Mit dem Fahrrad in und um Köln

Ein Watchblog für Kölner Radverkehrspolitik

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Spontane Umpflichtung

Februar 14th, 2011 · 8 Kommentare

Dass viele der (Rad)Verkehrsregeln von Bauarbeitern gemacht werden und die Beschilderungen entsprechend verkehrslegasthenisch ausfallen, ist ja nun schon seit längerem bekannt und wurde hier schön desöfteren behandelt. Dass das dann -besonders bei den Verantwortlichen- niemanden wirklich interessiert, auch.

Ein haarsträubendes Beispiel für Radverkehrsgefährdung findet sich derzeit auf der Rodenkirchener Straße am Ortseingang Hochkirchen, direkt an der Autobahnunterführung.

Dort baut die Stadt Köln unter dem Motto „wir bauen für Köln“ die Straßenentwässerung aus. Die Firma TrappInfra führt den Bau aus, dem Amt für Straßen und Verkehrstechnik obliegt die Bauüberwachung.

Straßenentwässerung

Von Rodenkirchen aus über die Friedrich-Ebert-Straße (eine Landstraße mit Tempo 70) kommend gibt es einen akzeptablen linksseitigen „Radweg“, der an der Kreuzung mit der Bonner Landstraße, also vor der Autobahnunterführung, endet. Danach ist zwar noch für ein paar Meter linksseitig unter der Autobahnbrücke (da wo jetzt gebaut wird) ein „Radweg“ mit Zeichen 240 ausgeschildert, dieser ist aber unzumutbar (führt durch Bushaltestelle, wird verschwenkt geführt, von Sträuchern zugewachsen und endet abrupt, ohne Möglichkeit sicher auf die Fahrbahn aufzufahren.). Ab dieser Stelle hat man nun rechtsseitig ein Zeichen 239 (Fußgänger) mit Zusatzschild „Radfahrer frei“ aufgestellt – obwohl sich der Sinn dieser Beschilderung nicht wirklich erschließt, ist dies soweit praktikabel, als daß man bei roter Ampel die Abkürzung über den Gehweg nehmen darf.

"Radfahrer frei"

Nach der Unterführung wird es dann allerdings skurril, denn dort fuhr ich bis jetzt immer -sicher!- auf der Fahrbahn. Seit den Bauarbeiten meinte aber „jemand“, ich führe mit dem Fahrrad sicherer auf dem Gehweg und widmete diesen flugs per Zeichen 240 zum gemeinsamen Geh- und „Radweg“ um:

Spontane Umwidmung!

Als gesetztestreuer Radfahrer müßte ich dort also nun eigentlich auf dem Gehweg fahren, bzw. das zumindest versuchen. Man erahnt die exorbitante Breite dieses Weges auf dem Foto bereits, noch spaßiger wird es dann nach ein paar Metern, wenn man schließlich bemerkt, daß den Anwohnern niemand gesagt hat, daß ihre Parkplätze jetzt keine mehr sind:

Parken auf dem "Radweg"

Bis zur nächsten Kreuzung parken also der aktuellen Beschilderung nach alle Fahrzeuge auf dem „Radweg“ – das kann eine ganze Menge sein, ich habe bis zu 14 PKW gezählt.

... noch mehr Radwegparker!

Das wäre doch sehr lustig, würde jemand auf die Idee kommen, diese Fahrzeuge abschleppen zu lassen, bzw. den Ordnungs- und Verkehrsdienst der Stadt Köln unter der Nummer 0221-22132000 zu informieren.

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Tags: Baustellen · Kölner Stadtteile · Radwege · Rodenkirchen

8 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Holger Müller // Feb. 14, 2011 at 12:36

    Dürften sie denn dort überhaupt auf dem Gehweg parken? Sowas ist im Allgemeinen doch auch schon seit Ende der 80er Jahre nicht mehr gestattet.

  • 2 Marco // Feb. 14, 2011 at 12:58

    O-Ton eines „Knöllchenschreibers“, den ich da mal in meiner Straße nach gefragt habe: „Solange man da mit nem Kinderwagen durchkommt, tolerieren wir das in Köln“.

