter, die daran teilgenommen haben, wurde eine Prämie vorgesehen. Nach 3 Wochen haben die aber gestreikt, sich bei mir beschwert, dass das Radfahren in der Stadt gefählich ist und die verzichten auf die Prämie…. Anfangs habe ich echt gedacht, dass die einfach zu faul sind. Einer Mitarbeiter hat mich aber auf den Artikel hier verwiesen, der mir die Augen geöffnet hat. Ich finde es wirklich schade.

    Finn

  • 12 Holger // Dez 9, 2014 at 10:19

    Klar ist die Stadt „Fahrrad“-freundlich.

    Im Radio wurde hervorgehoben, dass man in Köln sein Rad in der KVB mitnehmen darf!

    Das ist doch mal nett, oder?

    Im VRR ist das zu den Hauptverkehrszeiten nämlich verboten. Dass es unglaublich teuer ist wurde allerdings nicht erwäht.

    P.S.: In den Nahverkehrszügen in RLP ist Fahrradmitnahme kostenlos!

  • 13 Norbert // Dez 10, 2014 at 21:47

    > m VRR ist das zu den Hauptverkehrszeiten nämlich verboten.

    Wer sagt das bzw. wo steht denn soetwas?

  • 14 Holger // Dez 11, 2014 at 10:25

    @Norbert: Google, Bing …
    http://www.duisburg.de/micro2/fahrradportal/oepnv/mitnahme/bereich1.php

    Fahrradmitnahme in den Zügen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR)

    Grundsätzlich können Sie während der folgenden Zeiten ein Fahrrad mitnehmen:

    VRR-Nahverkehrszüge mit Gepäckwagen / Gepäckabteil: Fahrradmitnahme möglich von Betriebsbeginn bis Betriebsschluss
    S-Bahnen, RegionalExpresse (RE), RegionalBahnen (RB) und sonstige VRR-Nahverkehrszüge ohne Gepäckwagen / Gepäckabteil:
    Mo – Fr: außer von 6.30 – 9.00 Uhr ganztägig
    Sa, So, Feiertag: ganztägig
    U-/Stadtbahnen, Straßenbahnen und Busse:
    Mo – Fr: von 9.00 Uhr bis Betriebsschluss
    Sa, So, Feiertag: ganztägig

    Das von 6.30-9.00 Uhr steht auch in den Waggons der S6. Sonst wüsste ich das nicht.

    Wer also vor 9 irgendwo hin muss, kann also Pech haben

  • 15 Frank // Dez 16, 2014 at 15:48

    Hi, natürlich ist Köln fahrrad-unfreundlich und wird auch beim kommenden Klimatest wieder ziemlich weit hinten landen. Aber das nur auf die Verwaltung zu schieben, damit macht man es sich m. E. zu einfach.

    Mir scheint, dass zu viele Fahrradaktivisten es sich darin bequem gemacht haben, gegen eine Radwegebenutzungspflicht zu wettern, anstatt für eine bessere Radinfrastruktur zu kämpfen.

    Wer nur die Demontage von Schildern fordert, wird auch nur das bekommen. Damit wird man als Aktivist zu einem Teil der ganz großen Koalition, die Radfahrer am liebsten nur sonntags fahren sehen wollen: Die Planer brauchen keine Ideen zu entwickeln, die Verwaltung braucht kein Geld ausgeben, die Politik muss keine Entscheidungen fällen und die Aktivisten müssen sich das bisschen Infrastruktur, das es gibt, nicht mit anderen teilen.

    Ruckzuck sind wir dann wieder da, wo wir in den 70ern losgefahren sind: eine Stadt ohne Radverkehrsanlagen, heute aber mit zig mal so vielen Autos.

    Wo sind denn die Lobbyisten, die sich *für* bessere Radwege einsetzen, *für* eine Radinfrastruktur, die den Namen auch verdient, und nicht nur Farbe auf der Straße ist? Ich sehe nur einen ADFC, der das Wort „Radweg“ aus seinem Grundsatzprogramm entfernt hat und einen fast schon pathologischen Hass auf Radwege pflegt. Dabei sieht man 100 Kilometer weiter westlich, dass sie funktionieren können, vergleichsweise sicher sein können und akzeptiert werden. Man muss es aber auch wollen, und das sehe ich in Deutschland nicht mehr – auch nicht bei der „Lobby“.

    So, jetzt könnt ihr mich verhauen.

  • 16 Marco // Dez 16, 2014 at 15:56

    Richtig, Frank. Aktivisten müssen sich FÜR etwas einsetzen! In Köln sollte das heißen: (breite) Fußwege (nur!!) für Fußgänger, Nachrang UND Tempo 30 (!) für Krfatfahrzeuge, was ausnahmslos kontrolliert (!!) und sanktioniert (!!!) werden muss, auf allen Fahrbahnen, auf denen Radfahrer sicher (!!!) vorwärts kommen. Kfz raus aus den Innenstädten, LKW sowieso.
    Muss ich wie in Maastricht oder Venlo Fahrrad fahren, nämlich in einem Ghetto, wo man dann auch noch brutalst zusammengehupt und weggedrängt wird, wenn man es verlässt, dann werde ich mir ein Auto kaufen.

