Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Sprachlos!

März 9th, 2010 · 13 Kommentare

Eigentlich kann ich ganz gut und viel reden und es passiert nicht oft, daß ich wirklich sprachlos bin. Einen dieser seltenen Momente hatte ich heute. Lest diesen Artikel mal bis zum Ende, es lohnt sich!

Meine Meinung zu Bauarbeite(r)n, bzw. Baustellen und (Rad)Verkehrsregeln habe ich schon öfters erläutert. Ein paar Beispiele aus den letzten Tagen, die ich „im Vorbeifahren“ gesehen habe, möchte ich hier erwähnen. Ich hatte es übrigens so verstanden, daß das Amt für Straßen- und Verkehrstechnik Baustellen durchaus abnimmt und oftmals sogar mit den ausführenden Firmen „in Kontakt“ steht. Hier wohl nicht:

Butzweiler Straße in Köln-Longerich (Richtung MMC/IKEA)

Die Jungs von der Butzweiler Straße


Diese Männer haben in der letzten Woche an mehreren Tagen Bohrungen oder ähnliches vorgenommen. Selbstverständlich haben sie ihre Fahrzeuge dort abgestellt, wo es den „Verkehr“ am wenigsten stört: auf dem (benutzungspflichtigen) „Radweg“. Und selbstverständlich haben sie es nicht für nötig gehalten, den versperrten Weg ordnungsgemäß zu sichern und zu beschildern oder den Radverkehr gar umzuleiten. Nicht falsch verstehen, ich freue mich über jede Gelegenheit, einen „Radweg“ nicht benutzen zu müssen, leider ist der Bordstein mir da zu hoch, um einfach auf die Fahrbahn zu wechseln. Nur eines von vielen Beispielen, das aufzeigt, welche Bedeutung Radverkehr in Köln üblicherweise hat.

Baustellenfahrzeuge Butzweiler Strasse


Siegburger Straße in Köln-Deutz aus Poll in Richtung Deutzer Bahnhof

Baustelle Siegburger Strasse

Das ist eine typische Kölner „Radweg“-Baustelle ohne Schild, Umleitung oder ähnliches. Darüber würde ich sonst eigentlich kaum noch ein Wort verlieren. Der eigentliche Horror kommt erst hinter der Baustelle, denn aus der Gegenrichtung (die nicht für den Radverkehr freigegeben ist) sieht man folgende Verkehrslegasthenie:

Baustelle in Gegenrichtung


Zollstockgürtel aus Klettenberg kommend in Richtung Raderthal

Diese Baustelle und ihre Beschilderung ist das wahnwitzigste, das ich seit langem gesehen habe. Der „Radweg“ ist in Fahrtrichtung benutzungspflichtig (nicht linksseitig freigegeben) und damit das niemand vergisst, haben die Verkehrsplaner Bauarbeiter das nochmal ausgeschildert:

Beschilderung Zollstockgürtel

Nun weiß ich also, daß ich den „Radweg“ weiter benutzen muß, was allerdings wohl in einen Slalom um Baugruben, Bauarbeiter und diverse Fahrzeuge und Gerätschaften ausarten wird:

Baustelle Zollstockgürtel

Der Wahnsinn endet dann so, wie er angefangen hat, denn die Bauarbeiter haben mal eben den „Radweg“ mit ihrer abstrusen Schilderkombination in Gegenrichtung freigegeben:

Desaströse Beschilderung in Gegenrichtung

Ich war tatsächlich mal so frei, die Bauarbeiter nach ihrem Vorarbeiter zu fragen. Nach einigen verwirrten Blicken deutete man mit den Worten „Cheffe da!“ auf einen Herren in einem PKW. Freundlich fragte ich ihn, ob er, bzw. wer denn für den Schilderwald verantwortlich wäre. Irgendwie war derjenige „gerade nicht da“ und der Herr wußte -gelinde gesagt- überhaupt nicht, wovon ich sprach und schaute mich fast bemitleidenswert verwirrt an, als ich versuchte, ihm die Groteske der Beschilderung zu erläutern. Mein konstruktiver Vorschlag: demnächst die Verkehrsschilder einfach von den Kids des Kindergartens in der Nähe aufstellen lassen – die haben wenigstens (hoffentlich) mehr Phantasie!

Ich habe Amt für Straßen- und Verkehrstechnik und „Fahrradbeauftragten“ über die beiden sinnlos beschilderten Baustellen informiert, mit der Bitte um umgehende Klärung. Ich bin gespannt auf Antworten und werde berichten. Sollte einer meiner Leser die erwähnten Stellen passieren, bin ich um kurze Mitteilung dankbar, ich werde die Strecken in den nächsten Tagen vermutlich nicht befahren.

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Tags: Baustellen · Deutz · Radwege · Zollstock

13 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Highner // Mrz 10, 2010 at 09:01

    Ich werde mal vorbei schauen und Dir dann berichten.

    Highner

  • 2 Zweiradler // Mrz 10, 2010 at 17:38

    Die blauen Schilder mit der horizontalen Linie hat man wohl hauptsächlich aufgestellt, um zu signalisieren: „Vorsicht, hier wird es eng, ab jetzt sollen sich Radfahrer und Fußgänger den schmalen Weg teilen“. Welche Bedeutung diese Art der Beschilderung aber in Wirklichkeit hat, scheint den Verantwortlichen nicht bewusst gewesen zu sein. Sehr traurig.