  • 3 Holger Müller // Feb. 14, 2011 at 17:32

    Also handhaben die kölner Behörden Verstöße gegen den §12(4) der StVO bei Rad- und Gehwegen gleich. Wie soll man dann auch erwarten, dass sie sich an Verwaltungs- und/oder Sicherheitsvorschriften halten.

    Dann sollten sie sich aber auch nicht wundern, falls das die Bürger auch nicht mehr tun.

  • 4 cohn structa // Feb. 14, 2011 at 22:21

    mmmh zwei Herzen in meiner Brust.
    Auf dem Gehweg parken ist schlicht scheisse.
    Andererseits gibt es manchmal einfach keine wirklich bessere Lösung – Beispiel Schwerinstrasse in Nippes (und im Endeffekt alle Strassen zwischen Neusser und Niehler – wenn man auf dem Gehweg parkt, reicht der Parkraum mühsam für alle. Der Gehweg dann aber nur noch für eine Person – und den ominösen Kinderwagen.
    In Hochkirchen oder Rondorf haben die Anwohner dieser ewig langen Hauptstrasse eben nur die Möglichkeit halb auf den Gehweg oder ganz auf die Fahrbahn. Da das aber eine recht viel befahrene Strasse mit teils langen Bussen ist – wie soll das denn dann laufen ? Spätestens wenn der Bus auf OmmaOppaMercedes oder auf die VorortPanzer der Damen trifft, die ihre Kinder zur Superschule in Rondorf fahren müssen – spätestens dann ist Schluss.

  • 5 Marco // Feb. 15, 2011 at 10:36

    Nun, der Artikel richtet sich ja mitnichten gegen die dort parkenden Anwohner. Selbstverständlich habe auch ich was gegen auf dem Gehweg parkende PKW, aber an dieser Straße ist das für mich schon in Ordnung – sofern man nicht aus Dummheit da noch Radfahrer drüberschickt!
    Was die SuperDuperEliteschule in Rondorf angeht, habe ich schon seit es die gibt einen Artikel im Kopf – über die Muttis, die ihre schlauen Racker mit der 20 Liter-Karre natürlich direkt bis vor den Eingang fahren müssen. Da wurde nicht nur regelmäßig der „Radweg“ zugeparkt, sondern schlicht das Bankett kaputt gefahren und man hat darüber tatsächlich irgendwann kapituliert …

  • 6 Daddy // Feb. 20, 2011 at 17:51

    Man darf annehmen, das in der Praxis keine Verkehrsrechtlichen Anordnungen vorliegen und die Schilder damit Schein-Verwaltungsakte sind. Ich würde einfach mal den Chef der Baustelle fragen.

  • 7 Alfred Igel // Apr. 1, 2011 at 12:43

    Benutzung setzt Benutzbarkeit voraus. Insofern sollte die Wirkung dieses Schildes sich in Grenzen halten.

    Widersprechen/klagen kann man halt gerade mal.

    A. Igel

  • 8 Boris // Juli 20, 2011 at 09:40

    Hallo,

    für den Bezirk Rodenkirchen habe ich auch einen Aufreger: Das RheinRoxy!
    Jetzt fragt sich der ein oder andere, was hat das Ballermann-Schiff mit uns Radlern zu tun?!? Ich sage, eine ganze Menge, und zwar weil oberhalb der RR die Taxifahrer meinen Sie dürften dort auf dem Radweg parken. Meine zwei Anzeigen bei der Polizei haben irgendwie nix gebracht!
    Problematisch wurde es zweimal, als die wartenden Kutscher den Gehweg blockierten und meinten mich blöd anmachen zu müssen wieso ich denn auf dem Gehweg fahre!??

    Vielleicht weiß ja jemand ob es Sinn macht mit mehrere Radlern gleichzeitig eine entsprechende Anzeige abzugeben?

    Gruß
    Boris

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