    *Ich* zumindest sehe mich übrigens nicht als „Lobby“.

  • 17 Karl Kreidbaum // Dez 16, 2014 at 22:28

    Frank, die Unfallforschung zeigt, dass Sichtbeziehungen besonders wichtig sind. Diese sind nun einmal auf der Fahrbahn besser als auf einem Radweg hinter parkenden Kfz. Die häufigsten Unfälle zwischen Fahrrädern und Kfz mit Schuld beim Kfz sind Abbiegeunfälle. Ebenfalls häufig sind Unfälle (mit Schuld beim Kfz) durch sich unachtsam öffnende Autotüren. Deshalb möchte ich ganz einfach da fahren, wo ich am besten gesehen werde und die Wahrscheinlichkeit von Abbiegeunfällen reduziert ist, und wo ich verhindern kann, in der Nähe von sich plötzlich öffnenden Autotüren fahren zu müssen. Das ist in der Regel leider nicht der Radweg.

    Hilfreich ist vielleicht auch
    http://www.jena.de/fm/41/verkehrsregeln-diplomarbeit.195095.pdf
    Kapitel 1.4 Historischer Rückblick der Entwicklung von Verkehrsregeln und Infrastruktur für den Radverkehr

    Kfz werden in der Regel als potentielle Gefahren für Radfahrer gesehen. Inzwischen sehe ich sie teilweise – ich betone teilweise!!! – auch als Beschützer der Radfahrer. Wo die Kfz fahren, verstehen die Menschen , dass dort Fahrzeuge fahren. Niemand führt dort seinen Hund aus, Fußgänger machen keine gefährlichen Manöver, andere Radfahrer treten nicht als Geisterradler in Erscheinung, kaum jemand parkt dort, ich habe also freiere Bahn und brauche keine gefährlichen Ausweichmanöver zu machen. Im Winter wird der Schnee zu Matsch zerfahren oder zu einer festen Schneedecke. Das ist ein Sicherheitsdienst der Kfz, den ich durchaus schätze. Mein Dankeschön: Ich vereinfache den Kfz die Parkplatzsuche, ich brauche ja fast nichts im Vergleich zu denen und da sie oft neben mich passen, müssen sie nicht hinter mich und kommen schneller vorwärts. Manch einer hat sicherlich noch die Ampel passieren können, einfach weil ich nur wenig Platz brauche. (Um Missverständnisse zu vermeiden: Sicherheitsabstände beim schnellen Überholen müssen schon sein, und die erzwinge ich auch.) Das gilt natürlich nicht, wenn alles verbaut ist.
    Um mich einschätzen zu können: Ich fahre im Prinzip ein „muskelbetriebenes Mofa „und gehöre dann auch dahin, wo Mofas eben hingehören.

  • 18 siggi // Dez 17, 2014 at 00:00

    @Karl Kreidbaum
    ein muskelbetriebenes Mofa heißt dann aber nicht Mofa, sondern Mufa.

    @Frank
    von mir aus braucht man kein Geld für eine Radinfrastruktur ausgeben. Radverkehrsförderung klingt für mich jedesmal wie eine Drohung und meistens bewahrheitet sich das auch.
    Dort wo Autos fahren können komme ich mit meinem Rad wunderbar zurecht. Da muss nichts für Radfahrer zusätzlich gebaut werden.
    http://www.siggis-seiten.de/DE-Rad.jpg

  • 19 R.H. // Dez 17, 2014 at 01:52

    Maastricht ist nicht typisch für die Niederlande. Zwar wird da wie andernorts in NL beim Bau von Verkehrsflächen separiert, aber es gibt schon auch merkwürdige Verkehrsführungen. Diese Separation führt, jedenfalls in Limburg zu einer auffälligen Intoleranz des mIV gegenüber den Radfahrern auf der Straße. Wer mal mit dem Rad in Valkenburg und Umgebung unterwegs war, weiß, was gemeint ist. Wegen der deutlich höheren Anzahl der Radfahrer wird dort, wenn kein separater Radweg vorhanden ist, extrem dicht überholt. Der Unterschied ist, niemand regt sich auf. Man könnte meinen, alle sind/waren Rennfahrer und wissen, wie man im Feld fährt. (Und ist die Lücke noch so klein, ein Vorderrad passt immer rein)

  • 20 Frank // Dez 18, 2014 at 17:50

    Hallo,

    auch wenn der ADFC immer mal wieder das Gegenteil behauptet, sind die Niederlande und Dänemark doch die sichersten Länder für Radfahrer (man kommt dort am weitesten, ohne totgefahren zu werden). Deutschland liegt gar nicht mal allzu weit dahinter, vergleicht man es mit Großbritannien oder den USA, siehe diese Rutgers-Studie: http://policy.rutgers.edu/faculty/pucher/Irresistible.pdf

    Ein markanter Unterschied zwischen den genannten sind offensichtlich die Radwege: Davon gibt es in D, DK und NL relativ viele, in GB und US nur wenige. Auch in GB werden aber Radfahrer Opfer von „Lorries“. Es braucht leider keinen Radweg, um unter die Räder zu kommen.