  • 3 der_ub // Mrz 10, 2010 at 18:33

    Ergänzend: Venloer Straße in Höhe des neuen Burger Kind:
    von Pulheim kommend keine Chance gefahrlos zu passieren, von Köln aus kommend: kann man die zweispurige Straße nutzen!
    Alternative: via zweier Ampeln die Straßenseite wechseln.
    Den Fahrradbeauftragten hatte ich angeschrieben und er hatte
    1. bestätigt, dass er sich kümmert
    2. dass die Baufirma beauftragt werden den Missstand zu beheben
    Tatsächlich ist nichts geschehen.
    Baustellen in Köln sind definitiv in Greuel in Köln – und wie egal die Radfahrer sind wird immer deutlicher.

  • 4 Torsten // Mrz 11, 2010 at 15:48

    Juhu, die Bauarbeiter haben alle meinen „Kreativkurs Baustellenbeschilderung“ absolviert: http://www.rad-le.de/artikel/168-Kreativkurs-Baustellenbeschilderung.html

    😉

  • 5 der_ub // Mrz 11, 2010 at 17:00

    Zur besagten Baustelle an der Venloer Straße erhielt ich umgehend eine Mail vom Fahrradbeauftragten der Stadt Köln – und zwar aufgrund meines Kommentares hier.
    Das zeigt meines Erachtens zwei Dinge:
    1. er kümmert sich
    2. der Blog hier wird mit Interesse verfolgt
    Es gibt also mehr als Hoffnung.
    Die KVB büßt stark weiter an Vertrauen ein und die Lobby der Motorristen verliert an Boden. Irgendwann wird auch der Polizeipräsident feststellen müssen, dass es Sinn macht den gemeinen Radfahrer ernst zu nehmen, statt die Minderheit der Verkehrsrowdies ins Feld zu werfen.

  • 6 Marco // Mrz 12, 2010 at 13:48

    @ub: ja, dieser (und auch die anderen) Blog wird mittlerweile von „allen Seiten“ gelesen.

    Ich habe gestern (11.3.2010) Mittag, also ca. 1,5 Arbeitstage nachdem man meine Nachricht empfangen haben muß, eine Antwort vom (Büro des) „Fahrradbeauftragten“ bekommen. Darin bedankt man sich für meine „Hinweise und die gute Dokumentation“ (ich hatte u.a. hierhin verlinkt). Man habe „den Vorgang an die Kollegen weitergeleitet mit der Bitte um zügige Erledigung“ und werde mich „in Kenntnis setzen“.

    Immerhin.

    Bei der üblichen Geschwindigkeit, in der „die Kollegen“ arbeiten (siehe http://www.radfahren-in-koeln.de/2010/02/17/kolner-strassenverkehrsbehorde-reagiert-in-rekordzeit) sind die Baustellen vermutlich allerdings schon Geschichte, wenn sich da jemand raus bemüht.

  • 7 der_ub // Mrz 13, 2010 at 12:12

    Noch einmal Venloer Straße:
    man hat das Schild Radfahrrer / Fußgänger Radweg „ENDE“ ergänzt. Das kann es wohl nicht sein – denn man muss aus Pulheim kommend mittels Signalanlage die Straßenseite für 100 m wechseln und genauso wieder zurück – das dauert nicht nur sondern es ist auch eine vierspurige gefährliche Straße. Ich hatte eine Absperrung als Umleitung erwartet – aber den Herren von der Bauaufsicht ist auch hier alles egal.

  • 8 Marco // Mrz 14, 2010 at 22:50

    Beide Baustellen sind mittlerweile „bereinigt“, allerdings aus dem einfachen Grunde, weil die Bauarbeiten abgeschlossen wurden.

    Gibt aber genügend neuer Baustellen in Köln, die ähnlich besch…eiden ausgeschilderd sind. Schlimm!

  • 9 tadeusz vom bike-blog // Mrz 18, 2010 at 15:04

    Auch diese Fälle von Ignoranz und Verkehrsbehinderung sind bestens geeignet für
    http://www.mybikelane.com/
    So können wir solche Mißachtung des Radverkehrs am besten anprangern.

  • 10 Bitte melde Dich! // Mrz 24, 2010 at 11:17

    […] XHTML ← Sprachlos! […]

  • 11 alex // Mai 24, 2010 at 19:42

    ja das ist ja wirklich schlimm alles das hält man ja im kopf nicht aus sowas gemeines da rüber würd ich auch nen ganzen artikel schreiben, schlimm sowas die heutigen baustellen sind wirklich das letzte omg …. du hast auch gelitten oder ? trottel 😀

  • 12 Marco // Mai 24, 2010 at 22:06

    „alex“, lustig, daß Du unter einer e-mail Adresse @hans.de trollst und grad diese Domain einer Anwaltskanzlei gehört 🙂

    Deine IP-Adresse haben die jedenfalls schon mal 😉

  • 13 md // Jun 26, 2010 at 11:08

    was für ein kleingeist muss man sein, um sich darüber aufzuregen. wenn das horror sein soll: get bigger problems

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