    Zurück in Köln: Am Gürtel oder auf der Inneren kann man auch Radwege auch weglassen – dann werden viele Leute dort einfach nicht mehr fahren. Klar, wir Verrückten lassen uns nicht abschrecken, aber ohne Radwege gibt es neben solchen Straßen einfach gar keinen allgemeinen Radverkehr mehr, Punkt.

    Tempolimits helfen bei Abbiegeunfällen überhaupt nichts, die finden i. A. bei Schrittempo statt. Stattdessen wären ggf. Maßnahmen wie Rundum-Grün angebracht, auf jeden Fall aber eine übersichtliche Radwegführung am Knotenpunkt, sprich: spitze Winkel zwischen Verkehrssorten müssen in stumpfe Winkel umgewandelt werden, große Abbiegeradien für Kfz, das ganze Vokabular halt. (Beispiele zuhauf bei Bicycle Dutch oder Dave Hembrow)

    Gute Sichtbeziehungen sind natürlich essenziell, und zwar auch aus Perspektive der Radfahrer gesehen: Auch ich habe einen toten Winkel, und zwar hinter mir. Gute Sicht geht aber durchaus auch mit Radweg. Den Glauben, Radfahrer wären auf der Straße automatisch besser sichtbar, teile ich nicht. (Und bin auch da mit den Kölner Planern vom Büro VIA *nicht* einer Meinung.)

    Wie gesagt, da waren wir schon 1975. Vergleicht man die Radler-Unfallzahlen von damals mit denen heute (sehr aufschlussreich auch am Beispiel Holland), dann wird vielleicht klar, warum eine radweglose Welt in meinen Augen nicht wieder die Zukunft sein kann.

  • 21 Budnikowski // Dez 19, 2014 at 22:09

    @Frank
    Bitte nicht Korrelation mit Kausalität verwechseln, und auch nicht Ursache und Wirkung.

    Das britische Verkehrsministerium nennt drei Hauptursachen für Fahrradunfälle im UK: 1. Kreuzungsunfälle mit abbiegendem Gegenverkehr, 2. Unfälle beim Einfahren in die Fahrbahn durch Kinder und 3. radwegetypische Tote-Winkel-Unfälle mit abbiegenden LKW im durchaus radwege-reichen Groß-London.

    Unfälle im Überholverkehr (also solche, bei denen allein Radwege überhaupt irgendwie nützlich sein könnten) werden mangels Bedeutung von dem Bericht gar nicht erst erwähnt, obwohl diese doch nach der Philosophie der Radwegfreunde im insgesamt noch recht radweg-armen Britannien die absolut dominierende Unfallursache sein müsste. Komisch, nicht wahr?

    Was den Vergleich mit 1975 anbetrifft: Anfang der Siebziger-Jahre wurden bekanntermaßen nicht nur Radfahrer getötet, sondern es fand allgemein ein wahres Blutbad im Straßenverkehr statt. Wenn Radfahrer heute nicht durch den immer mehr zunehmenden Zwang zum Radwegfahren zunehmend gefährdet würden, dann könnten sie -wie die Kraftfahrer auch- in vollem Umfang von der verbesserten Verkehrssicherheit profitieren. So aber werden die positiven Effekte von Alkohol-Kontrollen, Tempolimits, Flens-Punkten, Intensivmedizin, Ampelanlagen, Linksabbiegerspuren, Fahrbahnverbreiterungen, Stufenführerschein etc. mindestens teilweise wieder zunichte gemacht. Eine Abschaffung der Radwege würde jedenfalls definitiv nicht di Rückkehr nach 1975 bedeuten.

  • 22 Piet Pelle op zijn Gazelle // Jan 18, 2015 at 16:41

    Ein Selbstbeweihräucherungsverein vergibt Auszeichnungen an seine Mitglieder und diese freuen sich natürlich über den Erhalt der Urkunde. So als ob Burger King seine Kreationen eigenhändig krönen würde.
    Die Nutzer bzw. Kunden und Finanzierer ihrer Hinterlassenschaften in der Rheinmetropole sind wahrscheinlich anderer Meinung über das Siegel „fahrradfreundliche Stadt“ – man schaue mal eben in den jüngssten Fahrradklimatest des ADFC oder radle vom Aachener Weiher zur Kapelle in Kalk.

  • 23 Hatto // Mai 21, 2016 at 09:56

    Auch wenn der Blogeintrag schon älter ist: Der Link zum ADFC-Fahrradklimatest funktioniert nicht; eine neuere Version ist hier: http://www.adfc.de/fahrradklima-test/ergebnisse/adfc-fahrradklima-test-2014—die-ergebnisse

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